Spionage-Software “Pegasus” späht offenbar Journalistinnen und Aktivistinnen aus.

Horch & Guck fürs Handy: Hunderte Journalistinnen, Aktivistinnen und Politikerinnen sind offenbar Opfer der Spionagesoftware "Pegasus", die von der israelischen NSO Group entwickelt und weltweit verkauft wird. Das legt eine internationale Recherche nahe, an der u.a. die "Süddeutsche", die "Zeit", NDR und WDR beteiligt sind. Gemeinsam mit der Organisation Forbidden Stories und Amnesty International haben die Reporterinnen einen Datensatz mit mehr als 50.000 Telefonnummern aus rund 50 Ländern ausgewertet. Tausende Nummern konnten konkreten Personen zugeordnet werden. Die Telefone der Betroffenen können mit dem Trojaner komplett ausgespäht werden – vom Anruf über E-Mails bis zum heimlichen Einschalten von Kamera und Mikrofon.

NSO verkauft das Programm nach eigenen Angaben nur an Regierungen und staatliche Einrichtungen. Vorgabe sei, die Software nur im Kampf gegen Terrorismus und schwere Kriminalität einzusetzen. Die aktuellen Recherchen legen aber nahe, dass sich gerade autoritäre Staaten an diese Regeln nicht halten und die Software auch bei politischen Gegnerinnen einsetzen.

Die NSO Group schaltet in ihrer Krisen-PR in den Rechtfertigungs-Modus: Ein US-Anwalt behauptet in Namen der Firma, dass die Telefone nicht zwangsläufig abgehört worden seien und dass es auch legitime Gründe für die Auflistung der Nummern geben könne. Die Firma schreibt sich zudem auf die Fahnen, dass ihre Software Terror-Angriffe verhindere und helfe, Drogen- und Menschenhändlern das Handwerk zu legen.
projekte.sueddeutsche.de, sueddeutsche.de (12-Min-Audio zu den Recherchehintergründen), zeit.de, tagesschau.de (6-Min-Video)