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“Wenn du das Vertrauen verloren hast, hast du als Kommunikator verloren” – Tobias Korenke über Krisen­kommunikation.

17. Dezember 2022

Will reden: “Krisen sind die Hoch-Zeiten der Kommunikation”, sagt Tobias Korenke. Der Funke-Kommunikations­chef erklärt im Interview, dass dabei “Offenheit und Ehrlichkeit” das A und O sind – sowohl im Unternehmen als auch privat. Korenke, der sich für die Initiative yeswecan!cer einsetzt, weiß durch die Krebs­erkrankung und den Tod seiner Frau, wie wichtig auch hier Kommunikation ist: “Man muss offen darüber reden können und das Vertrauen haben, dass man nicht gleich isoliert wird.” Schlechte Nachrichten überbringt er “so offen und gelassen wie möglich” – auch, “wenn es mich selbst emotional bewegt”.
 

 
Von Pauline Stahl

Tobias Korenke, du setzt dich für die Initiative yeswecan!cer ein und plädierst dabei für einen offenen Umgang mit Krebs und dem Tod – warum ist das wichtig?

Weil ich weiß, dass die Tabuisierung der Krankheit es den Menschen, die davon betroffen sind, noch schwerer macht. Krebs braucht Kommunikation und das bedeutet, man muss offen darüber reden können und das Vertrauen haben, dass man nicht gleich isoliert wird. Viele Menschen, die diese Diagnose bekommen, verkriechen sich und gehen nicht mehr raus, meiden ihren Freundeskreis – auch, weil manche Freunde nicht damit umgehen können und sich zurückziehen. Das macht die Zeit, die man dann noch hat, schmerzlich. Eine Gesellschaft, die Krankheit und Tod verdrängt, macht etwas falsch, weil beides zum Leben dazugehört.

Über negative oder traurige Dinge zu sprechen, fällt aber meistens sehr schwer – was sind deine Tipps, um es dem Überbringer einfacher zu machen?
 
Offenheit und Ehrlichkeit sind absolut notwendig. Man sollte sich immer davor hüten, zu spekulieren, was alles kommen könnte. Ich habe da selber Erfahrung, weil meine Frau an Krebs erkrankt war und fünf Jahre sehr hart gekämpft hat. Leider hat meine Frau den Kampf verloren und ist gestorben. Mit ihrer Diagnose bekam sie von ihrem wunderbaren Arzt folgende Botschaft: Das ist eine sehr schwere Erkrankung, aber jeder Krebs ist anders und es gibt immer auch die Möglichkeit, es zu schaffen. Ich habe die Erfahrung gesammelt, Perspektiven aufzuzeigen, ohne alles schön zu reden, ist ganz wichtig. Außerdem habe ich in den fünf Jahren der Krankheit meiner Frau gelernt, die Zeit, die einem bleibt, wirklich aus tiefstem Herzen zu genießen und sinnvoll zu nutzen. Das kann bedeuten, intensiv mit den Menschen, die man liebt, zusammen zu sein oder auch das Buch zu schreiben, das man immer schon schreiben wollte. Es geht darum, wirklich das zu tun, was einem wichtig ist.

Würde das nicht bedeuten, dass man sich eben nicht so sehr mit der Krankheit oder dem Tod beschäftigt, sondern sich davon ablenkt?

Du denkst ja, wenn du erkrankst oder ein geliebter Mensch die Diagnose bekommt, nicht permanent an den Krebs, sondern versuchst, weiterzuleben, im Jetzt zu leben. Ich bin zum Beispiel froh, dass ich wenige Wochen vor dem Tod meiner Frau mit ihr und meinen Töchtern an den Darss gefahren bin und wir da lange in der Sonne am Meer saßen und spürten: Das Leben ist schön, trotz allem. Das sind Momente und Erinnerungen, die bleiben und helfen. Man kann nicht permanent an den Tod denken und tut es auch nicht. Ich glaube, wenn man im Leben die richtigen Prioritäten setzt, passiert das auch gar nicht, weil du im Hier und Jetzt bist.

Wenn du eine schlechte Nachricht überbringen musst – sei es privat oder in der Funke-Kommunikation. Wie teilst du das möglichst schonend mit?

Ich teile das so offen und gelassen wie möglich mit – auch, wenn es mich selbst emotional bewegt. Ich verbinde die schlechte Nachricht, zudem immer mit einer Botschaft, die Hoffnung gibt und Perspektiven aufzeigt. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es in der Krisen­kommunikation ganz wichtig ist, auch Hoffnung zu vermitteln ohne aber die süße Himbeersoße über alles zu gießen. Churchill hat mal gesagt: “Never miss a good crisis” und da ist etwas Wahres dran. Du kannst Krisen nutzen, um manche Dinge zu verändern und um das Beste aus dir und den Menschen um dich herum herauszuholen.

Wir erleben seit drei Jahren eine Krise nach der anderen. Kann man sich an schlechte Nachrichten gewöhnen?

Es stellt sich natürlich eine gewisse Routine im Umgang mit den Krisen ein, aber daran gewöhnen werden wir uns nicht. Ich spüre, dass viele Menschen dünnhäutiger werden. Es liegt eine Gereiztheit in der Luft. Die Abfolge von Krisen führt nicht zu einer erhöhten Sensibilität. Es ist auf jeden Fall gut, dass du als Kommunikator ziemlich genau weißt, was zu tun ist und welche Botschaften du wann setzen musst. Es darf nur nicht zu abgeklärt werden. Du musst emotional offen sein und Empathie zulassen und zeigen können.

Ist das denn eine reale Gefahr, dass wir bei so vielen schlechten Nachrichten irgendwann auf Durchzug schalten?

Eher nicht. Man sieht das ja auch in Ländern, die in einer langwierigen Kriegs­situation waren. Ich habe mich viele Jahre intensiv mit dem National­sozialismus und dem 2. Weltkrieg beschäftigt und mich besonders für das “mental furniture” der Menschen in Krisen­situationen interessiert: Was passiert eigentlich mit den Menschen, wenn sie grausame Erlebnisse erleiden mussten? Ich habe gesehen, dass man im Umgang mit Krisen nicht mehr alles an sich herankommen lässt. Abstumpfung ist aber nicht die Regel. Schon gar nicht in den Krisen, die wir gerade in Deutschland erleben. So ätzend das auch alles gerade ist, unsere Lage ist ja relativ harmlos im Vergleich zu dem, was zum Beispiel gerade in der Ukraine passiert. Wir sollten die jeweilige Lage auch immer in Relation setzen, einordnen können.

Was sind typische Reaktionen auf schlechte Nachrichten?
 
Ganz typisch ist Angst. Der Faktor Angst ist ja in Unternehmen generell nicht zu unterschätzen. Es arbeiten sehr viele Menschen Angst-gesteuert. Das halte ich für fatal. Ich bin davon überzeugt, dass du nicht konstruktiv mit einer Krise umgehen kannst, wenn du Angst hast. Angst lähmt, macht unfrei und blockiert Kreativität. Deswegen ist es ganz wichtig, dass die Kommunikation gerade in Krisensituationen Angst nimmt und Mut macht.

Hast du bestimmte Regeln, eine Art Notfall­koffer, den du in Krisen auspackst?

Ja, wir haben einen Notfall­koffer. Bei Funke gibt es ein Krisen­kommunikations-Programm für den Fall, dass zum Beispiel der Strom ausfällt oder uns wieder ein Hackerangriff heimsucht. Bis zu möglichen Betrugs­fällen im Management haben wir alle denkbaren Optionen durchleuchtet und vorbereitet. Ganz wichtig sind dabei die Kommunikations­ketten, die dann ablaufen müssen.

Gibt es überhaupt noch das Spezialgebiet der Krisen-PR oder muss das heutzutage jede Kommunikatorin können?

Es gibt zwar noch darauf spezialisierte Kolleg*innen, aber ich finde, Krisen­kommunikation gehört zum Handwerks­zeug eines jeden Kommunikators. Krisen sind immer die Hoch-Zeiten der Kommunikation. Da kommt es wirklich drauf an und du bist voll und ganz gefragt, 24/7. Das klingt jetzt vielleicht ein bisschen zynisch, aber eine Krise kann aus kommunikativer Sicht auch Spaß bringen, weil man vieles bewegen kann. Das oberste Gebot: Professionellen Abstand zur Situation wahren und trotzdem sensibel sein.

Wie schaffst du das? Gerade, wenn du persönlich auch von der Krise betroffen bist? Wie gehst du sicher, dass du den richtigen Ton triffst?

Das ist nicht ganz leicht. Deswegen sollte man gerade in Krisen­situationen immer im Team arbeiten, auf jede Botschaft nochmals jemanden drauf gucken lassen. Es ist gerade jetzt das allerwichtigste, dass man sich austauscht mit anderen erfahrenen Kolleg*innen. Das ist auch ein Selbst­reflektions­prozess: Wie tief stecke ich drinnen? Habe ich noch den notwendigen Abstand? Bin ich zu emotional? Habe ich mir die notwendige Sensibilität bewahrt?

Gibt es Tabu-Themen, die man als Unternehmen lieber nicht aufgreifen sollte?

Unternehmen bilden ja nur die gesellschaftliche Realität ab und eigentlich gibt es kaum Themen, die ich für nicht-kommunizierbar halten würde. Ich glaube, dass du zu allen Situationen, die das Leben und das unternehmerische Leben so bieten, Botschaften finden kannst.

Was war deine schlimmste kommunikative Krise?

Ich finde es immer schlimm, einen Personal­abbau zu kommunizieren. Da bin ich dann häufig auch sehr emotional, weil ich weiß, wie es den Leuten geht, die es trifft. Aber gerade in so einer Situation bist du besonders gefordert, gut und klar zu kommunizieren. Du darfst auf keinen Fall drumherum reden, musst so ehrlich sein, wie es irgend geht, um den Menschen, die das Unternehmen verlassen müssen, ihre Würde zu lassen.

Ob Personal­abbau oder andere Krisen – Wie schafft man es, dass aus Krisen­kommunikation nicht Hektik und Panik entsteht, sondern, dass sie informiert und vielleicht sogar beruhigt?

Indem du ehrlich und so kommunizierst, dass die Leute dir vertrauen. In dem Moment, wo du das Vertrauen verloren hast, hast du als Kommunikator verloren.

Welche Nachrichten würdest du 2023 gerne kommunizieren?

Für Funke würde ich wahnsinnig gerne kommunizieren: Digitale Transformation geschafft: Millionen Digital-Abos und noch einige hundert­tausend Printabos! Wir bewahren das Bewährte und wir entwickeln permanent Neues für unsere Userinnen und User, Leserinnen und Leser – das fände ich gut. Und für yeswecan!cer: Wirkungs­voller Impfstoff gegen Krebs gefunden! Wenn ich das verkünden dürfte, würde ein Herzens­wunsch in Erfüllung gehen.

Dieses Interview ist Teil der Agenda-Wochen von turi2: Bis zum 18.12. blicken wir jeden Tag auf die Themen, die die Kommunikationsbranche zum Jahreswechsel bewegen.

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