Quoos lässt los, “Focus” setzt neuen Reitz.

Germany’s next Sündenbock: Wenn frohe Reden sie begleiten, tun Rauswürfe immer noch weh – zumindest dem Betroffenen. Nach Dominik Wichmann beim “stern” muss auch “Focus”-Chefredakteur Jörg Quoos nach nur anderthalb Jahren seinen Hut nehmen, begleitet von verlogenen Lobpreisungen. Verlagsvorstand Philipp Welte säuselt, Quoos habe “enorme Verdienste” um die “Erneuerung unseres Nachrichtenmagazins”. In Wahrheit werden die Auflagen immer dünner, die Titelstories immer blasser – in dieser Woche empfiehlt der “Focus” schlicht “Fahr Rad!”. Warum der angeblich “exzellente Journalist” mit seiner “hervorragenden Arbeit” nicht weitermachen darf, bleibt Weltes Geheimnis. Offensichtlich traut Welte dem langjährigen “WAZ”-Chef und früheren “Focus”-Mann Ulrich Reitz “eine entschlossene Weiterentwicklung unseres Magazins im gesellschaftlichen Diskurs” eher zu als dem Ex-“Bild”-Mann Quoos. Reitz trage – anders als Quoos – “die Focus-DNA in sich”. Reitz gehörte 1993 als Leiter der Parlamentsredaktion in Bonn zum Gründungsteam von Helmut Markwort und passt als ziemlich konservativer Knochen gut ins Burda-Schema. Bei “Focus” sitzt der Wurm indes deutlich tiefer: Vor Quoos scheiterte schon Wolfram Weimer nach nur einem Jahr mit dem Versuch, dem Nutzwert-Magazin politische Bedeutung einzuhauchen und den Auflagenverfall zu stoppen. Das Grundproblem eines Nachrichtenmagazins fast ohne relevante Nachrichten bleibt bestehen. Und ein Mann, gegen den in der Redaktion eine “starke Opposition spürbar” (Newsroom.de) war, kann es nicht lösen. (Fotos: dpa, Montage: turi2)
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