Trauer um Peter Scholl-Latour.

Ende einer Legende: Der Journalist und Autor Peter Scholl-Latour ist mit 90 Jahren verstorben. Kulturstaatsministerin Monika Grütters nennt ihn “einen der letzten großen journalistischen Welterklärer”, Daniel Gerlach eine “leibhaftige Romanfigur”. ZDF-Intendant Thomas Bellut trauert: “Einen wie ihn wird es nicht mehr geben”. Seine Statur “erwuchs aus seinem Werk, nicht aus einem Netzwerk, wie es heute leider gang und gäbe ist”, krittelt Ulrich Wickert. Scholl-Latour hat in 64 Jahren als Journalist viel Weltpolitik erlebt und darüber berichtet: Er war saarländischer Regierungssprecher, Korrespondent der ARD in Afrika und Gründer des Studios Paris, WDR-Fernsehdirektor, Chefredakteur und Herausgeber des “stern”.

Legendär wurden vor allem seine Auslandsberichte: 1973 drehte er – in Gefangenschaft der Vietcong – eine Doku für das französische Fernsehen, 1979 flog er mit Ayatollah Chomeini aus dem Pariser Exil nach Teheran und berichtete als einer der ersten über die islamische Revolution. Auch als Autor von über 30 Büchern feierte er große Erfolge. “Der Tod im Reisfeld” von 1980 über den Krieg in Indochina verkaufte sich rund 1,3 Mio Mal. Seine Kritiker warfen ihm vor, allzu sehr zu vereinfachen. “FR”-Mann Arno Widmann sieht in Scholl-Latour einen “grantelnden Besserwisser”. Sein letztes Buch “Der Fluch der bösen Tat. Das Scheitern des Westens im Orient” soll nach Angaben des Propyläen Verlags posthum im September erscheinen.
faz.net, “FAZ”, S.9, spiegel.de, welt.de, fr-online.de, sueddeutsche.de