Wir graturilieren: Die “Bravo”, das Ur-Jugendmagazin der Bundesrepublik, feiert heute ihren 65. Geburtstag. Zur “Rentner Bravo” will die Marke dennoch nicht werden. “McDonalds ist letztes Jahr 80 geworden und hat keine Schnabeltassen-Menüs – ‘Bravo’ wird 65 und hat kein Beatles-Interview im Heft”, sagt Yvonne Huckenholz, Chefredakteurin der Online-Ausgabe Bravo.de, im Geburtstags-Interview mit turi2. (Foto: Bauer Media Group)
Yvonne Huckenholz, die “Bravo” wird heute 65 und damit vom Alter her zur “Rentner-Bravo” – wie fit ist das Magazin noch?
McDonalds ist letztes Jahr 80 geworden und hat keine Schnabeltassen-Menüs – “Bravo” wird 65 und kein Beatles-Interview im Heft. Wir sind immer so fit wie unsere aktuelle junge Zielgruppe. Und die springen auf TikTok rum oder toben sich zu K-Pop-Songs aus. “Bravo” ist nie mit den Leser*innen mitgealtert und bedient heute Jugendthemen aus allen Entertainment-Bereichen der Generation Z: Social Media Trends und Stars, Berichte über nationale und internationale Talente, über Netflix-, Disney+ und YouTube-Shows und auch Themen des Zeitgeschehens wie die Bundestagswahl, Diversity oder Umwelt. Und das nicht nur im Magazin, sondern auf allen “Bravo”-Kanälen – die sind natürlich zumeist digitaler Natur.
Wie feiern Sie den Geburtstag?
Der 26. August wird für die Redaktion und mich ein ganz normaler Tag sein. Denn die “Bravo”-Community ist nicht nostalgisch – wie auch? Sie sind jung. Die Gen Z erinnert sich maximal an die schöne unbeschwerte Zeit vor Corona zurück. Und diese gerade mal 1,5 Jahre fühlen sich für junge Erwachsene schon an wie eine Ewigkeit.
In den 90ern hatte die “Bravo” noch eine Mio-Auflage, das Heft war Stimme und Sprachrohr der jungen Generation. Heute ist die Auflage näher an der Start-Auflage (30.000) von vor 65 Jahren als an den Zahlen der Hoch-Zeiten. Was will die “Bravo” heute sein?
Die Generation Z braucht keine Stimme und kein Sprachrohr – das haben sie alle selbst, dank der digitalen Medien, wo junge Menschen zu jeder Sekunde des Tages ganz allein sagen können, was sie denken. Diese Freiheit macht die Generation Z stark, divers und spannend. Aber wo viel geredet wird, ist es manchmal auch chaotisch. “Bravo” arbeitet in erster Linie genau dort – auf den digitalen Kanälen – für die junge Generation, hilft Zusammenhänge zu erklären, Orientierung zu geben; wir filtern, regen zum Nachdenken an und unterhalten.
Wenn Sie zurückblicken auf die Geschichte der “Bravo” – was sind Ihre Highlights?
Jeder Tag mit und bei so einer spannenden Marke ist ein Highlight. Jeden Tag mit und für junge Menschen zu arbeiten, lässt es nie langweilig werden. Jeden Tag erreichen uns Chats, Direct Messages, Mails, Kommentare auf allen Kanälen, die mit Anregungen, Feedback und Ideen vollgepackt sind. Jede Generation hat das – auf ihrem ganz eigenen Wege, denn vor 65 Jahren waren es wohl noch Briefe – getan. Und das ist ein absolutes Highlight: Dass “Bravo” von allen Generationen als ihre Marke wahrgenommen wurde und wird.
Was gelingt der “Bravo” heute gut?
Die Gen Z zu verstehen, sie ernst zu nehmen und sie so zu nehmen, wie sie ist. Wir machen Inhalte für junge Menschen wie sie wirklich sind und nicht, wie Erwachsene sie gern hätten. Wir berichten authentisch, ehrlich und natürlich mit Humor. Wir machen Trends der Jugend mit, scheuen uns nicht, neue Wege auszuprobieren. “Bravo” war eine der ersten Medienmarken auf YouTube, Facebook, Instagram oder TikTok – sogar schon als es noch musical.ly war. Wir beschäftigen uns schon lange mit Generationen, längst bevor sie für alle anderen – Marken, Arbeitgeber, Wirtschaft – ins Sichtfeld rücken. Und wenn sich alle fragen “Warum ticken die Jungen so anders?” ist “Bravo” schon an der nächstjüngeren Generation dran.
Wo sehen Sie Baustellen?
Überall und nirgends. Überall, weil mit der Gen Z – oder bald schon der neuen Generation Alpha – mitzuhalten heißt, technisch und modern zu denken und auch so zu handeln. Das ist immer aufwendig und nie leicht. Auch wenn’s so aussieht. Jede*r der schon mal probiert hat, ein TikTok zu drehen, versteht das. Aber der Invest hat sich IMMER gelohnt. Und das bringt mich zu “Nirgends”: Denn solange der Mut und die Leidenschaft da ist, mit jeder neuen Generation zu wachsen und sich als Marke zu entwickeln, brauchen wir keine Baustellen, um an “Bravo” zu arbeiten. Wir arbeiten stattdessen jeden Tag ein klein wenig an uns.
Worauf freuen Sie sich beim Blick in die Zukunft?
Ich bin gespannt, wie die Gen Z die Welt verändern wird. Das sind junge, mutige und ambitionierte Menschen, die es wirklich draufhaben. Ein Beispiel: Dieses Jahr werden junge Menschen, die sich seit Jahren für die Umwelt oder Bewegungen wie Fridays for future einsetzen, das erste Mal wählen dürfen. Und ich bin gespannt auf die neue junge Generation Alpha, die “Bravo” schon zu spüren bekommt. Die ältesten sind jetzt etwa elf Jahre alt – da geht die Digitalisierung los. Laut unserer “Bravo”-Mediennutzungsstudie haben 91 % der 10- bis 14-Jährigen ein Smartphone. Ich freue mich darauf, wie diese Generation erst BRAVO und dann ebenfalls die Welt verändern wird!