Warum interessieren sich Podcast-Hörerinnen für die Beziehungsprobleme anderer Leute, Lisa Ortgies?
7. Oktober 2022
Podcast-Therapie: Zwei von drei Trennungen wären vermeidbar, würden die Partner miteinander über ihre Probleme sprechen, ist Lisa Ortgies überzeugt. Mit ihrem Podcast Lisas Paarschitt will sie “das Rundum-Sorglos-Paket” in Beziehungsfragen bieten und damit ihren Hörerinnen helfen, vom “Lauschen ins Fühlen” zu kommen, schreibt sie in ihrem Gastbeitrag für die turi2 Podcast-Wochen. Damit spricht sie eine Zielgruppe mit starkem Wachstumspotential auf dem Podcast-Markt an: Frauen Ü40, die schon ein paar Beziehungen “und viel Naivität” hinter sich gelassen haben.
Es gibt nichts Entlastenderes, als zu hören, dass andere in Beziehungsfragen struggeln. Eine Beziehungskrise oder Trennungsgedanken bleiben meistens dort, wo sie den meisten Schaden anrichten können: im Geheimen. Und in den Köpfen und Gefühlen der jeweiligen Partner. Der WDR-Podcast Lisas Paarschitt hilft, sie auszusprechen. Lange bevor die meisten einen Paartherapeuten hinzuziehen – denn da landet die große Mehrheit der kriselnden Paare leider erst, wenn es zu spät ist.
Erst aus der Nähe betrachtet wird die Liebe zu einem (berührenden) Rätsel. Auch wenn wir bei “Lisas Paarschitt” alles ergründen: den euphorischen Anfang, die Achterbahn einer langen Beziehung, das Ende einer Liebe und was danach passiert – es bleibt immer ein Staunen oder Schmunzeln oder Erleichterung. Mit “Lisas Paarschitt” reiche ich eine Hand, ich umarme mit der Stimme – aus Lauschen wird Fühlen. Das sagen zumindest die User:innen. Und nebenbei wird bei “Paarschitt” sehr viel gelacht.
Damit sind wir bei einer steilen These, die schwer zu beweisen und genauso schwer zu widerlegen ist: Zwei von drei Trennungen sind vermeidbar. Und selbst, wenn sie sich nicht vermeiden lassen, können sie im besten Fall friedlich verlaufen. Wovon nicht nur die beiden Ex-Partner, sondern vor allem die Kinder profitieren.
Die Wahrscheinlichkeit, dass sich Paare trennen – vor allem nach Jahrzehnten – ist heute so groß wie nie. Unter anderem, weil die Erwartungen an eine funktionierende Paarbeziehung so hoch sind wie noch nie. Von innen wie von außen. Eine Liebesbeziehung soll alle Wünsche an ein erfülltes Leben wahr machen. Gleichzeitig wächst der gesellschaftliche Druck auf Partnerschaften und Familien im Sinne eines Statussymbols erfolgreich zu “performen” und damit die Scham, wenn die Beziehung scheitert. Es war noch nie so schwer, den Alltag, vor allem mit Kindern, so zu gestalten, dass das Paarleben nicht auf der Strecke bleibt. Und Corona hat den Paartherapeut:innen und Scheidungsanwält:innen nochmal ein Vielfaches der bisherigen Klientel vor die Füße gespült.
Bei “Paarschitt” kann eine Paartherapie zu zweit und zu Hause auf dem Sofa starten. Der Podcast will alle emotionalen, psychologischen, soziologischen, juristischen und finanziellen Fragen zu einer Beziehung und deren Ende beantworten. Bei “Paarschitt” gibt es “Best Practise Tipps“ von Liebenden und Ex-Liebenden und ihren Kindern, Paartherapeut:innen, Anwält:innen oder Soziolog:innen, heimlichen Geliebten, Dating-Profis, Narzissten, Solo-Müttern, schwulen Paaren, Dreieckspaaren oder erwachsenen Trennungskindern. Jeder und jede von ihnen wirft ein anderes Spotlight auf Beziehungen, und alle zusammen formen ein Bild, das die Liebe ganz anders malt, als sie uns erklärt und verkauft wird.
Die These vom Dorf, das es braucht, um ein Kind groß zu ziehen, wird bei “Paarschitt” auf das Abenteuer Beziehung übertragen. Es braucht ein ganzes Dorf, um eine Partnerschaft – oder die nächste – gelingen zu lassen – und dieses Dorf wird in meinem Podcast simuliert.
“Paarschitt” ist das Rundum-Sorglos-Paket, das ich mir nach meiner Trennung gewünscht hätte. Wir zielen passgenau auf die Zielgruppe der Frauen Ü40, die schon ein paar Beziehungen und viel Naivität hinter sich gelassen haben und eben oft auch Verantwortung für Kinder tragen.
Nebenbei handelt es sich dabei um die User:innen-Gruppe mit dem größten Wachstum – und dem stärksten Wachstumspotential. Anteilsmäßig kommen bei den Ü-50-Jährigen sogar die meisten dazu, die Podcast als Alternative zum Radio entdecken: plus 34 % allein zwischen 2020 bis 2021. Zur Zeit finden Menschen Ü50 einen Zugang zu Podcasts vor allem über öffentlich-rechtliche Audiotheken, und davon profitiert auch “Lisas Paarschitt” als WDR-Podcast (obwohl wir auf allen Kanälen zu finden sind). Genauso wie von den vielen engagierten und erfahrenen Profis, die an Produktion, Schnitt oder Jingle mitarbeiten – allen voran der beste Redakteur ever: Thomas Hallet, der auch noch Erfahrung als Paartherapeut mitbringt.
Wir müssen natürlich auch keine Werbung schalten oder Sponsoren finden, die Finanzierung ist gesichert – mit einem kleinen Vorbehalt: Nach einem erfolgreichen Pitch und der Anschubfinanzierung für die ersten Staffeln muss intern eine Redaktion (und damit auch ein Etat) gefunden werden, die den neuen Podcast übernimmt. Das gelingt nicht immer. Mein Generationen-Podcast Von Müttern und Töchtern ist deshalb trotz Erfolgs auf Eis gelegt – auch dieses Format erreicht die erfolgversprechende Zielgruppe Frauen Ü40. Falls jemand Interesse hat, zu übernehmen – die Rechte liegen bei mir. Bei Interesse einfach via Instagram oder Website melden.
(Foto: Andrea Küppers)
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