turi2 am Abend: Peter R. de Vries, WDR, Hochwasser-Sendungen.

Redaktion: Tim Gieselmann, Eva Casper und Markus Trantow.
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Niederländischer Reporter Peter R. de Vries stirbt nach Attentat.
Stimme verstummt: Peter R. de Vries, 64, ist tot. Der niederländische Kriminalreporter ist seinen Verletzungen infolge eines Attentats erlegen. Ihm war am 6. Juli nach einer Live-Sendung bei RTL Nederland vor dem Sender in den Kopf geschossen worden. Seitdem kämpfte er im Krankenhaus um sein Leben. “Peter hat bis zum Ende gekämpft, konnte den Kampf aber nicht gewinnen. Er ist umgeben von den Menschen, die ihn lieben, gestorben”, teilt seine Familie mit. Der Journalismus verliere “einen engagierten, mutigen Kollegen, der Licht ins Dunkel krimineller Machenschaften gebracht hat und dafür mit dem Leben bezahlen musste”, schreibt der DJV.
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– NEWS –

WDR delegiert die Verantwortung für die unzureichende Hochwasser-Berichter­stattung in der Nacht zu Donnerstag nach unten: An die Führungs­riege um Intendant Tom Buhrow und die Programm­direktorinnen Jörg Schönenborn und Valerie Weber gerichtete Fragen von DWDL beantwortet Newsroom-Leiter Stefan Brandenburg schriftlich. Er versucht, die Wogen zu glätten, indem er u.a. sagt: “Natürlich hätte man in Anbetracht des Ausmaßes in der Nacht entscheiden sollen, dass WDR 2 aus der ARD-Nachtversorgung aussteigt und eine eigene Sondersendung macht. Im Nachhinein ist das für alle leichter zu bewerten.” Ein echtes Schuldeingeständnis ist das nicht. Zum Vergleich: Der kleine Privat­sender Radio Wuppertal hat bis 5 Uhr ununterbrochen berichtet – dann ging der Notstrom aus.
dwdl.de


Hochwasser-Sendungen: Viele TV-Sender zeigen am Donnerstag Sonder­sendungen zur Hochwasser-Katastrophe in NRW. Das Erste, WDR, RTL und Sat.1 wollen jeweils um 20.15 Uhr auf Sendung gehen. Das ZDF plant ein “ZDFspezial” um 19.20 Uhr. Schon am Vor- und Nachmittag haben viele Sender ihr Programm umgestellt. Bild TV ist seit 8 Uhr morgens on Air. Auch der WDR sendet seit dem Vormittag live aus dem Hochwasser­gebiet. Phoenix war bis zum Nachmittag nicht live sendefähig, weil Infrastruktur und Mitarbeiterinnen vom Hochwasser betroffen sind.
dwdl.de, meedia.de, presseportal.de (Phoenix)


Fischt ab: Funke und Sprecherin Jasmin Fischer gehen schon wieder getrennte Wege, berichtet Gregory Lipinski bei Meedia. Eine Nachfolge­regelung solle “demnächst präsentiert werden”. Fischer war erst 2020 angetreten. Ihr Abgang hänge mit der Komplett-Übernahme des Verlags durch die Grotkamp-Familie um Julia Becker zusammen.
meedia.de (Paid), turi2.de (Background)


Madsack: Das Redaktions­­netzwerk Deutschland startet das Live-Format “RND vor Ort”. Die Gesprächs­reihe soll eine Verbindung zwischen regionalen Anliegen von Leserinnen und bundes­politischen Debatten schaffen. Veranstalter sind jeweils das RND und regionale Zeitungsmarken. Den Auftakt bilden Gespräche mit den Kanzlerkandidatinnen.
presseportal.de


Avantgarde holt Marc Schumacher als zweiten CEO an die Spitze der Marketing-Agentur. Martin Schnaack, Gründer und Chef von Avantgarde, setzt auf Schumachers Erfahrung im Einzelhandel und Markenmanagement. Schumacher hat die vergangenen sechs Jahre bei der Agentur Liganova als Managing Director gearbeitet.
horizont.net


Gamification: Netflix macht Mike Verdu zum Chef der Spiele­-Entwicklung. Er hat zuvor bei Facebook die Zusammenarbeit mit Game-Produzenten gemanagt. Netflix plant den Start seines Spiele-Angebots als Erweiterung des Video-Streamings im Laufe des nächsten Jahres, berichtet Bloomberg.
bloomberg.com, handelsblatt.com (Paid)


Digitale Kunst: Die Schweizer Bank Sygnum digitalisiert das Kunstwerk Fillette au beret von Picasso mithilfe von Blockchain. Investorinnen können nun Anteile an dem Bild kaufen und wie eine Aktie handeln. Anteile beginnen bei 5.000 Franken – im Vergleich zu den 4 Mio Franken Gesamtwert des Bildes ein Schnäppchen.
spiegel.de, faz.net


Einfluss ohne Geldfluss? Nur 4 % der Influencerinnen weltweit können von ihrer Arbeit leben, sagt eine Studie von Hype Auditor. Knapp die Hälfte der Befragten verdient überhaupt Geld: Micro-Influencerinnen bis zu 10.000 Abos im Schnitt 1.420 Dollar, Accounts mit über 1 Mio Followerinnen 15.356 Dollar.
onlinemarketing.de, horizont.net (Paid)


Meistgeklickter Link heute Morgen: Thomas Lückerath wirft dem WDR “unterlassene Hilfeleistung” vor, weil der Sender stumm bleibt, als in der Nacht die Hochwasser-Lage in NRW eskaliert.
dwdl.de

– DEBATTE –

“Das schleicht sich zunehmend auch bei den konventionellen Medien ein: Der Trend zur verknappten statt zur ausführlichen Information, zur Zuspitzung statt zur Aus­balancierung nimmt ständig zu.”

Der ehemalige Bundes­tags­präsident Norbert Lammert bemängelt im Podcast von Gabor Steingart, dass Beiträge, die “besonders laut, besonders falsch, besonders beleidigend” sind, in den sozialen Medien die meiste Aufmerksamkeit bekommen.
thepioneer.de (21-Min-Audio)


Verschwörungs-Wissenschaft: Michael Meyen, Medien­forscher an der LMU München, nutzt Links auf Verschwörungs-Medien von Ken Jebsen als unkommentierte Quellen, berichtet der BR. Auf seinem Blog Medien­realität wettert der Wissen­schaftler regelmäßig gegen Leit­medien. Fach­kolleginnen werfen ihm vor, in den Posts wissenschaftlich unsauber zu arbeiten.
br.de


Presse­freiheit: Der türkische Journalist und Erdoğan-Kritiker Erk Acarer berichtet in der “Zeit” über den Angriff von “Hand­langern Erdoğans” auf seine Person in der vergangenen Woche in Berlin. Er wirft der deutschen Regierung vor, zu der Attacke zu schweigen, um die Zusammen­arbeit mit der Türkei nicht zu gefährden.
zeit.de (Paid), turi2.de (Background)


Medien­kritik: Eine Studie der Otto-Brenner-Stiftung untersucht den Medien­journalismus in Deutschland, nutzt dazu aber nur die Medien­seiten von sechs Tages­zeitungen. Die Arbeit von Bildblog, “Altpapier” des MDR und turi2 sehen die Autorinnen als Journalismus “mit Einschränkungen”.
otto-brenner-stiftung.de (84-Seiten-Studie, S.21), twitter.com (Kritik)


– INSPIRATION –

Hör-Tipp: Sebastian Kurz nimmt zunehmend mehr Einfluss auf die journalistische Arbeit, berichtet Stephan Ozsváth bei Medias Res. Von den mehr als 200 Mio Euro schweren Inseraten aus öffentlicher Hand profitiere vor allem der Boulevard. Ex-“Krone”-Ressortleiter Thomas Schrems spricht von “unglaublicher Nähe” zwischen Redaktion und Politik.
deutschlandfunk.de (5-Min-Audio), turi2.de (Background)


Lese-Tipp: Für Will Shortz, Kreuzwort­rätsel-Redakteur der “New York Times”, kommt das Lösen der letzten Kästchen einem Drogen­rausch gleich, erzählt er dem “Guardian”. Die Ikone der Szene ist 68 und will niemals in Rente gehen. Seit 1993 verantwortet er die Kreuzwort-Rätsel bei der “NYT”.
theguardian.com


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Lukas Podolski ist zurück! Doch er gibt sein Comeback nicht auf dem Fußballfeld, sondern in der Jury von “Das Supertalent”. Dort gab es nach dem Rückzug der Urgesteine Dieter Bohlen und Bruce Darnell einen Umbruch. Wer auch neu in der Jury ist und wie “Poldi” die Situation bewertet, lesen Sie hier.


– BASTA –

Wahlkampf für Dummies AfDler: Die AfD gibt ihren Kandidatinnen Tipps für die Begegnung mit dem unbekannten Wesen Wählerin. Ein Leitfaden rät von fettigen Haaren, unrasierten Gesichtern und ungesund wirkender Winter­blässe ab. Ganz wichtig zudem: “Niemals mit Alkohol soziale Netzwerke bedienen.” Man könnte ja mausrutschen.
thepioneer.de (Paid)


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