Video-Tipp: “Zapp” über die Gratwanderung journalistischer Formate mit Influencerinnen.

Video-Tipp: Junge journalistische Format stehen unter dem Druck, junge Leute zu erreichen und setzen dafür nicht selten auf Influencerinnen und Content-Creator, die eine eigene Reichweite mitbringen. "Zapp"-Autorin Lea Eichhorn sieht darin eine Gratwanderung und beobachtet, dass auch Journalistinnen in Social Media aktiv sind – manchmal auch werblich. Wichtig sei, journalistische Standards dabei nicht zu verwässern. Berater Andreas Rickmann sagt: "Als Journalist nicht auf Social Media vertreten zu sein, muss man sich schon leisten können."
youtube.com (23-Min-Video)

ARD und ZDF: Frank Plasberg wünscht sich einen “Sigmund Gottlieb 4.0”.

Mehr Konservatives wagen: Moderator Frank Plasberg übt zum Abschied von "Hart aber fair" Kritik an ARD und ZDF. Im Interview mit Michael Bröcker warnt er vor "Übereifer" beim Bemühen um politische Korrektheit. Er wünsche sich, dass sich "junge Redakteure" nicht nur "gegenseitig versichern, auf der richtigen Seite zu stehen", sondern auch "unbequeme Themen ins Programm heben". Plasberg fragt: "Wo ist der Sigmund Gottlieb 4.0?" Im Gespräch mit Thomas Lückerath, das parallel erscheint, rät er ARD und ZDF, "die Reformdebatte selbst anzuführen" und glaubt, dass die Verantwortlichen durch den Schlesinger-Skandal "den Schuss gehört" haben.
thepioneer.de (mit 45-Min-Podast, €), dwdl.de, bild.de (Zusammenfassung)

Zitat: Thomas Gottschalk bräuchte keine zwei öffentlich-rechtlichen TV-Sender.

"Das ZDF versucht, die Konkurrenz mit Krimis zu vernichten, und die ARD rettet sich mit 'Schlager­shows', wenn den Programm­verantwortlichen nichts Besseres einfällt. Der Gebühren­zahler ist dabei der Dumme!"

Für Thomas Gottschalk ist die zeit­gleiche Ausstrahlung von "Wetten, dass...?" im ZDF und der neuen Schlager­show von Florian Silbereisen im Ersten "nur ein weiterer Beweis dafür, dass wir keine zwei öffentlich-rechtlichen TV-Sender brauchen", sagt er der "Hörzu".
presseportal.de (Vorabmeldung)

“Ertrage die Systemerhaltungs-Reflexe nicht mehr”: Jan Böhmermann übt Kritik an den Öffentlich-Rechtlichen.


System-Sprenger: Jan Böhmermann geht im ZDF Magazin Royale hart ins Gericht mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk. In Anlehnung an die Reform-Rede des ARD-Vorsitzenden Tom Buhrow arbeitet er sich als "Privatmann" u.a. am Schlesinger-Skandal und dem Fall Sabine Rossbach ab. Böhmermann kritisiert die üppigen Intendanten-Zahlungen sowie die "miesen Arbeits­­bedingungen" von freien Mitarbeitenden – und mahnt eine Reform von ARD und ZDF an: "Nur weil es politisch motivierte Kampagnen von Rechts­­populisten im Bundestag oder im Axel Springer Verlag gibt, heißt das nicht, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk nicht dringend reformiert werden müsste." Er könne die "System­erhaltungs-­Reflexe" nicht mehr ertragen, sagt er "ganz privat" – und meint damit "diesen Struktur-­Fetischismus, bei dem am Ende nichts rauskommt, außer massenweise verschlissene und frustrierte Talente, die zum fucking Privat­fernsehen gehen".

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk brauche Strukturen, "bei dem am Ende ein gutes Programm rauskommt, und kein Programm, das irgendwie so mittelgut zu den mittelgut bestehenden Strukturen passt". Das "ZDF Magazin Royale" habe sich daher auch an die eigene Nase gefasst – und eine anonyme Befragung im Team durchgeführt. Dabei seien "Dinge rausgekommen, die auch bei uns nicht geil laufen". Im Anschluss an die Sendung werde eine Betriebs­­versammlung durchgeführt, bei der die Kritik­punkte besprochen würden, beschließt Böhmermann die Ausgabe. Interessanter Nebenaspekt: Wenige Stunden vor Ausstrahlung der Sendung war bekannt geworden, dass die Vertrags­verlängerung mit dem ZDF bis Ende 2025 in trockenen Tüchern ist.
zdf.de (33-Min-Video)
(Foto: Screenshot ZDF)

“Letzte Generation” kritisiert medialen Gegenwind gegen sich.

Medialer Gegenwind: Die Klima­aktivisten-Gruppe Letzte Generation sieht sich "einer Welle der Vorwürfe, Unwahrheiten und Hetze" ausgesetzt, berichtet der "Spiegel". In einem Statement schreibt das Bündnis: "Dass ein ganzes Medien­system sich gegen uns wenden würde, damit haben wir nicht gerechnet." Die mediale Öffentlichkeit instrumentalisiere den Unfall der Radfahrerin, "als sei endlich ein Aufhänger gefunden, unseren friedlichen Protest durch den Dreck zu ziehen". Die Aktivistinnen wollen ihre Protest­aktionen dennoch fortsetzen.
spiegel.de

Twin Peaks in Bavaria: Alexander Matzkeit über den Journalismus-Thriller von Moritz Hürtgen.


Entgegen der Erwartungen: Der scheidende “Titanic”-Chefredakteur Moritz Hürtgen geht mit Der Boulevard des Schreckens unter die Thriller-Autoren. Doch obwohl das Buch einen jungen Journalisten als Hauptfigur hat und im Medien-Umfeld spielt, ist es entgegen der Erwartungen an Hürtgen “im Kern weder besonders satirisch noch besonders medienkritisch”, schreibt Medienjournalist Alexander Matzkeit (Foto) bei epd Medien. Das Buch sei “im Herzen ein Grusel­­thriller”. Hürtgens Vorhaben, eine Geschichte zu schreiben, die “fesselnd und unterhaltsam” ist, ist ihm gelungen, urteilt Matzkeit. turi2 publiziert die Rezension in der wöchentlichen Reihe Das Beste von epd Medien bei turi2. Weiterlesen >>>

Ein Spannungsfeld: Uwe Kammann fasst die Public-Value-Konferenz zusammen.

Konferenz-Kritik: Auf der Zweiten Europäischen Public-Value-Konferenz in Leipzig diskutieren Expertinnen, wie Medien Gemeinwohl durch Vielfalt erreichen können. Dass der Begriff Vielfalt “nicht auf einen einfachen Nenner” zu bringen ist und sich keine “einfachen Handlungs­anweisungen ableiten” lassen, zieht sich “wie ein roter Faden durch die Tagung”, schreibt Grimme-Institut-Chef Uwe Kammann bei epd Medien. turi2 veröffentlicht den Beitrag in Kooperation mit epd Medien in der wöchentlichen Reihe Das Beste von epd Medien bei turi2.
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Rede zu “SZ”-Jubiläum: Angela Merkel war ungern “Kohls Mädchen”.

Niemandes Mädchen: Altbundeskanzlerin Angela Merkel hat beim 77. Jubiläum der Süddeutschen Zeitung am Donnerstagabend in ihrer Festrede den hohen Wert der Pressefreiheit und Meinungsvielfalt beschworen und für ihren Schutz geworben. Die "Süddeutsche Zeitung" bezeichnete sie als ihren "ständigen Begleiter" und als "Stachel im eigenen Fleisch" der Schwesterpartei CSU.

Merkel wurde in ihrer Rede auch persönlich und sagte, die Bezeichnung vieler Medien als "Kohls Mädchen" zu Beginn ihrer politischen Karriere habe sie als "jemand, der sich freute, erstmals im Leben eigenständig seine Meinung zu äußern, ohne mit staatlichen Institutionen in Schwierigkeiten zu kommen", als "ziemlich deprimierend" empfunden.

Die Altbundeskanzlerin lobte die "Süddeutsche Zeitung" u.a. für die "klare Unterscheidbarkeit von Sachverhaltsmeldungen, Reportagen und Meinungsartikeln" und sagte weiter: "Wenig ist aus meiner Sicht bei der Zeitungslektüre erfreulicher, als einen Meinungsartikel zu lesen, dessen Quintessenz man nicht schon kennt, wenn man nur die Zeitung aufschlägt oder den Namen des Autors oder Autorin liest."

Merkel wurde auch politisch und bezeichnete den russischen Angriffskrieg in der Ukraine als Zäsur und lobte die Entschlossenheit und Geschlossenheit des Westen. Im Hinblick auf die Drohgebärden aus Moskau empfahl sie, die "Worte ernst zu nehmen und sich ernsthaft mit ihnen auseinanderzusetzen und sie nicht von vornherein als Bluff einzustufen".
sueddeutsche.de, sueddeutsche.de (Rede-Manuskript), sueddeutsche.de (Insights zu 77 Jahren "SZ")

Media Tenor: Roland Schatz wirft ARD, ZDF und RTL fehlende Vielfalt vor.

ARD = ZDF = RTL? Der Chef des Schweizer Medienanalysten Media Tenor, Roland Schatz, wirft ARD, ZDF und RTL vor, sich in Themenauswahl und -bewertung praktisch nicht zu unterscheiden. Als Beleg zieht er die eigene Studie heran. Schatz fragt sich u.a., wie ein Privatsender das gleiche zu liefern im Stande ist wie ARD und ZDF.
thepioneer.de (€)

Zitat: Richard David Precht wirft den Medien vor, Stilmittel aus digitalen Echokammern zu übernehmen.

"Was dem Mainstream nicht passt, wird zum Abschuss freigegeben."

Richard David Precht sagt im "stern"-Interview, Qualitätsmedien würden die Stilmittel aus digitalen Echokammern übernehmen, "extreme Personalisierung, bis hin zu Diffamierungen, Polarisierung". Zudem wäre es "ein Fehler, zu glauben, dass Sie Ihre Existenz retten können, indem Sie dem Wahnsinn, der im Netz tobt, immer ähnlicher werden."
stern.de (€)

NDR-Beschäftige in Kiel sehen keine Zukunft für “vertrauens­volle Zusammen­arbeit” mit bisherigen Führungs­kräften.

NDR Kiel: Rund 100 Beschäftigte des Landes­funk­hauses Schleswig-Holstein können sich eine "vertrauens­volle Zusammen­arbeit" mit den bisherigen Führungs­kräften in Kiel "nicht mehr vorstellen", schreiben sie in einer zweiten E-Mail an NDR-Intendant Joachim Knuth, berichten "Zeit" und "Spiegel". Sie fordern personelle Konsequenzen, "unabhängig von den Ergebnissen der unterschiedlichen Untersuchungen" im Haus. Die Belegschaft spüren demnach teilweise ein "toxisches Arbeitsklima". Einzelne Führungs­kräfte hätten "über Jahre einen Führungs­stil geprägt und gelebt, der zu viele Kolleg*innen in Angst versetzt, zu oft Wert­schätzung, Fehler­kultur und schließlich inhaltliche Aus­einandersetzung hat vermissen lassen".

Götz Haman schreibt in der "Zeit" jedoch auch, für die Vorwürfe politischer Einfluss­nahme und die Unterdrückung kritischer Recherchen "fehlen weiter Belege". Diese kommen in der E-Mail der Mitarbeitenden auch nicht zur Sprache. Hamann sieht "Wut und Frustration" in der Belegschaft, die er mit einer "Entfremdung zwischen einem Teil der Redaktion und ihren Führungs­kräften" begründet. Nach "Spiegel"-Informationen soll Knuth bereits auf die Mail geantwortet haben. Er könne gut verstehen, dass die Aufarbeitung die Belegschaft belaste, schreibt der Intendant, ohne konkret auf die Forderungen einzugehen. Die Aufklärungs­arbeit werde Klarheit bringen: "Vertrauen Sie bitte darauf, dass ich an einem Neuanfang in Ihrem Landes­funkhaus Interesse habe", schreibt Knuth. Der jedoch sei nicht "über Nacht zu erreichen".
zeit.de (€), spiegel.de, turi2.de (Background)

“Beim RBB gab es ein Organ­versagen” – Medien­wissenschaftler Otfried Jarren im epd-Interview.


Komplett-Ausfall: Die ARD und der RBB müssen einen “moderierten Prozess unter Einschluss der Belegschaft beginnen”, sagt Medien­wissenschaftler Otfried Jarren von der Uni Zürich im Interview mit Diemut Roether bei epd Medien. Anwälte würden die Probleme nicht lösen und die staatsanwaltlichen Ermittlungen werden dauern: “So viel Zeit hat der RBB, auch die ARD, nicht.” turi2 veröffentlicht das Interview in der wöchentlichen Reihe Das Beste von epd Medien bei turi2.
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Debatte: Die Angst vor dem Shitstorm prägt etablierte Medien.

Meinungsfreiheit: "Die Angst vor dem Shitstorm prägt längst auch die etablierten Medien", schreibt René Pfister im "Spiegel". Das habe den Effekt, dass sich "die Filterblasen­logik des Netzes auf den Journalismus überträgt". Lesende würden so den Eindruck bekommen, "die Berichterstattung und Kommentierung sei merkwürdig uniform". Hass und Dogmatismus seien die Feinde des liberalen Diskurses: "Er kann aber auch von der Empfindlichkeit der Wohlmeinenden erstickt werden."
spiegel.de (€)

“Bild” sucht einen weiteren ARD-Skandal, wird aber nicht fündig.

bildlogoBild macht weiter Stimmung gegen die ARD - mit eher schwächeren Argumenten und hinter der Paywall: BR-Technik-Direktorin Birgit Spanner-Ulmer habe sich mit ihrem Dienstwagen zu Nebenjobs wie Aufsichts­rats­sitzungen und Uni-Vorlesungen fahren lassen. Laut Vertrag darf sie Dienstwagen und Fahrer auch privat nutzen.
bild.de (€), turi2.de (Background)

Zitat: Gold-Gewinnerin Ulrike Nasse-Meyfarth fühlte sich 1972 mit dem Rummel um sie alleingelassen.

"In der Presse wurden mir Liebschaften und Schwangerschaften angedichtet, und ich hatte das Gefühl, alldem schutzlos ausgeliefert zu sein. Als meine sportlichen Leistungen nachließen, prügelte die Sportpresse auf mich ein."

Ulrike Nasse-Meyfarth hat 1972, damals war sie 16, überraschend olympisches Gold im Hochsprung gewonnen. In der "Süddeutschen Zeitung" erinnert sie sich daran, wie sie damals "ziemlich allein dem Rummel gegenüberstand".
sueddeutsche.de

Debatte: Karl-May-Organisationen sehen Autor als “Erzieher zu Toleranz und Welt­offenheit”.

Winnetou-Debatte: Die Werke von Karl May über den "Wilden Westen" unterscheiden sich von denen anderer Autorinnen darin, dass von Anfang an "die Sympathie des Erzählers der leidenden indigenen Bevölkerung" gilt, schreiben die Karl-May-Gesellschaft und die Karl-May-Stiftung in einem offenen Brief. May sei für seine großen­teils jugendliche Leser­schaft über Generationen hinweg "Erzieher zu Toleranz und Welt­offenheit" gewesen.
spiegel.de, turi2.de (Background)

“Die Klimakrise ist ein Querschnittthema” – ZDF-Wetter-Moderator Özden Terli im epd-Interview.


Existenzielle Frage: Der Meteorologe und ZDF-Wetter-Moderator Özden Terli weist seit Jahren in seinen Wetter­berichten auf die Gefahren durch die Erd­erwärmung hin und wirft der Politik vor, dass sie nicht schnell genug handelt. Im Interview mit Thomas Gehringer bei epd Medien spricht er über seinen Umgang mit sozialen Medien und darüber, wie Medien über die Klima­krise berichten sollten. Außerdem sagt Terli, warum er das Wort “Grillwetter” in seinen Vorhersagen nicht nutzt. Weiterlesen >>>

Debatte: Historikerin Annika Brockschmidt sieht bei der “Welt” Sympathien für radikale Ansichten.

Marktförmiger Extremismus: Historikerin Annika Brockschmidt wirft der "Welt" vor, rechte und extremistische Aussagen kommentar- und kontextlos abzu­drucken. Der argentinische Rechts­populist Javier Milei etwa werde als Anführer der "freiheitlichen Partei" La Libertad Avanza vorgestellt und nennt Staaten ohne Widerspruch "kriminelle Organisationen". Chefredakteur Ulf Poschardt und Anna Schneider, Chefreporterin "Freiheit", teilen die Aussagen begeistert. Brockschmidt findet es beunruhigend, dass solch radikale Ansichten in der "Welt"-Redaktion offenbar auf Zustimmung stoßen.
volksverpetzer.de

Debatte: Medien sollten auch Polizei-Meldungen auf Plausibilität prüfen.

Keine privilegierte Quelle: Zu viele Medien­schaffende übernehmen unkritisch, was die Polizei sagt, schreibt Markus Reuter. Vor allem bei politischen Protesten zeige sich, dass die Polizei nicht immer "sachlich kommuniziert, sondern selbst zum Akteur der öffentlichen Meinungs­bildung wird". Medien müssten daher die "Plausibilität der polizeilichen Aussagen prüfen" und Polizei­meldungen behandeln "wie eine ganz normale Quelle".
netzpolitik.org

Debatte: Die Medien kochen das Energie-Thema hoch, meint Harald Schmidt.

Panikmache? Late-Night-Legende Harald Schmidt wirft den Medien im Gespräch mit der dpa vor, die Gasknappheit-Thematik hochzukochen. Teilweise würde der Eindruck zu erweckt, als stünde ganz Deutschland kurz vor dem Abgrund. Die meisten Menschen hätten aber keine Angst vor dem Winter, sondern die entspannte Haltung: "Ich drehe halt ein bisschen das Gas runter. Verglichen mit anderen Ländern geht's uns ja noch prima."
zeit.de

Filz und Vorteil: Diemut Roether über die Affäre Schlesinger und die Folgen.


Im Schatten des Glamours: Ex-RBB-Intendantin Patricia Schlesinger hat einen “Hauch von Glamour” in den “früher ziemlich piefig wirkenden RBB” einziehen lassen, mit den Vorwürfen der Vorteils­nahme und Vettern­wirtschaft hat sie das öffentlich-rechtliche System insgesamt “in den Grundfesten erschüttert”, schreibt Diemut Roether (links im Bild) bei epd Medien. Für die Gegner dieses Systems seien die Schlagzeilen von der “hemmungs­losen Luxusgier” der “unersättlichen RBB-Chefin” natürlich ein gefundenes Fressen. Weiterlesen >>>

Hör-Tipp: Für RBB-Beschäftigte kam Causa Schlesinger “aus heiterem Himmel”.

Hör-Tipp: Die Vorwürfe gegen Ex-RBB-Intendantin Patricia Schlesinger kamen für die breite Sender­öffentlich­keit "wirklich aus heiterem Himmel", sagt Freien­vertreterin Dagmar Bednarek (Foto) im Übermedien-Podcast "Holger ruft an". Nicht mal im Flurfunk habe es Hinweise gegeben. Die Medien­schaffenden fühlten sich "in Geisel­haft genommen, für eine Sache, die wir nicht zu verantworten haben". Bei der Bericht­erstattung in eigener Sache hätten die Kolleginnen nun "absolut freie Hand", es nehme "keiner mehr ein Blatt vor den Mund".
uebermedien.de (14-Min-Audio)

Zitat: Verdi-Mann Manfred Kloiber hält Causa Schlesinger für “eine Katastrophe”.

"Alles, wofür die festen und freien Mitarbeitenden im öffentlich-rechtlichen Rundfunk engagiert arbeiten – nämlich für ein gutes Programm und glaubwürdigen Journalismus – wird mit einem Schlag in Frage gestellt."

Manfred Kloiber, Bundes­vorsitzender der Fach­gruppe Medien bei Verdi, nennt die Vorgänge um Ex-RBB-Intendantin Patricia Schlesinger "eine Katastrophe". Dadurch werde der öffentlich-rechtliche Rundfunk "von außen und von innen demontiert".
mmm.verdi.de

Debatte: Rundfunkräte können wirksame Kontrolle gar nicht leisten, urteilt Thomas Lückerath.

Den Rat neu erfinden: Die Rundfunk­räte von ARD und ZDF sind nur "ulkige Vereine mit wichtig wirkendem Brimborium" und für eine wirksame Kontrolle "völlig falsch aufgestellt", urteilt DWDL-Chef Thomas Lückerath. Die ehren­amtlichen "Hobby-Gremien" könnten gar nicht leisten, "was manche fälsch­licher­weise von ihnen erwarten". Statt­dessen brauche es für wirt­schaftliche Aspekte "eine kompetente externe Kontrolle" und für die Auswahl neuer Führungs­kräfte ein internes Gremium, damit Führungs­personalien nicht zum "Spielball externer Interessen­gruppen" werden.
dwdl.de

“FAZ”-Autor erhebt fälschlicherweise Manipulations-Verdacht gegen das ZDF.

Zeigt Flagge: "FAZ"-Autor Philip Plickert profiliert sich als Twitter-Troll. Der Journalist greift das ZDF per Tweet wegen eines Fotos der Regenbogen-Flagge vor dem Kanzleramt an. Weil diese sich stärker im Wind hebt als die Deutschland- und EU-Flaggen daneben, erhebt er den Verdacht, der Sender könne das Bild manipuliert haben: "Unser geliebter ÖRR würde doch niemals Bilder manipulieren, oder doch?" Bild-Urheber dpa widerspricht, andere Twitter-User zeigen das Originalbild aus der dpa-Fotodatenbank. Bei seiner Korrektur findet Plickert die Aufregung beim ZDF "etwas künstlich", beim "ÖRR" habe es schließlich "schon mehrfach Fälle von Photoshop" gegeben. dpa-Nachrichtenchef Froben Homburger bedauert bei Meedia.de: "Bereits jetzt steht fest, dass der durch die Tweets vermittelte falsche Eindruck selbst mit einer transparenten Klarstellung sich nicht mehr wird einfangen lassen."
twitter.com/PhilipPlickert, meedia.de

“SZ”-Autor Ronen Steinke weist “Bild” auf antisemitischen Ursprung des Wortes “mauscheln” hin.

Zeilen-Kritik: "Süddeutsche"-Autor Ronen Steinke kritisiert die Wortwahl "Mauschel-Vorwürfe" auf der "Bild"-Titelseite von Samstag in Zusammenhang mit dem Porsche-Gate. In einem Twitter-Thread erklärt er den antisemitischen Ursprung des Wortes "mauscheln", das im 17. Jahrhundert als Spottwort für jüdische Geschäftsleute von der jiddischen Form des Namens "Moses" abgeleitet wurde. Steinke rät, das Wort nicht zu verwenden.
twitter.com

Lese-Tipp: Samira El Oussil kritisiert die fehlende Berichterstattung über Arbeitskämpfe.

Lese-Tipp: Streiks werden von Medien mit "Desinteresse gestraft", sagt Samira El Ouassil in ihrer Deutschlandfunk-Kolumne. Sie kritisiert, obwohl Streiks "als gesellschaftliche Ereignisse ideal für die Berichterstattung" sind, wird streikenden Beschäftigten nur bei besonderen Begebenheiten oder persönlicher Betroffenheit der Autorinnen Aufmerksamkeit geschenkt.
deutschlandfunk.de via bildblog.de

Debatte: Marie von den Benken rechnet mit Bild TV ab.

Kein gutes Haar: Bild TV ist "auf dem besten Wege" das deutsche Fox News zu werden, schreibt Autorin und Influencerin Marie von den Benken in ihrer Kolumne auf web.de. Das schaffe der Sender mit "schlechten Moderatoren", die "grotten­schlechte Texte" lesen. Damit werde Bild TV zu einem personifizierten "Das wird man ja wohl noch sagen dürfen" und erreicht damit vor allem das "deutsche Selbstdenker-Lager, in dem konsequent intellektuelle Nebensaison herrscht".
web.de

Wiener Gericht verurteilt “Bild” und “Heute” zu Entschädigung an Witwe von Unfallopfer.

bildlogoBild muss 20.000 Euro Entschädigung an eine Österreicherin zahlen, deren Ehemann im Urlaub tödlich verunglückt ist, urteilt das Wiener Landes­gericht. "Bild" hatte u.a. ein Foto veröffentlicht, das die weinende Frau über den halb­offenen Leichen­sack gebeugt zeigt, und argumentiert, man sei davon ausgegangen, sie habe den Aufnahmen zugestimmt. Das öster­reichische Boulevard-Blatt "Heute" muss für die Verbreitung der gleichen Geschichte 18.000 Euro zahlen.
derstandard.de

Hör-Tipp: Wie Influencerinnen ihre Krankheiten im Netz thematisieren.

Hör-Tipp: In sozialen Medien thematisieren Menschen öffentlich ihre Behinderungen und Krankheiten, Kimberly Waldhoff etwa ihre Magersucht. DLF-Autor Serafin Dinges sieht das Netz als Raum für Aufklärung und Gemeinschaft, fernab von Klischees. Inszenierung nähmen Followerinnen in Kauf. Die Gefahr sei, dass Behinderungen auf eine "reine Inspirations­quelle für andere" reduziert und Notlagen romantisiert würden. Der Tourette-YouTube-Kanal Gewitter im Kopf vermittle zudem ein teils falsches Bild der Krankheit.
deutschlandfunkkultur.de (28-Min-Audio)

Fynn Kliemann teilt gegen die Medien und die “woke, linke Szene” aus.


Aufgebrachte Ansage: Der Unternehmer und Influencer Fynn Kliemann macht seinem Ärger über die Berichterstattung der vergangenen Wochen bei Instagram Luft – und veröffentlicht in einer Story eine mehrminütige Wutrede, in der er sich u.a. über eine "woke, linke Szene", die Redaktion des "ZDF Magazin Royale" und "wildgewordene Reporter" auslässt. Letztere würden es sich zur Aufgabe machen, jede Aussage derart zu verunstalten, "dass du es am Schluss alles warst". Den Medien sei es egal, wie die Sachlage zu der Masken-Affäre sei: "Die Wut an sich macht genug Spaß." Man werde seinen Fall noch das ganze Sommerloch über ausschlachten: "Aber am Ende, wenn das Ding eingestellt wird, wird da keiner mehr drüber berichten." Auch das Team des "ZDF Magazin Royale" bekommt sein Fett weg: Kliemann wirft der Redaktion vor, sie glaube, "etwas Besseres" zu sein. Kliemann spielt wohl u.a. auf die Böhmannsland-Satire an, die das Kliemannsland auf die Schippe nimmt. Das suggeriere, es gebe eine falsche Art, sich gegenseitig zu motivieren oder zu freuen.

Zudem würden "Teile der woken, linken Szene" nicht akzeptieren, wenn irgendeiner Erwartung nicht entsprochen werde: "Die wollen, dass wir uns dafür schämen, dass wir nicht ihren Normen entsprechen." Außerdem sei er niemals angetreten, "um perfekt zu sein, das geht überhaupt nicht". Kliemann betont mehrmals, dass er zu seinen Fehlern steht. Zum Ende des Rants verweist Kliemann auf das YouTube-Video Das Kliemannsland hat sich von Fynn Kliemann distanziert, das belegen soll, dass das Kreativprojekt mehr ist, als Kliemann selbst. Darin kommen etliche Mitwirkende zu Wort, eine klassische Distanzierung von Kliemann erfolgt nicht – an einer Stelle heißt es sogar, man stehe hinter ihm. Zudem wirbt das Video für ein Event am kommenden Samstag, zu dem jeder willkommen sei: "Du musst nix mitbringen außer Bock auf Action und viele geile Leute", heißt es auf der Website.

Bei Twitter fallen die Reaktionen auf den Kliemann-Rant negativ aus: "Spiegel"-Redakteur Anton Rainer merkt an, dass die Reue nicht lange gehalten habe. "Zeit"-Feuilleton-Redakteur Martin Eimermacher kommentiert: "Hätte er seinen Meltdown aufgeschrieben und nicht in die Kamera gestammelt, hätte es die 'Welt' sicher gerne als Gastbeitrag abgedruckt." Und Journalist Gavin Karlmeier twittert: "Fynn Kliemann braucht neue Zielgruppen und fängt ausgerechnet inhaltlich irgendwo bei Julian Reichelt an."
instagram.com, twitter.com (2-Min-Ausschnitt), kliemannsland.de, youtube.com (28-Min-Video), turi2.de (Background)


Debatte: “Welt”-Artikel macht rechte Narrative mainstreamig, kritisiert Annika Brockschmidt.

Anti-Queere Ideologie: Die Autorinnen des "Welt"-Gastbeitrags Wie ARD und ZDF unsere Kinder sexualisieren und umerziehen haben den "Elternrechts-Slogan der amerikanischen Rechten" übernommen und mainstreamig gemacht, kritisiert Annika Brockschmidt im Volksverpetzer. Trans­feindlichkeit sei eine "Radikalisierungspipeline" durch die Menschen schnell zu rechtsextremen Inhalten abrutschen können. Der Artikel feuere zudem das Lügenpresse-Narrativ weiter an.
volksverpetzer.de, turi2.de (Background)

Hör-Tipp: Das russische Staatsfernsehen befeuert Verschwörungstheorien in Deutschland.

Hör-Tipp: Das russische Staatsfernsehen ist für Verschwörungstheorien über den Krieg ein "Gamechanger", weil es mit "viel Geld und viel Aufwand" Inhalte produziert, sagt Medienwissenschaftlerin Elisabeth Fast im "Süddeutsche"-Medienpodcast quoted. Die Theorien, die in Deutschland in z.B: Telegram-Gruppen geteilt werden, seien "in Russland zur Prime zu sehen". Zudem produziere das russische Staatsfernsehen Inhalte u.a. auf deutsch, was die Theorien "alternativer Medien" in Deutschland befeuere.
sueddeutsche.de (39-Min-Audio)


Heute im turi2 Clubraum: Daniel Bouhs über seinen Abschied vom Medienjournalismus.


Vom Kritiker zum Macher: Daniel Bouhs hat 15 Jahre lang kritisch über den Medienbetrieb berichtet – u.a. im ARD-Radio, dem Deutschlandfunk und bei "Zapp" – seit zwei Monaten steht er auf der anderen Seite. Beim SWR in Mainz ist er "Redakteur mit besonderen Aufgaben" und macht nun mehr Management als Journalismus. Im turi2 Clubraum, dem Live-Podcast mit Aline von Drateln und Björn Czieslik, spricht er über den neuen Job und seinen Blick auf den Medienjournalismus. Außerdem diskutiert das Trio über den Ansturm auf das 9-Euro-Ticket und das Werben der Medienbranche um diversen Nachwuchs.

Der turi2 Clubraum diskutiert immer freitags die Themen der Woche. In den vergangenen Wochen waren Serviceplan-Geschäftsführer Ronald Focken, Angelika Gifford, EMEA-Chefin von Meta und Peter Schwierz, Chef des E-Mobility-Dienstes Electrive zu Gast. Alle Termine und Links zu Live-Events und Podcasts gibt's auf turi2.de/clubraum.
clubhouse.com (live ab 12 Uhr), turi2clubraum.podigee.io (Podcast ab 18 Uhr)

Debatte: Medienberichte über Affenpocken können leicht rassistische oder homophobe Stereotype bedienen.

Vorsicht vor Vorurteilen: Bei der Berichterstattung über die Affenpocken warnt David Muschenich davor, die Krankheit auf stigmatisierende Weise mit Sex unter Männern in Verbindung zu bringen. Das könne auch die Betroffenen davon abhalten, sich im Gesundheitssystem Hilfe zu suchen. Auch bestehe die Gefahr, Rassismus gegen Schwarze Menschen zu schüren, wie es in der Corona-Pandemie bei asiatischen Menschen der Fall war. Statt Bilder von erkrankten Schwarzen Menschen sollten die Medien daher "Krankenhäuser in den Regionen zeigen oder Mikroaufnahmen des Virus selbst".
taz.de

“Das Individuum hat keine Lobby” – Christian Schertz über Prozesse und Politik.


Vor Gericht und auf hoher See: Christian Schertz, Medienanwalt u.a. von Jan Böhmermann, äußert sich im Interview mit Ellen Nebel und Michael Ridder erstmals zur erfolglosen Verfassungsbeschwerde im Rechtsstreit über das Erdogan-Schmähgedicht. Er wirft dem Gericht vor, auch eine politische Entscheidung getroffen zu haben. Dem Medienkonzern Springer bescheinigt Schertz im Fall Julian Reichelt ein unprofessionelles Vorgehen. Der promovierte Jurist erklärt außerdem, warum der Schutz der Persönlichkeitsrechte in Deutschland aus seiner Sicht “nicht optimal” ausfällt. turi2 veröffentlicht das Interview in Kooperation mit epd Medien in der Reihe Das Beste von epd Medien bei turi2.

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Debatte: Viele Menschen in Deutschland haben das Gefühl für Mehrheiten verloren, sagt Renate Köcher.

"Laute Minderheiten": Viele Menschen in Deutschland haben das Gefühl für Mehrheiten verloren, sagt Renate Köcher. Sie ist der Meinung, dass manche Gruppen in der Gesellschaft sehr aktiv sind und "in den Medien weit überproportional Beachtung finden". Die "quantitative Bedeutung" von Gruppierungen, die stark im Netz aktiv sind, werde überschätzt. Köcher geht davon aus, dass es mehr "stille Mehrheiten" und mehr "laute Minderheiten" als früher gibt.
landtag-bw.de

Offene Briefe führen zum “feuilletonistischen Debatten-Ping-Pong”, meint Johann Hinrich Claussen.

Offene Briefe führen oftmals nicht zu nachhaltigen politischen Debatten, sagt der Kultur­beauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland, Johann Hinrich Claussen, dem epd. Mit Blick auf den Brief von 26 Kultur­schaffenden und Intellektuellen gegen Waffen­lieferungen an die Ukraine beobachtet er, dass die Schreiben oft eine "Empörungs­dynamik" auslösen und zum "feuilletonistischen Debatten-Ping-Pong" führen.
evangelisch.de

Debatte: Reportage-Formaten fehlt die Recherche, findet Andrej Reisin.

Journalismus ohne Inhalt: Ein "authentischer" Host ersetzt keine Recherche, schreibt Andrej Reisin bei Übermedien über Reportage-Formate von Funk, bei den die Zuschauerinnen meist den Reporterinnen bei ihrer Arbeit zugucken. Er kritisiert, dass der "gesellschaftliche Hunger" nach Authentizität so groß ist, dass "Echtheit" fetischisiert wird. Strg_F-Redaktionsleiter Dietmar Schiffermüller erklärt, dass "googeln, losgehen und jemanden treffen, der etwas Außergewöhnliches erlebt hat", nichts mit Recherche zu tun hat.
uebermedien.de

Steingart: Westliche Medien verbreiten “Ungenauigkeiten” über den Ukraine-Krieg.

Propaganda: Westliche Medien verbreiten "grobe Ungenauigkeiten" über die Isolation Russlands in der Welt, analysiert Gabor Steingart. Er wertet u.a. das neutrale Abstimmungs-Verhalten von 38 Regierungen in der UN als Rückendeckung für Putins Krieg. Auch in der Nato sieht er "Risse".
thepioneer.de (Paid)

Eigentümlich blass: Marc Engelhardt über reduzierten Auslands­journalismus als Gefahr für die Demokratie.


Seltene Geschichten aus der Ferne: Das Weltbild, das deutsche Medien transportieren, ist “zunehmend verzerrt”, schreibt Marc Engelhardt, langjähriger Auslands­korrespondent und Geschäfts­führer der Schweizer Recherche-Plattform CrowdNewsroom, bei epd Medien. Der Krieg in der Ukraine zeige, wie wenig wir in den vergangenen Jahren aus einem Land erfahren haben, das direkt an die EU grenzt. Nur in Krisen­zeiten kämen “Fallschirm­reporter” ins Land, die berichten, “was sie sich vorher angelesen haben”. Selbst aus dem USA, die von allen Länder die meiste Aufmerksamkeit bekommen, erfahre das deutsche Publikum kaum etwas aus dem Binnenland. Engelhardt sieht den Staat in der Pflicht, Auslands­berichterstattung zu unterstützen, ähnlich wie bei der Film­förderung. turi2 veröffentlicht seinen Text in Kooperation mit epd Medien in der neuen, wöchentlichen Reihe Das Beste von epd Medien bei turi2. Weiterlesen >>>

Video-Tipp: Walulis beackert “Zwangsmaus”-Empörung von Julian Reichelt.

Video-Tipp: Julian Reichelt echauffiert sich über "ideologisch-sexualisierte Früherziehung" in der "Sendung mit der Maus" und erntet dafür vor allem Häme – auch von Philipp Walulis. Der erklärt "den Julian" im Stil einer "Maus"-Sach­geschichte und wundert sich, dass "Bild" Reichelt bei dem Thema völlig hängen lässt.
youtube.com (8-Min-Video),
turi2.de (Background)



Marietta Slomka erntet viel Lob als Illner-Vertretung.

Unentdecktes Talent: Marietta Slomka (Foto) ist ein "Labsal für Zuschauer, bei denen während Talkshows regelmäßig der Blutdruck steigt", lobt Nina Jerzy bei t-online.de die Corona-Vertretung für Maybrit Illner. Slomka dränge sich nicht in den Vordergrund, "war aber stets eindeutig der Mittelpunkt der Sendung". Josef Seitz fällt bei Focus Online auf, dass Slomka Gästen mehr Raum gebe als Illner: "Das ist anders. Schlecht ist es nicht." Auch Twitter ist voller Begeisterung.
t-online.de, focus.de, teleschau.de (Netzreaktionen), zdf.de (58-Min-Video)

Debatte: Sandro Schroeder nervt Personalisierung von Expertise in Podcasts.

Schema P: Den redaktionellen Gast zum "alleinigen Dreh- und Angelpunkt" eines Podcasts zu machen, kann "durchaus schief gehen", weil schnell verschwimme, "wer hier Absender und wer Gast ist", schreibt Sandro Schroeder mit Blick auf personalisierte Corona- und Ukraine-Podcasts. Ihn stört, wie das "Coronavirus-Update" mit Christian Drosten "plötzlich für ein nach­haltiges und wieder­holbares Podcast-Konzept gehalten wird". Zwar gebe der Erfolg dieser Formate ihm unrecht, die "Fantasie­losigkeit und Monokultur" nerve ihn trotzdem.
mailchi.mp

Der MDR hält an einer Doku über mutmaßlich erfundenen Mord an einem Gastarbeiter fest.


Erfundener Mord? Der MDR hält an einer reißerischen Doku über einen angeblich rassistischen Mord an einem DDR-Gastarbeiter fest. Und das obwohl die Staatsanwaltschaft nach erneuter Prüfung des Falls keine Indizien für einen Mord findet und selbst der eigene Senderausschuss die journalistische Sorgfaltspflicht verletzt sieht. Die "FAZ" findet wie zuvor schon die "Berliner Zeitung" zahlreiche Ungereimtheiten und dubiose Quellen, doch der MDR bleibt bei seiner Haltung und wirft stattdessen den Anklagebehörden mangelhafte Untersuchung vor.

Der 2017 gesendete Film "Schuld ohne Sühne" über den Tod des mosambikanischen Vertragsarbeiters Manuel Diogo stützt sich im Wesentlichen auf die Schilderung von Harry Waibel, der die Story vor der Verfilmung selbst als Buch veröffentlicht hat und vom MDR für "Aktenrecherchen" bezahlt wurde. Eine andere Quelle rudert auf Nachfrage der "FAZ" zurück: "Ich bin kein Augenzeuge, ich habe nicht gesehen, wie es passiert ist." Der Historiker Ulrich van der Heyden, Afrikaexperte und Autor des Buches "Das gescheiterte Experiment – Vertragsarbeiter aus Mosambik in der DDR-Wirtschaft" wirft dem Sender vor, keinen Beleg für die Mordthese zu haben und Fake News zu verbreiten.
faz.net (Paid)

Debatte: RT-Verbot steht einer Demokratie trotz aller Kritik gut an, findet Michael Hanfeld.

Mediale Schlechtwetterfront: Die Kritik am Verbot von RT mit Verweis auf Staatsferne und Rechtsstaatlichkeit einer Demokratie, sei zwar recht und billig. Allerdings stehe es einer Demokratie auch gut an, Medien, die Gehirnwäsche betreiben, Krieg verherrlichen und nonstop Lügen verbreiten zu unterbinden, findet Michael Hanfeld mit Blick auf die Kritik des Hamburgs Mediensenator Carsten Brosda zum Verbot von RT.
"FAZ", S. 17 (Paid)

Stärken und Schwächen: René Martens über die Bericht­erstattung von ARD und ZDF zum Ukraine-Krieg.


Dominierendes Thema: Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine am 24. Februar ist die aktuelle Bericht­erstattung bei ARD und ZDF fast mono­thematisch, kritisiert Medien­journalist René Martens bei epd Medien. Bilder und Berichte von Korrespondentinnen vor Ort “entwickeln weitaus mehr Kraft als all die durchaus eindrücklichen Videochats mit in der Ukraine lebenden Menschen, die die Berichterstattung seit der Invasion prägen”. Die Erzähl­weise der Einzel­schicksale sei aber oft gleich. Martens fürchtet, “dass sich hier ein Abnutzungs­effekt einstellen könnte”, schreibt er in seinem Beitrag, den turi2 in Kooperation mit epd Medien in der neuen, wöchentlichen Reihe Das Beste von epd Medien bei turi2 publiziert. >>> Weiterlesen

“Bild” kassiert vom Presserat 2021 die meisten Rügen.

bildlogoRügenpresse: Der Presserat spricht 2021 insgesamt 60 Rügen aus, 26 davon gehen an "Bild". Bei 22 Rügen geht es um verletzte Persönlichkeits­rechte, bei 21 um Schleichwerbung. Im vergangen Jahr sind beim Presserat 2.556 Beschwerden eingegangen, 2020 waren es 4.085 Beschwerden bei 53 Rügen.
tagesspiegel.de, spiegel.de, presserat.de

Basta: Jörg Kachelmann will nicht ins “Sommerhaus der Stars”.

Das Elend der anderen: Moderator und Meteorologe Jörg Kachelmann echauffiert sich bei Twitter über eine Anfrage der Produktions­firma Seapoint, die ihn fürs RTL-"Sommerhaus der Stars" gewinnen will. Er sei "elends­technisch noch nicht so weit", antwortet er. Womöglich hätte RTL auch keinen Spaß mit Kachelmann – schließlich braucht ein Trash-TV-Format, das auf Krawall setzt, niemanden, der auf gut Wetter macht.
t-online.de, twitter.com/Kachelmann

Aufmerksamkeit und Ignoranz: Michael Jäckel über die öffentliche Meinung als Konstrukt.


Theoretisch informiert: “Zur Ungleichheit in dieser Welt gehört auch, dass es ungleiche Informations- und Wissensbedürfnisse gibt”, schreibt Konsum- und Kommunikations­forscher Michael Jäckel bei epd Medien. Der Präsident der Uni Trier beobachtet, dass durch eine Vermehrung der Informations- und Wissens­angebote “diese Kluft eher wächst als schrumpft”. Der Alltag vieler Gesell­schaften kenne “den institutionalisierten Zweifel nicht”, schreibt Jäckel und sieht “unter­schiedliche Grade der Gelassenheit im Umgang mit Nicht­wissen”. turi2 publiziert seinen Essay in Kooperation mit epd Medien in der neuen, wöchentlichen Reihe Das Beste von epd Medien bei turi2.
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