Katja Hofem kennt nur eine Richtung – aufwärts: Das Landei aus dem Schwäbischen hat es über über Sixx und Kabel eins an die Spitze von ProSiebenSat.1 geschafft.
In meinem Büro bei ProSiebenSat.1 im nebligen Unterföhring.
Was machen Sie gerade?
Ich sitze am Computer und schreibe Mails.
Und sonst so?
Knabbere ich Cashewnüsse, da heute morgen keine Zeit für Frühstück war. Im Hintergrund läuft der Fernseher mit meiner Lieblings Kabel-eins-Serie “Cold Case”.
Klingt langweilig. Ist Fernsehmachen im Jahr 2014 ein Schreibtisch-Job wie, sagen wir, Versicherungsmathematiker?
Nein, sonst wäre ich tatsächlich Finanzbeamter geworden. Aber im Ernst: Jeder Managerjob ist primär ein Schreibtischjob. Und als Sendergeschäftsführerin manage ich ja einen Sender, beziehungsweise ab dem 1. Dezember auch ein kleines Portfolio. Trotzdem ist es ein Unterschied, ob ich eine Schraubenfabrik leite oder eine so bunte und spannende Welt wie einen Fernsehsender. Kein Tag gleicht dem anderen.
Was sind denn die spannenden Momente in Ihrem Beruf?
Wenn aus einer Idee eine tolle Sendung wird. Oder wenn eine außergewöhnliche Programmplanung aufgeht und der Mut belohnt wird.
Und die abtörnenden?
Wenn man dem Zuschauer eigentlich genau das gibt, was er verlangt, und er es trotzdem nicht schaut.
Was ist denn furchtbar in die Hose gegangen?
Unsere tolle “Hailight–Eventwoche” mit großartigen Haifilmen und Dokus. Eigentlich sind die sehr beliebt bei unseren Zuschauern. Aber diesmal ging’s schief.
Und was hat super geklappt?
Unser “Bud-Spencer-Tag” am 1. November. Bud Spencer ist ein echter Kabel-eins-Hero. Und wir haben ihm mit 36 Stunden Bud-Spencer-Filmen zum 85. Geburtstag gratuliert. Dieser Tag war mit 8,1 % Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen sehr erfolgreich und hat sehr gut funktioniert.
Was ändert sich mit Ihrer Beförderung in die Geschäftsführung von ProSiebenSat.1?
Mehr Termine, mehr Verantwortung aber auch mehr Gestaltungsmöglichkeiten. Der Helikopterblick macht mir viel Spaß und diesen kann ich jetzt haben.
Wieviele neue Sender wollen Sie sich noch ausdenken?
So lange mir neue Ideen einfallen, werde ich nicht damit aufhören.
Wo ist die Grenze?
Die Grenze ist dann erreicht, wenn es für jedes Lebensgefühl einer Zielgruppe, sei sie nun demographisch definiert oder emotional, ein geeignetes Lieblingsangebot gibt.
Kommt der TV-Sender für Porsche fahrende Hundebesitzer?
Ich denke es wird zumindest im Free TV keine Sender für die Nische in der Nische geben. Da ist dann irgendwann die Zielgruppe zu klein. Aber ich als Hundebesitzerin – und Nicht-Porschefahrerin – würde mir den Sender bestimmt anschauen.
Der Kanal für Hundebesitzer kommt also?
Es gibt im Pay-TV ja “Animal Planet”, einen Sender für Tierliebhaber. Ein Sender für Hundebesitzer – immerhin gibt es 8,2 Millionen Hundebesitzer in Deutschland – wäre bestimmt spannend. Diese Zielgruppe ist sehr outdoor-orientiert und tierliebend. Das müsste man dann um diese Themen erweitern.
Haben Sie das Programm für Dog.tv schon im Kopf?
Dog.tv gibt es bereits in den USA als Sender – allerdings als Sender für Hunde. Was ich allerdings für ziemlichen Quatsch halte. Wenn man keine Zeit für seinen Hund hat, sollte man sich keinen anschaffen und ihn nicht vor den Fernseher setzen.
Wie bei Kindern. Wie hoch hinaus wollen Sie eigentlich?
Ich hatte nie das Ziel “hoch hinaus”, ich wollten eine Arbeit, die mir Spaß macht und die ich möglichst erfolgreich machen kann. Und bisher ist mir das ganz gut gelungen.
Was muss man mitbringen, um TV-Karriere zu machen?
Durchhaltevermögen, positive Grundeinstellung, Biss, Freude am Fernsehen und Leidenschaft für die Zuschauer und gutes Programm!
Wie wichtig ist gutes Aussehen?
Wenn man vor der Kamera stehen möchte, hilft es bestimmt. Generell ist die Persönlichkeit und die Leistung immer ausschlaggebend.
Letzte Frage: Kann man sich beim Fernsehen hochschlafen?
Okay, wie in jedem Job kann man das versuchen. Aber wenn es die einzige Leistung ist, die man bringt, wird es nicht viel nutzen.
Allerletzte Frage: Angenommen Sie kriegen eine Rolle in “Game of Thrones”. Welche würden Sie nehmen?
Am liebsten wäre ich einer der Drachen – die bekommen bestimmt noch eine tragendere Rolle. Außerdem haben sie eine Frau als Chef und können fliegen.