Empörung über Lauterbachs “Killervariante”-Interview.


Ungebetene Prophezeiung: Gesundheitsminister Karl Lauterbach verursacht Unmut mit einem Interview über den bevorstehenden Corona-Herbst in der "Bild am Sonntag". In dem Interview warnt er vor einer "absoluten Killervariante" des Coronavirus, so hochansteckend wie Omikron und so tödlich wie Delta. Das Maskentragen in Innenräumen könne dann "wieder nötig und rechtlich erreichbar sein". Kritiker werfen Lauterbach nun sowohl Verunsicherung der Bevölkerung als auch wissenschaftlich unsaubere Kommunikation vor.

Das Auftreten einer "Killervariante" sei laut WHO sehr unwahrscheinlich, sagt der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit der "Bild". Die Entwicklung von Varianten des Virus seien ebenso wenig vorherzusagen wie zu beeinflussen, fügt Hendrik Streeck hinzu. Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, sagt gegenüber der dpa, Angst sei ein schlechter Ratgeber: "Deshalb sollte der Bundesgesundheitsminister apokalyptische Prophezeiungen unterlassen."

Auch aus den Reihen der Politik wird Kritik an der Mahnung des Gesundheitsministers laut. Tabea Rößner von den Grünen schreibt bei Twitter, "Killervariante ist ein aussichtsreicher Kandidat für das Unwort des Jahres". CDU-Gesundheitspolitiker Erwin Rüddel meint, Lauterbach müsse "doch eigentlich aus seinen Fehlern und Fehleinschätzungen gelernt haben".

"Der Gesundheitsminister kommuniziert zu schrill", urteilt "FAZ"-Redakteurin Mona Jaeger. Den Fehler mit den "knalligen Warnungen" habe er bereits bei der Impflicht gemacht. Und auch "Süddeutsche"-Redakteurin Christina Kunkel befürchtet, dass sich mit dem Interview nur "das Image des alarmistischen Dauer-Warners Lauterbach verfestigt", wodurch auch die vernünftigsten Bürgerinnen "irgendwann auf Durchzug" schalten. Der Minister sollte stattdessen den Menschen die Sicherheit vermitteln, dass sich Deutschland dieses Mal rechtzeitig auf die nächste Pandemie-Welle vorbereitet, meint Kunkel.
bild.de (Interview, Paid), bild.de (Virologen), spiegel.de, twitter.com (Tweet Rößner), twitter.com (Tweet Rüddel), faz.net (Kommentar Jaeger, Paid), sueddeutsche.de (Kommentar Kunkel)