Enthüller Martin Doerry nimmt Stellung zum Tod von Marie Sophie Hingst.


Eine Recherche und ihre Geschichte: "Spiegel"-Journalist Martin Doerry äußert sich knapp eine Woche nach dem Bekanntwerden des Todes von Bloggerin Marie Sophie Hingst zur Recherche, mit der er die 31-Jährige Ende Mai als Lügnerin überführt hatte. Sein Text trägt den Titel "Warum der 'Spiegel' über den Fall Marie Sophie Hingst berichten musste".

Doerry schreibt, dass ihn der Tod der jungen Frau "Tag und Nacht" beschäftigt und berichtet, wie eine Gruppe von privaten Rechercheuren, darunter eine Historikerin, ein Ahnenforscher und ein namhafter deutscher Historiker Hingst vergeblich dazu aufriefen, die Geschichte über ihre erfundenen jüdischen Vorfahren nicht mehr zu verbreiten. Erst als nichts half, sei Doerry ins Spiel gekommen. Er schreibt, sein Text wäre in der vorliegenden Form nicht erschienen, hätte Hingst eine öffentliche Korrektur ihrer Lügen angekündigt – was sie nicht tat.

Doerry zeichnet das Bild von einer Frau, die "souverän, kämpferisch und entschlossen" auftrat und für ihre Sache stritt. Der Berlin-Korrespondent der "Irish Times", Derek Scally, der zuerst über Hingsts Tod berichtet hatte, erlebte sie nach den Enthüllungen als verwirrt und hilflos – und warf Doerry vor, Hingsts seelische Verfassung übersehen zu haben. "Wir haben zwar dieselbe Person getroffen, aber in zwei völlig unterschiedlichen Lebenssituationen", schreibt der "Spiegel"-Journalist.
"Spiegel" 32/2019, S. 107, turi2.de (Background)

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