lexikon2: Schleichwerbung.

Bams auf Butterfahrt 1Schleichwerbung ist die Pest an Bord der journalistischen Flaggschiffe, Vergnügungsdampfer, Beiboote und Einhand-Jollen. Schleichwerbung ist der Sargnagel für Qualitätsjournalismus, ein Linsengericht, für das Medien ihre Reputation verkaufen. Medienmacher aller Gattungen sollten alles tun, um jede Form von Schleichwerbung zu vermeiden. Denn sie demontiert die Glaubwürdigkeit und damit die Zukunft ihres Mediums.

 

Schleichwerbung beginnt keinesfalls erst da, wo Geld für einen unsauberen Beitrag fließt. Diesem Fehlurteil sitzen selbst erfahren Fachjournalisten wie Stefan Winterbauer bisweilen auf. Der Presserat definiert Schleichwerbung als eine “unangemessen werbliche Darstellung von Produkten, die über das Informationsbedürfnis des Lesers hinausgehen.” Die Glaubwürdigkeit der Presse als Informationsquelle gebiete “besondere Sorgfalt beim Umgang mit PR-Material”. Schleichwerbung liegt also auch vor, wenn eine Redaktion aus Unachtsamkeit oder in der Absicht, gute Stimmung bei (künftigen) Anzeigenkunden zu machen, Jubelarien anstimmt.

 

Zu besichtigen war dieser Fall am 11. Januar in der “Bild am Sonntag”, als eine regelrechte Eloge auf den Küchenhelfer Thermomix und sein Verkaufssystem im Blatt stand. Der Autor bewarb sich am Ende allen Ernstes als Verkäufer des Gerätes – ein klarer Fall von Schleichwerbung, auch wenn kein Geld floss. Den Schaden hat die Redaktion selber: Merkt der Leser, dass er nicht im Geist der Aufklärung und der Fairness informiert wird, sondern von einem Fanboy, wird er sich zweimal überlegen, am nächsten Sonntag nochmal 1,70 Euro auszugeben oder sein Abonnement zu verlängern.

presserat.de, wikipedia.de, duden.de, wirtschaftslexikon24.de, turi2.de (Thermomix), meedia.de (Winterbauer)
 
Übersicht lexikon2