Der Club der Meinungsmacherinnen.

Anja Reschke bei turi2:

    • “Spiegel” blickt auf Entwicklung der #MeToo-Bewegung.

      Verstimmungs­bild: Der “Spiegel” blickt in der aktuellen Ausgabe auf die Entwicklung der #MeToo-Bewegung. Die Vertrauens­stelle Themis hat 2023 über 800 Gespräche geführt, so viele wie noch nie. Laut Staats­anwältin Simone Kämpfer sei die Verunsicherung darüber, was am Arbeitsplatz noch okay ist und was nicht, “in vielen Firmen riesig”. NDR-Moderatorin Anja Reschke, die sich in ihrer Sendung mit dem Fall Julian Reichelt beschäftigt hat, beobachtet, dass die Vorwürfe “den meisten Männern am Ende gar nicht so sehr geschadet” haben. Intern bemerke sie aber ein Umdenken: “Sobald in einer Konferenz ein komischer Zungen­schlag aufkommt, gibt es Gegenwind.”
      spiegel.de (€), spiegel.de (€, Reschke)

    • Bettina Tietjen moderiert “NDR Talk Show” 2024 mit wechselnden “Friends”.

      Freundliche Über­nahme: Bei der “NDR Talk Show” moderieren 2024 “Freund­innen und Freunde der Gesprächs­sendung” an der Seite von Bettina Tietjen (Foto), darunter Anja Reschke und “Tages­schau”-Sprecherin Julia-Niharika Sen, teilt der Sender mit. Barbara Schöneberger und Hubertus Meyer-Burckhardt bleiben im Moderations­team. Der Mediziner Johannes Wimmer war Ende 2023 bei der Sendung aus­geschieden, ihm wurden Interessen­konflikte vorgeworfen, weil er zeitgleich für die Techniker Krankenkasse vor der Kamera stand.
      presseportal.de, turi2.de (Background)

    • Wir graturilieren den Geburtstagskindern am Wochenende.

      Wir graturilieren den Geburtstagskindern des Wochenendes: Am Samstag feiert Journalistin und Moderatorin Anja Reschke ihren 51. Geburts­tag. Seinen 53. zelebriert MSL-Partner Marco Vollmar. Bertelsmann-Kommunikations­leiterin Karin Schlautmann wird 58. Aufsichts­rätin und Finanz­expertin Simone Menne begeht ihren 63. Ehren­tag. Am Sonn­tag gratulieren wir Ex-Kanzler­amts­chef Helge Braun zu seinem 51. Geburts­tag.

    • Protestslogan-Entwicklung mit der Letzten Generation? Tilo Jung wehrt sich gegen “WamS”-Bericht.


      Sprüche aufgedrückt? Die “Welt am Sonntag” wirft dem Journalisten Tilo Jung vor, im November 2022 mit Aktivistinnen der Letzten Generation Ideen für neue Protest­slogans entwickelt zu haben. Darunter seien Sprüche wie “Euer Wachstum tötet uns” und “Schluss mit eurem Wachstums­terror” gewesen, soll aus internen Protokollen der umstrittenen Klima-Protest­gruppe hervorgehen. In dem Text heißt es, Jung habe auf Anfrage keine Auskunft zu Gesprächs-Details geben wollen. Bei Twitter wirft Jung den Autoren vor, seine Antwort verfälscht wieder­gegeben zu haben. “Eine im Artikel unterstellte Gesprächs­bestätigung meinerseits, und dass ich nur zu Details nix sagen will, gab es nicht.” Zudem habe es “erst recht” keine Bestätigung noch Auskunft über eine gemeinsame Protestslogan-Entwicklung gegeben. Jung habe stattdessen mit Verweis auf den Quellen­schutz erklärt, “grundsätzlich keinerlei Angaben zu Recherche- und Hintergrund­gesprächen” zu machen.

      In den von der “WamS” geleakten Dokumenten zur Vernetzung der Letzten Generation mit Journalistinnen taucht auch der Name Anja Reschke auf, man wolle sich mit der “Panorama”-Moderatorin “bald auf einen Kaffee treffen”. Zu einem Mitarbeiter aus der Redaktion des “ZDF Magazin Royale” von Jan Böhmermann notieren die Aktivistinnen: “Keine direkte Zusammenarbeit, aber die feiern uns”. Zudem sollen sich Vertreterinnen der Letzten Generation seit 2022 mit insgesamt 22 Bundestags­abgeordneten von SPD, Grünen, FDP und Linken getroffen haben: “Zu vielen der Treffen gibt die Letzte Generation später Presse­mitteilungen heraus, andere gehen diskret vonstatten”, heißt es im Bericht.
      welt.de (€), twitter.com

    • Journalistische Grenzgänge – Janis Brinkmann über subjektiven Journalismus in Funk-Reportagen.


      Junge Forschung: Kommunikations­wissenschaftler Janis Brinkmann analysiert in
      einer Studie mehr als 1.000 Reportagen des Online-Jugend­angebots Funk von ARD und ZDF. Die Beiträge seien innovativ und “ergänzen den vermeintlich objektiven Informations- und Nachrichten­journalismus erzählerisch und emotional”, schreibt er bei epd Medien. Die Reportagen seien jedoch thematisch und geografisch teilweise unausgewogen und weisen ähnliche blinde Flecken auf wie traditionelle Medien. turi2 veröffentlicht den Beitrag in der wöchentlichen Reihe Das Beste von epd Medien bei turi2.

      Von Janis Brinkmann / epd Medien

      Ein Reporter betrinkt sich vor laufender Kamera, um an sich selbst zu testen, wie Alkohol wirkt. Eine Reporterin verkauft ihre getragenen Socken online. Ein anderer Reporter löscht Kinderpornos aus dem Netz und eine weitere Reporterin jagt Männer, die auf Festivals Frauen mit kleinen Kameras auf Toiletten bespannen. Die Liste von Beispielen aus Reportagen, die auf aktive Reporterinnen und Reporter und deren Haltungen, Gefühle und persönliche Perspektiven setzen, ist lang beim Jugendangebot Funk von ARD und ZDF. Seit 2016 ist die Zahl der sogenannten Presenter-Formate für junge Zielgruppen zwischen 14 und 29 Jahren in dem Content-Netzwerk kontinuierlich gewachsen. Der Ausstoß an Reportagen mit Titeln wie Alkohol – Besoffen am Ballermann, verkatert zur Suchtberatung (“Y-Kollektiv”), Fetisch Selbstversuch: Cash für getragene Unterwäsche? (“Reporter”), Pädokriminelle Foren: Warum löscht niemand die Aufnahmen? oder Spannervideos: Wer filmt Frauen auf Toiletten? (beide “STRG_F”) ist entsprechend hoch.

      Auch wenn die Reportage-Formate “STRG_F”, “Y-Kollektiv”, “Reporter”, “Follow.me Reports” oder “Die Frage” vielen älteren Mediennutzern nichts sagen werden, knacken sie in den jungen Zielgruppen der Generationen X, Y und Z auf Youtube mühelos die Marke von mehr als fünf, manchmal bis zu sechs Millionen Aufrufen. Kanäle wie “STRG_F” oder “Y-Kollektiv” haben Journalistenpreise gewonnen und werden inzwischen von mehr als einer Million Nutzerinnen und Nutzern abonniert.

      Angriff oder Verteidigung?
       
      Eine solche Reichweite, von der etablierte öffentlich-rechtliche Magazinsendungen in sozialen Netzwerken oft träumen, steht aber in einem frappierenden Missverhältnis zur Aufmerksamkeit, die den Formaten in der medienjournalistischen Berichterstattung und auch in der Journalismusforschung lange entgegengebracht wurde. Für die Studie Journalistische Grenzgänger – Wie die Reportage-Formate von Funk Wirklichkeit konstruieren, die die Otto-Brenner-Stiftung Ende Mai veröffentlichte, habe ich diese Presenter-Reportagen genauer untersucht.

      Das Thema rückte damit auch in den Fokus medialer Aufmerksamkeit – unter anderem kam es zu einem Streitgespräch über die Relevanz der Ergebnisse zwischen NDR-Redakteurin Anja Reschke, WDR-Redakteur Georg Restle, Thilo Jung (“Jung und naiv”) sowie ARD-Programmdirektorin Christine Strobl auf der Re:publica. Viele Zeitungen und öffentlich-rechtliche Medienmagazine berichteten über die Studie, ihre Ergebnisse und deren Aussagekraft für den Journalismus der betreffenden Formate von Funk wurde breit diskutiert. Dazu gehört auch, dass viele Medienjournalisten die Interpretation der Resultate mit einem eigenen Spin versahen – offenbar je nach persönlicher Einstellung zu subjektiven Formen des Journalismus (die von “pfui” bis “cool” reichen) oder ihrer Haltung (beziehungsweise der der jeweiligen Medienhäuser) zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk, bei dem das medienjournalistische Meinungsspektrum ähnlich gelagert zu sein scheint. So wurde die Studie wahlweise als “Verteidigung” der Formate gewertet oder als “Angriff” oder “Rüge”.

      Die intendierte konstruktive Kritik kam offenbar auch bei der Funk-Programmdirektion in Mainz nicht so richtig an, wo man sich wohl auf den Schlips getreten fühlte, weil sich ein Wissenschaftler mit Teilen ihres Programms beschäftigte. Dass das öffentlich-rechtliche Content-Netzwerk und einige seiner journalistischen Flaggschiffe hochrelevante Forschungsgegenstände der Journalistik sind, die durch die Studie eher ins Rampenlicht als ins Fadenkreuz geraten, sickert erst langsam in die Debatte ein.

      Die Studie wertet 1.155 Videos aus, die zwischen 2016 und April 2022 auf den Youtube-Kanälen “Y-Kollektiv”, “STRG_F”, “Reporter”, “Follow me.Reports” und “Die Frage” veröffentlicht wurden. Die Ergebnisse weisen recht eindeutig in eine Richtung: Während erzählerische Tiefe und authentische Subjektivität manche der Formate als Qualitätsjournalismus eines neuen Typs ausweisen und aus dem radikal subjektiven New Journalism entlehnte Charakteristika unter den Bedingungen von Social Media für junge Zielgruppen kreativ interpretieren, sind die Themen der Reportagen thematisch und geografisch teilweise unausgewogen. Sie weisen erstaunlicherweise ähnliche blinde Flecken auf wie traditionelle Medienangebote. Die Formate bieten also sowohl Anlass, um für ihre explizite Subjektivität entweder als authentisch gefeiert oder als einseitig getadelt zu werden – je nach Perspektive und, nun ja, Haltung der Kritiker. Die folgenden drei Beispiele, die sich auch in der Studie finden, illustrieren dieses Spannungsfeld:

      Persönliche Gefühle
       
      Anschaulich wird der sehr subjektive Zugang der Reportagen in der persönlichen “Mini-Geschichte” zum Einstieg des “Reporter-Beitrags” Ich benutze keine Tampons, in dem Reporterin Svenja Kellersohn in das journalistische “Selbstexperiment Free Bleeding” vor der Kamera einführt: “Immer wenn ich unterwegs bin und plötzlich meine Tage bekomme, hab ich meist so einen kleinen Panic-Moment, weil ich mich dann frage: ‘Hab‘ ich Tampons dabei (…)? Das sind übrigens alles Dinge, die Personen, die ‘Free Bleeding’ praktizieren, gar nicht brauchen. Beim Free Bleeding wird nämlich auf Binden, Tassen, Tampons verzichtet. (…) Fragt ihr euch: Warum machen die das eigentlich? Einige erzählen, dass sie Free Bleeding praktizieren, weil sie so ihre Menstruationsschmerzen verringern können. Andere haben dadurch ein besseres Körpergefühl. Wieder andere praktizieren Free Bleeding, weil sie dadurch Müll reduzieren können. Ich will herausfinden, ob das bei mir auch funktioniert und ob das überhaupt alltagstauglich ist.”

      Auch Reporterin “Klein aber Hannah” führt in den “Follow me.Reports”-Beitrag Angst vor Obdachlosen? Hanna in der Obdachlosenhilfe mit ihren persönlichen Gefühlen und Empfindungen zum Thema ein: “Heute geht’s bei ‘Follow me.Reports’ um das Thema Obdachlosigkeit. Vielleicht könnt ihr’s sehen, ich frier schon richtig doll. Es wird langsam Winter. Und leider haben nicht alle von uns ein warmes Zuhause. Ich merk das auf dem Weg zur Arbeit, ich seh überall Obdachlose. In der U-Bahn, auf der Straße. Ich muss ehrlich sagen, ich hab Berührungsängste. Ich geb manchmal Geld, aber ich hab das Gefühl, ich könnte noch mehr tun, aber ich weiß nicht, was. Dieser Frage geh ich heute auf den Grund: Was kann ich beziehungsweise was können wir tun, um diesen Menschen in Not besser zu helfen?”

      Wie persönlich die Reporter auch vermeintliche “Tabus” thematisieren, um, wie “Y-Kollektiv”-Reporter David Donschen beim Thema Erektionsstörungen bei jungen Männern eine gesellschaftliche “Stigmatisierung” zu vermeiden, unterstreicht der folgende Einstieg im On-Presenting: “Erkennt ihr? Klein und blau. Das ist eine Potenzpille. Und die besitze ich, weil ich ab und zu Erektionsstörungen habe. Bei mir ist das kein körperliches Problem, sondern eine reine Kopfsache. Bei mir funktioniert es unten immer dann nicht, wenn ich krass Druck verspüre oder auch Stress habe. Warum erzähl ich das ausgerechnet hier auf YouTube? Ich will mit dem Stigma brechen. Ich weiß, dass es nicht nur mir so geht, sondern vielen jungen Männern. Die kriegen nämlich auch keinen hoch, weil da oben in der Birne irgendwas blockiert.”

      Kleiner Ausschnitt
       
      Welcher der subjektiven Zugänge journalistisch opportun oder legitim ist und welcher nicht, kann und soll die Studie nicht klären. Wie die Formate Journalismus praktizieren und was sie leisten, wird gegenwärtig in einer Folgestudie erforscht. Die Studie will vielmehr zunächst anhand von quantitativ auszuwertenden Kategorien darauf schließen, wie die untersuchten Funk-Reportagen soziale Wirklichkeit konstruieren. Dieser Begriff klingt möglicherweise anrüchiger, als er manchmal in der Journalistik wahrgenommen wird: Journalistinnen konstruieren durch ihre Arbeit und deren Produkte ständig (und oft unbewusst und nicht intendiert) Realität. Sie stellen eine Version der Wirklichkeit dar, anstatt diese abzubilden. Eine konstruktivistisch geprägte Journalistik, die in Deutschland in den 90er Jahren unter anderem Klaus Merten, Siegfried J. Schmidt und Siegfried Weischenberg prägten und von Bernhard Pörksen handlungstheoretisch weiterentwickelt wurde, versteht journalistische Konstruktion von Wirklichkeit – anders als etwa Inszenierung oder gar Manipulation – nicht als per se verwerflich.

      Die untersuchten Presenter-Formate der Funk-Kategorien “Information” und “Reportage” bilden nur einen kleinen Ausschnitt des sehr viel reichhaltigeren Angebots von Funk. Die Kernergebnisse der Studie sagen daher nur wenig über das Gesamtangebot aus. Sie lassen sich wie folgt zusammenfassen:

      Themen: Der thematische Schwerpunkt der Funk-Reportagen liegt formatübergreifend weniger auf gesellschaftlichen Themen wie Politik oder Wirtschaft (26,8 %) als vielmehr auf Lebensweltthemen (52,2 %) mit einer hohen Bedeutung für die junge Zielgruppe (zum Beispiel Sexualität, Drogen, Gesundheit/Krankheit und insbesondere Jobs/Berufe). Insgesamt ist das Themenspektrum aber breit ausdifferenziert.

      Thematisierung: Als Strategien der Zielgruppenansprache bedienen sich die Reportagen ganz überwiegend (zu 90,6 %) einer gefühlsorientierten Thematisierung, deutlich seltener einer skandalorientierten (nur 5,9 %).

      Berichterstattungsmuster: Zu dieser emotional-erzählerischen Ansprache passt auch, dass eine aktualisierte Form des subjektiven New Journalism als Berichterstattungsmuster klar dominiert (79 %), während klassisch narrative (8,6 %) und investigative Muster (5,1 %), die beide auch für den New Journalism charakteristisch sind, deutlich seltener allein auftreten und andere journalistische Konzepte quasi nicht vorkommen.

      Darstellungsformen: Wie aufgrund der Auswahl der Reporter-Formate als Untersuchungsgegenstände zu erwarten, ist die Reportage die dominante Darstellungsform (79,6 %), sie wird aber durch Elemente des Interviews vielfach zu einem narrativ-dialogischen Hybrid ausgeformt. Sehr häufig sind Personenporträts, Milieu- und Rollenspiel-Reportagen wie Selbstversuche. In 95,7 % der untersuchten Reportagen äußern die Reporter und Reporterinnen ihre Meinung vor der Kamera.

      Quellen und Akteure: Eine breite Auswahl verschiedener Quellen ist in den Reportagen selbst nicht erkennbar: Stattdessen sind in vier von fünf Beiträgen der untersuchten Funk-Formate (80,3 %) entweder Protagonist:innen oder Reporter:innen die zentralen Informationsquellen. Andere Quellen, insbesondere non-personale Quellen wie Dokumente, werden dagegen deutlich seltener sichtbar in die Reportagen eingebunden, regelmäßig aber unter den Videos verlinkt. Reporter und Protagonisten dominieren nicht nur als Informationsquellen, sondern sind auch die hauptsächlich handelnden Akteure in den Filmen, während Expertinnen, Vertreter des Staates oder der Zivilgesellschaft deutlich seltener als Handelnde auftreten.

      Länder und Orte: Deutschland ist mit 85,9 % eindeutig das zentrale Ereignisland. Über Themen mit Auslandsbezug berichten nennenswert nur “Y-Kollektiv” (28,1 %) und “STRG_F” (24,9 %). Während ein Drittel aller Beiträge bundesweit spielt, dominieren die jeweiligen Produktionssitze der untersuchten Funk-Formate die gewählten Orte der Berichterstattung: Berlin, Nordrhein-Westfalen, Hamburg und Bayern kommen deutlich häufiger vor als die ostdeutschen Bundesländer. Die meisten Themen sind zudem in westdeutschen Großstädten angesiedelt, kleine und mittlere Städte sowie Dörfer sind dagegen nur in rund elf Prozent der untersuchten Beiträge Orte des Geschehens.

      Ereignisbewertung: Anders als aufgrund der publizistischen Mechanismen sozialer Medien zur Gewinnung von Aufmerksamkeit zu erwarten, wird die prozentuale Mehrheit der behandelten Themen/Ereignisse nicht negativ (38,3 %), sondern neutral bewertet (45,5 %). Auffällig sind die Unterschiede zwischen den Formaten: Die investigativen “STRG_F”- und “Y-Kollektiv”-Beiträge zeigen eine absolute Mehrheit negativer Beiträge, während beispielsweise bei “Follow me.Reports” jeder dritte Beitrag sein Thema positiv rahmt und “Die Frage” mit 83,3 % in vier von fünf Beiträgen eine neutrale beziehungsweise ausgeglichene Perspektive wählt.

      Tendenz: In mehr als 97 % aller Beiträge ist eine subjektive Tendenz (oft durch die Reporter:innen) erkennbar, eine objektive Thematisierung wurde kaum vorgenommen (in weniger als 3 % der Beiträge), was auf eine insgesamt radikal subjektive Perspektive deutet.

      Qualität: Formatübergreifend sind insbesondere Authentizität (90,6 %), Partizipativität (82,9 %), Emotionalität und Exklusivität (beide 78,1 %) sowie Narrativität (69,5 %) stark ausgeprägt. Damit werden eher unterhaltende, erzählende und gefühlsorientierte Kriterien erfüllt. Transparenz, Nutzwert und Reflexivität sind hingegen in der Mehrheit der Beiträge nicht gegeben, auch Ansprüche an Relevanz und Vielfalt können in einem maßgeblichen Teil der Beiträge (in jedem vierten beziehungsweise jedem dritten Beitrag) nicht eingelöst werden.

      Die journalistische Konstruktion gesellschaftlicher Wirklichkeit erfolgt in den Reportagen der untersuchten Funk-Formate also überwiegend über Lebensweltthemen, die gefühlsorientiert an die jungen Zielgruppen vermittelt werden. Durch Interviews hybridisierte Reportagen, die sich vor allem Personen, sozialen Milieus und journalistischen Selbstversuchen widmen, nutzen die Konstellation aus Reportern und Protagonistinnen, um Geschichten, die mehrheitlich in deutschen Großstädten spielen, aus einer stark subjektiven Perspektive zu erzählen.

      Der New Journalism prägt als dominantes Berichterstattungsmuster die Wirklichkeitskonstruktion der Reportage-Formate von Funk, er wurde unter den Bedingungen von Social Media jedoch für die junge Zielgruppe der 14- bis 29-Jährigen aktualisiert und für Web-Video-Formate modifiziert, zum Beispiel über die aktive Rolle von Reportern im On oder Aufrufe an das Publikum zur Kommentierung der Inhalte am Ende eines Beitrags.

      Ein weiteres Ergebnis der Studie ist, dass man die Presenter-Formate bei Funk differenziert betrachten muss. Sie verfügen weder über vergleichbare Ressourcen und redaktionelle Strukturen noch richten sie sich an identische Zielgruppen: “STRG_F” ist eher für ein älteres Publikum gedacht, “Follow me.Reports” eher für jüngere Nutzer.

      Protagonistengetriebene Formate
       
      Innerhalb der Funk-Presenter-Formate kristallisieren sich zwei Formen von Social-Web-Presenter-Reportagen heraus: Reporter-getriebene Formate wie “Y-Kollektiv” und “STRG_F” setzen eher auf sogenannte harte Gesellschaftsthemen, gehen manchmal investigativ vor, erkunden Milieus und berichten über politische Ereignisse. Sie stellen Auslandsbezüge her, die Reporter stehen als zentrale Akteure und Informationsquellen im Mittelpunkt der Filme. Sie sind daher von der Subjektivität der Autoren geprägt.

      Protagonistengetriebene Formate wie “Follow me.Reports” und “Die Frage” thematisieren konsequenter Lebenswelt- und Zielgruppenthemen, porträtieren Menschen und deren Einzelschicksale fast ausschließlich in Deutschland und zeigen häufiger journalistische Selbstversuche. Ihre zentralen Akteure und Informationsquellen sind Protagonisten, die von den Hosts in Hybrid-Formaten aus Interview und Reportage zu ihren emotionalen Geschichten befragt und begleitet werden. Die von diesen Formaten abgebildete Realität wird daher eher durch eine Quellen- oder Protagonisten-Subjektivität konstruiert. Mit Abstrichen fällt auch das Format “Reporter” in diese Kategorie, da es in den zentralen Merkmalen eine größere Nähe zu “Follow me.reports” und “Die Frage” aufweist.

      Innovative Nischenangebote
       
      Die mediale wie wissenschaftliche Diskussion über solche Formate des subjektiven Journalismus wird bisher überwiegend polarisiert geführt: Auf der einen Seite stehen die, die beißend kritisieren, die Presenter-Reportagen verstießen eklatant gegen journalistische Objektivitätsideale, sie seien eine Verschwendung von Beitragsgeld und würden dem öffentlich-rechtlichen Informationsauftrag nicht entsprechen. Auf der anderen Seite steht eine unkritische Rezeption, die in den Formaten die einzige Möglichkeit sieht, junge Zielgruppen für öffentlich-rechtlichen Content zu gewinnen. Argumentiert wird häufig, dieser Zweck rechtfertige die Machart und die Abhängigkeit von US-amerikanischen Großkonzernen als Distributoren in jedem Fall.

      Doch im Sinne einer Weiterentwicklung der Formate und des Journalismus insgesamt wäre eine dritte Sichtweise hilfreich: “STRG_F”, “Y-Kollektiv” und andere Formate dieser Art sind innovative Nischenangebote für junge Menschen. Sie ergänzen den vermeintlich objektiven Informations- und Nachrichtenjournalismus erzählerisch und emotional. Sie dürfen, ja müssen sich weiterentwickeln, wachsen und über die Stränge schlagen. Wie ihr Publikum sind sie im besten Sinn jung. Sie dürfen, ja müssen sich journalistisch weiterentwickeln, wachsen und über die Stränge schlagen.

      (Foto links: Maurizio Gambarini / dpa / Picture Alliance)

      Alle Beiträge aus der Reihe “Das Beste aus epd Medien bei turi2” >>>

    • Hör-Tipp: Georg Restle warnt vor zu viel Unterhaltungsjournalismus.

      Hör-Tipp: “Monitor”-Chef Georg Restle warnt im Podcast Läuft von epd Medien und dem Grimme-Institut davor, journalistische Inhalte immer stärker unterhaltsam zu verpacken. Das “ZDF Magazin Royale” von Jan Böhmermann oder “Reschke Fernsehen” mit Anja Reschke seien “wunderbare Formate”, aber dürften “niemals Leitbild werden für einen Journalismus, der in dieser Gesellschaft ernst genommen werden will”. Formate mit “subjektiv-emotionalem” Blick wie bei Funk hätten ihre Berechtigung, jedoch dürfe gerade der öffentliche Rundfunk “nicht nur noch darauf setzen”.
      laeuft-programmschau.podigee.io (17-Min-Audio) via evangelische-zeitung.de

    • Video-Tipp: Anja Reschke zeigt, wie Superreiche ihr Geld in Privatstaaten stecken.

      Video-Tipp: Bei “Reschke Fernsehen” zeigt Anja Reschke, wie reiche Libertäre wie der deutsche Unter­nehmer Titus Gebel eigene Städte in Honduras und auch im sächsischen Döbeln errichten wollen, um dem Sozial­staat und lästigen Steuern zu entkommen. Gebel sieht freie Märkte durch “Klima, Covid, soziale Gerech­tigkeit, Anti­rassismus, Gender” gefährdet.
      ardmediathek.de (29-Min-Video)

    • Zitat: Anja Reschke kritisiert Böhmermann-Vergleich.

      “Würde Jan Böhmermann eine politische Talkshow machen, würde man dann schreiben, er will die männliche Anne Will werden?”

      Anja Reschke kritisiert gegenüber DWDL die Annahme, sie wolle mit ihrer Late-Night-Show der weibliche Jan Böhmermann werden. Die Beäugung sei “viel strenger mit Frauen”.
      dwdl.de

    • NDR stellt “Reschke Fernsehen” über Julian Reichelt in bearbeiteter Fassung wieder online.


      Geschnitten: Der NDR bringt die Ausgabe von “Reschke Fernsehen” mit Vorwürfen des Machtmissbrauchs gegen Ex-“Bild”-Chef Julian Reichelt in einer angepassten Version in die Mediathek zurück. Diese dokumentiert die durch einen Gerichtsbeschluss nötigen Überarbeitungen in Form von Schwärzungen und Piep-Geräuschen. Anja Reschke und einige Aussagen der anonymen Frauen sind teilweise mit entsprechenden Info-Sprechblasen versehen. Zu Beginn der Sendung ist auf einer Text-Tafel zu lesen, dass einige Passagen derzeit “Gegenstand gerichtlicher Auseinandersetzung” sind und daher “vorläufig unkenntlich” gemacht worden sind. Textnachrichten von Reichelt an eine Mitarbeiterin wie “Es ist halt so riskant und fühlt sich trotzdem so richtig” an oder “Er hat mir sehr anzügliche und übergriffige Nachrichten geschrieben” sind nach wie vor zu hören. Reichelts Anwalt Ben Irle hatte beim Landgericht Hamburg eine einstweilige Verfügung gegen elf Passagen der Sendung erwirkt. Der NDR wiederum erklärte, das Gericht halte “zentrale Punkte” in der Berichterstattung für zulässig.
      ardmediathek.de (30-Min-Video) via spiegel.de, turi2.de (Background)
      (Foto: Screenshot ARD-Mediathek)

    • Video-Tipp: “Exakt Story” diskutiert über Haltung im Journalismus.

      Video-Tipp: Die “Exakt Story” vom MDR beleuchtet den Vorwurf, Medienschaffende würden zu tendenziös oder parteiisch berichten. “Monitor”-Chef Georg Restle beobachtet dabei, dass “diejenigen, die uns Haltungs­journalismus vorwerfen, werfen uns vor, nicht ihre Haltung zu bedienen.” “Panorama”-Moderatorin Anja Reschke glaubt nicht, dass die Gesellschaft heute gespaltener ist als früher: “Die Meinungen waren immer da, sie fallen jetzt nur durchs Internet mehr auf.” “Zeit”-Journalist Jochen Bittner sieht fehlende konservative Stimmen im Journalismus als Folge von geringeren Verdienst­möglichkeiten und gesunkenem Sozial-Prestige. ORF-Nachrichten-Anchorman Armin Wolf sieht sich verpflichtet, ausgewogen und unparteilich zu berichten, jedoch seien dabei “Feinde der Demokratie und Demokraten nicht gleich zu behandeln”.
      mdr.de (30-Min-Video)

    • Julian Reichelt wehrt sich vor Gericht gegen Beitrag von “Reschke Fernsehen”.


      Reschke vs. Reichelt: Die NDR-Sendung “Reschke Fernsehen” mit Anja Reschke darf einige Behauptungen im Zusammen­hang mit Julian Reichelt nicht mehr verbreiten. Laut Reichelts Anwalt Ben Irle untersagt das Land­gericht Hamburg per einstweiliger Verfügung elf Passagen der Sendung vom 16. Februar mit dem Titel “Julian Reichelt und die Frauen: ‘Bumsen, belügen, wegwerfen'”, in der Reschke über den mutmaßlichen Macht­missbrauch durch den Ex-“Bild”-Chef berichtet. Laut Irle beträfe das u.a. Aussagen zu “Sex on Demand” und Behauptungen über “Drogen­konsum am Arbeits­platz”. Der NDR sieht hingegen seine Bericht­erstattung in großen Teilen bestätigt. Den Vorwurf von “Amts- und Macht­missbrauch” sehe das Gericht als ausreichend belegt. Der Sender dürfe weiterhin berichten, dass Reichelt seine Macht­position eingesetzt hat, “um vor allem Praktikantinnen und Volontärinnen nahe zu kommen”. Der NDR habe dem Landgericht Eides­stattliche Versicherungen und weitere Belege vorgelegt. Gegen die einstweilige Verfügung will der Sender Widerspruch einlegen. (Foto: NDR / Reschke Fernsehen / Thorsten Jander)
      presseportal.de (Irle), ndr.de (Statement NDR), faz.net (€), ardmediathek.de (29-Min-Video, ganze Sendung), turi2.de (Background)

    • Bertelsmann überlässt “Hitler-Tagebücher” dem Bundesarchiv.

      Geschichts-Fake: Bertelsmann überreicht noch in diesem Jahr die gefälschten “Hitler-Tagebücher” an das Bundesarchiv. Die Bücher, die der “stern” 1983 als echt verkauft hatte, sollen in Koblenz aufbewahrt und zugänglich gemacht werden. Die Übergabe ist Teil der geschicht­lichen Aufarbeitung, die Bertelsmann Anfang des Jahres nach einer Recherche von Anja Reschke ausgeweitet hatte.
      presseportal.de, turi2.de (Background)

    • Bertelsmann lässt Skandal um gefälschte Hitler-Tagebücher wissenschaftlich aufarbeiten.


      Unliebes Tagebuch: Bertelsmann-Chef Thomas Rabe reagiert auf die Recherche von Anja Reschke zu den gefälschten Hitler-Tage­büchern und lässt den Skandal von 1983 wissenschaftlich aufarbeiten. Der Verlag erweitert dafür die Zusammen­arbeit mit dem Institut für Zeit­geschichte (IfZ) in München. Dieses erforscht bereits seit August 2022 die Geschichte des “stern” und soll nun herausfinden, “wie und warum es zur Veröffentlichung der Fälschung kommen konnte”, heißt es in der Mitteilung. Reporter Gerd Heidemann (Foto) hatte die Bücher damals im Auftrag des “stern” erworben. Bei “Reschke Fernsehen” wirft die Journalistin dem Magazin vor, es hätte sich der vermeintlichen Sensation wegen vor den Karren von Holocaust-Leugnern spannen lassen, wären die Tage­bücher nicht als Fälschung aufgeflogen. (Foto: Chris Pohlert / dpa / Picture Alliance)
      presseportal.de, turi2.de (Background)

    • Klick- und Video-Tipp: NDR veröffentlicht falsche Hitler-Tagebücher erstmals mit Volltextsuche.

      Klick- und Video-Tipp: Der NDR hat ein Dossier zu den gefälschten Hitler-Tagebüchern veröffentlicht und diese erstmals vollumfänglich mit einer Volltextsuche online gestellt. In der aktuellen Ausgabe “Reschke Fernsehen” wirft Anja Reschke dem “stern” vor, dass er sich der vermeintlichen Sensation wegen vor den Karren von Holocaust-Leugner hätte spannen lassen, wären die Tagebücher nicht als Fälschung aufgeflogen.
      ndr.de (Datenbank zum Durchsuchen), ndr.de (Reschke, 30-min-Video), ndr.de (gesamtes Dossier)

    • “Reschke Fernsehen” erhebt neue Machtmissbrauchs-Vorwürfe gegen Julian Reichelt.

      Reschke vs. Reichelt: In ihrer neuen ARD-Sendung “Reschke Fernsehen” präsentiert Anja Reschke heute Abend weitere Vorwürfe des Macht­missbrauchs gegen Ex-“Bild”-Chef Julian Reichelt. 13 Frauen berichten von “Anmachen, Affären und beruflichen Auswirkungen”. Eine ehemalige Mitarbeiterin erzählt, Reichelt habe sie zu einem Treffen gedrängt. Andere seien entlassen worden, kurz nachdem sie gegen den damaligen Chef­redakteur ausgesagt hätten. Reichelt bezeichnet alle Vorwürfe als “unwahr”. Die Sendung läuft um 23.35 Uhr im Ersten und ab 18 Uhr in der Mediathek.
      presseportal.de, ardmediathek.de

    • Lese-Tipp: Anja Reschke erklärt, wie sie mit “Reschke Fernsehen” ein andere Zielgruppe erreichen will.

      Lese-Tipp: Mit ihrer neuen ARD-Sendung “Reschke Fernsehen” möchte Anja Reschke “noch mal andere Zielgruppen erreichen” als andere Polit­magazine. Im Teleschau-Interview sagt die Journalistin, dass sie seit dem Beginn ihrer “Panorama”-Moderation vor fast 20 Jahren überlegt, “wie man Recherche noch auf andere Art” an die Zuschauer vermitteln könnte. Die Unterscheidung von Information und Unterhaltung sei “ohnehin oft Quatsch”.
      showcase.teleschau.de, turi2.de (Background)

    • Zitat: Anja Reschke will nicht mit Jan Böhmermann verglichen werden.

      “Ich will Jan Böhmermann weder schlagen noch besser sein.”

      TV-Journalistin Anja Reschke sagt im “Zeit Magazin”, sie möchte in Bezug auf ihre neue Sendung “Reschke Fernsehen” nicht mit Böhmermann verglichen werden: “Ich finde, es ist Platz für beides. Es gibt genügend Männer, die Late-Night moderieren.”
      zeit.de (€), turi2.de (Background)

    • Anja Reschke bekommt eigene Show im Ersten.

      Reschke redet: “Panorama”-Moderatorin Anja Reschke startet am 2. Februar ihre eigene Sendung “Reschke Fernsehen” im Ersten. In zunächst fünf Folgen widmet sich die Journalistin 30 Minuten lang einem gesellschaftlichen Thema mit “unterhaltsamen Grundton”. Die erste Folge dreht sich um Bayern und die CSU. Die Sendung läuft donnerstags um 23.35 Uhr.
      presseportal.de, prisma.de

    • Basta: “Bild” macht sich zum Streifenpolizisten der Öffentlich-Rechtlichen.

      bildlogoFalschparker: “Bild” wittert bei Karola Wille den nächsten Skandal im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Die MDR-Intendantin hat 2020 auf einem Behinderten­park­platz geparkt. Und das nur, weil sie dringend zum Arzt musste. Was kommt als nächstes? Dass Tom Buhrow seinen Müll falsch sortiert? Anja Reschke in einer Pizzeria kein Trinkgeld gegeben hat? Oder hat ein BR-Volontär im Bus einer Schwangeren seinen Sitzplatz nicht angeboten?
      bild.de

    • Anja Reschke bekommt eine eigene Show im Ersten.

      Was Eigenes: Journalistin Anja Reschke bekommt 2023 eine eigene Sendung im Ersten. In dem neuen Format will sie investigative Recherchen und politische Zusammenhänge “auf unterhaltende Weise präsentieren”. Die Leitung des Programmbereichs Kultur und Dokumentation beim NDR wird Reschke zum 1. August abgeben. Das ARD-Politikmagazin “Panorama” moderiert sie weiter.
      ndr.de