“Super Holocaust-Überlebende”? Fehler sorgt für Wirbel um Poschardt-Text.


Heikler Fehler: Ein Kommentar von "Welt"-Chefredakteur Ulf Poschardt zur Causa Nancy Faeser in der "Welt am Sonntag" hat viel Kritik auf sich gezogen. In der zwischenzeitlich online veröffentlichten Fassung war von "super Holocaust-Überlebenden und deren PR-Abteilungen in der ARD" zu lesen. Über diese Formulierung hatte sich u.a. ZDF-Satiriker Jan Böhmermann echauffiert. Die "Welt" hat den Beitrag inzwischen angepasst, nun ist von "superlinken Aktivistinnen" die Rede. Unter dem Text weist die Redaktion mittlerweile auf "mehrere Fehler bei der digitalen Produktion des Artikels" hin und bittet um Nachsicht. Bei Twitter spricht die Redaktion von einem "schlimmen Fehler", den man zutiefst bedauere und umgehend korrigiert habe. Demnach seien bei Übernahme des Textes von Print ins Digitale Fehler unterlaufen. Zuvor hatte das bereits Medienjournalist Stefan Niggemeier vermutet.

An fraglicher Stelle hätte eine Mitarbeiterin eigentlich einen Link im Artikel setzen sollen – stattdessen habe sie jedoch einen falschen Link mit einem falschen Begriff verwendet, so die "Welt" in einem Twitter-Statement. Grund sei, dass besagte Mitarbeiterin zuvor an einem anderen Thema gearbeitet habe und "entsprechende Verlinkungen noch im Cache zwischengespeichert waren". Der Vier-Augen-Check habe sich auf Headline und Teaser beschränkt, in der Print-Fassung habe der Text alle Kontroll-Schleifen durchlaufen.

Die "Welt" kündigt an, ihre technischen Systeme und Prozesse überprüfen und anpassen zu wollen. Niggemeier findet den Poschardt-Text auch in der Print-Version "idiotisch, aber halt im üblichen Rahmen dieses Genres". Angesichts von Poschardts "Radikalisierung und Trollhaftigkeit" sei es kein Wunder, "dass so viele Leute ihm zutrauen, dass er bewusst so formuliert hat, wie es digital zu lesen war".
twitter.com ("Welt"-Statement), welt.de (Paid), t-online.de, twitter.com (Niggemeier), turi2.de (Background Faeser)