DFL-Boss Christian Seifert sorgt sich um den Fan-Nachwuchs im Fußball.

Mahnender Zeigefinger: Christian Seifert, der mächtige und selbstbewusste Boss der DFL, warnt in einem Interview mit dem "Kicker" davor, dass es der Bundesliga immer schwerer fallen könnte, "die kommende Generation von Fußballballfans zu erreichen". Seifert zitiert eine Studie der Club-Vereinigung ECA, wonach in allen sieben untersuchten Ländern der Fußball in der Zielgruppe der 16- bis 24-Jährigen "stark an Bedeutung verliert". Seifert: "Unsere größten Konkurrenten der Zukunft sind die Premier League und Netflix."

Ein Problem sieht Christian Seifert im Weggang von Identifikationsfiguren wie Kai Havertz von Leverkusen zu Chelsea: "Die Marktforschung zeigt ganz klar, dass Kinder und Jugendliche auch deshalb Fans eines Vereins sind, weil dort ihr Lieblingsspieler spielt." Der junge Fan werde also "alle Möglichkeiten nutzen, jeden Schritt von Havertz bei Chelsea zu verfolgen" - da "globalisiert sich der Wettbewerb". Zumal die Fans heute "per Mausklick oder App nahezu jedes Spiel jeder europäischen Liga verfolgen können". Die Frage, "wem ein Fan seine Zeit schenkt", sei für die Liga eine größere Herausforderung als die Frage nach dem künftigen Meister an sich.

Gegen die Langeweile im Titelkampf ‐ Bayern München strebt die neunte Meisterschaft in Folge an ‐ sieht Seifert weit und breit kein Rezept. Er hält weder von Play-off-Spielen noch von einer anderen Verteilung der TV-Gelder für die Bundesliga viel. Seiferts etwas zynischer Trost für den fehlenden Titelkampf lautet, "dass der Wettbewerb in den meisten Tabellenregionen sehr intakt ist" - nur halt leider nicht an der Spitze.
"Kicker" 76/2020 vom 14.9.2020 (Paid), ecaeurope.com (Studie), turi2.de/koepfe (Profil von Seifert)