Wall Street statt Wolfsburg: VW-Chef Herbert Diess bringt den Betriebsrat gegen sich auf, weil er bei der Betriebsversammlung am 4. November nicht dabei sein wird – um stattdessen zur Investoren-Reise in den USA zu fliegen. Wegen der Corona-Pandemie ist es die erste Betriebsversammlung seit Anfang 2020. Vom Unternehmen heißt es, die Einladung zur Versammlung sei kurzfristig erfolgt, die Reise-Pläne hätten sich daher nicht mehr ändern lassen. Der Betriebsrat widerspricht dieser Darstellung – und übt deutliche Kritik an Diess. Betriebsratsvorsitzende Daniela Cavallo spricht von einer "Provokation" und von einem "beispiellosen Verhalten", berichtet u.a. das "Handelsblatt". Diess beweise selbst in dieser Krise "weder Empathie noch Gespür für die Situation der Belegschaft".
"Würde ihm der Dialog am Herzen liegen, hätte er seine Prioritäten anders gesetzt", sagt Cavallo. In der Tat dürfte der Redebedarf bei den VW-Mitarbeitenden groß sein, schließlich macht dem Autobauer nach wie vor der Halbleiter-Engpass zu schaffen, im Wolfsburger Stammwerk steht Kurzarbeit an der Tagesordnung. Zudem soll Diess dem Aufsichtsrat den Abbau von 30.000 Stellen nahegelegt haben.
Cavallo wirft Diess vor, kein Interesse an einer konstruktiven Zusammenarbeit zu haben: "Die Fragen werden mehr und mehr, bei der Betriebsversammlung hätten sie offen beantwortet werden können." Die Arbeitnehmer-Seite stört sich zudem daran, dass Diess den Betriebsrat nicht direkt über die Absage informiert habe. Stattdessen habe man zuerst durch Medienberichte davon erfahren. Diess plant nun eine eigene Vorstands-Veranstaltung "zur Belegschaftsinformation" für kommenden Donnerstag.
handelsblatt.com (Paid), waz-online.de (Paid), sueddeutsche.de