Jan Böhmermann nimmt sich politische Manipulationen bei Wikipedia vor.

Wikileaks: Mit dem Portal Netzpolitik.org hat das Team um Jan Böhmermann die Wikipedia-Artikel aller 709 Bundestagsabgeordneten untersucht und festgestellt, dass fast 90 der Texte zu mehr als 50 % von einem einzigen Account stammen – manchmal doktern die Politikerinnen sogar selbst an ihren Einträgen herum, offenbar, um "Unangenehmes" darin verschwinden zu lassen. Nicht immer werde das transparent gemacht, heißt es in der ersten "ZDF Magazin Royale"-Ausgabe nach der Sommerpause. CDU-Politiker Olav Gutting z.B. soll Details über dubiose Verbindungen zu Aserbaidschan aus seinem Eintrag gelöscht haben, weil sie aus seiner Sicht nicht der Wahrheit entsprochen hätten. Als Quelle dafür habe er seine eigene Homepage angegeben. Die Grünen-Abgeordnete Margit Stumpp habe mehrmals Editierungen vorgenommen, um ihre digitale Kompetenz herauszustellen. Auffälligkeiten stellt Böhmermann auch beim Eintrag von Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock fest: Vorheriges sei dieser nur 53-mal geändert worden, im Wahlkampfjahr dagegen 927-mal. Viele dieser Veränderungen seien "politisch motiviert". "Die Wikipedia-Artikel von 87 Abgeordneten des Deutschen Bundestages haben in etwa die Qualität der Masterarbeit von Franziska Giffey", witzelt Böhmermann.

Ihr Fett weg bekommen zudem PR-Agenturen, die gegen Geld Anpassungen vornehmen. Die Berliner Firma "WikiManufaktur" wirbt z.B. damit, Wikipedia-Inhalte von Kleinstparteien für nur 80 Euro aufzuhübschen – und verspricht "absolute Diskretion". Ähnliches bietet Olaf Kosinsky, Ex-Vorstand der deutschen Wikipedia, mit seiner PR-Agentur Piwac für Politisches Wikipedia-Monitoring an. Das Brisante daran: In seiner Zeit als "hohes Wikipedia-Tier" hatte Kosinsky über 500 Artikel zu Bundestagsabgeordneten geschrieben und darüber hinaus Dutzende lizenzfreie Fotos von Spitzen-Politikerinnen geknipst. Dabei sei Kosinsky dem politischen Betrieb "näher gekommen".
youtube.com (22-Min-Video), zdf.de (ganze Sendung, 33 Min), netzpolitik.org, br.de