DFB-Sekundenklau-Affäre kostet Infront mehr als 20 Mio Euro, sagt CEO Philippe Blatter der “FAZ”.

Teures Nachspiel: Insgesamt mehr als 20 Mio Euro muss der umstrittene Schweizer Sport-Vermarkter Infront für den DFB-Sekundenklau-Skandal aufbringen, sagt CEO Philippe Blatter im "FAZ"-Interview. In der Summe inbegriffen seien "die direkten Zahlungen an betroffene Kunden zum Ausgleich". Dazu würden "sehr hohe weitere Kosten für interne und externe Untersuchungen sowie Kosten im Zusammenhang mit den diversen Straf- und Zivilverfahren" kommen. Noch immer würde die Staatsanwaltschaft zu dem Fall ermitteln, in "rein geschäftlicher Hinsicht" sei die Sache aber abgeschlossen. 2019 war die Manipulation eines ehemaligen leitenden Angestellten bei der Bandenwerbung bekannt geworden, statt 30 Sekunden hatte dieser die Werbung nur 29 Sekunden ausgespielt und sich an der Differenz bereichert.

"Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht", beteuert Blatter und betont, dass "die Kreativität und kriminelle Energie" des Ex-Mitarbeiters "recht groß" gewesen sei. Niemand aus der derzeitigen Infront-Belegschaft habe von der Sekunden-Trickserei profitiert, "nur der ehemalige Mitarbeiter". Ein nachhaltiger Image-Schaden sei Infront nicht entstanden, man arbeite auch weiterhin mit "den meisten Unternehmen", die Opfer des Sekundenklaus gewesen sind, zusammen. Auch eine erneute Zusammenarbeit mit dem DFB könne Blatter sich vorstellen.

Blatter glaubt nicht, dass der Sport überdurchschnittlich stark von Wirtschaftskriminalität betroffen ist: "Es gibt in jeder Branche Leute, die sich nicht an die Regeln halten, so eben auch im Sport." Sport sei nur "medial präsenter". Die zunehmende Kommerzialisierung des Spitzensports hält Blatter für "gesund". Man müsse sich bewusst sein, dass der Profisport einen großen Teil des Breitensports finanziere, "den wir alle wollen". Zudem werde von einigen Vereinen "viel zurückgegeben", etwa durch Fußballakademien oder Nachwuchsleistungszentren.
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