lexikon2: Gruner + Jahr.

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1965 von drei Partnern gegründet wuchs Gruner + Jahr in Hamburg mit dem “stern” zum größten Zeitschriftenhaus Europas. Inzwischen ist G+J ein Konzernteil von Bertelsmann – und Teil der Medienkrise.

Geschichte: Ein Verlegerduo (John Jahr sr., Gerd Bucerius) und ein Drucker (Richard Gruner) legen 1965 den Grundstein zu einem der größten Verlage Europas. 1969 übernimmt Bertelsmann-Boss Reinhard Mohn Gruners Anteile, Flaggschiff des Verlags wird Henri Nannens Illustrierte sternBrigitte, Geo, Schöner Wohnen und Capital sind weitere Bigshots in der goldenen Ära gedruckter Magazine. Unzählige Nebenprodukte und Line-Extensions um die rund 80 Marken, ein gewaltiges Auslandsgeschäft und Beteiligungen (Spiegel, Motorpresse) sichern die publizistische Macht des Verlages ökonomisch. Das Erscheinungsbild von G+J ist jahrzehntelang souverän – nur der Megaflop um die gefälschten Hitler-Tagebücher des “stern” 1983 wirkt lange nach.

Gegenwart: Der Anschluß an die digitale Welt fällt schwer, die journalistischen Dickschiffe sind in unsicherem Fahrwasser, die Mitarbeiterzahl sinkt in nur wenigen Jahren von 13.000 auf 8.000, die Verlegerfamilie Jahr verkauft 2015 die letzten Anteile und aus der AG wird eine GmbH – das ist die Realität, in die die neue Geschäftsführerin Julia Jäkel unsanft von Bertelsmann-Chefstratege Thomas Rabe geworfen wird.

Perspektive: Jäkel zeigt Biss – mit Rückenwind aus Gütersloh zieht sie ein beinhartes Spar- und Transformationsprogramm durch, lässt keinen Stein auf dem anderen und verzeichnet endlich sichtbares Wachstum in den Digital-Märkten. Ob starke Zahlen von Flow und den Food-Hits Beef und Chefkoch zum Turnaround reichen, ist offen – in der Pipeline sind millionenschwere Anschubfinanzierungen für neue Verlagsprojekte und ein dicker Fonds für Start-Ups.

turi2.de (News zu G+J), wikipedia.de (Geschichte), guj.de (Website), guj.de (Perspektiven), stern.de (Hitler-Tagebücher), bertelsmann.de (Hintergrund), youtube.de (Jäkel über den Verlagsumbau)

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