Zahl des Tages: Bei 89 % liegt die Abdeckung mit 5G im deutschen Handynetz, teilt die Bundesnetzagentur mit. Damit habe der Wert um 5,1 Prozentpunkte höher gelegen als ein halbes Jahr davor, im Vergleich zu Juli 2022 sogar um 38,1 Punkte. Hessen hat aktuell mit 82,5 % die schlechteste 5G-Abdeckung, in Bremen sieht es mit 99,99 % am besten aus.
spiegel.de
Lese-Tipps: Der "Focus" und Correctiv tun sich über eine Recherche zu den Verbindungen zwischen der AfD und Russland zusammen. So herrsche bei AfD-Politikern etwa "ein wahres Reisefieber gen Russland oder in von Moskau annektierte Gebiete". Auch "aggressive Reden" und "russlandfreundliche Anträge" im Bundestag würden zeigen, "dass sich die Partei außenpolitisch Russland andient".
correctiv.org, focus.de
Nicht sein Bier: "Gute Stimmung, schlechtes Bier", postet Karl Lauterbach bei Instagram zu einem Foto vom Fest der Hamburger Landesvertretung und ruft damit "Bild" auf den Plan, beim Gesundheitsminister nachzuhaken, was ihm nicht passt. Er habe u.a. "gerne ein frisch gezapftes Kölsch", antwortet Lauterbach und räumt ein, dass Brauereien an ihm nicht reich werden würden, er viel lieber Wein trinke: "Ich bin kein Biertrinker." So spektakulären Investigativ-Journalismus muss man sich wohl erst schöntrinken.
bild.de, instagram.com
"Ich habe unterschätzt, wie schwer es ist, den Sonntagabend unter maximaler öffentlicher Aufmerksamkeit zu moderieren. Bis ich da für mich das sichere Gefühl hatte: 'Jetzt hab ich’s raus!', hat es Jahre gedauert."
Noch-TV-Talkerin Anne Will erzählt im "Süddeutsche"-Interview, sie sei anfangs "von manchen Politikern durchaus auch ausgetestet worden". Beim Schwenk über die Runde zu Beginn der Sendung habe ein Spitzenpolitiker mal zu ihr gesagt: "Läuft gerade nicht so bei Ihnen, was? Quoten sind ganz schön im Keller."
sueddeutsche.de (€)
Auf der hohen Kante: Die Bundesministerien haben Probleme, ihre Budgets vollständig auszugeben. Laut "Spiegel" haben sich Ausgabereste von 31,1 Mrd Euro angesammelt. Spitzenreiter ist das Verkehrsministerium von Volker Wissing mit 8,2 Mrd Euro ungenutzten Mitteln. Das mag nach viel klingen – letztlich sind es aber gerade mal 33 Ausfallzahlungen für missglückte PKW-Maut-Projekte.
spiegel.de
Game on: Britische Wettbewerbshüter stehen der Übernahme des Videospiel-Konzerns Activision Blizzard durch Microsoft nach Zugeständnissen milder gegenüber. Der Deal stockte wegen der Befürchtung, die Spiele wären im Falle eines Aufkaufs noch auf Microsoft-Konsolen verfügbar. Für zehn Jahre sollen Spiele wie "Call of Duty" auch für Konsolen der Konkurrenz zugänglich sein.
handelsblatt.com, bbc.com
Smells like teen spirit: Das Bundesinstitut für Risikobewertung warnt vor der "Deo Challenge" auf TikTok. Dabei filmen sich Jugendliche, wie sie sich mit Deo Kälteverbrennungen zufügen oder das Spray einatmen - mit potenziell schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen. TikTok zeigt unter dem Stichwort "Deo Challenge" mittlerweile eine Warnung. In Deutschland sollen bereits zwei Jugendliche durch die Mutprobe gestorben sein.
zeit.de, bfr.bund.de
Lese-Tipp: Im "SZ-Magazin"-Interview reflektiert Drogerie-Gründer Dirk Roßmann die Entscheidung, in seinem ersten Roman von 2020 Wladimir Putin den Friedensnobelpreis zu verleihen. Er habe sich "in Putin getäuscht, wie viele andere auch". Dass er sich den Erfolg seiner Klimakrisen-Romane erkaufe, will Roßmann nicht stehen lassen: "Geld und pfiffiges Marketing spielen unbestritten eine große Rolle. Trotzdem nehme ich für mich in Anspruch, dass mein Erfolg seine Berechtigung hat."
sueddeutsche.de (€)
Names are news: Das Querdenken-Magazin "Demokratischer Widerstand" hat Ärger mit Pink-Floyd-Gründer Roger Waters und Politikerin Sahra Wagenknecht. Über Wochen führte das Heft Waters als Herausgeber auf, Wagenknecht steht seit zwei Ausgaben in dieser Rolle auf dem Titel. Beide geben an, nichts von ihrem Glück zu wissen und wehren sich gegen die Nennung. Wir raten zu mehr Kreativität beim Herausgeber-Erfinden und empfehlen die Aluhut-Träger Oscar und Don Blech.
sueddeutsche.de, taz.de (Background)
Falschdarstellung: Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer erwirkt Unterlassungserklärungen gegen NDR, WDR und SWR sowie das ZDF und die "Süddeutsche Zeitung", berichtet der KNA-Mediendienst. Es geht um ein verkürztes Zitat, das den Eindruck erweckt hatte, er habe sexuellen Missbrauch verharmlost.
neuesruhrwort.de, bistum-regensburg.de
Nichts zu diskutieren: Das Internationale Auschwitz-Komitee kritisiert Adidas-Chef Björn Gulden dafür, dass er in einem Podcast Rapper Kanye West in Schutz nimmt. Exekutiv-Vizepräsident Christoph Heubner sagt, die "Relativierung der antisemitischen Äußerungen" durch Gulden sei "unerträglich". Adidas teilt mit: "Die Partnerschaft zu beenden, war die richtige Entscheidung."
sueddeutsche.de, turi2.de (Background)
Design-Drama: Einige CDU-Landesverbände tun sich schwer mit dem neuen Logo der Partei, berichtet The Pioneer. Demnach wollen NRW, Berlin und Sachsen an ihren bisherigen Logos festhalten, in Brandenburg soll es eine Mitgliederbefragung geben. Auch die CDU-Saar hadere mit dem Design. CDU-Chef Friedrich Merz hatte den Verbänden bereits gedroht, dass er nur dort Auftritte absolviere, wo das neue Design prangt.
thepioneer.de (€, Hauptstadt-Newsletter)
Schönbohm-Affäre: Business Insider macht weitere Details des BMI-Entlassungsschreiben an Arne Schönbohm aus dem Oktober 2022 bekannt. Eine ehemalige Abteilungsleiterin der Behörde hätte sich im Sommer vergangenen Jahres bei Nancy Faeser über ein "toxisches Führungsverhalten" von Schönbohm beschwert. Zudem schreibt BI, es habe zwischen Faeser und Schönbohm nach der Freistellung infolge der Sendung von Jan Böhmermann "nie ein klärendes Gespräch" gegeben. "Kontraste" berichtet darüber hinaus, das Ministerium hätte Schönbohm schon 2020 schriftlich gebeten, "jegliche Äußerungen gegenüber Presseorganen" zu unterlassen, die nicht vorher mit der zuständigen Fachabteilung abgestimmt worden seien.
businessinsider.de, tagesschau.de
Neue Masche? Olaf Scholz zeigt sich am Rande der UN-Generalversammlung mit einem kleinen Pflaster im Gesicht. Laut "Bild" habe sich der Kanzler allerdings "nur beim Rasieren" geschnitten. Nachdem sein Piraten-Look durch den Jogging-Unfall insbesondere bei Meme-Bastlern gut ankam, probiert Scholz nun offenbar jede Woche ein neues lädiertes Körperteil aus, um Plus-Punkte zu sammeln.
bild.de
Gelbe Sterne, grüner Grund? Vertreterinnen des EU-Parlaments und der EU-Mitgliedsstaaten haben ein Verbot für Greenwashing in der Werbung auf den Weg gebracht. Labels wie "klimaneutral" oder "umweltfreundlich" sollen nur noch erlaubt sein, wenn sie nachweislich richtig sind. Eine Zustimmung durch das Parlament und den EU-Rat steht noch aus, das Votum ist für November angesetzt. Danach hätten die Mitgliedsstaaten zwei Jahre Zeit, die Richtlinie national umzusetzen.
tagesschau.de
Heimatkunde, sechs: Die CDU postet auf X ein Video ihres neuen Markenauftritts. Darin zu sehen ist neben Angela Merkel, einer Roboterhand und mehreren Kindern auch der Regierungspalast im georgischen Tiflis, der mit seiner Glaskuppel entfernt an den Reichstag in Berlin erinnert. Inzwischen ist der Spot korrigiert. Wir sagen es dennoch mit dem Claim einer großen Volkspartei: Das kann Deutschland aber besser.
spiegel.de, bild.de, turi2.de (Background)
Hör-Tipp: "Ich finde, einmal im Leben gnadenlos überschätzt zu werden, reicht", sagt Karl-Theodor zu Guttenberg im OMR-Podcast mit Philipp Westermeyer zur Frage, ob er in die Politik zurückkehren würde. Sein Anspruch sei immer gewesen, Politik verständlich zu kommunizieren. Zu einer Fehleranalyse "kommt man in der politischen Hamsterradtour gar nicht", er habe das nachgeholt.
omr.podigee.io (76-Min-Audio)
Highspeed-Austausch: Das Innenministerium von Nancy Faeser will den Anteil chinesischer Komponenten in Mobilfunk-Anlagen schon ab 2026 auf im Schnitt unter 25 % bringen, meldet der "Spiegel". Bisher sah der Plan vor, dieses Ziel in spätestens fünf Jahren zu erreichen. Telefónica wolle Schadenersatzansprüche prüfen, sollte ein rückwirkender Netzumbau tatsächlich nötig sein. Die Deutsche Telekom nennt die Frist für den Austausch "realitätsfern". In Regierungskreisen heißt es laut der "Süddeutschen", es bestehe dringender Handlungsbedarf, um einen "zweiten Fall Nord Stream" zu verhindern.
spiegel.de, sueddeutsche.de (€), turi2.de (Background)
Die roten Zeiten sind vorbei: Die CDU verpasst ihrem Parteilogo ein Makeover. Der Schriftzug ist nun schwarz statt rot, daneben bauen sich drei Streifen in den Farben der Deutschlandflagge auf. Garniert wird das Ganze mit Blautönen. Eventuelle Parallelen zum AfD-Blau weist Generalsekretär Carsten Linnemann hastig zurück: "Das ist eine komplett andere Farbgebung".
spiegel.de
Nie wieder Alkohol? Der Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert, fordert strengere Grenzen für Alkohol-Werbung und -Verkauf. Im dpa-Interview sagt er, das Werbung, dort, wo sie Kinder und Jugendliche erreiche, beschränkt werden müsse, etwa Online und in TV und Radio vor 23 Uhr. Auch die Altersgrenze für den Kauf von Alkohol solle angehoben, der Konsum für Jugendliche im Beisein der Eltern verboten werden.
zeit.de
Video-Tipp: Unter dem Titel "Missbrauch mit KI" spürt der MDR Porno-Deepfakes nach. Streamerin Shurjoka (Foto) ist selbst betroffen und sagt, dass Frauen ob der Masse an Deepfakes vermittelt werde: "Komm damit klar und gewöhn dich dran". Forscher Alexander Godulla glaubt, Betroffene könnten "quasi nichts tun außer das zu ignorieren".
ardmediathek.de (21-Min-Video)
Stammtisch-Gelaber: Zu den Landtagswahlen in Bayern und Hessen zeigt das ZDF ab 5. Oktober die Reihe “Kneipenwahl”. Moderatorin Eva Schulz spricht in der Sendung in zwei Kneipen in Kassel und Nürnberg mit jungen Menschen über ihre Probleme und Anliegen an die Politik. In der Mediathek stehen die Sendungen schon ab 25. September.
presseportal.de
Wer zu spät kommt: Der Mobilfunk-Konzern 1&1 verschiebt den Start seines Handy-Netzes von September auf Dezember 2023. Grund dafür seien Ausbau-Schwierigkeiten sowie ein Wechsel der Kooperationspartner. Kundinnen sollen ab Sommer 2024 deutschlandweit Zugang zum 5G-Netz erhalten, dafür arbeitet 1&1 mit Vodafone zusammen.
n-tv.de
Pranger-Promise: Das Bundeskartellamt will Versorger, die die Energiepreisbremsen missbrauchen, öffentlich nennen, sagt Präsident Andreas Mundt der "Süddeutschen Zeitung". Bisher gebe es eine zweistellige Anzahl an Prüfverfahren, da aber noch keines abgeschlossen sei, sei auch noch kein Name veröffentlicht.
zeitung.sueddeutsche.de (€)
Klingt nach Stress: SPD-Chef Lars Klingbeil kündigt im Interview mit der "Lebensmittel-Zeitung" von Seite seiner Partei Gesprächsbedarf zum Gesetzentwurf für ein Verbot von an Kinder gerichteter Werbung für Ungesundes an. Man dürfe nicht "mit dem Kopf durch die Wand wollen", es sei aber "gründsätzlich richtig" zu diskutieren, wie Kinder sich besser ernähren können. Klingbeil sagt zudem, es solle nicht so wirken, als sei die Frage nach dem Werbeverbot das derzeit wichtigste politische Thema.
lebensmittelzeitung.net (€), bild.de
Mogelpackungen: Verbraucherschutzministerin Steffi Lemke will gegen versteckte Preiserhöhungen vorgehen und bei Produkten verbieten, den Inhalt zu reduzieren ohne die Packungsgröße anzupassen. Auch die Vergrößerung der Verpackung ohne Erhöhung des Inhalts soll in der Novellierung des Verpackungsgesetzes untersagt werden, sagt sie dem "Handelsblatt".
handelsblatt.com (€), welt.de
Lese-Tipp: Unter anderem die Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckardt spricht im "Spiegel" über ihre alltäglichen Erfahrungen mit Hass. Vor ein paar Jahren hätten sie Beleidigungen "nur per anonymer Mails oder auf Twitter" erreicht, "heute muss ich auch damit rechnen, in meinem privaten Umfeld angemacht und bedroht zu werden". Allein fahre sie daher nicht mehr im Dunkeln mit der Straßenbahn. Zahlen der Bundesregierung zeigen, dass vor allem politisch motivierte Angriffe auf Politikerinnen der Grünen steigen – im 1. Halbjahr 2023 über 300 Angriffe, verglichen mit 75 Fällen im Halbjahr davor.
spiegel.de (€)
"Aber im Ernst: Wer will zurück in die Welt von gestern? Ich will nicht so leben wie meine Großmutter."
Daimler-Truck-Chef Martin Daum rechnet im "Focus"-Interview mit der AfD ab. Die Partei habe "keine Idee, geschweige denn eine Lösung". Sie nutze aber "die Wut und den Ärger, und schürt dabei die Illusion, dass früher alles besser war".
"Focus" 38/2023, S. 48-51 (€)
Bitterer Nachgeschmack: Die Universität Jena hat nach dem Torten-Angriff auf Constantin Schreiber bei einer Veranstaltung Anzeige gegen Unbekannt gestellt, man habe dem "Tagesschau"-Sprecher "volle Solidarität" versichert. Inzwischen habe die Uni Kontakt zu Schreiber gehabt und ihn eingeladen, über Angriffe auf Journalistinnen und die Diskussionskultur zu sprechen – laut "Spiegel" habe er die Einladung angenommen.
spiegel.de, uni-jena.de, turi2.de (Background)
DSGV-No: Die irische Datenschutzkommission verdonnert TikTok zu einer Strafe von 345 Mio Euro. Ihr Vorwurf dreht sich um DSGVO-Verstöße bei den Daten Minderjähriger. Die Untersuchung wurde im September 2021 eingeleitet und bezieht sich auf den Zeitraum vom Sommer bis zum Ende des Jahres 2020. Es ging u.a. darum, ob Accounts von Jüngeren standardmäßig öffentlich sind. TikTok zeigt sich "insbesondere mit der Höhe" der Strafe nicht einverstanden. Die meisten Kritikpunkte seien "nicht mehr relevant", weil das Netzwerk schon vor Eröffnung der Untersuchung Anfang des Jahres 2021 entsprechende Maßnahmen ergriffen habe. Man prüfe nun weitere Schritte.
techcrunch.com, spiegel.de
Lese-Tipp: "Wen oder was sich Menschen vorstellen, die angeben, eine 'Wagenknecht-Partei' wählen zu wollen, ist vollkommen unklar", schreibt Johannes Hillje bei Übermedien. Umfragen über die Wählerschaft einer solchen Partei bedienten sich einer "Hyperpersonalisierung". Sollte Sahra Wagenknecht tatsächlich eine Partei gründen, wäre dies "die erste Medienhype-Partei unserer durchmedialisierten Demokratie".
uebermedien.de
China-No: Das Innenministerium plant womöglich, Telekom, Vodafone und Telefónica zu verpflichten, gestaffelt chinesische Mobilfunkbauteile zu entfernen, berichtet der "Spiegel". Bis Ende 2024 sollten demnach kritische Komponenten aus Kernnetzen fliegen, im Gesamtnetz in fünf Jahren nur noch 25 % der Anlagen chinesischen Ursprungs sein. Die Netzbetreiber hätten bereits ein Gutachten von Ex-Verfassungsrichter Udo Di Fabio eingeholt, der bei Umsetzung entsprechender Pläne eine Entschädigung der Anbieter verlange. Sie erwarten dem Bericht zufolge jeweils Kosten in einstelliger Millardenhöhe. Das Digitalministerium sehe die Überlegungen angesichts eigener Pläne zum schnelleren Internet skeptisch.
spiegel.de, turi2.de (Background)
"Anstatt, dass wir uns mit Fakten, Argumenten, Ideen auseinandersetzen, Widerspruch und Streit nutzen, geht's nur noch um Feindbilder – auf allen Seiten. Das führt zu nix, außer Zerstörung – von politischer Kultur bis hin zu gesellschaftlichem Zusammenhalt."
ZDF-Moderatorin Dunja Hayali kommentiert den Entschluss von Constantin Schreiber, angesichts von Anfeindungen und Angriffen nicht mehr öffentlich über den Islam zu sprechen.
instagram.com via t-online.de, turi2.de (Background)
Trümmerteil: Das 2021 enthüllte Reiterstandbild von Altkanzlerin Angela Merkel in der Oberpfalz ist plötzlich zerborsten, teilt der Künstler Wilhelm Koch mit. Die Figur habe wohl dem "inneren Druck und der Last trotz aller Rettungsversuche nicht mehr standgehalten". Das kann man als Warnung in Richtung Berlin deuten: Sind die goldenen Anfangszeiten erstmal rum, können politische wie künstlerische Gebilde jederzeit und über Nacht die Biege machen.
sueddeutsche.de, turi2.de (Background)
Widerspruch: Entwicklungshilfeministerin Svenja Schulze streitet mit Julian Reichelt, schreibt Michael Hanfeld in der "FAZ". Grund ist demnach ein Tweet: Der Ex-"Bild"-Chef hatte bei X geschrieben, Deutschland habe in den vergangenen zwei Jahren 370 Mio Euro "Entwicklungshilfe an die Taliban" gezahlt. Schulze sieht darin eine falsche Tatsachenbehauptung, das Geld fließe "ausschließlich regierungsfern" an die afghanische Bevölkerung. Über Anwalt Christian Schertz schickt Schulze eine Unterlassungsverfügung an Reichelt. Dagegen wehrt sich Reichelt nun und klagt vor dem Landgericht Hamburg. Reichelts Anwalt sieht in dem Tweet eine Meinungsäußerung. Das Ministerium wiederum gibt an, bisher nichts von einer Klage gegen das eigene Haus zu wissen.
faz.net
Foto: Picture Alliance / photothek / Kira Hofmann (Schulze), Picture Alliance / dpa / Jörg Carstensen (Reichelt)
Eins akzeptiert: Die ARD bescheinigt sich mit ihrer neuesten Akzeptanzstudie, dass sich 80 % der Bevölkerung durch ihre Berichterstattung "über das Geschehen in der Welt auf dem Laufenden gehalten" fühlen. Gleichzeitig sinkt aber das Vertrauen in den Senderverbund von 75 % im Jahr 2020 auf 69 %. Jeweils 71 % sagen, die ARD mache "Kompliziertes gut verständlich" und "informiere gut darüber", was in ihrer Heimatregion geschieht. 76 % der Bevölkerung über 14, also 53 Mio Menschen, nutzten täglich mindestens ein ARD-Angebot.
presseportal.de
Bezahlt und nicht geliefert: Der RBB-Verwaltungsratschef Benjamin Ehlers äußert im Interview mit dem KNA-Mediendienst seinen Unmut darüber, dass die Anwaltskanzlei Lutz Abel dem Sender bisher offenbar nicht alle Ergebnisse des Compliance-Verfahrens übermittelt hat. Außer dem Zwischengutachten von 2022 habe der RBB im Sommer nur einen rund 50-seitigen Sachstandsbericht bekommen. "Das ist für die rund 2 Mio Euro, die der Einsatz von Lutz Abel insgesamt gekostet hat, definitiv zu wenig", beklagt Ehlers. Der Verwaltungsrat wisse, dass die Kanzlei bereits Entwürfe für das sogenannte Hauptgutachten angefertigt habe. "Die sind abgerechnet, und die wollen wir haben." Vor seiner nächsten Sitzung am 19. Oktober wolle der Verwaltungsrat nochmals Gespräche mit der Kanzlei suchen. Sollten diese ergebnislos bleiben, gebe es "sehr, sehr ernsthafte Überlegung, uns den Zugang gerichtlich zu erstreiten". Man könne nicht auf sich sitzen lassen, dass 2 Mio Euro "letztlich für nichts bezahlt wurden".
Im Interview kritisiert Ehlers zudem, dass der Verwaltungsrat schon im Februar 2025 wieder neu besetzt werden soll. Ein Wechsel mache "in der Praxis keinen Sinn", wenn gerade alle "eingearbeitet sind und es halbwegs verstanden haben". Die Umstrukturierung des Verwaltungsrats vom Ehrenamt zum bezahlten Nebenamt hält er dagegen für "durchaus sachgerecht". Eine im Entwurf des neuen RBB-Staatsvertrags vorgesehene gemeinsame Direktionsstelle für Verwaltung und Technik/Produktion sieht Ehlers dagegen kritisch: Fraglich sei, ob sich eine Person finde, die "Verwaltung und Technik gleich gut abdecken kann". Ehlers geht es "zu weit", wenn die Politik vorschreibe, "wie wir uns zu organisieren haben".
mediendienst.kna.de (€), turi2.de (Background)
Anstößig? Der Jugendschutz-Filter von Google, "SafeSearch", blendet offenbar bewusst journalistische Inhalte zum Thema Pornografie aus, zeigt eine Recherche von netzpolitik.org. So würden Inhalte von mehr als 20 Seiten darunter "taz", "Spiegel", "Zeit" und ZDF blockiert. Auch nicht-journalistische Inhalte, wie etwa ein Aufklärungs-Beitrag der Techniker-Krankenkasse, seien von der Sperre betroffen.
netzpolitik.org
Elternzeit 2.0: Der Softwarekonzern SAP gibt Vätern ab 2024 sechs Wochen nach Geburt eines Kindes bezahlte Elternzeit. "Wir wollen damit zeigen, dass Familienvereinbarkeit und Karrieremachen keine Widersprüche sind", sagt Personalchef Cawa Younosi. Im Zuge dessen rechnet der Konzern mit bis zu 800 Vätern im Jahr, die von dem Angebot Gebrauch machen. Die Kosten liegen bei mehreren Millionen Euro. Auch die Bundesregierung berät über ein neue, kürzere Form der Elternzeit.
rp-online.de, sueddeutsche.de
KI-Schiedsrichter: Mehr als 20 Experten und Chefs großer Tech-Firmen, darunter Bill Gates, Mark Zuckerberg und Elon Musk, haben mit Mitgliedern des US-Senats über die Regulierung Künstlicher Intelligenz beraten. "Für uns ist es wichtig, einen Schiedsrichter zu haben", sagt Musk. Eine konkrete Einigung hat das erste Treffen laut US-Medien nicht hervorgebracht.
tagesschau.de, faz.net
"Ich glaube, dass die 'Süddeutsche' schon deutlich länger an der Geschichte dran ist als jetzt behauptet."
Bayerns Vize-Ministerpräsident Hubert Aiwanger glaubt, dass die "Süddeutsche Zeitung", die Antisemitismus-Vorwürfe in der Flugblatt-Affäre schon länger "in der Schublade" hat. Im Interview mit der "Augsburger Allgemeinen" sieht er seine Freien Wähler im Aufwind.
augsburger-allgemeine.de, welt.de (Zusammenfassung)
Meistgeklickter Kopf gestern war der umstrittene Altkanzler Gerhard Schröder, den die SPD nun doch zu seiner 60-jährigen Parteimitgliedschaft ehren will. Ihm folgen im Ranking Journalistin Yasmine M'Barek und Ulrike Zeitlinger-Haake, die gestern Geburtstag hatte.
turi2.de/koepfe (meistgeklickte Köpfe am 13.9.2023)
Gar nicht galant: Die russische Exil-Journalistin und Meduza-Herausgeberin Galina Timtschenko ist von der Software Pegasus ausgespäht worden, während sie sich mit Exil-Medienschaffenden in Berlin traf, berichtet Access Now. Reporter ohne Grenzen hatten die Treffen organisiert und fordern "schnelle und lückenlose" Aufklärung – auch angesichts der Tatsache, dass BKA und BND Pegasus nutzen.
accessnow.org, reporter-ohne-grenzen.de
Zum X-ten Mal: Die von X verklagte Organisation CCDH lässt nicht locker und liefert neue Vorwürfe zur Duldung von Hassrede beim Twitter-Nachfolger. Demnach seien nach einer Woche 86 % von 300 gemeldeten rassistischen oder antisemitischen Posts und 90 % der damit verbundenen Accounts weiterhin online. "Dutzende" der Posts seien neben Anzeigen von Marken wie Apple oder Disney gelaufen.
counterhate.com, handelsblatt.com, turi2.de (Background)
Zahl des Tages: Um 11 Uhr kommt es morgen in Deutschland anlässlich eines bundesweiten Warntages zu einem Probealarm. Dafür will das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe auch sämtliche Smartphones mittels Cell-Broadcast-Verfahren mit Maximallautstärke bimmeln lassen. Die Entwarnung ist für 11.45 Uhr geplant.
tagesspiegel.de
Völlig verfahren: Das Bundesverkehrsministerium von Volker Wissing vertwittert falsche Interpretationen von Daten des Kraftfahrt-Bundesamtes, meldet Stefan Niggemeier. Eine Grafik zeigt, wie viele Autos auf 1.000 Menschen zwischen 18 und 24 entfallen. Aus dem Wert 188,2 für das Jahr 2022 macht das Ministerium die absolute Zahl von 188.000 "jungen Autohaltern" und feiert dies als "absoluten Rekord". In Wirklichkeit gibt es Stand 1. Januar 2023 aber mit 1,08 Mio deutlich mehr Menschen mit Auto in der Altersgruppe – ein Rekord ist dies trotzdem nicht. Basis des Tweets ist eine ebenfalls nicht ganz korrekte Auslegung der Daten durch "Bild" – obwohl das Kraftfahrt-Bundesamt dem Verkehrsministerium untersteht. In einer Korrekturvariante verändert das Ministerium lediglich eine falsch angebrachte Zahl unter einem Balken der Grafik, nicht aber die insgesamt völlig falsche Interpretation der Zahlen.
uebermedien.de, bild.de (Background)
Freiheitsberaubt? Wolfgang Kubicki hat das gesamte Bundestagspräsidium auf sein Motorboot "Liberty" eingeladen. Weil Algen und Seegras einen Wasserfilter verstopfen, muss der FDP-Mann zunächst langsamer fahren, die Wasserschutzpolizei holt bald seine Gäste ab. Klingt nach eine normalen Arbeitstag für Bärbel Bas & Co: Aus dunklen Tiefen wird das demokratische Parteienspektrum ausgebremst.
spiegel.de, bild.de
Hör-Tipp: Die "Süddeutsche" zeichnet in der siebenteiligen Audio-Serie Söders Endspiel den Aufstieg und die Karriere von Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder nach. Das Team um Chefreporter Roman Deininger hat Söder ein Jahr lang eng begleitet sowie mit Wegbegleitern und Konkurrentinnen gesprochen. Die erste Folge ist kostenlos, die weiteren gibt es nur mit SZPlus-Abo.
sueddeutsche.de (1. Folge, 42-Min-Audio)
Freifunk: Die Bundesnetzagentur will darauf verzichten, Mobilfunkfrequenzen erneut zu versteigern. Stattdessen sollten Telekom, Vodafone und Telefónica sich im Gegenzug für die Verlängerung ihrer Frequenzen verpflichten, ihre Netze in dünn besiedelten Regionen auszubauen. Die letzte Frequenzauktion 2019 hatte dem Bund rund 6,6 Mrd Euro eingebracht.
rp-online.de, sueddeutsche.de
NS-Vokabular: Der Thüringer AfD-Chef Björn Höcke muss sich vor Gericht verantworten, weil er bei einer Wahlkampfveranstaltung 2021 in Merseburg die verbotene SA-Losung "Alles für Deutschland" benutzt haben soll. Das Landgericht Halle lässt die Anklage der Staatsanwaltschaft Halle zur Hauptverhandlung zu, das Verfahren soll jedoch nicht vor dem Landgericht, sondern vor dem Amtsgericht Merseburg stattfinden. Höcke sagt, er hätte den Hintergrund seiner Äußerung nicht gekannt.
spiegel.de, bild.de