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turi2 edition #14: Georgine Kellermann über Hass und Heimat.

22. Mai 2021

Netz-Ikone: Nach 62 Jahren ändert Georgine Kellermann ihr Aussehen und ihren Pass. Sie stellt klar: Ich bin eine Frau, kein Mann. Auf Twitter präsentiert sie sich seitdem als Journalistin, die ihr Leben und ihren Job feiert. Dafür erfährt sie viel Applaus, aber auch Hass. Kellermann geht damit offen um. “Wissen Sie, ich bin ziemlich selbstverliebt”, sagt die WDR-Studioleiterin im Interview mit Elisabeth Neuhaus für die turi2 edition #14. Hier das E-Paper mit allen Interviews kostenlos lesen.

Frau Kellermann, was müssen Sie in Ihrem Twitter-Feed lesen, um gut gelaunt in den Tag zu starten?
Sophie Passmann macht tolle Sachen. Von Sibylle Berg lese ich gerne, außerdem von Hasnain Kazim oder Sascha Lobo. Es gibt so unendlich viele, die Spaß machen. Und dann gibt es Menschen, die jeden Tweet von mir kommentieren und das auf so eine warmherzige Art und Weise tun, dass das mein Gefühl hebt. Ich empfinde das als eine Bestätigung meines Coming-outs.

Sie haben online eine richtige Fan-Gemeinde um sich versammelt.
Wissen Sie, ich bin ziemlich selbstverliebt. Wer fürs Fernsehen arbeitet, sollte das sein. Eine gewisse Eitelkeit gehört dazu, daraus mache ich keinen Hehl. Viele Leute honorieren das, indem sie sagen: “Es ist super, wie du zu dir stehst. Bitte versteck dich nicht. Von dir können wir noch etwas lernen.”

Was vermiest Ihnen die Laune – oder gibt’s das nicht mehr, seit Ihr Lieblingsfeind Trump auf Twitter gesperrt ist?
Gestern habe ich mich richtig geärgert über Polen und Ungarn, auch weil Trans-Menschen in den Ländern einen ziemlich schweren Stand haben. Dann werde ich schon mal emotional. Eine, wie ich finde, zutiefst menschliche Reaktion. Ich muss auch mal den Menschen aus der Georgine rauslassen. Aber, nein, die Laune verdirbt mir das nicht. Das tut jemand, der auf der Autobahn so vor mir ausschert, dass ich nicht mehr überholen kann.

Sind Sie Feministin?
Wenn es darum geht, dafür zu kämpfen, dass Frauen genauso behandelt werden wie Männer, und zwar identisch im Gehalt, in der Familie, im Leben, dann bin ich Feministin. Wenn es aber darum geht, dass ich mich seit Jahren für Frauenrechte eingesetzt hätte, dann glaube ich, wäre das zu viel gesagt. Da fällt mir ein, meinen Tweet zum Weltfrauentag in ein paar Tagen habe ich mir schon aufgeschrieben.

Lesen Sie alle Geschichten der turi2 edition #14 – direkt hier im Browser als E-Paper:

Sie planen vor, was Sie wann twittern?
In der Regel nicht. Der ist mir nur nachts eingefallen. Da dachte ich: Der ist so gut, den darfst du nicht vergessen!

💃💃💃 Wie geil wäre das denn? In Zukunft gibt es nur noch einen Welt-MÄNNER-Tag. 💁‍♂️ Nicht 364. EINEN! So wie bei den Frauen. 👩 Happy #Weltfrauentag Euch allen. 💃💃💃

— Georgine Kellermann (@GeorgineKellerm) March 8, 2021

Es gibt dieses Foto, auf dem Sie mit Handtasche und Pumps vor dem Weißen Haus stehen. Im September 2019 wurde es Ihr Facebook-Profilbild. Es ist das erste, mit dem Sie online gezeigt haben, wer Sie sind. Hat Ihr Coming-out auch in den sozialen Medien stattgefunden?
So sehr, dass das Zeitgeschichtliche Forum in Leipzig das Outfit für seine ständige Sammlung abgeholt hat. Ich habe das Kostüm geliebt, die Sandaletten waren so traumhaft schön. Jetzt sind die Teile Museumsstücke. Das macht mich glücklich.

Vor dem Coming-out hatten Sie 100 Twitter-Followerinnen, heute sind es 24.000. Freut Sie das?
Ich empfinde es als Wertschätzung. Das Ganze ist sehr viel erfolgreicher geworden, als ich mir das je erträumen durfte. Ich kriege Nachrichten von Eltern, die schreiben: “Dank Ihnen weiß mein Kind: Nicht ich bin unnormal, die Gesellschaft ist es.” Neulich hat mir jemand persönlich geschrieben. Er hat eine Nichte in Amerika, von der er nicht wusste, dass sie eine Trans-Frau ist. Er schrieb mir, dass er mal etwas von mir gelikt hat. Das hat seine Nichte gesehen, ihn angerufen und gesagt: “Pass mal auf, ich bin auch so.” Das wäre ohne Twitter nie passiert. Da kann ich doch einfach nur heilfroh sein, dass es die sozialen Netzwerke gibt.

Wären Sie den Schritt vielleicht schon früher gegangen, wenn es die sozialen Netzwerke früher gegeben hätte?
Ich werde oft gefragt, ob ich es nicht lieber früher gemacht hätte. Ich sage immer: Es war genau der richtige Zeitpunkt. Die Gesellschaft war vor 30 Jahren noch nicht so weit. Heute habe ich einen neuen Personalausweis, mein Führerschein und meine Fahrzeugpapiere sind angepasst. Ich bin Frau Kellermann. Und wenn einer am Telefon “Herr Kellermann” zu mir sagt, sage ich: “Entschuldigung, ich bin Frau Kellermann, ich bin Trans-Frau.” Das begreifen alle sofort und sind weiter respektvoll.

Haben Facebook oder Instagram uns als Gesellschaft toleranter gemacht?
Das glaube ich schon.

Woran machen Sie das fest?
Auf dem Supermarktparkplatz fiel mir letztens ein Mann auf, der mit seinem kleinen Jungen im Einkaufswagen den Weg entlang fuhr. Der Kleine guckte mich an und sagte etwas zu seinem Papa. Der antwortete: “Das ist Frau Kellermann. Der folge ich auf Twitter.”

Georgine Kellermann, Internet-Star.
Als ich in Berlin war, bin ich jeden Tag mehrmals angesprochen worden! Solche Momente zeigen: Dieses Land ist schon so viel weiter als wir denken. Die braune Soße in den Köpfen der Ewiggestrigen ist einfach nur weltfremd.

Gleichzeitig heißt es, dass wir uns in den sozialen Medien in den immer gleichen Blasen bewegen. Wie passt das zur Toleranz-These?
Ich erlebe durchaus neue Menschen in meiner Bubble. Menschen, die ich ohne Twitter nie kennengelernt hätte. Menschen, die im Islam zu Hause sind oder im jüdischen Glauben, Menschen, die homosexuell sind, Hausfrauen, alleinerziehende Mütter. Meine Bubble ist ohne soziale Netzwerke ja auch da, aber sehr klein. Seit Kurzem folgt mir Katrin Göring-Eckardt, ich folge ihr zurück. Mit ihr würde ich mich doch sonst wahrscheinlich nie austauschen.

Sie haben schon Anzeige gestellt gegen Leute, die Sie online furchtbar beleidigt haben. Was ist daraus geworden?
In einem Fall hat mir jemand eine persönliche Nachricht auf Twitter geschrieben, die ich selbst zur Anzeige gebracht habe. Die Ermittlungen wurden aber eingestellt. Ich bin immer noch geneigt, den zuständigen Staatsanwalt anzuschreiben und ihn zu fragen, was er tatsächlich unternommen hat. Weil ich den Verdacht habe, dass er nichts unternommen hat.


Georgine Kellermann und Elisabeth Neuhaus in Kellermanns Büro im WDR-Studio Essen.

Wird das Gesetz nicht fertig mit Online-Hass?
Das Problem ist ja: Erst kommt der Hass, dann das Gesetz. Und ich glaube, der aktuelle Umgang mit Hass ist nicht zielführend. Wir müssen da sehr viel härter ran, weil die Konsequenz des Hasses mehr Hass und am Ende auch Verletzung und Tod ist. Und das geht nicht. Jeder, der gehasst wird auf diese Art und Weise, sollte sich vom Staat fürsorglich behandelt fühlen.

Welche Antwort erhoffen Sie sich von dem Staatsanwalt?
Dass er sagt: Ich rede nochmal mit Twitter. Meine Erwartung ist, dass er mit einem empathielosen Schreiben antwortet.

Was erwarten Sie von Twitter?
Mehr Unterstützung. Warum muss derjenige, der diesen Hass erfährt, die Anzeige erstatten? Warum kann Twitter das nicht für mich erledigen? Ich glaube, Twitter und Facebook – bei Instagram geht es ja noch ein bisschen pfleglicher zu – müssten dazu verpflichtet werden, mit aktiv zu sein. Sie sagen immer: Wir sind reine Verbreitungswege und nicht verantwortlich. Aber das stimmt nicht. Sie verdienen viel Geld damit. Also können wir erwarten, dass sie einen Teil dafür ausgeben, ihr Angebot sauber zu halten.

Von wem kommt der Hass?
Genau das finde ich so feige: Die meisten dieser Leute sind anonym unterwegs. Ich stelle die mir immer vor und denke dann an Halle, diesen widerlichen Typen, der im Kinderzimmer sitzt, dessen ganze Wahrnehmung nur aus rechter Verschwörungsmystik besteht. Und dann kommt der auch noch auf die Idee, eine Synagoge zu überfallen! Dasselbe in Hanau. Die brauchen doch Hilfe. Also die denken natürlich, ich brauche die. Aber ich garantiere denen: Das ist nicht der Fall.

Wie haben die sozialen Medien Ihre journalistische Arbeit verändert?
Sie haben die Arbeit schwieriger gemacht, weil wir uns weniger Fehler leisten können. Sie haben sie leichter gemacht, weil wir viel näher an unserem Publikum dran sind.

Sind Sie heute noch genauso gerne Journalistin wie in den 80er Jahren?
Ja, da ist immer noch dasselbe Feuer. Das haben die Kolleginnen gerade wieder gemerkt: Ich habe von Fußball keine Ahnung, aber in der Konferenz heute morgen habe ich vehement dafür geworben, dass wir beim Spiel von Rot-Weiss Essen dabei sind. Es geht mir darum, Empathie für die Menschen zu zeigen. Ich liebe es, Geschichten zu hören und zu vermitteln. Als Reporterin bin ich selbst gar nicht mehr so häufig unterwegs. Das fehlt mir ein bisschen. Aber so ein Team zu leiten, ist auch eine großartige Sache.

Sind Sie Lokalpatriotin?
Nein. Meine Heimat ist Ratingen, da sind meine Freunde. Aber wissen Sie, wenn ich in Zagreb aus dem Flugzeug gestiegen bin, wusste ich immer genau, wo ich zuerst hingehe: ins Hotel, dann ins Café. Das war in Burundi nicht anders und auch nicht in Buenos Aires. Ich bin überall da zu Hause, wo ich gerade bin.

Werden Sie in fünf Jahren schon als Rentnerin und nicht mehr als Reporterin über Ihr Leben twittern?
Wer weiß, ob Twitter bis dahin noch interessant ist. Auf jeden Fall würde ich dann gerne nochmal mit der Queen Mary nach New York fahren. Mit meiner ehemaligen Lebensgefährtin habe ich das mal gemacht, es war ein Traum. Ich glaube, ich würde auch gerne Menschen beraten: Wie gehe ich mit dem Trans-Sein um? Wie mache ich es öffentlich? Ich würde dann vielleicht ab und zu nach Brüssel oder Berlin reisen, um mit Parlamentarierinnen darüber zu sprechen. Auf der anderen Seite würde ich mir wünschen, dass das bis dahin überhaupt keine Frage mehr ist. Anders als in den 80ern redet doch heute auch niemand mehr über Homosexualität. Ich glaube, dass wir bei Trans-Menschen auf dem selben Weg sind.

Fotos: Selina Pfrüner

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