Johannes Boie will einen Kulturwandel bei “Bild”, den Boulevard aber nicht begraben.

Boulevard-Boie: "Bild"-Chefredakteur Johannes Boie will vieles anders machen als sein Vorgänger Julian Reichelt. Nach einem halben Jahr im Amt gibt er in Interviews mit der "Zeit" und der "Süddeutschen Zeitung" Einblicke in seine Pläne. Zu Reichelt will er nichts sagen, spricht nur von "einzelnen signifikanten Kulturproblemen". Fundamentalkritik wiegelt Boie dagegen ab. Die "Bild" sei "nicht der Sündenpfuhl", als den ihn die Konkurrenz gerne zeichnet, sagt er der "Zeit". Es gebe "ein paar Radkalinskis" in den sozialen Medien, die "ihren Hass für legitime Bild-Kritik halten." Aber es müsse die "Bild" geben, wie es auch die "Zeit" geben müsse, resümiert Boie, denn: "Ohne Boulevard wird Journalismus zum Elitenprojekt."

Der Wandel, für den er stehen will, zeigt sich schon an seinem neuen Büro: Kleiner, offen einsehbar und mitten im Geschehen. Boie ordnet Diversity-Fortbildungen an, führt Mitarbeitergespräche und bittet Beschäftigte, ihn nach jedem Besuch über ein Online-Tool anonym zu bewerten. Eine gute Unternehmenskultur will er dauerhaft zur "DNA" der "Bild" machen – und laut der "SZ" auch ein eigentlich selbstverständliches Prinzip aus der Vergessenheit holen: "Erst die Recherche, dann die These."
sueddeutsche.de (Paid), zeit.de (Paid)