Biografie über Chinas Staatschef: Online-Lesung nach “Einflussnahme aus China” abgesagt.

Konfuzius absagt: Die Absage einer Online-Lesung an den Konfuzius-Instituten zweier deutscher Unis ist Medienberichten zufolge nach Druck aus China erfolgt. Am kommenden Mittwoch wollten "Welt"-Herausgeber Stefan Aust und der langjährige China-Korrespondent Andreas Geiges ihre Biografie über den chinesischen Staatschef Xi Jinping vorstellen – parallel am Leibniz-Konfuzius-Institut Hannover und am Konfuzius-Institut an der Universität Duisburg-Essen. In Hannover habe kurzfristig jedoch die Tongji-Universität Shanghai interveniert, die das Institut gemeinsam mit der Leibniz-Universität betreibt, teilt der herausgebende Piper-Verlag mit. In Duisburg habe sich Feng Haiyang, China-Generalkonsul in Düsseldorf, "persönlich eingeschaltet", um die Veranstaltung zu verhindern. Piper sieht in der Absage ein "beunruhigendes und verstörendes Signal".

Auch Andreas Geiges spricht von einer "Einflussnahme aus China". Es gehe noch nicht einmal um möglicherweise kritische Stellen im Buch, sondern um den Kult, der um Xi Jingping herrsche. Er sei "unantastbar" und es "dürfe nicht über ihn als normalen Menschen gesprochen werden", sagt Geiges dem NDR. Stefan Aust äußert ebenfalls deutliche Kritik an dem Vorgang: "Erstmals ist eine Diktatur dabei, den Westen wirtschaftlich zu überholen, und versucht jetzt auch, ihre gegen unsere Freiheit gerichteten Werte international durchzusetzen." Für die Leibniz Universität in Hannover sei die Absage "nicht akzeptabel, befremdlich und unverständlich", sie wolle eine weitere Zusammenarbeit mit dem Kooperationspartner auf den Prüfstand stellen und bietet den Autoren an, die Lesung an der Uni zu halten. Auch aus NRW heißt es, die Einladung bestehe weiter. Eine Unterabteilung des chinesischen Bildungsministeriums fördert die Konfuzius-Institute. Weltweit gibt es 550 Institute, davon knapp 20 in Deutschland.
ndr.de, n-tv.de, handelsblatt.com