Steffen Klusmann über Reichelt, Relotius und Diversität beim “Spiegel”.


Rück-"Spiegel": "Die Rolle des 'Spiegels' ist die Opposition gegenüber den Mächtigen", sagt "Spiegel"-Chefredakteur Steffen Klusmann. Genau drei Jahre nach dem Fall Relotius und kurz vor dem 75. Jubiläum des Nachrichtenmagazins spricht er im Video- und Podcast-Interview mit turi2-Chefredakteur Markus Trantow über das Selbstverständnis des "Spiegel" in gesellschaftlich bewegten Zeiten. Gefürchtet werden, möchte Klusmann nicht. Doch wenn ein Fragen-Katalog des "Spiegel" bei einem Unternehmen zurecht Alarmglocken auslöse, "finde ich das gut". Es sei wichtig, Missstände aufzuklären und Dinge kritisch zu hinterfragen. "Das ist Teil der Spiegel-DNA", auch wenn die immer wieder modern interpretiert werden müsse. Für 2022 kündigt Klusmann den Aufbau eines "kleinen, schlagkräftigen Newsteams" an. Auch die Diversität in der Redaktion macht der Chefredakteur als Baustelle aus. Zwar läge die Frauenquote in Führungspositionen im einstigen "Männerladen" bei 44 %, "das reicht aber noch nicht".

Grundsätzlich ist der Job härter geworden, sagt Klusmann über juristische Anfechtungen. "Wenn man mit kritischen Geschichten kommt, werden die sofort angegriffen." Unterlassungen für "alles und nichts" seien an der Tagesordnung. Bei investigativen Geschichten seien Dokumentare und Justiziare dabei, alles werde "zig mal" überprüft. Das gelte auch für die Berichterstattung in den Fällen Julian Reichelt und Luke Mockridge. Die juristischen Prozesse kämpfe der "Spiegel" nun bis zum Ende durch. Traditionellen Werten bleibe das Nachrichtenmagazin treu und unterscheide streng zwischen Aktivismus und Journalismus: "Aktivismus wäre ja, was wir gern hätten, nicht 'sagen, was ist'."

Wirtschaftlich blickt Klusmann positiv in die Zukunft: Zwar sinken auch beim "Spiegel" die Print-Auflagen, doch die Digital-Abonnements wachsen – aktuell sogar so stark, dass sie Print-Rückgänge überkompensieren. Auf den 75. Geburtstag des Magazins am 4. Januar werde die "Spiegel"-Belegschaft digital anstoßen, in der Hoffnung, die Feier im Frühjahr nachzuholen und "es krachen zu lassen".
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Privat: lexikon2: Steffen Klusmann.

Steffen Klusmann steht sturmerprobt als Vorsitzender der Chefredaktion an der Spitze des “Spiegel”. Seine Qualitäten als Krisenmanager von Redaktions-Dickschiffen in schwerer See beweist er schon vor seinem offiziellen Amtsantritt im Relotius-Skandal.

Klusmann wird 1966 in Karlsruhe geboren, nach dem Abitur studiert er Volkswirtschaftslehre und lernt das Journalisten-Handwerk lernt er an der Georg-von-Holtzbrinck-Schule, anschließend schreibt er als Redakteur für die “Wirtschaftswoche”. Seinen Erstkontakt mit der Spiegel-Gruppe hat er 1996 beim “manager magazin”. Drei Jahre später wechselt er zu Gruner + Jahr und entwickelt die legendäre “Financial Times Deutschland” mit, 2004 steigt er zu deren Chefredakteur auf und erwirbt sich den Ruf des Machers mit Mut zu unbequemen Entscheidungen. Als G+J das verlustreiche Prestige-Projekt 2012 beendet, wird er Vize-Chef des “stern”.

Ende 2013 wechselt Klusmann zurück zur Spiegel-Gruppe und übernimmt die Chefredaktion des “manager magazins”. Er unterzieht Heft und Online-Angebot einem Relaunch und qualifiziert sich für größere Aufgaben. Im August 2018 wird bekannt, dass Klusmann 2019 Klaus Brinkbäumer als Chefredakteur des “Spiegels” ablöst und die sperrige Aufgabe übernimmt, Online- und Print-Redaktion zu vereinen. Bereits vor Amtsantritt führt er das Magazin besonnen und mit klaren Ansagen durch den Relotius-Skandal.

Newsüber Steffen Klusmann auf turi2.de

Geboren am 15. März 1966 in Karlsruhe.

Telefon 040 3007-2007
steffen.klusmann@spiegel.de

Interessante Links:
spiegelgruppe.de (“Spiegel”-Berufung mit Lebenslauf)
kress.de (Porträt von Markus Wiegand, 2018)
meedia.de (Porträt von Marvin Schade, 2018)
handelsblatt.com (Porträt von Catrin Bialek, 2018)

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