turi2 edition #18: Wie kann ich verhindern, dass mein Geld die Welt schlechter macht, Jörg Weber?
1. Juni 2022
Grüne Kohle: Mit Aktien ist man nur ein Tropfen in einem Ozean aus Stimmrechten – wer mit seinem Geld echte Veränderung fördern will, sollte es deshalb bewusst anlegen, schreibt Jörg Weber in der turi2 edition #18. Der Chefredakteur von Ecoreporter warnt vor angeblich nachhaltigen ETFs, darin stecken “viel Grünwäscherei und leere Versprechungen”.
Von Jörg Weber
Wie ich verhindere, dass mein Geld die Welt schlechter macht? Indem ich mein Geld dort anlege, wo es die Welt besser macht. Leider ist das nicht so einfach, wie es klingt.
Immerhin, einen leichten Weg gibt es: den Wechsel zu einer der echten, nachhaltigen Banken. Selbst wenn man bei einer solchen Bank das Geld auf dem ach so uncoolen Sparbuch parkt oder als Festgeld, dann kann man sicher sein, was das Geld dort macht. Es wird ja in der Regel von der Bank als Kredit vergeben. Und die grünen Kreditinstitute berichten, an wen sie Geld verleihen. Das sind dann eben nicht die Unternehmen, die unfair spielen, sondern es sind Erneuerbare-Energie-Firmen, Kindergärten, Krankenhäuser, grüne Startups.
Allerdings: So parkt man Geld nur, die Zinsen sind kaum der Rede wert. Also, wo gibt es Rendite aus guten Geschäften? Wer mit ein bis zwei Prozent Zins zufrieden ist und auf Sicherheit Wert legt, kann in Mikrofinanzfonds investieren. Sie verleihen im Endeffekt Geld vor allem an Kleinstunternehmerinnen in Schwellenländern. Ein echtes soziales, nachhaltiges Investment.
Der Trend geht derzeit aber eher in Richtung nachhaltige Aktien, Fonds oder ETFs. Jetzt muss man sich nur vor Augen führen, was an der Börse geschieht: Wenn ich (oder ein Fonds oder ETF) von einer Aktionärin eine Solaraktie kaufe, landet mein Geld bei der Aktionärin. Logisch. Aber Achtung: So fließt ja überhaupt kein Geld in das Solarunternehmen! Und was die Aktionärin mit dem Geld anstellt, weiß ich als Käufer der Aktie nicht.
Wenn man in Aktien investieren will und Wert legt auf die Wirkung, dann gibt es folgende Optionen: Entweder kauft man Aktien und nutzt das damit verbundene Stimmrecht aus – da ist man natürlich nur ein Tropfen in einem Ozean aus Stimmrechten. Oder man wählt einen Aktienfonds aus, dessen Management bei Hauptversammlungen oder in Dialogen mit dem Vorstand einer AG seine Macht für etwas Gutes einsetzt. Jahr für Jahr. Von diesen nachhaltigen Aktienfonds gibt es einige, und wir haben in Tests beeindruckende Beispiele für dieses sogenannte „Engagement“ gesehen. Bei nachhaltigen ETFs dagegen haben wir so etwas noch nicht entdeckt. Dafür aber viel Grünwäscherei und leere Versprechungen.
(Foto: PR)
Dieser Beitrag ist Teil der turi2 edition #18 Kapital – alle Geschichten hier im E-Paper: