turi2 edition #19: Wie viel Radio aus Deutschland braucht die Welt, Manuela Kasper-Claridge?
23. November 2022
Weltempfänger: Die Deutsche Welle sendet unabhängige Informationen in die Länder der Erde, deren Regierungen nicht viel von Pressefreiheit halten. Doch auch beim Fußball kommt dem Sender eine wichtige Rolle zu, schreibt Chefredakteurin Manuela Kasper-Claridge im Gastbeitrag in der turi2 edition #19.
Von Manuela Kasper-Claridge
Wie viel Radio aus Deutschland braucht die Welt? Mehr, als man im ersten Moment denkt. Schauen wir zum Bespiel auf Sadio Mané, Afrikas Fußballer des Jahres und neuer Star des FC Bayern München. Im Senegal geboren, begeistert Mané Millionen Fans auf dem afrikanischen Kontinent. Doch nur wenige können seine Spiele auf dem Bildschirm verfolgen. Anders am Radio: Fans in Afrika erleben Manés Spiele dank der Live-Berichterstattung aus Deutschland mit. Auf Englisch, Französisch, Suaheli, Haussa und Portugiesisch kommentieren die Reporter der Deutschen Welle am Wochenende die Bundesliga-Partien.
Rund 40 Millionen Menschen in Afrika schalten mindestens einmal pro Woche die Radioprogramme der DW ein, um Fußball live und journalistisch exzellente Beiträge zu hören. Zu Themen, die in Afrika selten so offen und unparteiisch diskutiert werden. Ein Medienexperte aus dem westafrikanischen Niger lobte kürzlich, das Haussa-Programm der DW sei für Frauen die erste Adresse. Viele Politikerinnen und Aktivistinnen fühlten sich ermuntert, sich für Partizipation und Emanzipation zu engagieren.
Mit klassischen Radioprogrammen ist die DW erfolgreich, aber auch mit zahlreichen Podcasts in vielen der 32 Sendesprachen, deren Themen sich nach den Interessen der Zielgruppen in den Senderegionen richten. Modernes Sounddesign, Interaktion, gut geführte Interviews – das ist der weltweit erfolgreiche Mix.
In zensierten Märkten sind die Hörfunkprogramme der DW eine unabhängige Informationsquelle. Über eine MW-Frequenz, die den westlichen Teil Russlands inklusive der Hauptstadt abdeckt, ist seit Anfang August die „DW Novosti Show” zu empfangen. Die beiden russischen Journalisten Tatiana Felgenhauer und Alexandr Plyushchev arbeiteten vor ihrer Emigration für den regierungskritischen Sender Echo Moskwy, der sein Programm einstellen musste. Jetzt senden sie für die DW aus Litauen für ein russischsprachiges Publikum.
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Auch die Kurzwelle ist in Krisenzeiten gefragt. Die Taliban zensieren in Afghanistan die Berichterstattung, aber die DW-Angebote auf Dari und Paschtu geben über Kurzwelle denen eine Stimme, die sich im Land nicht mehr äußern dürfen.
Mein Fazit lautet also: Radio aus Deutschland mit der umfassenden regionalen Expertise der DW ist für viele Menschen weltweit ein wichtiges Medium.