Mathias Döpfner wirft Qualitätsmedien Verfehlungen im Umgang mit der Politik vor.
Aus dem Glashaus: Springer-Chef Mathias Döpfner fordert den Journalismus zur “unvermeidlichen Selbstkritik” bezüglich des “rapiden Aufstiegs der AfD” auf und holt selbst in der “Welt” zum Rundumschlag aus. Medienschaffende würden immer häufiger zu wenig Distanz zum Politikbetrieb wahren, andererseits aber auch “zu oft mit Pauschalverdacht” auf die Polit-Elite losgehen. Zudem schrieben Journalistinnen zu oft für die eigene Zunft statt das Publikum – “im Narzissmus-Ranking stehen Medienvertreter Politikern kaum nach”. Des Weiteren würden Medienschaffende zu sehr “aus der Perspektive unserer eigenen Blase” schreiben, unangebracht hohe Moralvorstellungen an die Politik haben, zu aktivistisch arbeiten sowie Politpersonal “immer häufiger und immer härter auf persönlichen Ebenen angreifen”. Döpfner selbst hatte laut geleakter Kurznachrichten im vergangenen Bundestagswahlkampf den damaligen “Bild”-Chef Julian Reichelt aufgefordert, die FDP zu stärken.
welt.de (€), turi2.de (Background)
Zahl des Tages: Gewaltige 3 Mio Hörstunden gehen bei Spotify täglich auf das Konto von Podcasts mit Weißem Rauschen, liest Bloomberg aus einem internen Dokument aus dem Januar. Die Podcasts sollen im Zuge der Förderung von Sprech-Inhalten bei Spotify unbeabsichtigt einen Push des Algorithmus bekommen haben.
bloomberg.com via omr.de
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– NEWS –
System-Crash? Business Insider wirft dem NDR unter Berufung auf “hochrangige Manager” des Senders überflüssige Mehrausgaben im IT-Bereich vor. Das Einsetzen externer Kräfte des von der ARD gegründeten Informations-Verarbeitungs-Zentrums sei teurer als eigene Kräfte, so der Vorwurf. IVZ-Beschäftigte würden die schrumpfenden IT-Stellen kompensieren, einige seien rund ein Jahrzehnt im Sender. “Zahlreiche hochrangige NDR-Mitarbeiter” würden dem Sender illegale Arbeitnehmerüberlassung vorwerfen. Eine NDR-Sprecherin bestreitet, dass der Sender gestrichene IT-Stellen durch IVZ-Kräfte ersetze. Zudem seien ihre Kosten mit denen von NDR-Festangestellten vergleichbar.
businessinsider.de (€)
Steingart vs. Spiegel: Pioneer-Boss Gabor Steingart kontert den “Spiegel”-Bericht über mutmaßlich dubiose Charter-Deals seines Unternehmens mit den Kommentaren “vieler tausend Leserinnen und Leser” auf X. Sie “alle legen Zeugnis ab von einer demokratischen Wehrhaftigkeit, die sich durch eine manipulative Berichterstattung nicht mehr beeindrucken lässt”. “Dem Artikel geht’s erkennbar nicht um einen relevanten Missstand, sondern um eine Rechnung mit Herrn Steingart, die man meint offen zu haben”, zitiert Steingart anonymisiert einen von mehreren Kommentaren. “Der ‘Spiegel’ und The Pioneer sind Wettbewerber, aber doch keine Feinde”, resümiert Steingart.
thepioneer.de (€), turi2.de (Background)
Gesprächsbedarf: Die ARD-Gremienvorsitzendenkonferenz äußert ungewohnt explizite Kritik an den ARD-Talkshows, berichtet die “Süddeutsche Zeitung”. Die Sendungen müssten sich in “Profil und Inhalt deutlich voneinander unterscheiden”, nicht nur “durch unterschiedliche Moderatoren”. Die Prüferinnen fordern Beratungen über eine “künftige crossmediale Gesamtkonzeption”. Zudem plädiert die GVK für mehr Abstimmung zwischen den Formaten.
sueddeutsche.de (€)
Werbeverbot: 61 Organisationen aus Wissenschaft, Verbraucher- und Kinderschutz fordern von der FDP per offenem Brief, das Verbot von an Kinder gerichtete Werbung für ungesundes Essen zu unterstützen. Ein Werbeverbot befähige Familien, freier entscheiden zu können, argumentieren die Unterzeichnenden.
sueddeutsche.de (€)
AI-Ablehnung: Der Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber fordert im Deutschlandfunk Regeln für das Datensammeln von KI-Systemen. Es müsse möglich sein, auch öffentlich zugängliche Personendaten vor dem Zugriff zu schützen. Trainingsdaten müssten vor Nutzung pseudonymisiert werden.
deutschlandfunk.de (25-Min-Audio) via spiegel.de
Diskussions-Verweigerer: Ex-US-Präsident Donald Trump will bei den TV-Debatten zur parteiinternen Vorwahl der US-Republikaner nicht antreten. Statt an der ersten Debatte am Mittwoch teilzunehmen, werde er dem rechten Moderator Tucker Carlson ein Interview geben, berichten US-Medien.
tagesschau.de
Block-Blockade? Besitzer Elon Musk kündigt das Ende der Blockier-Funktion bei Twitter-Nachfolger X an. Musk zufolge ergebe die Funktion “keinen Sinn”, das Blocken von Direkt-Nachrichten und Stummschalten von Accounts soll weiter möglich sein.
twitter.com, mashable.com
“Viele Marken produzieren immer noch ins Blaue hinein. Da müssen wir alle ansetzen, nicht nur die Fast Fashion.”
Daniel Grieder, Chef von Hugo Boss, sagt im “Focus”-Interview, dass die Modebranche “zu viel Abfall” produziert. Er setzt u.a. auf Daten, denn “je präziser ich Kundenwünsche treffe, umso weniger produziere ich am Bedarf vorbei”.
“Focus” 34/2023, S. 52 (€)
– COMMUNITY –
“Wir sind zeitgemäßer denn je” – Das Kleine Fernsehspiel und die Bedeutung von TV für junge Filmschaffende.
Jung geblieben: Seit 60 Jahren zeigt das Kleine Fernsehspiel im ZDF Filme von aufstrebenden Regisseurinnen. Zum Jubiläum sprechen Redaktionsleiter Burkhard Althoff und Redakteurin Melvina Kotios mit Thomas Gehringer bei epd Medien darüber, welche Bedeutung das Fernsehen für junge Filmschaffende noch hat und wie die Redaktion junge Talente fördert. Außerdem geht es um Transparenz beim Auswahlverfahren, die Bedeutung von Sendeplätzen und das Interesse des jüngeren Publikums. Dieser Text ist Teil der Reihe Das Beste von epd Medien bei turi2.
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Die Termin-Highlights vom 21. bis 27. August.
Netzwerken, weiterbilden, feiern – hier trifft sich die Kommunikationsbranche:
21.8.: Ask me anything: Sommertalk mit dem WDR, Online | 21.8.: Podcast für den Aufsichtsrat mit Peer Steinbrück, Online | 22.8.: Webinar-Reihe: Corporate Influencer auf Linked-in | 24.8.: Webinar: #GenerationAudio – Big Future Picture | 25.8.: #krassmedial: Verdi-Sommerakademie, Berlin
Alle Events auf turi2.de/termine. Fehlt dein Termin? Trage ihn kostenlos auf turi2.de/join ein!
Wir graturilieren den Geburtstagskindern des Tages: Die Schnapszahl geht an Petra Kalb, Geschäftsführerin bei Axel Springer Mediahouse Berlin, die 55 wird. Karina Mößbauer, Politik-Chefreporterin bei der “Bild”, begeht ihren 38. Ehrentag. Der PR-Chef der Online-Portale von 1&1, Jörg Fries-Lammers, wird 61.
Top-Job des Tages: Die Bayerische Landeszentrale für neue Medien sucht eine/n Volljurist/in (m/w/d) Stabsstelle Strategie Grundsatz Europa. Zu den Aufgaben zählt u.a. die Bearbeitung grundsätzlicher Rechtsfragen im Bereich Künstliche Intelligenz. +++ Alle Top-Jobs unter turi2.de/jobs. Trag deine offene Stelle kostenlos unter turi2.de/join ein.
Meistgeklickter Kopf gestern war Viktoria Lauterbach, die Mitte vergangener Woche mit Mann Heiner Lauterbach bei der Premiere seines neuen Films “Enkel für Fortgeschrittene” war. Auf sie folgen im Ranking WDR-Journalistin Georgine Kellermann und “Bild”-Chefredakteurin Marion Horn.
turi2.de/koepfe (meistgeklickte Köpfe am 20.8.2023)
Meistgeklickter Link am Freitagabend: Der “Spiegel” wirft Gabor Steingart und seinem Medien-Startup The Pioneer “dubiose Charter-Deals” mit dem Redaktionsschiff Pioneer One vor.
turi2.de
Hör-Tipp: Video-Inhalte und Musik sind aktuell die “Triggerpunkte” der Nutzerschaft der neuen Alles-App von RTL, sagt Co-CEO Matthias Dang bei “BR 24 Medien”. DWDL-Chefreporter Torsten Zarges sieht die Kölner vor Konkurrent ProSiebenSat.1. Es sei “nicht erkennbar, was das Alleinstellungsmerkmal von Joyn sein soll”.
ardaudiothek.de (31-Min-Audio)
– BASTA –
Alles, was geht: Die CSU plakatiert im Bayern-Wahlkampf in AfD-Hochburgen das Partei-Urgestein Franz Josef Strauß mit dem Spruch “Wir wollen mit rechtsradikalen Narren und Extremisten nichts zu tun haben”. Auf Instagram verortet Markus Söder sich zudem mit einem animierten Yoda auf der “hellen Seite der Macht”. Im Kampf um irdische Macht sind weder Fantasiewesen noch Tote sicher.
bild.de, instagram.com via t-online.de
Redaktion: Tim Gieselmann und Markus Trantow
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