turi2 edition #10: 20 Buzzwords, die auch 2020 keiner braucht.
16. Januar 2020
Work-Life-Balance
Der eine verlangt nach Bikram-Yoga und Achtsamkeits-Seminaren, dem anderen reichen Familie, Freunde und ein Feierabendbier für ein gutes Leben.
Waldbaden
Das neue Must-have für gestresste Bildschirmarbeiter. Mal so richtig tief durchatmen unter Fichten hieß bei Oma und Opa noch schlicht Waldspaziergang.
To Be Honest
Wer betont, dass er jetzt die Wahrheit sagt, setzt sich dem Verdacht aus, sonst zu lügen. Bitte genauso meiden wie das deutsche “ehrlich gesagt”.
Skills
Oft verwendet als vermeintlich coolere Überschrift für berufliche Fähigkeiten und Kenntnisse. Nur passend, wenn es dabei um Skatboard-Tricks geht.
Sabbatical
klingt mondän, nach Selbstfindung. Ist einfach ein Jahr Auszeit – bezahlt vom zähneknirschenden Arbeitgeber, der sich keinen Fachkraftverlust leisten kann.
Raketenwissenschaft
“Well, it’s not rocket science” – lässiges Understatement wirkt ins Deutsche übersetzt einfach nur seltsam. Ein schulterzuckendes „ist nicht so schwer“ tut’s auch.
Purpose
Unternehmen sollen Mitarbeiter zufrieden und Kunden glücklich machen. Wozu braucht Springer da den quarkigen Sinn-Spruch “we empower free decisions”?
Power-Frau
Können wir bitte aufhören, jeder erfolgreichen Frau ein Energie-Label zu verpassen? Zumindest, bis sich der “Sparflamme-Mann” durchgesetzt hat? Danke.
Mindset
suggeriert, dass man die innere Einstellung so beliebig programmieren kann wie die Programmordnung des TV – und schon kommt der Erfolg. Klappt aber nicht.
Lunch
hört sich hip an – aber ein Mittagessen in Bottrop bleibt ein Mittagessen. Gilt auch für Berlin. Und alle anderen Städte außerhalb englischsprachiger Länder.
Keynote-Speaker
Überbezahlter Mensch, der anderen (weniger gut bezahlten) Menschen etwas erzählt. “Keynote” klingt halt bedeutsamer als “Vortrag”.
Hygge
Der Generation Insta reicht das Wort “gemütlich” nicht, um ihren Gammel-Sonntag mit Kuscheldecke und Teetasse auf dem Sofa zu beschreiben.
Generation Z
Die Neuen in der Arbeitswelt, geboren zwischen 1997 und 2012. Wir sind durch mit dem ABC. Zeit, statt einer Generation wieder einzelne Menschen zu sehen.
Freundschaft Plus
Mäßig elegante Umschreibung des Seelen- und Intim- lebens der “Generation Beziehungsunfähig”. Klingt aber netter als “nichts Halbes und nichts Ganzes”.
Deep Reading
ist quasi das geistige Waldbaden für Smartphone-Fans. Einfach zu übersetzen mit: auch mal einen Artikel zu Ende lesen – oder gar ein ganzes Buch.
Disruption
heißt, dass man sich selbst ständig hinterfragen und/ oder zerstören muss, um erfolgreich zu sein. Also die aggressive Version von “aus Fehlern lernen”
Customer Experience
Sogar Messer- oder Topfhersteller müssen Kunden heute ein Erlebnis bieten. Heißt dann: Messer schneidet, im Topf blubbert‘s – Kunde glücklich. Wow.
Content
Seltsam seelenloser, aber dafür quantifizierbarer Sammelbegriff für Texte, Videos, Bilder und Geschichten, in denen oft jede Menge Herzblut steckt.
Conscious
muss man bewusstes Konsumieren und Kommunizieren benennen, heißt das: Es ist die Ausnahme. Es sollte aber umgekeht sein – und Handeln mit Hirn die Regel.
Challengen
meint das kritische Hinterfragen und Prüfen von neuen Ideen. Sollte selbstverständlich sein in guten Teams, auch ohne eigenes, neudeutsches Verb dafür.