Deutschland verhaftet Journalisten, weil Diktatur es wünscht.

Al-Jazeera Journalist Ahmed Mansour held by German police pendingWirtschaft vor Demokratie: Die Bundespolizei hat den bekannten ägyptischen TV-Journalist Ahmed Mansur im Auftrag der autoritären ägyptischen Regierung festgesetzt. Er wollte im Anschluss an ein Interview wieder nach Doha zum Hauptquartier des Senders ausreisen. Ein ägyptisches Gericht hatte Mansur im vergangenen Jahr in Abwesenheit zu 15 Jahren Haft verurteilt und einen internationalen Haftbefehl beantragt. Er soll während der Kairoer Tahrir-Proteste im Jahr 2011 angeblich einen Anwalt gefoltert haben. Pikant: Mansur hat neben einem ägyptischen auch einen britischen Pass.
 
Kritiker sehen hinter dem Urteil politische Motive, denn Ägypten sei noch immer kein demokratisches Land und die Entscheidungen der Gerichte oft fragwürdig. Ägyptens autoritäre Regierung unter Ex-General Abd al-Fattah as-Sisi versteht sich nicht gut mit dem Al Dschasira. Dem Sender aus Katar wird eine Nähe zu den Muslimbrüdern nachgesagt.
 
Peter Sturm mahnt in der "FAZ", eine Auslieferung an Ägypten verbiete sich. Martin Gehlen vermutet im "Tagesspiegel" eine Verbindung zu Aufträgen Agyptens für die deutsche Wirtschaft: "Bei den Supereinkäufen, die der alerte Sonnenkönig vom Nil mit den Kreditkarten seiner Golf-Gönner tätigen darf, möchte keiner leer ausgehen." Er wirft den europäischen Regierungen vor, die Demokratie für wirtschaftliche Interesse zu verraten.
sueddeutsche.de, faz.net (Sturm), tagesspiegel.de (Gehlen)

Mitarbeit: Dirk Stascheit