Gruner + Jahr weicht der Wahrheit um Henri Nannen aus.

Henri Nannen dpa 600
Denkmalschutz: Eigentlich hätte "stern"-Chefredakteur Christian Krug in seiner Kolumne im heute erscheinenden "stern" 25/2015 schreiben müssen: "stern-Gründer Henri Nannen war ein Großmaul und Lügner. Er hat den 'stern' nicht erfunden, sondern dreist abgekupfert." Belegt ist das seit 2013, seit Medienhistoriker Tim Tolsdorff in seiner Doktorarbeit klare Beweise vorgelegt und sie 2014 auch in einem Buch publiziert hat. Die wahren Erfinder des Vorkriegs-"stern" waren der Journalist Kurt Zentner und der Verlagsmanager Carl Jödicke, auch Karl Beckmeier und seine Frau Ursula waren beteiligt. Der "stern" gibt dem Nannen-Kritiker Tolsdorff, der inzwischen bei Springer arbeitet, auf sechs Seiten Raum, im Interview seine Forschungsergebnisse vorzustellen. Das ist zu loben. Aber was macht Krug?

Er windet sich wie ein Aal: "Für Tolsdorff steht fest, dass Nannen zumindest nicht der alleinige Vater war" - nein, für jeden Menschen mit Augen im Kopf und Gehirn dahinter ist es klar ersichtlich, dass Nannen ein Vorkriegskonzept fast eins zu eins wiederbelebt hat. Und dann der üble Halbsatz: "Auch wenn Nannen vielleicht nicht der alleinige Erfinder des 'stern' war ..." Sorry, Nannen war erkennbar nicht mal Miterfinder, sondern Nachempfinder des "Stern" von 1938. Bis hin zum Logo und zu den Rubrikentiteln hat er ihn 1948 kopiert. Erst Mitte der 1950er Jahre gab Nannen dem "stern" eine eigene Handschrift - immerhin, dies räumt Krug ein.
"stern", 11.6.2015, S. 5 (Paid), halem-verlag.de (Fragen), halem-verlag.de (Buch), freitag.de (Buchbesprechung), faz.net (Artikel von Tolsdorff)