Grüne wollen Boris Palmer aus der Partei ausschließen.

Genug ist genug: Die Grünen in Baden-Württemberg haben ein Parteiausschlussverfahren gegen den Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer in Gang gesetzt. Beim Landesparteitag haben 161 Delegierte für ein solches Verfahren gestimmt, 44 dagegen, acht haben sich enthalten. Auf Facebook hatte Palmer am Freitag den Ex-Fußball-Profi Dennis Aogo als "schlimmen Rassisten" bezeichnet – mit Verweis auf einen nicht-verifizierten Facebook-Kommentar, in dem behauptet worden war, Aogo habe für sich selbst das N-Wort benutzt. Der Post sei ironisch gemeint gewesen, hatte Palmer kurz nach der Veröffentlichung zu Protokoll gegeben. Grünen-Co-Chefin Annalena Baerbock nennt Palmers Äußerungen "rassistisch und abstoßend": Sich nachträglich auf Ironie zu berufen, mache es "nicht ungeschehen". Zuvor hatte Aogo eine offenbar versehentlich an ihn geschickte WhatsApp-Nachricht von Jens Lehmann publik gemacht, in der dieselbe rassistische Beleidigung zu lesen war. Kurz darauf stand wiederum ein Spruch von Aogo in der Kritik, Manchester City trainiere "bis zum Vergasen". Aogo lässt seine Tätigkeit als Fußball-Experte bei Sky daher vorerst ruhen.

In der "Welt am Sonntag" verteidigt Palmer sein Posting, er habe Aogo in Schutz nehmen wollen. Die kursierenden Vorwürfe gegen Aogo habe er bewusst "absurd übersteigert". Mit dem Stilmittel der Satire habe er aufzeigen wollen, "wie heutzutage vollkommen haltlose Rassismusvorwürfe wirklich jedem zum Verhängnis werden können". Denunzianten hätten seine Aussagen in die Twitter-Welt gezerrt und den Kontext beseitigt. Er halte es für seine Bürgerpflicht, dem "um sich greifenden Jakobinertum der 'Generation beleidigt' (Caroline Fourest) und dem 'selbstgerechten Lifestylelinken' (Sahra Wagenknecht)" entgegenzustellen.
spiegel.de, tagesschau.de, welt.de (Paid), turi2.de (Background Lehmann), turi2.de (Background Aogo)