Radio saves the Videostar: Der frühere MTV-Moderator Ray Cokes, 66, eine Legende des Musikfernsehens, macht künftig Radio. Ab 23. März moderiert er beim RBB-Sender Radioeins jeden Samstag von 21 bis 23 Uhr die neue "RayDio Cokes Show". In der wöchentlichen Livesendung empfängt er musikalische Gäste, talkt mit Hörerinnen und präsentiert einen "Mix aus alten Klassikern und neuer Musik". Cokes, der seit 2020 in Berlin lebt, moderiert auf Englisch, nimmt in den kommenden Monaten aber Deutschunterricht. Die eine oder andere "Anekdote dieses Lernprozesses" werde es sicherlich auch in seine Sendung schaffen, erwartet der RBB.
Bekannt wurde Cokes in den 1990ern mit seiner interaktiven Show MTV's Most Wanted, die zu einer einer der erfolgreichsten Musiksendungen Europas wurde – nicht zuletzt durch seine eigenwillige Art der Interviewführung. Die Show bei Radioeins ist nicht sein erstes Hörfunk-Engagement: Nach dem Abschied von MTV moderierte Cokes 1996 einige Wochen beim kleinen Berliner Privatsender Kiss FM, war Host von Shows beim englischen Virgin Radio und dem belgischen Rundfunk RTBF. Zuletzt hatte Cokes 2017 eine Show beim Berliner Szeneradio FluxFM.
turi2 - eigene Infos, radioeins.de
(Foto: rbb/privat)
Hessischer Schrumpffunk: HR-Intendant Florian Hager verteidigt im "FAZ"-Interview Einsparungen und Umstrukturierungen im Sender. "Wir müssen damit umgehen, dass wir weniger Geld haben. Wir müssen sparen. Wir müssen kleiner werden." Daher werde nur noch jede fünfte altersbedingt frei werdende Stelle neu besetzt. Umschichtungen von Budgets zugunsten digitaler Angebote begründet Hager damit, "dass die festen Sendeplätze nicht mehr die Orte sind, an denen wir alle Menschen erreichen". Fürs TV würden lineare Formate nur noch für die Zeit von 16 bis 20 Uhr entwickelt, andere Bewegtbildformate würden für die Mediathek konzipiert und im HR-Fernsehen nur "zweitverwertet". Angesprochen auf regionale Text-Berichterstattung sieht Hager den HR nicht in Konkurrenz zu Zeitungen, die "deutlich lokaler sind, als wir es überhaupt jemals sein können". Sein Vorschlag ist, "mehr über Kooperation statt Konfrontation" nachzudenken.
zeitung.faz.net (€)
Systemkrieg: Die Arbeitsgemeinschaft Privater Rundfunk fordert eine "kritische Überprüfung der Geschäftspraktiken" öffentlich-rechtlicher Tochterunternehmen. Anlass ist ein Rechtsstreit zwischen Antenne Bayern und BRmedia. Der BR-Vermarkter hatte in einer Präsentation u.a. behauptet, dass Radiowerbung bei Bayern 1 und Bayern 3 besser ankomme als bei Antenne Bayern. Das Landgericht München stuft manche der Aussagen als wettbewerbswidrig ein.
privatfunk.de, sueddeutsche.de (€, Background)
Betriebsblindheit: Eine interne Untersuchung der niederländischen Rundfunkanstalt NOS deckt zahlreiche Übergriffe und Missstände auf. Bei den dazugehörigen TV- und Radio-Sendern sei es zu Einschüchterungen, Gewalt und Machtmissbrauch gekommen. Führungskräfte hätten zwar von den Vorfällen gewusst, aber "auf allen Ebenen zu viel weggeschaut."
rnd.de
Ruhe-Puls: Der BR spart bei seinem jungen Programm Puls Radio an moderierten Sendestrecken. Statt bisher zwölf Stunden moderiertem Programm am Tag gibt es künftig nur noch vier Stunden von 14 bis 18 Uhr, in der übrigen Zeit läuft Musik. Das Wochenende ist fortan komplett unmoderiert. Auch Musik-Shows am Samstagabend entfallen.
radiowoche.de
BigFM befördert Till Simoleit, 44, zum Programmchef. Er ist seit der Gründung im Jahr 2000 bei dem privaten Jugendradio im Südwesten, zuletzt als Social-Media-Chef. Simoleit folgt auf Patrick Morgan, der seit 2002 bei BigFM war, seit 2014 als Programmchef, und nach seinem "Ausscheiden" eine "neue Aufgabe" übernimmt.
presseportal.de
Gürtel enger schnallen: Der BR und WDR planen im kommenden Jahr mit einem deutlich Minus, während der RBB für 2024 von einem positiven Ergebnis ausgeht. Das geht aus den am Dienstag von den Rundfunkräten genehmigten Wirtschaftsplänen hervor. Der BR rechnet demnach mit einem Fehlbetrag von knapp 49 Mio Euro und muss an seine Rücklagen. Der WDR plant mit einem Defizit in Höhe von 112,7 Mio Euro. Grund sind allgemeine Teuerungen und kostspielige Sport-Großereignisse wie etwa die Olympischen Spiele in Paris oder die Fußball-EM. Beim in die Kritik geratenen RBB dagegen fruchten die Sparmaßnahmen und sorgen für einen einen Überschuss von 3,8 Mio Euro.
dwdl.de, presseportal.de, epd.de (€)
Bayerischer Rundfunk: Der langjährige Programmbereichsleiter Walter Schmich, geht Ende des Jahres in den vorzeitigen Ruhestand. Der 60-Jährige verlasse den BR nach 34 Jahren aus "gesundheitlichen und persönlichen Gründen". In seine Verantwortung fielen die Massenprogramme Bayern 1 und Bayern 3 sowie das trimediale Jugendangebot Puls.
radioszene.de
Wird platt gemacht: Der Medienrat der Medienanstalt Hamburg/Schleswig Holstein zieht der Niederdeutschen Medienplattform Plattradio den Stecker. Das fast ausschließlich vom Kultusminsterium des Landes Schleswig-Holstein finanzierte Angebot, verstoße gegen das Gebot der Staatsferne und sei deshalb mit sofortiger Wirkung einzustellen. Plattradio sendet seit Anfang September Programm in plattdeutscher Sprache und arbeitet mit dem NDR zusammen.
radioszene.de
Rotstift angesetzt: Der MDR plant ab 2025 mit Einsparungen in Höhe von mindestens 40 Mio Euro jährlich. Von den Kürzungen sind auch Mitarbeitende betroffen, der Stellenabbau solle möglichst "sozialverträglich" erfolgen, kündigt ein Sprecher gegenüber dpa an. Eine Garantie für eine sozialverträgliche Umsetzung der Einsparungen gebe es angesichts der Höhe der Einsparungen aber nicht. MDR-Intendant Ralf Ludwig kündigt am Donnerstag in einer Enquetekommission des sachsen-anhaltischen Landtags Qualitätseinbußen beim Unterhaltungsprogramm an, berichtet die "Mitteldeutsche Zeitung". Die Schlager-Shows von Florian Silbereisen stehen nach der Absetzung im MDR nun auch bei der ARD auf der Kippe.
businessinsider.de, mz.de (€)
Kultur-Primetime: Der BR gibt Details zur Programmreform seines Kulturradios Bayern2 bekannt. Spezialsendungen gehen großteils in Magazinstrecken auf. Kultur-Programmdirektor Björn Wilhelm erhofft sich davon, dass die Inhalte mehr Menschen erreichen als bisher. Zusammen mit dem HR ist ein Podcast zum ARD-Kulturmagazin "Titel, Thesen, Temperamente" in Planung. Aus der Kultur-Szene gibt es Proteste gegen die Reform.
dwdl.de, sueddeutsche.de (€), faz.net (€), turi2.de (Background)
Feindbild: Der WDR reagiert mit Sicherheitstrainings und Schulungsangeboten für Mitarbeitende auf "erhebliche Anfeindungen" eigener Reporterinnen bei propalästinensischen Demos in Nordrhein-Westfalen, kündigt Intendant Tom Buhrow bei einer Sitzung des Rundfunkrats an. Kamerateams müssten durch Sicherheitskräfte geschützt werden, weil die Anfeindungen eine völlig neue Qualität hätten.
epd.de (€)
Spart regional: Der MDR kürzt im Radioprogramm in Sachsen-Anhalt die Regionalnachrichten. Plan ist es, ab kommendem Jahr mehr einheitliche Nachrichten für das gesamte Bundesland und weniger in den Regionalstudios produzierte Nachrichtenblöcke zu senden. Der MDR wolle dadurch 1,1 Mio Euro sparen, berichtet die "Mitteldeutsche Zeitung" in einem früheren Bericht.
epd.de (€), mz.de
Medien unter Druck: Die scheidende MDR-Intendantin Karola Wille hat in ihrer Abschlussrede Besorgnis um die Pressefreiheit in Deutschland geäußert und ein deutlich raueres Medienklima in Deutschland kritisiert. Es sei deutlich schwerer geworden, "die grundlegenden verfassungsrechtlichen Vorgaben des öffentlich-rechtlichen Rundfunks wach zu halten" und besorgniserregend, dass "Parteien den Rundfunkbeitrag als politisches Wahlkampfthema entdeckt" hätten.
mdr.de (Abschlussrede), welt.de, horizont.net
Aus Liebe zum Radio – Stefan Müller über Musiksendungen zwischen Kuration und KI.
Von Hand ausgewählt: Vor 40 oder 50 Jahren war Radio “das junge Medium schlechthin”, vor allem wegen der Musiksendungen, schreibt Stefan Müller bei epd Medien. Der freie Radiojournalist und Moderator bedauert, dass die von Musikredakteuren und Musik-Kennerinnen moderierten und kuratierten Radiosendungen immer seltener werden – auch bei öffentlich-rechtlichen Wellen. Anlässlich des Jubiläums 100 Jahre Radio in Deutschland blickt Müller auf legendäre Radio-DJs der 70er und 80er zurück, spürt die Perlen der Autorensendungen auf und fragt, welche Rolle KI künftig spielen wird. Weiterlesen >>>
Wortspielakrobatik: Der NDR kommuniziert Verbesserungen beim Digitalradio-Empfang mit knackigen Sprüchen wie "In den Röhren besser hören" und "Kein 'Watt?' mehr am Wattenmeer". Dabei sind schlechte Wortspiele doch eigentlich die Spezialität von turi2 – wir pitchen daher: "Ohren frei auf Norderney", "Hör' in Kiel jetzt extra viel" und "Dem Meeresrauschen besser lauschen".
presseportal.de (Röhren), presseportal.de (Watt)
Hamburger Abendblatt verpflichtet Marzel Becker als Head of Audio. Er soll das Podcast-Geschäft der Zeitung mit bisher mehr als 30 Audio-Formaten weiter ausbauen. Becker war 22 Jahre lang Chef von Radio Hamburg, wo er auch volontiert hatte. Im Juli 2022 hatte er den Posten überraschend abgegeben.
kress.de, meedia.de (€), turi2.de (Background)
Vernaus Vermächtnis: Die scheidende RBB-Interimsintendantin Katrin Vernau bilanziert in einem Gastbeitrag in der "FAZ" ihre Amtszeit. Anders als im Business-Insider-Interview von Dienstag, bleiben ihr kritische Fragen dabei erspart. Vernau schreibt, der RBB habe "unter dem Brennglas der Öffentlichkeit bewiesen", dass es möglich sei, in kürzester Zeit in den "Reformmodus" zu kommen. Auch durch das Mitwirken der Beschäftigten sei aus dem "scheinbar trägen Anstaltstanker ein Reformschnellboot" geworden. Gemeinsam sei es gelungen, "die schwierige Situation in etwas Konstruktives zu verwandeln". Eine positive Folge daraus sei, dass wieder über Programm geredet werde. Um die Akzeptanz der Bevölkerung zu gewinnen, sei es wichtig, einen "relevanten Anteil am täglichen zeitlichen Mediennutzungsbudget" der Beitragszahlerinnen zu erreichen. Mit knapper werdenden Mitteln komme es darauf an, möglichst relevantes Programm zu produzieren, "Herausragendes statt im 'Inhaltemeer des Internets' Untergehendes". Zugleich wirbt Vernau um Verständnis, dass alle Bereiche im RBB "gleichermaßen bedeutsam sind, um letztlich Programm machen zu können". Ohne Lohnbuchhaltung gebe es für Programmmacherinnen keine Gehälter und Honorare: "Eine ordnungsgemäße Verwaltung ist kein Programmverhinderer", schreibt Vernau, sondern trage "wesentlich zur Legitimation des öffentlich-rechtlichen Rundfunks bei". (Foto: Fabian Sommer / dpa / Picture Alliance)
zeitung.faz.net (Gastbeitrag, €), turi2.de (Background Business Insider)
Hör-Tipp: Im Medienmagazin von Radioeins diskutiert Jörg Wagner mit Gästen, was sich ein Jahr nach den ersten Meldungen zum RBB-Skandal um Patricia Schlesinger im Sender getan hat. Dabei kommt anonym auch eine freie Mitarbeiterin zu Wort, die unverblümt Kritik äußert: Seit 25 Jahren werde gespart, "bis alles kaputt ist". Der öffentlich-rechtliche Rundfunk sei ein "Riesen-Tanker", bei dem "ein Sonnendeck und noch ein Sonnendeck" eingezogen werde. Oben trinke man Champagner, unten "sitzen die Galeeren-Sklaven und rudern um ihr Leben".
ardaudiothek.de (48-Min-Audio + Bonus-Material, Mitarbeiterin bei 33:12 Min), businessinsider.de (Text-Zusammenfassung)