Peter Turi: Wie ich einmal fast den ‘Mannheimer Morgen’ gerettet hätte.

Der “Mannheimer Morgen” soll an den Erzrivalen Medien-Union verkauft werden. Das hätte nicht sein müssen, glaubt turi2-Verleger Peter Turi.
 

Peter Turi 1985 150Es war im Herbst des Jahres 1985, da ich als zorniger junger Mann (Foto: rechts) in der letzten Station meiner Ausbildung an der Deutschen Journalistenschule drei Monate Redaktionspraktikum beim “Mannheimer Morgen” machte. Ich, der DJS-ler, mit dem eine Weiterbeschäftigung als Redakteur ins Auge gefasst war, hatte dem Lokalchef Horst-Dieter Schiele eine Serie “Fit durch den Winter” vorgeschlagen, mit Tipps, wie und wo die Mannheimer ihren Leib im Kraftraum oder beim Yoga ertüchtigen können.
 
Doch die Serie war schon nach der ersten Folge beendet – Lokalchef Schiele dekretierte knapp: “kein Platz”. Das wollte mir nicht recht einleuchten, und ich fasste den Plan, die Serie als “Anzeigen-Kollektiv” doch noch zu starten. Redakteure durften für diese frühe Form des Native Advertisings schreiben, mussten dafür aber ein anderes Kürzel verwenden als im Redaktionellen.
 
Ich marschierte also zum Anzeigenleiter, in der Hand das Konzept und mögliche Anzeigenkunden für die ersten sechs Folgen. Der war erfreut und überrascht zugleich: “Das ist das erste Mal in meinen 20 Jahren beim ‘Mannheimer Morgen’, dass ein Redakteur mitdenkt”, sagte er – und ein Anflug von Rührung stand in seinem Gesicht.
 
Doch zwei Tage später ließ mich Lokalchef Schiele zu sich rufen – und gab mir die Papiere. “An mir vorbei geht hier gar nix”. Meine kurze Karriere als festangestellter Redakteur einer ehrenwerten Regionalzeitung war damit beendet, noch bevor sie richtig angefangen hatte.
 
Post Scriptum: Kürzlich traf ich in Berlin Björn Jansen, den Geschäftsführer des “Mannheimer Morgen”, und erzählte ihm die Geschichte. Er lachte herzlich und sagte: “Das könnte heute noch genauso passieren.”