Reich an Freiheit:Mirna Funk schreibt als studierte Philosophin, Autorin und freie Journalistin unter anderem über die Themen Sex und Geld. Ein dicker Geldbeutel allein macht nicht attraktiv, schreibt sie im Gastbeitrag für die turi2 edition #18. Der Effekt des Geldes aber schon.
Von Mirna Funk
Selbstverständlich macht Geld nicht sexy. Ich habe in meinem Leben eine Menge Männer kennengelernt, die eine Menge Geld hatten und die man mir auf den Bauch hätte binden können – und dennoch wäre nichts passiert. Was wirklich sexy macht, ist Unabhängigkeit. Und die wird unter anderem durch Geld erreicht.
Die meisten verstehen nicht, dass wir in einer Welt leben, in der Geld Freiheit bedeutet. Klar ist das anstrengend und nervig und brutal, aber wer glaubt, die menschliche Existenz müsse wie ein Sonntagsspaziergang sein, der hat sich weder mit Geschichte noch mit Philosophie jemals beschäftigt. Menschsein ist hart. Die Bedingungen, unter denen wir leben, sind hart. Und trotzdem geht es uns schon so viel besser als den Menschen vor 100 oder 1.000 oder 10.000 Jahren.
Der Kapitalismus, auf den heute jeder, der keine Ahnung hat, aber en vogue sein möchte, schimpft, hat Demokratie sowie Gleichberechtigung geschaffen, weil der Markt keine Unterschiede kennt, sondern auf gute Ergebnisse fokussiert ist. Wer was kann, der kann was werden, ob Mann, Frau, schwarz, weiß, schlau, dumm.
Ich weiß, dass ich dafür jetzt von allen selbsternannten Gutmenschen gerügt und eines Besseren belehrt werde, aber ich bin und bleibe liberal und daran wird kein Shitstorm etwas ändern. Geld macht mich flexibel, beweglich und handlungsfähig. Und gerade diese Handlungsfähigkeit schafft Unabhängigkeit. Von Meinungen. Von Begrenzungen. Von Zuweisungen.
Meine finanzielle Unabhängigkeit, die ich mir durch sehr viel sehr harte Arbeit jeden Tag selbst schenke, wirkt auf die meisten Männer extrem sexy. Aber heiraten würden sie mich nicht. Warum? Weil Unabhängigkeit Angst in ihnen auslöst. Denn wer nicht bleiben muss, der geht, wenn er keinen Bock mehr hat. Und genau so ist es auch richtig.
Aber für sich selbst geliebt zu werden – ohne Zweck –, ist etwas, das wir alle erst kennenlernen werden, wenn wir uns endlich für die längst existierende Freiheit entschieden haben.
(Foto: Marcus Witte)
Dieser Beitrag ist Teil der turi2 edition #18 Kapital – alle Geschichten hier im E-Paper: