Mehr Geld für ARD und ZDF? Der Chef der Gebührenkommission KEF, Martin Detzel, geht offenbar davon aus, dass der Rundfunkbeitrag erneut steigen wird. Im Interview mit der "FAZ" sagt er: "Wenn man angesichts der gegenwärtigen Inflationsrate die Kostenentwicklung hochrechnet, ist es keine Überraschung, dass die Beiträge nominal steigen könnten." Dass sich der Beitrag parallel zur Teuerungsrate entwickelt, schließt Detzel allerdings aus. Die KEF habe bisher "immer einen Anstieg des Beitrages unterhalb des Inflationsniveaus" empfohlen.
Politische Forderungen an die Sender, die eigenen Strukturen zu ändern oder den Auftrag selbst zu reduzieren, wie zuletzt von CSU-Chef Markus Söder geäußert, nennt Detzel "unrealistisch". Man müsse von den Sendern zwar Vorschläge für Sparmaßnahmen und mehr Wirtschaftlichkeit fordern. Die Erwartung, dass "Intendanten von sich aus Redaktionen schließen und Mitarbeiter entlassen", sei aber eine "Illusion". Das würde "ihrem Auftrag als Arbeitgeber und dem Selbstbehauptungsinteresse ihrer Institution" widersprechen.
"FAZ", S. 13 (Paid)
Realistische Nachrichten: Marco Bertolaso mit einem Plädoyer für guten Informationsjournalismus.
Newsrealo: Nachrichtenredaktionen sollten sich wieder stärker als “Kläranlagen” oder “Virenscanner” der Information verstehen und aussortieren, was wie eine Nachricht aussieht, aber keine ist, schreibt Marco Bertolaso bei epd Medien. Der Nachrichtenchef des Deutschlandradios und Autor des Buchs Rettet die Nachrichten plädiert für die Idee “Realistischer Nachrichten”, bei denen etwas ist nicht allein deshalb aktuell ist, weil es an einem bestimmten Tag gesagt und getan wird oder geschieht. Weiterlesen >>>
turi2 edition #16: Wie das Rundfunkarchiv alte Schätze für neue Generationen interessant macht.
Hüter der Historie: Edison-Walzen, Orchesterstücke aus der NS-Zeit und Propaganda von Joseph Goebbels. Das Deutsche Rundfunkarchiv arbeitet daran, Geschichte in Ton und Bild für die Nachwelt zu erhalten. Vorstand Bernd Hawlat erzählt in der turi2 edition #16 von seinen liebsten “Dauerbrennern” und wie die Gemeinschafts-Einrichtung von ARD und Deutschlandradio auch kommende Generationen für die alten Dokumente begeistern möchte. Weiterlesen >>>
Dieser Beitrag ist Teil der turi2 edition #16 über Nachhaltigkeit, die am 12. Januar 2022 erscheint. Hier kostenloses E-Paper bestellen!
Fehlende Distanz: Die "Twitter-Connection" zwischen Politik und Journalismus befeuert die Verschwörungstheorie eines "elitären Machtkonglomerats", sagt Ernst Elitz. Im "Tagesspiegel" kritisiert der Deutschlandradio-Gründungsintendant, dass Journalistinnen während der Konferenzen der Ministerpräsidentinnen mit der Kanzlerin in diesem Jahr zum "Spielball publicitysüchtiger Politiker wurden".
tagesspiegel.de
Nichts zu lachen: Unterhaltung spielt im Entwurf der Rundfunkkommission für die künftigen Aufgaben der Öffentlich-Rechtlichen nur eine geringe Rolle. "Tagesspiegel"-Redakteur Joachim Huber sieht darin ein "gerütteltes Maß an Misstrauen, dass die öffentlich-rechtlichen Sender ihre Grundlagen und Werte zu wenig pflegen". Eine "Unterhaltungs-Polizei" brauchten die Sender nicht. Es bestehe keine Gefahr, dass sich das Publikum "zu Tode amüsiert".
tagesspiegel.de
Lese-Tipp: Seit April ist Jona Teichmann (Foto) Programmdirektorin beim Deutschlandradio, ihre neuen Wirkungsstätte kennt sie coronabedingt überwiegend nur per Videokonferenz, schreibt Senta Krasser in ihrem Portät. Unter Teichmann soll der Sender "jünger, weiblicher und kulturell wie sozial vielfältiger" werden, hat Themen wir Diversität auch schon vor ihrer Ankunft in Angriff genommen: "Die müssen das nicht erst von mir lernen", sagt Teichmann. Mehr als drei Jahrzehnte war sie davor beim WDR, dabei wollte sie urspünglich zur Zeitung. Ihre Studentenliebe hat sie damals zur Bewerbung für ein WDR-Volo ermutigt, seit 1990 sind beide verheiratet. Der Mann heißt Jörg Schönenborn.
dwdl.de
Deutschlandradio verschiebt wegen des Bahnstreiks seine Intendanten-Wahl auf Dezember. Die Sitzung des Hörfunkrats am 2. September findet nicht in Präsenz in Berlin statt, sondern als Video-Konferenz. Die Wahl bedarf aus rechtlichen Gründen jedoch einer Präsenzsitzung.
deutschlandradio.de
Rundfunkbeitrag: Die Erhöhung um 86 Cent auf 18,36 Euro gilt ab August, teilt der Beitragsservice mit. Ende August beginne man mit dem Einzug, bei Lastschrift-Zahlung erfolgt die erhöhte Abbuchung automatisch. Vor zwei Wochen hatte das Bundesverfassungsgericht entschieden, dass Sachsen-Anhalt die Erhöhung nicht im Alleingang hätte stoppen dürfen.
presseportal.de, turi2.de (Background)
Rundumschlag beim Rundfunkbeitrag: Das Bundesverfassungsgericht gibt ARD, ZDF und Deutschlandradio im Streit mit dem Bundesland Sachsen-Anhalt recht. Es entscheidet, dass ein einzelnes Bundesland die Erhöhung des Rundfunkbeitrags nicht stoppen kann. Somit steigt der Beitrag um monatlich 86 Cent auf 18,36 Euro, bis es eine Neuregelung gibt. Deutschlandradio-Intendant Stefan Raue bezeichnet das Urteil als eine "weitere bedeutende Entscheidung für die Rundfunkfreiheit". Für Mitarbeiterinnen seiner Anstalt verspreche die Entscheidung auch "endlich Planungssicherheit". Auch der ARD-Vorsitzende Tom Buhrow freut sich über die "verlässliche und bedarfsgerechte Finanzierung". Er sagt, die ARD bleibe unabhängig davon auf "Reformkurs – wirtschaftlich, inhaltlich und technologisch".
"Wir respektieren diesen Beschluss", lässt Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff wissen, spricht aber von einem "Demokratieproblem", das das Gericht nicht geklärt habe. Abgeordnete könnten nur verfassungskonform handeln, wenn sie dem Finanzbedarf zustimmen, seien aber andererseits nur ihrem Gewissen verpflichtet und könnten "schon Zweifel haben" an der Sinnhaftigkeit der KEF-Empfehlungen. Ähnlich äußert sich FDP-Mann Marco Buschmann. Er merkt an, dass die Entscheidung die Landtage "ein Stück weit entmachtet" und die Gebührenkommission KEF "massiv stärkt". Carsten Brosda, Hamburgs Senator für Kultur und Medien, spricht von einer "deutliche Klatsche" für die Menschen, die die Öffentlich-Rechtlichen zum "zum Spielball politischer Interessen" gemacht hätten.
Georg Altrogge wettert in der "Bild" gegen das Urteil. Es gefährde "die Grundfesten der föderalen Demokratie" und sei ein "höchstrichterlicher Kniefall" vor den Sendern. Uwe Mantel sieht das System mit dem Urteil nun auch gegen den Angriff von Populistinnen gewappnet, die ARD und ZDF "durch die Verweigerung der Finanzierung stark in Bedrängnis bringen könnten".
per Mail, tagesschau.de, spiegel.de, rnd.de, deutschlandfunk.de, hamburg.de, bild.de, dwdl.de, turi2.de (Background)
Dialogbereit: Deutschlandfunk und Deutschlandfunk Kultur gründen die gemeinsame Redaktion "Meinung und Diskurs". Unter Leitung von Sina Fröhndrich arbeiten die Teams von sieben Sendungen künftig standortübergreifend in Berlin und Köln zusammen. Die neue Redaktion soll den Dialog mit den Hörerinnen weiter intensivieren und neue Diskussionsformate entwickeln.
presseportal.de
Gegenwind: Die ARD kontert einen offenen Brief von Audio-Autorinnen und Regisseurinnen und wirft ihnen stilloses Verhalten, falsche Behauptungen und überzogene Erwartungen vor. Vergütungsregeln und Tarifverträge würden "in Misskredit" gebracht, heißt es in dem ARD-Schreiben, aus dem die "Süddeutsche" zitiert. Gleichzeitig bietet der Sender den Autorinnen Gespräche an. Hunderte Kreative hatten in dem Schreiben vor einer Woche eine angemessene Bezahlung gefordert.
sueddeutsche.de, turi2.de (Background)
Erhöhen Lautstärke: Hunderte Autorinnen und Regisseurinnen von Audiobeiträgen fordern eine angemessene Bezahlung vom Deutschlandradio und der ARD. In einem Offenen Brief werfen sie den Sendern vor, "zunehmend kulturvergessen" zu werden, während "Kunst und Vertiefung" auf der Strecke blieben. Die Honorarbedingungen seien "aus einem anderen Zeitalter", weshalb sich Unterzeichnende wie etwa Karl Bruckmaier (Foto) in ihrer Existenz bedroht fühlen. Vor Audiotheken hätten Hörspiele u.a. durch Ersthonorare und Wiederholungen rund 20.000 Euro eingebracht, heute belaufe sich die Summe nur noch auf 12.000 Euro, schreibt die "Süddeutsche". Die Verfasserinnen fordern die ARD zur "Neuauflage der Verhandlungen" auf.
sueddeutsche.de, hans-flesch-gesellschaft.de (Offener Brief)
Rundfunkbeitrag: Der Beitragsservice von ARD, ZDF und Deutschlandradio hat 2020 insgesamt 8,1 Mrd Euro eingenommen. Das ist halbes Prozent mehr als 2019, obwohl rund 1.400 Betriebsstätten wegen coronabedingter Schließung von der Beitragszahlung freigestellt wurden. Die Zahl der angemeldeten Wohnungen sinkt um ein halbes Prozent auf 39,7 Mio. Die Zahl der Menschen, die aus sozialen Gründen betragsfreiet sind, sinkt um rund 2,3 &% auf knapp 2,6 Mio.
presse.rundfunkbeitrag.de, sueddeutsche.de
Unabhängig vernetzt: ZDF-Intendant Thomas Bellut will keine gemeinsame Plattform mit der ARD, sagt er im Interview mit der "FAZ". Die öffentlich-rechtlichen Sender bräuchten auch in Zukunft "eigene Adressen" – obwohl einer "sehr engen Zusammenarbeit" nichts im Weg stünde. Eine langfristige Fusion von ARD, ZDF und Deutschlandradio hält Bellut für falsch: Die "Informationsmacht" des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sollte nicht "in einer Hand gebündelt" werden.
"FAZ", S. 13 (Paid)
"Die Vorstellung von manch engagierten namenlosen Unternehmensberatern, journalistische Inhalte könnten in einer Art moderner Fabrikhalle Stück für Stück losgelöst von einem Gesamtkonzept und hocharbeitsteilig produziert werden, um dann als Video, Audio oder Text in alle Welt verschickt zu werden, führt zu Programmen, die keiner nutzen, hören und sehen will."
Deutschlandradio-Intendant Stefan Raue plädiert in einem Gastbeitrag in der "Süddeutschen Zeitung" für mehr Anerkennung des Radios – das Medium sei mehr als ein bloßer Ausspielweg für Inhalte.
sueddeutsche.de (Paid)
Rundfunkbeitrag: ARD, ZDF und Deutschlandradio legen ihre Finanzplanung für die Jahre 2021 bis 2024 vor und sehen sich "im Wesentlichen" darin bestätigt, dass der Rundfunkbeitrag eigentlich bei 18,36 Euro liegen müsste. Da Sachsen-Anhalt die Erhöhung nicht ratifiziert hat, sei "der öffentlich-rechtliche Rundfunk nicht mehr bedarfsgerecht finanziert". Sollte es bei 17,50 Euro im Monat bleiben, ließen sich "spätestens 2022 Auswirkungen auf das Programm nicht mehr vermeiden".
dwdl.de, tagesspiegel.de, presseportal.de
Deutschlandradio: Florian Kellermann, 48, bisher Osteuropa-Korrespondent in Warschau, berichtet für die Deutschlandfunk-Sender künftig aus Moskau. Kellermann folgt auf Thielko Grieß, der als Moderator und Redakteur ins Kölner Funkhaus zurückkehrt. Zum Berichtsgebiet gehören neben Russland auch Belarus, Georgien, Armenien, Aserbeidschan, Kasachstan, Turkmenistan, Usbekistan, Tadschikistan und Kirgisien.
presseportal.de
Dualer Donnerschlag: Annette Kümmel, Vorstandsvorsitzende des Verbands Privater Medien Vaunet, fordert in einem "FAZ"-Gastbeitrag strengere Regeln für die Öffentlich-Rechtlichen, die im Zuge der Reform von ARD, ZDF und Deutschlandradio umgesetzt werden müssten. Kümmel warnt die Anstalten etwa davor, Bildungs-, Kultur- und Informationsinhalte ins Internet auszulagern: "Der Verweis der Rundfunkanstalten auf veränderte Nutzungsgewohnheiten sollte nicht als Blankoscheck dienen, nach Belieben Programme und Angebotsteile hin und her zu schieben." Die Öffentlich-Rechtlichen müssten diese "Kernelemente" über alle Verbreitungswege verfügbar machen. Mit Besorgnis nimmt Kümmel das Verschwinden bzw. Auslagern einzelner Kulturinhalte wahr: "Das Eintreten für Kulturverständnis wird online only nicht erfolgreich sein."
Zudem fordert Kümmel, der "ungebremsten Expansion der Anstalten vor allem im Online-Bereich" Grenzen zu setzen. Im Zuge der Modernisierung sollte dabei auch "ein Mehr an Angeboten und Kosten ausgeschlossen" werden. Kümmel übt auch Kritik an Filmen und Serien, die öffentlich-rechtliche Anstalten für amerikanische Streamingdienste produzieren: Vaunet halte "eine Entkommerzialisierung und Überprüfung der wachsenden Präsenz des öffentlich-rechtlichen Rundfunks auf solchen Plattformen für geboten." Beide Seiten des dualen Systems – also öffentlich-rechtlicher sowie privater Rundfunk – sollten Kümmels Vorstellung zufolge am besten eine "Taskforce" gründen, um gemeinsam über die Zukunft deutscher TV- und Radioanstalten zu beraten.
"FAZ", S. 14 (Paid)
All in one? Peter Voß, Ex-Intendant des SWR, appelliert per "FAZ"-Beitrag an ARD, ZDF und Deutschlandradio, den Vorstoß der Mittelstandsunion nach nur einem öffentlich-rechtlichen Sender nicht sofort abzuschmettern. Die Anstalten seien "gut beraten", das Positionspapier auf "akzeptable oder zumindest diskutable Ansätze" abzuklopfen. Trotzdem sieht Voß eine Programm-Zusammenlegung kontraproduktiv: Sie zerstöre den bewährten Austausch zwischen Hauptprogramm und dritten Fernsehsendern.
"FAZ", S. 13 (Paid), turi2.de (Background)
Deutschlandradio entwickelt zusammen mit dem Goethe-Institut einen mehrsprachigen Podcast. "Voice Versa - Zwei Sprachen, eine Story" startet im April, erzählt persönliche Migrationsgeschichten und experimentiert damit, Mehrsprachigkeit im Radio abzubilden.
presseportal.de
Rechts abgebogen: Der freie SWR- und Deutschlandradio-Mitarbeiter Burkhard Müller-Ullrich wirft Kolleg*innen im Interview mit der rechtskonservativen "Jungen Freiheit" "Dummheit und Charakterlosigkeit" vor, beobachtet der "Spiegel". ARD und ZDF sieht Ullrich als "Panikschleudern in Sachen Corona", Rundfunkräte hält er für "zunehmend gleichgeschaltet". Der SWR, wo Müller-Ullrich seit über 30 Jahren das SWR2 Forum moderiert, geht vorsichtig auf Distanz: Es gebe "keinen Anlass, an der journalistischen Integrität von Müller-Ullrich zu zweifeln", allerdings entsprächen die "Suggestionen" des Interviews nicht den Sender-Standards. Auch das Deutschlandradio vermisst einen "respektvollen Umgang" in den Äußerungen.
"Spiegel" 6/2021 (Vorabmeldung per Mail)
Deutschlandradio kündigt die laufenden Tarifverträge. Diese hätten normalerweise noch bis 2022 Gültigkeit. Eine tariflich vereinbarte Lohnerhöhung für die Mitarbeiter*innen fällt damit vorerst aus. Laut Intendant Stefan Raue reagiert der Sender damit auf die durch Sachsen-Anhalt verhinderte Erhöhung des Rundfunkbeitrags um 86 Cent. DJV-Chef Frank Überall warnt vor einem "Flächenbrand".
zeit.de, handelsblatt.com
Rundfunkbeitrag spaltet die Union, analysiert die "Welt am Sonntag". Die Mittelstands- und Wirtschaftsunion würde ARD, ZDF und Deutschlandradio am liebsten fusionieren, Unterhaltung und Sport aus dem Programm streichen. Ein entsprechendes Positions-Papier sei womöglich "von oben" gestoppt worden. Andere Kreise der Partei, etwa um Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer und den früheren Fraktionschef Volker Kauder, stehen zu ARD und ZDF.
welt.de (Paid)
Für eine Handvoll Euro: ARD, ZDF und Deutschlandradio scheitern vor dem Bundesverfassungsgericht mit ihren Eilanträgen, mit denen sie die Erhöhung des Rundfunkbeitrags um 86 Cent zum Jahreswechsel vorläufig anordnen lassen wollten. Die Richter*innen bemängeln, die Rundfunkanstalten hätten nicht ausreichend begründet, dass ihnen vor der endgültigen Entscheidung im Hauptverfahren schwere Nachteile entstehen. Die Sender hatten argumentiert, dass sich ohne die geplante Erhöhung der Gebühren ab Januar ihr Angebot verschlechtern werde, was die Rundfunkfreiheit verletzte. Die Entscheidung bezieht sich nur auf das Eilverfahren. Die reguläre Klage der Anstalten ist erst später Verhandlungsgegenstand.
Im Hauptverfahren wird das Gericht darüber entscheiden, ob die Weigerung Sachsen-Anhalts, den neuen Rundfunkstaatsvertrag zu ratifizieren, die Rundfunkfreiheit verletzt. Die Kläger argumentieren, dass eine bedarfsgerechte Finanzierung sichergestellt sein muss. Das Deutschlandradio will nun zunächst kurzfristige Sparmaßnahmen umsetzen. Der Bedarf wurde durch die unabhängige Kommission KEF errechnet. Medienpolitische Fragen dürften bei der Festsetzung des Beitrags keine Rolle spielen, so die Kläger.
tagesschau.de, spiegel.de, spiegel.de (Sparmaßnahmen), turi2.de (Background)
Anti-Israel? Felix Klein, Antisemitismus-Beauftragter des Bundes, wirft Deutschlandradio-Chefkorrespondent Stephan Detjen parteiische Berichterstattung vor. Hintergrund sind Äußerungen Detjens – auch – in der Berichterstattung, in denen er sich gegen einen Beschluss des Bundestags positioniert, der finanzielle Unterstützung für Israel-boykottierende Organisationen ausschließt. "Hier liegt eine nicht unproblematische Rollenvermischung vor", meint Klein.
Focus 52/2020, S. 20 (Paid), juedische-allgemeine.de
Privatisierter Rundfunk: Der CDU-Wirtschaftsausschuss schlägt in einem Papier für das Wahlprogramm zur Bundestagswahl vor, ARD, ZDF und Deutschlandradio "langfristig" und "schrittweise" zu privatisieren, berichtet der "Spiegel". Mit den Erlösen der Privatisierung will die CDU einen Medienfonds speisen, der künftig einzelne Programminhalte finanziert, aber keine ganzen Sender. Bis zur Umsetzung sollte der öffentlich-rechtliche Rundfunk nur noch Aufgaben übernehmen, "die private Anbieter nicht oder nur unzureichend gewährleisten können", etwa Information, Bildung und Kultur.
spiegel.de
"Man darf sich als Medium auch nicht überheben. Ich bin kein Freund der Definition, dass Medien die vierte Gewalt sind."
Stefan Raue, Intendant des Deutschlandradios, sagt im RND-Interview, Radio habe im engeren Sinne keine Verantwortung für das Gemeinwesen, müsse aber helfen, "dass ein kritischer Diskurs in zivilisierter Form stattfindet".
rnd.de
Eilverfahren statt Eilmeldung: Das Deutschlandradio will im Streit um den von Sachsen-Anhalt nicht ratifizierten Rundfunkstaatsvertrag vor dem Bundesverfassungsgericht auch ein Eilverfahren anstoßen. Ein solches Eilverfahren wäre dem Hauptverfahren vorgeschaltet und böte bei Erfolg die Möglichkeit, dass der Rundfunkbeitrag doch noch zum 1. Januar 2021 - zumindest vorläufig - um 86 Cent steigt.
Außerdem erklären Bremen und das Saarland vor dem Bundesverfassungssgericht eine eigene Stellungnahme zu den Klagen von ARD, ZDF und Deutschlandradio abzugeben. Darin wollen sie auf die besondere finanzielle Situation des Saarländischen Rundfunks und von Radio Bremen aufmerksam machen. Eine eigene Klage streben die Bundesländer aber nicht an. (Bild: Bildagentur-online / Schoening / Picture Alliance)
rnd.de (Eilverfahren), deutschlandfunk.de (Stellungnahme Bremen und Saarland), turi2.de (Background)
Rundfunkstaatsvertrag: Das Deutschlandradio macht als Erstes ernst und reicht eine Verfassungsbeschwerde ein. Die Anstalt teilt mit, durch die Entscheidung des Ministerpräsidenten von Sachsen Anhalt, den Vertrag nicht zur Abstimmung zu bringen, sei die "die bedarfsgerechte Finanzierung der öffentlich-rechtlichen Sender ab 2021 nicht mehr gesichert". Auch die ARD-Anstalten und das ZDF wollen klagen. Für das ZDF sagt Intendant Thomas Bellut mit Hinblick auf die Entscheidung in Sachsen-Anhalt: "Damit bleibt leider keine andere Möglichkeit, als das Bundesverfassungsgericht anzurufen."
presseportal.de (ZDF), presseportal.de (ARD)
Deutschlandradio gewinnt Jona Teichmann als neue Programmdirektorin. Sie kommt vom WDR, wo sie als Chefredakteurin Hörfunk die Informationswelle WDR 5 leitet und die Informationsprogramme der anderen Landesrundfunkanstalten koordiniert. Ihr Vorgänger Andreas Weber verlässt 2021 den Deutschlandfunk nach zehn Jahren "auf eigenen Wunsch".
deutschlandradio.de, turi2.de (Background Weber)
Aus dem Archiv von turi2.tv: Andreas-Peter Weber experimentiert beim Deutschlandradio. (11/2015)
Rundfunkbeitrag: Eine Erhöhung des Rundfunkbeitrags zum Jahreswechsel wird unwahrscheinlicher. Nach Medienberichten werden CDU und AfD in Sachsen-Anhalt den Aufschlag von 86 Cent pro Monat ablehnen. Am 2. Dezember gibt der zuständige Ausschuss eine Empfehlung an den Landtag ab, der Mitte Dezember entscheiden soll. In Sachsen-Anhalt regieren CDU, SPD und Grüne miteinander – die Koalitionspartner zeigen sich vom Verhalten der CDU irritiert.
n-tv.de
Deutschlandradio will "vielfältige Meinungen" im Programm darstellen, "mehrheitsfähige und andere", sagt Intendant Stefan Raue im Interview mit Medienpolitik.net. Die Grenze sei dabei das Grundgesetz. Dann dürften Hörer*innen manche Meinungen auch für "schwer erträglich halten" und kritisieren. "Das müssen wiederum wir aushalten", sagt Raue.
medienpolitik.net
Storytelling: Journalistin Alice Hasters moderiert ab heute das Audio-Format Einhundert bei Deutschlandfunk Nova, das damit aus der seit April andauernden Corona-Pause zurückkehrt. Jede Woche präsentiert Hasters darin eine Geschichte mit Menschen, die etwas Besonderes erlebt und zu erzählen haben. Die Sendung läuft sonntags von 16 bis 17 Uhr im linearen Programm und ist als Podcast abrufbar.
deutschlandradio.de, deutschlandfunknova.de (Podcast)
Literarisches Quartett gibt es künftig auch zum Hören: Das ZDF und das Deutschlandradio vertiefen ihre Kooperation und bieten den Bücher-Talk gemeinsam als Podcast an. Für 2021 ist ein gemeinsames Podcast-Format in Arbeit, auch bei Konzertaufzeichnungen soll es eine eine engere Zusammenarbeit geben.
radioszene.de
Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk in Social Media lautstark und oft auch populistisch anzuzweifeln, ist "Teil des politischen Geschäfts geworden", beobachtet Claudia Tieschky. Politiker*innen bewegten sich damit "nah am Markenkern der Konkurrenz von rechts" und spekulierten auf Chancen bei AfD-Wähler*innen. ARD und ZDF seien gezwungen, sich dem Publikum zu erklären und ihren Nutzen nachzuweisen, was dem Rundfunk gut tue.
sueddeutsche.de
Video-Tipp: Im Gespräch mit Jörg Wagner und Daniel Bouhs rechtfertigt der Deutschlandradio-Intendant Stefan Raue die Trennung von "Was mit Medien": Grund seien Budget-Restriktionen sowie der Erfolg von @mediasres. Die Deutschlandfunk-Sendung wird ab September als Podcast produziert, erklärt Sandro Schroeder, der beim DRadio die Podcast-Entwicklung und Audio-Drittplattformen verantwortet.
youtube.com (48-Min-Video), turi2.de (Background zur Sendereihe)
Was mit weniger Stress: Deutschlandfunk Nova ersetzt Was mit Medien, das gestern nach acht Jahren zum letzten Mal im Radio lief, durch den Podcast Achtsam. Ab dem 20. August sollen Psychologin Main Huong Nguyen (Foto, links) und Moderatorin Diane Hielscher auf dem bisherigen Sendeplatz des Medienmagazins wöchentlich donnerstags um 20.00 Uhr Tipps für einen bewussteren Alltag geben. Am Ende jeder Folge soll eine Achtsamkeitsübung stehen. Spannender Nebenaspekt: In seiner Kommunikation spricht DLF Nova von einem Podcast, der ins Radioprogramm kommt – nicht von einer Radiosendung, die es auch als Podcast gibt. "Was mit Medien" soll als reiner Podcast und nicht mehr im linearen Programm weiterlaufen.
DLF Nova springt mit "Achtsam" auf einen Trend auf, der sich auch an Kiosken als überraschend erfolgreich erwiesen hat: Magazine wie "Hygge" aus dem Hause Gruner + Jahr oder "Happinez" von Bauer wollen ihre Leser*innen mit Grünzeug und Yogakissen zu mehr Entschleunigung und Gemütlichkeit ermutigen. Chefredakteurin Sinja Schütte" macht für "Flow" den Podcast Verstehen, fühlen, glücklich sein. In Deutschland hat sich außerdem etwa die Mediations-App 7Mind einen eigenen Podcast zugelegt. Moderator René Träder unterhält sich darin mit wechselnden Gesprächspartner*innen etwa über die Philosophie hinter Zen.
deutschlandradio.de, radioszene.de, turi2.de (Background)
Mitarbeit: Elisabeth Neuhaus
Funkstille: Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten haben ihr Institut für Rundfunktechnik überraschend doch nicht eingestampft, räumt Kai-Hinrich Renner ein. Der Rückzug des ZDF aus dem Gesellschafterkreis ist schon länger bekannt, ARD, Deutschlandradio, Deutsche Welle, ORF und SRG sollen folgen. Wie es danach für das IRT weitergeht, ist noch offen. Hintergrund ist ein Betrugsskandal: Ein für das Institut tätiger Patentanwalt soll sich 200 Mio Euro in die eigene Tasche gewirtschaftet haben.
berliner-zeitung.de, rnd.de, sueddeutsche.de (Background)
Christian Bienert, 72, ist tot. Der langjährige Moderator des Sonntagsrätsels bei Deutschlandfunk Kultur starb bereits am 7. Juli. Christian Bienert moderierte die von Hans Rosenthal erfundene Sendung von 1987, damals noch bei Rias, bis zu seinem Ruhestand 2012. Er hatte eine große Fangemeinde in Ost und West und bekam viele Zuschriften aus beiden Teilen Deutschlands.
t-online.de, deutschlandfunkkultur.de, sueddeutsche.de (Porträt von 2006)
Rundfunkbeitrag: Der Beitragsservice von ARD, ZDF und Deutschlandradio hat 2019 insgesamt 8,068 Mrd Euro eingenommen, ein Anstieg um 0,7 % zu 2018. Den Löwenanteil des Geldes, nämlich 5,68 Mrd Euro, erhalten die ARD-Anstalten. Das ZDF bekommt 2,01 Mrd, das Deutschlandradio 230 Mio Euro. An die Landesmedienanstalten, die die Privatsender beaufsichtigen, gehen 152 Mio Euro. Die Zahl der angemeldeten Wohnungen ist um 0,9 % auf 39,9 Mio gestiegen, die Zahl der beitragsbefreiten Personen ist um 12,3 % auf 2,7 Mio zurückgegangen.
rnd.de, presseportal.de
Rundfunkbeitrag: Die Ministerpräsident*innen unterschreiben heute den Staatsvertrag, der eine Erhöhung um 86 Cent auf 18,36 Euro ab 2021 vorsieht. Sachsen-Anhalts Regierungschef Reiner Haseloff will seine Unterschrift mit einer Protokollnotiz versehen, dass er für eine Zustimmung keine parlamentarische Mehrheit hat. Auch in Sachsen und Thüringen ist eine Zustimmung der Landtage nicht sicher, ohne diese wären die Unterschriften Makulatur.
faz.net, medienpolitik.net
ARD startet ihr gemeinsames, digitales Kulturangebot 2021, der MDR wird es federführend betreuen. Die Redaktion soll Konzerte, Ausstellungen und weitere Kulturerlebnisse aus den einzelnen Sendegebieten bündeln und neue Inhalte entwickeln. Alle ARD-Anstalten finanzieren gemeinsam den Etat von 5 Mio Euro jährlich. Der BR klinkt sich nach
Streit um die Gebühren-Erhöhung über die Verknüpfung der Zustimmung Sachsen-Anhalts zur Erhöhung des Rundfunkbeitrags mit der Standortfrage für die Gemeinschaftseinrichtung komplett aus dem Angebot aus. Die ARD, das ZDF und das Deutschlandradio wollen ihre Kulturangebote künftig gegenseitig verlinken.
dwdl.de, presseportal.de, turi2.de (Background)
Rundfunkbeitrag: Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (Foto) will den Landtag von einer Erhöhung der Abgabe überzeugen, schreibt Kai-Hinrich Renner. Dazu rufe Haseloff ARD, ZDF und Deutschlandradio per Brief zu mehr Sparsamkeit auf und fordere eine öffentlich-rechtliche Gemeinschaftseinrichtung in Sachsen-Anhalt. Den Zuschlag soll es offenbar für die von der ARD geplante Online-Kulturplattform geben.
berliner-zeitung.de, turi2.de (Kulturplattform), turi2.de (Erhöhung Rundfunkbeitrag)
Deutschlandradio und Jörg Schumacher, Leiter Kommunikation und Marketing, trennen sich nach drei Jahren. Schumacher geht zurück zum Goethe-Institut, wo er zuvor bereits Pressesprecher war, und übernimmt die Leitung des Goethe-Instituts in New York. Beim Deutschlandradio rückt Christian Sülz auf, der bereits seit 16 Jahren beim Deutschlandradio ist.
per Mail, turi2.de (Background)
Lese-Tipp: Die öffentlich-rechtlichen Sender brauchen mehr "Empfängerbewusstsein", schreibt die "Welt am Sonntag" in einer mehrseitigen Titelgeschichte über die geplante Erhöhung der Rundfunkgebühr. Laut Staatsrechtler hätten die Länder, die der Erhöhung zustimmen müssen, nur die "Rolle der Abnicker" für die "teuerste Maus der Welt". Die "Strukturdebatten" innerhalb der Anstalten hätten keine Folgen.
"Welt am Sonntag", S. 15-18 (Paid)
Rundfunkbeitrag soll ab 2021 um 86 Cent auf 18,36 Euro pro Monat steigen, empfiehlt die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (Kef) den Bundesländern. Die müssen dem Vorschlag noch zustimmen. Damit bleibt die Kef bei der Erhöhung, die sie bereits im November vor der Anhörung der Sender in ihrem Entwurf festgehalten hatte.
bild.de, turi2.de (Background)
Öffentlich-Rechtliche setzen der Kritik aus der Mitte der Gesellschaft mehr Wahrnehmbarkeit und Partizipation entgegen und konzentrieren sich auf ihre Kernaufgaben, schreibt Ulrike Simon. Ihre Einsicht sei "auch finanziell bedingt". Die Sender wollen u.a. die Präsenz im Netz erhöhen und neue Zielgruppen ansprechen.
horizont.net
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Podcast-Fan der ersten Stunde? Oder gerade das Podcasthören neu entdeckt? Dann ist "Über Podcast" genau das Richtige: Der Podcast über Podcasts von Deutschlandfunk Kultur. Wir liefern Hör-Tipps, Podcast-Kritiken, interviewen Podcasterinnen und Podcaster und beleuchten die Podcast-Branche.
deutschlandfunkkultur.de/ueberpodcast
Wilhelms Wünsche: BR-Intendant Ulrich Wilhelm, bis Jahresende noch ARD-Vorsitzender, will mit der Gebühren-Kommission Kef über deren Vorschlag zur Erhöhung des Rundfunkbeitrags auf 18,36 Euro nachverhandeln. Vor den Gesprächen am Mittwoch sagt Wilhelm im "FAZ"-Interview, er sei "freilich nicht mit allen Aspekten des Kef-Berichts glücklich", der Vorschlag bleibe unter der Teuerungsrate. Für nicht nachvollziehbar hält er die vorgeschlagene "nicht unbedeutende Umverteilung von der ARD zum ZDF und Deutschlandradio". Damit würden nationalen Angebote zulasten der regionalen gestärkt. "Wir brauchen aber beides", sagt Wilhelm. Auch den verwehrten Wechsel auf ein Index-Modell bedauert Wilhelm.
Er sei "natürlich froh" über die erste "moderate Beitragssteigerung" seit zwölf Jahren und respektiere die Rolle der Kef, dennoch bestünden "Differenzen zu unseren Einschätzungen in einer Reihe von Punkten". "Bitter" sei insbesondere, "dass wir zu wenig junge Menschen einstellen können, mit neuen Berufsbildern". Die Politik müsse sich entscheiden, "welche Rolle der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Zukunft ausfüllen soll, ob sein Angebot also kleiner werden soll oder nicht".
faz.net (Paid), dwdl.de