turi2 am Morgen: Rundfunkbeitrag, Digitaler Kolonialismus, Red Bull.

Reines Theoretikum? Rundfunkbeitrag kann bei fehlender Vielfalt verfassungswidrig sein, entscheidet das Bundesverwaltungsgericht.

Wenn der ÖRR seinen Auftrag der Programmvielfalt “gröblich verfehlt”, kann der Rundfunkbeitrag verfassungswidrig sein, entscheidet das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig. Eine Frau aus Bayern wollte keinen Beitrag zahlen, weil sie mit der Vielfalt des Programms nicht zufrieden ist. Obwohl das Verwaltungsgericht das Urteil aus der Vorinstanz, das zuungunsten der Klägerin ausgefallen war, aufgehoben hat, ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Frau von der Beitragspflicht entbunden wird oder der Beitrag derzeit verfassungswidrig ist, sehr gering. Was es laut Gericht für einen solchen Rechtsspruch bräuchte…
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Kurz und KNAckig: Warum Wolfram Weimer “Digitalen Kolonialismus” falsch versteht.

Kulturstaatsminister Wolfram Weimer verwendet den Begriff des “Digitalen Kolonialismus” falsch, urteilt KNA-Redakteurin Jana Ballweber mit Blick auf die Rede Weimers auf der Frankfurter Buchmesse. Dort hatte er das Abschöpfen von urheberrechtlich geschützten Inhalten durch KI-Konzerne als “Kolonialismus” bezeichnet. Ballweber kritisiert in unserer Kolumne Kurz und KNAckig, dass Weimer die rassistische Komponente und die Ausbeutung des Globalen Südens mit diesem Vergleich verkennt. Sie argumentiert, dass Digitaler Kolonialismus tatsächlich existiert, aber anders aussieht.
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Zahl des Tages: Weltweit 5,66 Mrd Menschen nutzen Social Media, sagt der Bericht “Digital 2026” von We Are Social und Meltwater. Das sind 4,8 % mehr als 2024 und 68,7 % der Menschheit insgesamt. Die Gruppe, die mit 220 Minuten täglich am meisten Zeit auf Social- und Video-Plattformen verbringt, sind demnach Frauen zwischen 16 und 24 Jahren. Zudem nutzen mehr als 1 Mrd Menschen laut dem Bericht bereits generative KI.
wearesocial.com, horizont.net (€)

Servus, Leute: Red Bull bündelt seine Medien unter der Marke “Servus Media” und baut bis zu 60 Stellen ab, meldet der “Standard”. In dem Bereich arbeiten rund 600 Beschäftigte. Die Zeitung zitiert aus einer internen Mitteilung, die “die soziale Verantwortung” betont und “individuelle Lösungen” verspricht. In der neuen Struktur steht Dietmar Otti als Global Head of Media an der Spitze, so der “Standard”. Der von “Bild” gekommene Head of Content Matthias Bruegelmann, Marlene Beran als Leiterin des Bereichs “Operations” sowie Stefan Ebner, verantwortlich für Sales und Marketing, würden an Otti berichten.
derstandard.de, sn.at

Bäume gefällt, Urteil auch: Zwei Journalisten, die von der Polizei im Dezember 2020 aus Baumhäusern im Dannenröder Forst geholt wurden, müssen die Kosten für den Einsatz tragen, entscheidet das Verwaltungsgericht Wiesbaden. Dort hatte es damals Proteste gegen den Bau einer Autobahn gegeben. Die Journalisten wollten ihrer Aussage nach über die Rodungsarbeiten berichten. Laut Gericht befanden sie sich auf einem Sperrgebiet, das sie hätten verlassen müssen.
medien.epd.de (€)

Benvenuto: Die Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich winkt die Mehrheitsbeteiligung von Media For Europe bei ProSiebenSat.1 durch. In Sachen Meinungsvielfalt spreche nichts gegen die Übernahme, der Einfluss der italienischen Holding auf die öffentliche Meinungsbildung wird “als unbedenklich bestätigt”, so die Kommission. MFE hält seit September 75,61 % an ProSiebenSat.1.
medien.epd.de (€)

Comeback: Die Antenne Bayern Group fasst Finanzen, Personal und Digitales unter der Leitung von Karsten Wellert zusammen. Er folgt auf Digital­chef Vasco Winkler und die kaufmännische Leiterin Doris Grau, die beide gehen. Wellert kommt von Radio 7, wo er Geschäftsführer und Programmdirektor war. Von 2011 bis 2021 war er bereits für Antenne Bayern tätig.
radioszene.de, antenne.group, turi2.de (Background)

Hält sich nachhaltig: Trigema und Thjnk zeigen einen neuen TV-Spot mit Testimonial “Charly”. Der Affe, der seit 2024 als KI-Fashion-Influencer für den Bekleidungs-Konzern wirbt, wird auf einem roten Teppich zum Haltungsbotschafter. Er verweigert einem Fan ein Autogramm auf einem Poloshirt, weil es nicht “Made in Germany” und garantiert fair produziert ist. Der Spot läuft ab heute vor der 20-Uhr-“Tagesschau”.
horizont.net (€)

Würth eisig: Industrieunternehmen Würth wird Sponsor der Eishockey-WM 2026 in der Schweiz und 2027 in Deutschland. Teil des Deals seien “starke Präsenz in den Arenen sowie digitale Aktivierungen”. Würth ist im Sportsponsoring bereits u.a. bei der Frauen- und Männer-EM im Handball und beim DFB involviert, im Eishockey unterstützt der Konzern schon den Spengler Cup in Davos.
meedia.de

PR-obleme: In der internen Kommunikation sind fehlende Ressourcen mit 31 % die von Kommunikationsprofis mit Abstand meistgenannte zentrale Herausforderung, sagt der “PR-Trendmonitor” von News Aktuell und der P.E.R. Agency. Des Weiteren beklagen 21 % von ihnen einen Overload an Informationen, 20 % zudem unklare Zuständigkeiten oder Prozesse.
presseportal.de

“Ich würde mich wirklich darüber freuen, wenn nicht mehr Doomsday-mäßig über die Branche gesprochen würde. Wir hatten schwierige Jahre. Aber die Branche vergisst manchmal, dass das keine Podcast-Krise war, sondern eine Weltwirtschaftskrise – es ging jeder Branche schlecht.”

Maria Lorenz-Bokelberg, Chefin der Podcast-Firma Pool Artists, sagt im Medientage-München-Interview, dass sie die Podcast-Branche “wachsen und gedeihen” sieht. Das würden auch die Zahlen belegen, inklusive Werbemarkt.
blog.medientage.de

Meistgeklickter Kopf gestern war Barbara Massing. Die Intendantin der Deutschen Welle sagt im dpa-Interview, im “Informations­krieg” eine stärkere Rolle spielen zu wollen. Im Ranking folgen Publikaturist Peter “Bulo” Böhling, der sich in seiner Kolumne über Linked-in ausgelassen hat, und “taz”-Chefredakteurin Barbara Junge.
turi2.de/koepfe (meistgeklickte Köpfe am 15.10.2025)

Hör-Tipp: “Zeit”-Redakteurin Yasmine M’Barek plädiert dafür, der Regierung “Zeit zu geben, sich für etwas zu entscheiden und eben nicht noch medialen Druck auszuüben”. Die Parteien müssten sich nicht nur freundlich in der Öffentlichkeit zeigen, Streit zu Themen sei “völlig normal”. M’Barek sagt: “Gut diskutierte Politik ist am Ende des Tages vielleicht die beste.” open.spotify.com (39-Min-Audio)

Tiny Times Square: Am Verlagsgebäude der “Pforzheimer Zeitung” ist seit Kurzem eine 30 qm große, interaktive Videowall angebracht. Von einem “Medien-Stein” auf der anderen Straßenseite aus können Passanten die Wall steuern und u.a. Medien-Inhalte aussuchen, indem sie Körper- und Handbewegungen machen. Das eröffnet ganz neue Möglichkeiten: Wie wäre es mit einem Crossover aus Lokalmedienkonsum und Body-Fit-Workout?
pz-news.de