“Spiegel”: “Bild”-Mitarbeiterinnen trauen sich nicht, im Compliance-Verfahren gegen Julian Reichelt auszusagen.


Vögeln, fördern, feuern: Etliche Mitarbeiterinnen bei "Bild" gehen davon aus, dass das Compliance-Verfahren gegen Julian Reichelt ohne Konsequenzen bleibt – nicht jedoch wegen dessen Unschuld, sondern mangels Beweisen, schreibt der "Spiegel". Einige der möglichen Zeuginnen hätten sich inzwischen Anwältinnen genommen, die "zum Teil davor warnen, die Compliance-Profis mit Infos zu versorgen, solange Reichelt nicht mindestens beurlaubt oder freigestellt ist". Viele Frauen wollen sich aus Angst vor Konsequenzen nur anonym äußern. Auf eine betroffene Frau soll von einem Reichelt-Getreuen aus der "Bild"-Führung sogar Druck ausgeübt worden sein. "Reichelt, so scheint es, hat in der Redaktion eine Kultur der Angst geschaffen, die es nun schwer macht, die Fälle aufzuklären", bilanziert der "Spiegel". Mehrere Mitarbeiterinnen, die nicht mit Reichelts Methoden einverstanden waren, hätten lieber "versehen mit Geld und einer Verschwiegenheitserklärung" das Haus verlassen, als gegen den "Bild"-Chef vorzugehen. Intern werde sein Verhalten als "Vögeln, fördern, feuern" beschrieben.

Der "Spiegel" berichtet zudem, dass Springer in der Vergangenheit bereits mehrfach Beschwerden nicht weiter verfolgt hat, da sie nicht explizit genug waren und meist anonym erfolgt seien. 2020 habe es zudem bereits ein Compliance-Verfahren gegeben, weil Reichelt eine PR-Agentur mit Aufträgen versorgt haben soll, während er mit einer Mitarbeiterin eine Beziehung hatte. Springer hat den Fall als unproblematisch eingestuft. Ein Artikel des "Handelsblatts" zum Thema erschien nicht, weil Reichelt auf seine Privatsphäre gepocht hat.
spiegel.de (Paid), turi2.de (Background)