Verleger Holger Friedrich kritisiert Berichterstattung über Springer und fordert eine Werte-Diskussion im BDZV.


Nimmt Einfluss: Verleger Holger Friedrich hat die Redaktion seiner "Berliner Zeitung" darum gebeten, "nicht ohne Neuigkeit oder eine sachliche, aufklärende Berichterstattung" zum Text der "NYT" über Springer zu berichten. Es sei nicht souverän, "auf am Boden Liegende zu treten oder die Betroffenheit involvierter Frauen zu übergehen", schreibt er in einem Kommentar in der eigenen Zeitung. Die Berichterstattung anderer Titel sei teils hämisch. Zudem seien die Vorwürfe "seit Jahren" bekannt. Durchsetzt sind Friedrichs Überlegungen mit Beispielen aus der jüngeren Pressegeschichte, bei denen nicht immer klar wird, was der Verleger tatsächlich meint. Medienjournalist Daniel Bouhs twittert: "Ich verzweifle an diesem Text. Teils interessante Fragmente, aber was ist die Botschaft?"

Friedrich spricht etwa auch den DDR-Vergleich von Mathias Döpfner an und wertet das "kollektive formelhafte Zurückweisen" als "unangebracht". Er verweist auf Döpfners Wiederwahl zum BDZV-Präsidenten 2020 "mit einer hundertprozentigen Befürwortung". Friedrich fordert eine "Modernisierung von Werten und Regeln" im BDZV. Wertvoller als die Diskussion um Döpfners private SMS könne es sein, im Verband "die Gestaltung offener Ökosysteme oder den Datenschutz unter Berücksichtigung erweiterter technologischer Möglichkeiten zu diskutieren".

Zudem will Friedrich "etablierte Regeln wie beispielsweise die Trennung von Verlag und Redaktionen" hinterfragen, "solange der Prozess einer analytischen Reflektion, einer kontroversen Debatte und einer demokratisch legitimierten Synthese nicht glaubhaft erkennbar ist".
berliner-zeitung.de (Paid)

Anmerkung, 25.10., 15.45 Uhr: In einer früheren Version dieser Meldung hatte turi2 fälschlicherweise paraphrasiert, dass Friedrich seine Redaktion "angewiesen" habe, "nicht ohne Neuigkeit oder eine sachliche, aufklärende Berichterstattung‘ zum Text der ,NYT‘ über Springer zu berichten". Dieser Darstellung widersprechen Chefredakteur Tomasz Kurianowicz und Herausgeber Michael Maier. turi2 hat die Formulierung entsprechend angepasst.