Der Bann ist gebrochen: Meta gibt Donald Trump in den kommenden Wochen seine Konten bei Facebook und Instagram zurück. Das Risiko für die öffentliche Sicherheit sei seit Januar 2021, als die Accounts des Ex-Präsidenten gesperrt wurden, "ausreichend zurückgegangen", schreibt das Unternehmen. Man werde aber Maßnahmen schaffen, um ihn in Zukunft "von Wiederholungstaten abzuhalten".
nytimes.com, about.fb.com
Zahl des Tages: Ganze 1,64 Mrd Euro an Bußgeldern haben europäische Datenschutzbehörden in den vergangenen zwölf Monaten verhängt. Die Summe ist rund 50 % höher als im Jahr davor. Besonders hohe Bußgeld-Bescheide sind bei Meta mit den Tochterfirmen Facebook, Instagram und Whatsapp eingeflattert.
golem.de
Lese-Tipp: Die öffentlichen Schulen der US-Großstadt Seattle verklagen Social-Media-Unternehmen wie Meta und ByteDance, weil diese "psychische Gesundheits- und Verhaltensstörungen verstärkt" hätten. Millionen Kinder und Jugendliche seien zur "exzessiven Nutzung" von Instagram, TikTok & Co. verleitet worden und würden mit "schädlichen und ausbeuterischen Inhalten" konfrontiert. Die Konzerne sollen u.a. für Mehrkosten der Schulen aufkommen, die zusätzliche Fachkräfte für psychische Gesundheit eingestellt haben.
spiegel.de
Genderneutral: Meta verbietet auf Facebook und Instagram künftig Werbung, die Teenager aufgrund ihres Geschlechts adressiert. Werbetreibende sollen Jugendliche nur noch anhand ihres Alters und Standortes ansprechen dürfen. In Kraft treten sollen die neuen Targeting-Regeln ab Februar.
about.fb.com via basicthinking.de
Im Osten was Neues: MDR Sachsen will mit dem Instagram- und Facebook-Newsformat SachsenUpdate die Zielgruppe der 20- bis 35-Jährigen abholen. Seit 2. Januar präsentiert eine Moderatorin an jedem Werktag ein ca. einminütiges Reel mit den drei wichtigsten Nachrichten des Tages. Inspiration kommt vom MDR Sachsen-Anhalt, der seit rund einem Jahr das ähnliche Sachsen-Anhalt-Update liefert.
flurfunk-dresden.de, mdr.de
Satire darf nicht werben: Facebook lehnt eine bezahlte Anzeige des konservativen britischen Wochenmagazins "The Spectator" ab. Das Titelbild zeigt eine Karikatur von Joe Biden, auf dem der US-Präsident fünf Finger in die Luft hält, versehen mit der Überschrift "Six more years". Laut einer automatisierten Antwort von Facebook auf den Einspruch entspreche der Beitrag nicht den Werbe-Richtlinien. "Spectator"-Herausgeber Fraser Nelson wittert darin eine "Bot-Zensur". Das Cover sei "ein netter Witz" gewesen, "aber kein grausamer".
spectator.co.uk via bild.de
Schlägt Alarm: Das Facebook-Kontrollgremium Oversight Board kritisiert, dass die Plattform zu langsam auf Empfehlungen reagiere. Demnach werden hetzerische Beiträge "viel zu selten und, falls überhaupt, zu spät von der Seite entfernt". Facebook hat das Gremium 2020 gegründet, um besser gegen Lügen und Hetze vorzugehen.
zeit.de (€)
Hör-Tipp: Der "Corona-Kater" hat die Tech-Firmen nach Jahren des Höhenflugs erwischt, analysiert "FAZ"-US-Wirtschaftskorrespondent Roland Lindner im Digitec-Podcast mit Carsten Knop und Alexander Armbruster. Inflation, Rezession und stockende Werbeeinnahmen machten den Konzernen zu schaffen. Der chinesische Konkurrent TikTok setzt vor allem Meta unter Druck, Lindner stellt die Innovationsfähigkeit des Zuckerberg-Konzerns infrage.
faz.net (40-Min-Audio)
Eile mit Weile: Die Social-Media-Plattform Facebook muss der Grünen-Politikerin Renate Künast die Daten von zehn Nutzern herausgeben, die sie online beleidigt haben, entscheidet das Berliner Kammergericht. Auslöser des drei Jahre andauernden Rechtsstreits waren Kommentare, die die Politikerin u.a. als "Stück Scheisse" und "altes grünes Drecksschwein" bezeichneten. Künast wollte die Daten der Verfasser erlangen, um zivilrechtliche Schritte einleiten zu können. Das Landgericht Berlin urteilte anfangs, die Politikerin müsse alle 22 Beschimpfungen hinnehmen und stufte erst später sechs der Kommentare als "ehrherabsetzend" ein. Das Kammergericht gab der Politikerin in sechs weiteren Fällen Recht. Als Künast schließlich vor das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe zog, hob dieses die Entscheidung des Kammergerichts auf, weil es Künast in ihrem Persönlichkeitsrecht verletze. Das Kammergericht befasste sich erneut mit dem Fall und gab der Politikerin in allen Punkten Recht. "Ich muss jetzt erstmal tief Luft holen, um mich nach dem langen Kampf freuen zu können", sagt Künast nach Verkündung des Urteils. (Foto: Sebastian Gabsch / Geisler-Fotopress / Picture Alliance)
welt.de, ntv.de, turi2.de (Background)
Schlechte Aussichten: Der Facebook-Mutterkonzern Meta will noch in dieser Woche zahlreiche Beschäftigte entlassen, berichten US-Medien. Eine Mitteilung sei für Mittwoch vorgesehen. CEO Mark Zuckerberg hatte bereits im September einen Einstellungsstopp und Kürzungen angekündigt. Meta hatte zuletzt wachsende Verluste verzeichnet.
wsj.com (€), nytimes.com (€), sueddeutsche.de, turi2.de (Background)
Lese-Tipp: Dass bei Twitter (noch) rund 7.500 Menschen arbeiten, ist durch die Kündigungswelle mittlerweile bekannt. Doch wie viele Menschen beschäftigen andere Tech-Konzerne wie Netflix, Spotify und Meta eigentlich? Basicthinking listet die zehn zahlenmäßig größten Plattformen in einem Ranking auf.
basicthinking.de
Lasches Löschen: Die Social-Media-Plattformen Facebook, Twitter und YouTube versagen beim zeitnahen Löschen antisemitischer Inhalte und Hassbotschaften, berichten das ARD-Politikmagazin "Report München" und die "Zeit". In einer gemeinsamen Recherche mit der NGO The Online Hate Task Force haben neun Abgeordnete des EU-Parlaments und ein Abgeordneter des kanadischen Parlaments insgesamt 125 antisemitische Inhalte bei Facebook, Twitter und YouTube gemeldet. Nach 24 Stunden waren 122 davon noch online, jede Plattform hatte nur einen der beanstandeten Beiträge gelöscht. Dabei haben die Betreiber sozialer Netzwerke 2016 dazu verpflichtet, illegale Inhalte innerhalb von 24 Stunden mehrheitlich aus dem Netz zu entfernen, wenn Nutzer diese bei ihnen melden. Erst auf Nachfrage von "Report München" löscht Facebook-Mutter Meta weitere Beiträge und räumt ein: "Wir wissen, dass wir hierbei noch Arbeit vor uns haben. (Foto: Lukas Schulze / dpa / Picture Alliance)
br24.de (Zusammenfassung und 2-Min-Video), br.de (Beitragsmanuskript und 7-Min-Video)
Meta verliert im zurückliegenden Quartal zum zweiten Mal in Folge an Umsatz. Im Jahresvergleich sinken die Erlöse um 4 % auf 27,7 Mrd Dollar. Der Gewinn verkleinert sich um 52 % auf rund 4,4 Mrd Dollar. Die Aktie fällt nachbörslich um 12 %. Im 2. Quartal hatte die Facebook-Mutter zum ersten Mal überhaupt kein Umsatz-Wachstum erzielt.
handelsblatt.com, turi2.de (Background)
Lese-Tipp: Mit seinem Startup Deel will der Franzose Alex Bouaziz Unternehmen helfen, Mitarbeitende auf der ganzen Welt zu finden. Er hofft damit auch "übermäßig hohe Gehälter" zu korrigieren, die etwa im Silicon Valley bei Google, Facebook und Apple gezahlt werden. Dort können beispielsweise Softwareentwickler bis zu 500.000 Dollar im Jahr erwarten.
faz.net
Vorsicht, Falle: Der Berliner Radiosender 104.6 RTL warnt seine Zuhörer vor einer gefälschten Facebook-Seite zu seinem Morgenshow-Moderator Arno Müller. Der "falsche Arno" fordert User dazu auf, Kontodaten für einen vermeintlichen Geldgewinn zu übermitteln. Die Betrüger wollen aber anders als der wahre Arno keine Rechnungen zahlen – sondern selbst Rechnungen für ein monatliches Abzock-Abo stellen.
radioszene.de
Datensauger: Facebook hat über 400 Malware-Apps identifiziert, die mehr als 1 Mio Login-Daten von Nutzerinnen geklaut haben. Die Anwendungen seien in den App-Stores von Google und Apple verfügbar, u.a. handelt es sich dabei um vermeintliche Fitness-Tracker oder Spiele. Betroffene erhalten von Facebook derzeit Sicherheitshinweise. Die Meta-Tochter hat außerdem Google und Apple informiert, um die Apps aus den Stores entfernen zu lassen.
about.fb.com, basicthinking.de
Subscription failed: Facebook stellt seinen im Juni 2021 gestarteten Newsletter-Service Bulletin Anfang 2023 ein, gibt das Unternehmen bekannt. Für Bulletin schreiben derzeit vor allem bekannte US-Autorinnen, die einen "direkteren Draht" zu ihrer Leserschaft suchten. Facebook übergibt ihnen sowohl den von ihnen produzierten Content als auch ihre persönlichen Abo-Listen.
nytimes.com
Lese-Tipp: Facebook ist nur "mäßig erfolgreich" dabei, TikToks Fokus auf Viralität etwas entgegenzusetzen, analysiert Eike Kühl. Zudem schlage sich die große Wette auf das Metaverse derzeit vor allem als Minus-geschäft zu Buche. Hinzu kommt Kühl zufolge ein nicht zu unterschätzendes Führungs- und Personalproblem.
zeit.de
Facebook enttarnt zwei Propagandanetzwerke aus Russland und China und löscht im Zuge dessen über 1600 Accounts. Eines der Netzwerke hatte über 60 Fake-Websites eingesetzt, die die Websites westlicher Medien kopiert hatten. Die dort veröffentlichten Falschnachrichten hatten Trolle dann in den sozialen Netzwerken verbreitet. Es sei die "größte und komplexeste Operation russischen Ursprungs" seit Beginn des Krieges in der Ukraine, erklärt Facebook-Manager David Agranovich. Die andere Operation aus China hatte offenbar versucht, den Wahlkampf in den USA aufzuheizen.
spiegel.de
Liefert ab: Kommunikationschefin Sigrid Osterrieth wechselt von Delivery Hero zu Meta. Als Director Communications Central Europe wird sie für den Tech-Konzern künftig die Kommunikation in den mitteleuropäischen Ländern betreuen. Sie folgt auf Tina Kulow, die im Sommer zu SAP gewechselt ist. Vor ihrer Tätigkeit bei Delivery Hero hat Osterrieth u.a. auch für Zalando und Trivago gearbeitet.
kom.de , turi2.de (Background)
Facebook will den Rechtsstreit im Cambridge-Analytica-Skandal mit einer "Grundsatzeinigung" beilegen. Bei einem Gericht in San Francisco habe der Meta-Konzern einen solchen Entwurf sowie einen Antrag auf die Aussetzung des Verfahrens für 60 Tage eingereicht, um die Vereinbarung schriftlich auszuarbeiten. Aus den Unterlagen geht keine Entschädigungssumme hervor. 2018 hatten User Facebook wegen der Weitergabe von 87 Mio Nutzerdaten verklagt.
spiegel.de
Sprich mit mir: Meta plant eine Kundendienstabteilung für Facebook, berichtet Bloomberg. Der Konzern reagiere damit auf Kritik seiner Nutzer, die sich persönliche Antworten wünschen – vor allem, wenn es um gelöschte Beiträge oder Kontosperrungen geht. Bisher beantwortet Facebook Kundenanfragen vor allem maschinell.
bloomberg.com via heise.de
VIP-Störung: Facebook-Nutzerinnen weltweit berichten, dass sie in ihrem Newsfeed statt gewohnter Posts nur noch Kommentare anderer User sehen, die auf den Profilen von Promis posten. Die einen nutzen die Adele-Fanpage, um ein Truthahnsandwich-Meme zu verbreiten, andere machen auf dem Profil von Sängerin Pink Werbung für ihr Kuchen-Business.
t-online.de
Meistgeklickter Kopf nach Patricia Schlesinger war gestern Julia Reuss, oberste Lobbyistin in Europa von Meta. Ein "Bunte"-Interview von Reuss und ihrem Ehemann, dem Ex-Verkehrsminister Andreas Scheuer, hatte am Mittwoch die Runde gemacht. Der geschasste Co-CEO von RTL Deutschland, Stephan Schäfer, ist auf Platz 3.
turi2.de/koepfe (meistgeklickte Köpfe am 17.8.2022)
Lese-Tipp: Seit zwölf Jahren schießen die Hooligans gegen Satzbau online gegen Naziparolen und rechte Hass- und Hetzkampagnen – bisher immer anonym. Nun legen Kiki Klugscheißer und ihr Ehemann Grafikhool die Masken ab und gleichzeitig ihre Marke ad acta. Melanie Skurt hat die beiden für das Magazin "Veto" besucht, die kritisieren: "Heute kannst du kaum noch einen Witz machen, ohne dass er komplett seziert wird."
veto-mag.de via bildblog.de
Meta startet den Podcast "Net New – der Meta-Podcast" rund um das Thema Internet. Moderatorin ist Schauspielerin Jana Riva, alle zwei Wochen spricht sie mit Expertinnen zu Netz-Themen. Auf dem Plan stehen u.a. Folgen zum Metaversum, der Post-Cookie-Ära und der Revolution des Shoppings. In den Wochen zwischen den einzelnen Ausgaben sind vertiefende "Deep Dives" geplant.
about.fb.com
TikTokisierung: "Spiegel"-Kolumnist Sascha Lobo wünscht sich, dass es Facebook, YouTube und Co gelingt, wie TikTok zu werden. Die Kurzvideo-App passe ihre Inhalte "weltweit den Maßstäben der chinesischen Diktatur" an, im Zweifel werde die chinesische Regierung ihre "mittelbare TikTok-Macht radikal missbrauchen". In liberalen Demokratien seien die Probleme der sozialen Netzwerke dagegen "mittelfristig bewältigbar".
spiegel.de
Kesse KI: Der neue Chatbot von Meta, "BlenderBot 3", ist sich offenbar noch nicht ganz sicher darüber, was er von seinem Schöpfer Mark Zuckerberg halten soll. Fragt man den Bot nach ihm, bekommen User z.B. als Antwort, dass Zuckerberg "ein toller Typ sei", aber auch, dass er "unheimlich und manipulativ" sei. Anders als viele Facebook-User muss der Bot wohl noch lernen, was es heißt, eine eindeutige Meinung zu haben.
businessinsider.de
Algorithmus-Allmacht: Für Influencerinnen ist es ein Nachteil, dass Facebook und Instagram TikTok ähnlicher werden und vor allem algorithmus-basierte Inhalte zeigen wollen, schreibt Philipp Bovermann in der "Süddeutschen". Die Followerzahl als einst "harte Währung" verkomme damit "zu nur einem Faktor unter vielen". Die Unverwechselbarkeit der jeweiligen Beiträge werde wichtiger als die Unverwechselbarkeit des Ich als Marke. "Das ist Turbokapitalismus und gleichzeitig Turbo-Planwirtschaft im Reich der Ideen", schreibt Bovermann. Jeder könne Aufmerksamkeit bekommen, aber die KI werde zur Zentralinstanz.
sueddeutsche.de
Schlechte Kopie? Bei dem Versuch, die Gen Z zu erobern, darf Meta die älteren Generationen nicht vergraulen, schreibt "Süddeutsche Zeitung"-Journalist Simon Hurtz. Millennials, Gen X und Boomer würden keinen TikTok-Klon wollen, sondern lieber "das gute, alte Instagram. Ihnen sei eine App wichtig, "die sie kennen und verstehen".
sueddeutsche.de (Paid), turi2.de (Background)
Daumen runter: Facebook-Mutter Meta erleidet im 2. Quartal den ersten Umsatzeinbruch seit dem Börsengang 2012 – wenngleich der Verlust moderat ausfällt. Um 1 % auf 28,8 Mrd Dollar fallen die Erlöse, Analysten hatten mit 28,9 Mrd gerechnet. Größer ist das Minus beim Gewinn, hier geht es um 36 % auf 6,7 Mrd Dollar runter. Schuld daran seien vor allem höhere Personalkosten. Für das laufende Quartal erwartet Meta Umsätze zwischen 26 bis 28,5 Mrd Dollar, Anleger hatte eine Umsatzprognose von 30,3 Mrd Dollar erwartet. Zur Einordnung: Im 3. Quartal 2021 waren knapp 28,3 Mrd Dollar Umsatz drin.
Auf die User-Zahlen kann Meta dagegen teilweise positiver blicken: Die Zahl der weltweit täglich aktiven Nutzer liegt bei 1,97 Mrd, also leicht über den erwarteten 1,95 Mrd. Rund 2,93 Mrd Menschen nutzen Facebook mindestens einmal im Monat, bei 2,95 Mrd lag die Analysteneinschätzung.
Darüber hinaus hat Meta derzeit Ärger mit der FTC: Die Handelsbehörde will dem Konzern von Mark Zuckerberg den Kauf der VR-Firma Within Unlimited verbieten. Mit der Übernahme könnten weniger Wettbewerb und höhere Preise einhergehen, argumentiert die FTC. Meta kritisiert, die Klage bestehe aus "Ideologie und Spekulationen" statt aus Fakten.
handelsblatt.com, deraktionaer.de, cnbc.com
Moneten mit Musik: Facebook startet das neue Monetarisierungs-Feature "Music Revenue Sharing", mit dem Video-Ersteller künftig 20 % der Einnahmen aus Musiklizenzen erhalten. Voraussetzung ist, dass das Musikstück 60 Sekunden oder länger im Clip zum Einsatz kommt. Weitere, von Meta nicht näher definierte, Anteile gehen an die jeweiligen Musik-Rechteinhaber und den Konzern selbst.
about.fb.com, deraktionaer.de
Zensur-Angst: Der beschlossene Digital Services Act der EU "vernichtet die Pressefreiheit im Internet", befürchtet Christoph Fiedler, Geschäftsführer Europa- und Medienpolitik des MVFP, in einem "FAZ"-Gastbeitrag. Plattformen dürften legale Presse dann mit Blick auf AGB-Verstöße "nach ihren eigenen Maßstäben verbieten"; die Internet-Giganten würden somit "endgültig die Kontrolle über die freie Meinungsbildung" übernehmen.
zeitung.faz.net (Paid), turi2.de (Background)
Hör-Tipp: Der erste Satz eines Facebook-Postings ist unheimlich wichtig, sagt Journalist und Social-Media-Berater Andreas Rickmann im "Horizont"-Podcast "Newsfluence!". Diesen brillant und präzise zu schreiben, lohne sich für Redaktionen, da Facebook weiterhin relevant für die Reichweite und der "direkte Eintritt zur Marke" sei. Wichtig sei jedoch, die eigene Seite regelmäßig zu bespielen und die Insights zu analysieren. Rickmann rät, nicht auf die Relevanz der Plattform in fünf Jahren zu setzen, sondern "mit Facebook im Hier und Jetzt" zu leben.
horizont.net (32-Min-Audio)
"Genauso gut könnte man auch Crack in Kitas und auf dem Pausenhof verteilen."
Digitalexperte Richard Gutjahr kritisiert auf seinem Blog, dass u.a. Meta neuerdings "die schlimmsten Praktiken von TikTok" kopiert und auf Dauerschleifen-Videos auf der Startseite setzt: Das sei "extrem suchtgefährdend, vor allem bei psychisch labilen Menschen und bei Jugendlichen".
gutjahr.biz, turi2.de (Background)
Silver-Dancer: Facebook modelt seine Startseite um. Der Home-Tab zeigt jetzt nicht mehr nur Inhalte von Freunden, sondern auch vom Algorithmus empfohlene Inhalte und Dauerschleifen-Videos von Seiten, denen man nicht folgt – wie bei TikTok. Somit ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis Best Ager lasziv dreinblickend im Fahrstuhl stehen, ihre Hüften zu angesagten Hits schwingen oder keck auf Besen reiten.
about.fb.com, t3n.de
Zahl des Tages: Bis zu 52 % der Surf-Aktivitäten aller Internetnutzer könnten Social-Media-Plattformen wie Facebook technisch nachvollziehen und speichern, sagt eine Studie des DIW Berlin. Das entspreche rund 40 % der von den Menschen im Internet verbrachten Zeit. Möglich machen das sogenannte Tracker, welche die Anbieter über Like-, Share- oder Login-Buttons laden.
diw.de via heise.de
Amazon verklagt die Administratorinnen von mehr als 10.000 Facebook-Gruppen, weil sie gefälschte Produkt-Rezensionen erstellt haben sollen. Demnach sollen die Gruppen gezielt Personen angeworben haben, um Fake-Bewertungen in den Amazon-Shops in den USA, Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und Japan zu posten.
techcrunch.com
Lese-Tipp: Das "Handelsblatt" beschreibt, wie es durch TikTok zu einem "großen Umbruch in der Social-Media-Welt" kommt. Die Kurzvideo-App zwinge Google und Meta zu Veränderungen, u.a. weil sich das Nutzerverhalten ändert. Social-Media-Berater Matt Navarra prognostiziert eine "Tiktok-ifizierung der sozialen Medien und von Apps im Allgemeinen": Kurze Videos und vertikales Scrollen würden zum Standard werden.
handelsblatt.com
Meta muss nach einer Diskriminierungsklage der US-Regierung sein System zur Personalisierung von Wohnungsanzeigen auf Facebook ändern und eine Strafe von rund 115.000 Dollar zahlen. Dem liegt der Vorwurf zugrunde, Menschen mit bestimmter Hautfarbe, Religion oder Herkunft hätten auf der Plattform jahrelang bestimmte Immobilienanzeigen nicht angezeigt bekommen.
spiegel.de
Video-Tipp: Philipp Walulis katapultiert sich ins "Waluverse", um das Metaverse von Mark Zuckerberg zu erklären – und aufzuzeigen, welche Schattenseiten die virtuelle Welt hat. Erste Userinnen berichten z.B. von Cybermobbing und sexueller Belästigung; durch die VR-Brille fühle sich die Situation für die Opfer echt an, während die Täter anonym bleiben. Neu ist die Idee des Metaverse nicht, erste Anleihen davon sehe man bereits in Computerspielen, sagt Netzjournalist Richard Gutjahr.
youtube.com (11-Min-Video)
Haters gonna hate: Ein Mann aus Oberbayern zahlt für einen Hasspost gegen Kulturstaatsministerin Claudia Roth 2.500 Euro an Prozesskosten, urteilt das Landgericht München II. Außerdem darf er die Ministerin in Zukunft nicht mehr beleidigen. Der Mann hatte bei Facebook einen Kommentar mit einem Foto Roths gepostet, versehen mit "Ausdrücken aus der Fäkalsprache und einer sexualisierten Abwertung".
focus.de
Couchclimbing: Der Facebook-Konzern Meta erweitert seine Virtual-Reality-Welt um eine Funktion, mit der sich Nutzer zu gemeinsamen Aktivitäten im Metaversum verabreden können. Mark Zuckerberg trifft sich in einem 360-Grad-Vorführvideo als Avatar mit dem Bergsteiger Alex Honnold zur gemeinsamen Kletterpartie in den Dolomiten und schießt sich anschließend bodenständig wie eh und je ins Weltall.
theverge.com
Sicher ist sicher: Der Facebook-Mutterkonzern Meta gönnt sich erstmals in seiner Firmengeschichte einen Chef für Informationssicherheit. Er werde Sicherheitsrisiken für Nutzerinnen, das Unternehmen und die Industrie überwachen, schreibt Guy Rosen auf Twitter. Rosen arbeitet seit 2013 für Meta.
handelsblatt.com
Kein Kooperationswille? Der bayerische Justizminister Georg Eisenreich beklagt in einem Brief an die deutsche Facebook-Niederlassung die "unzureichende Kooperation" bei der Bekämpfung von Hetze im Internet, berichtet der "Spiegel". Eisenreich führt exemplarisch drei Fälle aus Bayern auf, in denen Verfahren eingestellt werden mussten, weil Facebook die nötigen Daten nicht herausgerückt habe. Facebook widerspricht dem Vorwurf und gibt an, "eng mit deutschen Strafverfolgungsbehörden" zusammenzuarbeiten.
"Spiegel" 23/2022, S. 20 (Vorabmeldung)
Daumen runter: Co-Geschäftsführerin Sheryl Sandberg verlässt den Facebook-Konzern Meta im Herbst nach 14 Jahren. Künftig wolle sie sich mehr um ihre Wohltätigkeits-Aktivitäten kümmern, schreibt sie in einem Facebook-Posting. Wohin es sie beruflich ziehe, sei noch nicht klar. Jahrelang war Sandberg die Nummer Zwei hinter Facebook-Gründer Mark Zuckerberg, der in einem Posting von einem "Ende einer Ära" schreibt. Javier Olivan, seit 2007 dabei, soll neuer operativer Chef werden. Sandberg bleibt im Verwaltungsrat von Meta, dem Aufsichtsgremium des Unternehmens.
Die Börse reagiert verunsichert auf die Nachricht, der Meta-Aktienkurs fällt um rund 4 %. Zuckerberg sei sich nicht sicher, ob Sandberg in der bestehenden Firmenstruktur ersetzt werden könne: "Sie ist ein Superstar, der die Rolle des COO auf seine ganz eigene Art und Weise definiert hat." Zuckerberg nimmt das zum Anlass, um über eine neue Firmenstruktur nachzudenken, die eine engere Verbindung von Produkt- und Geschäftsgruppen vorsieht. Bisher hatte sich Sandberg aufs Geschäftliche fokussiert, während Zuckerberg die Produkte im Blick hatte.
zeit.de, tagesschau.de, handelsblatt.com (Paid), facebook.com (Post Sandberg)
turi2 edition #18: 10 Influencerinnen die uns durch die Geld-Welt begleiten.
Finfluenced: In Kurzvideos auf TikTok, kompakten Instagram-Posts, ausführlichen Blog-Beiträgen und YouTube-Videos erklären diese zehn Influencer die Finanzwelt. Die einen spezialisieren sich auf die finanzielle Unabhängigkeit von Frauen, die anderen greifen komplizierte Themen mit Humor auf oder bieten Tipps und monatliche Challenges zum Thema.
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Dislike: Redaktionen sollten mit Facebook Schluss machen, fordert DW-Autorin Gilda Horvath. Junge Journalistinnen würden statt journalistischer Arbeitsweisen von Anfang an lernen, wie sie die "Storytelling-Regeln" der Plattform bedienen können: "Wir verabschieden uns im selben Moment von unserer journalistischen Integrität." Der Preis für mehr Reichweite sei die Abgabe der Entscheidungshoheit an Meta, "was die Menschen als wahr empfinden".
dw.com
Nachspiel: Der Generalstaatsanwalt von Washington D.C., Karl Racine, reicht eine Klage gegen Mark Zuckerberg persönlich ein. Er wirft dem Facebook-Gründer vor, "direkt" in Entscheidungen eingebunden gewesen zu sein, die den Datenmissbrauch von Cambridge Analytica ermöglicht hatten. "Zuckerberg hat persönlich eine Rolle in Facebooks Versagen gespielt, die Privatsphäre und die Daten von Nutzern zu schützen", sagt er.
2018 hatte der Anwalt bereits eine Klage gegen Facebook eingereicht. Er wollte Zuckerberg als zusätzlichen Beklagten hinzufügen, doch das hat ein Richter mit der Begründung abgelehnt, er habe damit zu lange gewartet. Daher klagt Racine nun separat. In einer Mitteilung sagt er, die Klage sende eine Botschaft, dass "Unternehmenslenker für ihre Handlungen zur Verantwortung gezogen werden."
theverge.com, faz.net, turi2.de (Background)
Willkommen im Club der turi2.de/koepfe: Angelika Gifford verantwortet bei Facebook-Mutter Meta die Regionen Europa, den Nahen Osten und Afrika. Bei ihrem Besuch im turi2 Clubraum hebt sie den Wert der Meinungsfreiheit und der transparenten Kommunikation hervor. Gifford ist neu im turi2-Club der wichtigsten Meinungsmacherinnen in Deutschland.
turi2.de/koepfe (Profil Gifford)