turi2 edition #16: Was können alle zum Schutz der Artenvielfalt tun, Katrin Böhning-Gaese?
30. Dezember 2021
Es summt seltener: Auf Deutschlands Äckern, Wiesen und Weiden geht die Artenvielfalt zurück, Insekten sterben. Katrin Böhning-Gaese, Biologin und Direktorin des Senckenberg-Zentrums für Biodiversität und Klima, gibt in ihrem Gastbeitrag in der turi2 edition #16 konkrete Tipps für mehr Naturschutz. Einer davon: Bloß keine Steingärten anlegen! Und gerne weniger Fleisch futtern.
Von Katrin Böhning-Gaese
Die biologische Vielfalt ist für uns Menschen unsere Existenzgrundlage. Sie sorgt dafür, dass Ökosysteme funktionieren. Die Luft, die wir atmen, die Lebensmittel, die wir essen, das saubere Wasser, das wir trinken, unsere Kleidung, unser Bauholz, viele Medikamente: All das beruht auf der biologischen Vielfalt. Außerdem machen uns eine gesunde, diverse Landschaft und singende Vögel glücklich. Bei uns in Deutschland geht die Artenvielfalt vor allem in der Agrarlandschaft, also auf Äckern, Wiesen und Weiden zurück. Dramatisch sind die Rückgänge zum Beispiel bei Feldlerche, Rebhuhn und Kiebitz. Aber auch das Insektensterben findet hauptsächlich in der Agrarlandschaft statt.
Das Gute beim Schutz der Artenvielfalt ist, dass jede und jeder von uns sehr viel dazu beitragen kann. Das fängt beim eigenen Balkon und Garten an, mit blühenden Kräutern, Stauden und Wiesen für Bienen und andere Insekten – statt Schotter und Rasen. Wir können uns in unserer Stadt engagieren, auch hier gilt: So viel vielfältiges Grün wie möglich, blühende Wiesen, Bäume und Sträucher statt Beton und Asphalt.
Was aber nur Wenige wissen: Um die Artenvielfalt zu fördern, müssen wir unser Konsumverhalten und unsere Ernährung ändern. Im Bioanbau ist die Artenvielfalt messbar höher. Aber Landwirte und Landwirtinnen können nur auf Bioanbau umsteigen, wenn auch jemand ihre Produkte kauft. Das heißt, wir sollten wann immer möglich Bioprodukte in den Einkaufswagen legen, aus der Region und passend zur Jahreszeit.
Ganz wichtig ist unser Fleischkonsum. Der ist ein riesiger Hebel, um Ressourcen und Anbaufläche zu sparen. Denn für ein Kilo Rindfleisch werden 40 Mal so viele Ressourcen verbraucht wie für ein Kilo Kartoffeln. Also: Zurück zum Sonntagsbraten! Wenig Fleisch und Tierprodukte essen. Und wenn, dann wertvolles Fleisch von Weidetieren aus der Region. Nur so bleiben die blühenden Wiesen und Weiden in unserer Agrarlandschaft erhalten. Wie gesagt: Jede Änderung ist wertvoll und macht einen mess- und vor allem spürbaren Unterschied!
Foto: Privat
Dieser Beitrag ist Teil der turi2 edition #16 über Nachhaltigkeit.
Lesen Sie alle Geschichten der turi2 edition #16 – direkt hier im Browser als E-Paper: