Lese-Tipp: “Zuhören wichtiger als Reden” – Peter Turi erklärt den Abschied vom Mansplaining-Journalismus.


Journalismus auf Augenhöhe: "Niemand will im Jahr 2021 von mir die Welt erklärt bekommen. Noch nicht mal meine Frau." Peter Turi, Gründer und neuerdings Clubchef von turi2, erklärt im Fachmagazin "Journalist" seinen Blick auf die Zukunft des Journalismus. In seinem Konzept des "Community-Journalismus" kommen wuchtige Leitartikel, in denen alte, weiße Männer hinter der Bezahlschranke die Welt erklären, genauso wenig vor wie der Empörungsjournalismus und das Clickbaiting der Boulevard-Blätter. Er definiert einen "Mitmach-Journalismus, bei dem Fragen wichtiger sind als Antworten, Zuhören wichtiger als Reden und inklusiv besser als exklusiv". Die Aufgabe von turi2 sieht er darin, die Kern-Zielgruppe der 20.000 Meinungsmacherinnen aus Medien, Wirtschaft und Politik, miteinander ins Gespräch zu bringen.

Ein Konzept, dass nicht nur für Fachmedien, sondern auch bei der Lokalzeitung funktionieren kann, glaubt Turi. Seine Idee ist es, "Geld und Geist unter dem Banner des Geistes" auf die Bühne zu bitten, und "Jung und Alt, Arm und Reich, Links und Rechts zum Dialog über die Zukunft unserer Stadt" einzuladen. Eine Strategie, die turi2 seit ein paar Jahren offensiv verfolgt – mit der gedruckten turi2 edition, Live-Audio- und Video-Gesprächsrunden im turi2 Clubraum und mit Video-Interviews oder -Features bei turi2.tv.

"Community-Journalismus heißt keinesfalls, unkritisch zu sein", schreibt Turi, Kritikerinnen und Abweichler, Zweiflerinnen und Whistleblower bittet er genauso auf die Bühne und bietet ihnen einen Raum. "Wir stellen die drängenden Fragen, sprechen die Probleme an – und sind leidenschaftlich interessiert an Antworten und Lösungen", zitiert Turi die Grundsätze des Kommunikationsfachdienstes. Seine Vision ist ein "Journalismus auf Augenhöhe mit der Zielgruppe", der weder Paywalls noch "übergeigte Überschriften" braucht. Die Frage, ob dieser Ansatz der richtige Weg ist, hat Peter Turi u.a. mit "Journalist"-Chefredakteur Matthias Daniel, Hanna Israel von Zeit Online, Sham Jaff, Uwe Vorkötter und Daniel Fiene am 16. Mai 2021 im Clubraum diskutiert. (Foto: Johannes Arlt für turi2)
journalist.de, turi2.de/clubraum

Clubhouse-Tipp: Reporterfabrik und turi2 fragen: “Wie ist es, für ‘Bild’ zu arbeiten”?

bildlogoClubhouse-Tipp: Zur gemeinsamen Gesprächsreihe
"Redaktions-Check" laden die Reporterfabrik und turi2 ein. Thema des ersten gemeinsamen Events am Freitag um 17 Uhr: "Wie ist es, die 'Bild' zu machen?" Moderiert von Cordt Schnibben und Tess Kadiri diskutieren u.a. Günter Wallraff, Miriam Hollstein, Daniel Bouhs, Hatice Akyün, Georg Streiter, Pia Siber und Uwe Vorkötter.
joinclubhouse.com (Kalenderlink), turi2.de/clubraum (Gesamtprogramm turi2)

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Patricia Schlesinger, wir müssen reden!
Patricia Schlesinger, Intendantin des RBB, spricht mit uns über den Wandel in der Arbeitskultur und im Programm des RBB sowie über Verantwortung, Prägung und Haltung.
Heute um 19 Uhr live im turi2 Clubraum bei Clubhouse – und danach als Podcast auf turi2.de. Wir hören uns!
turi2.de/clubraum, joinclubhouse.com (Link für den iPhone-Kalender)

Freund oder Feind der Redaktion? So lief die turi2-Montagsrunde über Clubhouse und Social Media.


Es ist kompliziert: Clubhouse könnte ein guter Freund für Redaktionen werden, darüber sind sich die Teilnehmerinnen der Montagsrunde im turi2 Clubraum einig. Doch zu welchem Preis? "Hype hin oder her: Es ist so, dass man sich grämt, dass man es nicht selbst erfunden hat", gesteht Lorenz Maroldt, "Tagesspiegel"-Chef seit 2004. Ein Stichwort zieht sich trotz des Lobs für die App durch die Clubhouse-Runde: Kapazitätsprobleme. "Wofür ein Talk, der nur 50 oder 100 Leute erreicht?", fragt Swen Thissen, Social-Media-Manager bei stern.de. Jörg Rheinländer vom Hessischen Rundfunk ergänzt: "Sinn macht es nur, wenn wir in einer Community Qualitätsvolles mitnehmen können." Wichtig im Social-Media-Alltag über Clubhouse hinaus: "Leidenschaft und Neugier haben, um neue Plattformen auszuprobieren", sagt Enita Ramaj, Cosmopolitan.de-Chefin. Dennoch müsse das Kosten-Nutzen-Verhältnis bedacht werden. Clubhouse sei für Bauer eher Business- als Reichweiten-Plattform.

"Ich erkenne noch nicht, wie gut der Freund werden könnte und zu welchem Zwecke", sagt Rheinländer. Bisher sei Clubhouse eher der Feind aufgrund des Aufwands. Und wie ist allgemein der Beziehungsstatus zwischen Redaktionsalltag und Social Media? Thissen: "In jeder Beziehung gibt es Stress und man muss nicht alles wunderbar finden." Für ihn überwiegen die Chancen der sozialen Netzwerke. "Wir begreifen das als Tool - entweder man setzt das Ding richtig an oder es knickt ab", ergänzt Lorenz Maroldt.
turi2.tv, turi2.de/podcast, spotify.com, podcast.apple.com, deezer.com, audionow.de, turi2.de/clubraum (weiteres Programm)

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Clubfrühstück #5: Gendersternchen, Jugendsprache, Altersdiskriminierung - mit Sigmund Gottlieb!
JETZT, am Sonntag von 9 bis 10 Uhr, diskutieren wir im turi2 Clubraum auf Clubhouse mit Sigmund Gottlieb, der konservativen Stimme, die der ARD jetzt fehlt: Generisches Femininum statt Gendersternchen - was soll das? Jugendsprache & Szenejargon: Können die Generationen sich noch verständigen? Alter! Das nervt – gibt es Altersdiskriminierung?
joinclubhouse.com (Direkt-Link zum Event)

Clubhouse als Tor zur Welt – so lief der Open Innovation Live Podcast #5.


Der Traum vom Tellerrand: "Wozu taugt dieses Clubhouse eigentlich?", fragt Peter Turi im turi2 Clubraum am Donnerstagabend. Im Kern der Runde steht auch die Frage, was die App nach dem anfänglichen Hype zukünftig noch leisten kann. Journalist Jaafar Abdul Karim gibt an, Clubhouse als Recherche-Tool zu nutzen. Er sieht die Plattform auch als politischen Ort, an dem sich Menschen austauschen können, die in autoritären Regimen leben und sonst keinerlei Chance dazu haben. In China wurde Clubhouse jedoch beispielsweise bereits gesperrt. Student Pablo Cienfuegos Klein weist auf antisemitische und rassistische Räume hin. Dort gehe er bewusst auf die Bühnen und versuche, sachliche Gegenargumente hervorzubringen: "Es hören 100, 200 Personen zu und das macht was mit denen."

Welche Motive verfolgen die Menschen noch im Clubhouse? Während Mobility-Netzwerkerin Katja Diehl "ein bisschen die Welt verbessern und Menschen Wissen vermitteln" möchte, will Cordt Schnibben in seinem "Writers Pub" mit Autorin Doris Dörrie Zuhörerinnen dazu ermuntern, selbst zum Stift zu greifen. Auch Finanzen sind ein Thema: Karrierebibel-Journalist Jochen Mai berichtet von Personen, die sich längst ein Clubhouse-Geschäftsmodell aufgebaut haben. Die sogenannte Moderatorinnen-Elite werde gut dafür bezahlt, Räume professionell zu moderieren. TV-Moderatorin Carola Ferstl sieht in Clubhouse eine Art Telegram-Fortsetzung – in ihren Räumen gebe sie u.a. Aktien-Neulingen Tipps. Fast-Auswanderer Nicolas Kreutter glaubt trotz der stark abgeflachten Hype-Kurve seit Januar, dass in der App noch einiges passieren wird. Werden Moderatorinnen dann die neuen Influencerinnen? Nicht ganz: Die neuen "Stars" sind, zumindest laut Jochen Mai, die Gastgeberinnen, die mit Themenschwerpunkten und spannenden Gästen auf sich aufmerksam machen.
turi2.tv (63-Min-Video und -Podcast), turi2.de/podcast, spotify.com, podcast.apple.com, deezer.com, audionow.de, turi2.de/clubraum (weiteres Programm)

turi2 schafft das Gendersternchen wieder ab – und setzt aufs generische Femininum.

Generisches Femininum: Die Chefredaktion und der Gründer von turi2 haben beschlossen, das Gendersternchen nach gut 15 Monaten bei turi2 wieder abzuschaffen. "Viele empfinden das Sternchen in den Texten auch nach mehr als einem Jahr als störend", sagt Gründer Peter Turi. turi2 wird jetzt mindestens ein Jahr lang das generische Femininum nutzen: Sofern Männer und Frauen gemeint sind, nutzt turi2 die weibliche Form – Männer und alle anderen sind mitgemeint. "Wir drehen das jahrtausendealte Mitgemeintsein der Frauen um", sagt Vize-Chefredakteurin Elisabeth Neuhaus. Chefredakteur Markus Trantow ergänzt: "Wir Männer dürfen uns ganz selbstbewusst mitgemeint fühlen." Die Diskussion darüber, wie es mit geschlechtergerechter Sprache bei turi2 weitergeht, war am Sonntag beim Clubfrühstück eröffnet worden.
turi2.de (Clubfrühstück)

Freiwilligkeit hilft nicht: So lief der Diversitäts-Talk im turi2 Clubraum.


Abbild der Realität: Talks wie dieser sollten 2031 lange überflüssig sein, darauf hoffen alle Teilnehmer*innen der Runde im turi2 Clubraum am Montagabend. Das Plenum diskutiert darin den Weg zu mehr Diversität in der Kommunikationsbranche – und der darf für Kémi Fatoba, freie Journalistin und Daddy-Magazin-Gründerin, nicht an vielfältigeren Führungsetagen in Medienhäusern vorbeiführen. Menschenrechtsaktivist Raúl Krauthausen fordert Journalist*innen dazu auf, Menschen mit Behinderung auch in ihrer Rolle als Chirurg*innen oder Linguist*innen anzusprechen. Er glaubt, dass Firmen ihr Recruiting auch deshalb lieber auf People of Color oder LGBTQ-Talente ausrichten, weil sie Kosten für Rampen oder Braille-Tastaturen scheuen. Dabei braucht es genau diese vielen verschiedenen Blickwinkel, um Medien und Gesellschaft voranzubringen, meint Verlegerin Katarzyna Mol-Wolf. Die "FAZ"-Aufsichtsrätin mahnt gleichzeitig, nicht zu spitz zu diskutieren, um mit der gesamtgesellschaftlichen Entwicklung Schritt zu halten: "Wir kriegen das Sichtbarmachen ja nicht mal bei den Frauen hin."

Auch Generationsbotschafterin Ulrike Krämer wünscht sich in Sachen Diversität mehr gesetzliche Verpflichtungen für Firmen und sagt: "Wir profitieren alle davon, wenn die Gesellschaft abgebildet ist." Ganz konkret wird es, als RTL-Social-Redakteurin Nora Pfützenreuter verspricht, den Impuls der blinden Ex-RTL-Mitarbeiterin Andrea Eberl mit zu ihrem Arbeitgeber zu nehmen, Sender und Medienhaus auch hinter den Kulissen barrierefreier zu gestalten. Nachholbedarf auf dem Bildschirm gibt es diesbezüglich im internationalen Vergleich übrigens bei allen privaten TV-Sendern, sagt Podcaster Ralf Podszus ganz zum Schluss – und fragt sich, warum Gebärdensprache nicht längst mediale Realität auf allen Kanälen ist. Das tun wir an dieser Stelle auch. Und freuen uns schon auf den nächsten großen RTL-Blockbuster mit eingeblendeter Gebärdensprach-Dolemtscher*in.
turi2.tv (66-Min-Video), turi2.de/podcast (66-Min-Audio)