Je suis Charlie: Der französische Dschihadist Peter Cherif muss lebenslang ins Gefängnis, urteilt ein Sondergericht in Paris. Das Gericht sieht es als erwiesen an, dass der Mann am Anschlag auf das Satiremagazin "Charlie Hebdo" im Januar 2015 beteiligt war. Er habe die Haupttäter, zwei Brüder, auf den Anschlag vorbereitet. Bei dem Anschlag sind zwölf Menschen ums Leben gekommen, die Haupttäter wurden erschossen. Zudem war Cherif an der Entführung dreier Franzosen im Jahr 2011 im Jemen beteiligt.
tagesschau.de
(Foto: IMAGO / ANP)
Adelektüre: Popstar Adele hat zu ihren zehn Konzerten im August in München jede Woche eine neue Ausgabe der Mini-Klatschzeitung "Saturn Times" herausgebracht. Für alle, die nicht dabei waren, veröffentlicht sie die Cover nun bei Instagram und schreibt, es sei jeden Sonntag ein Highlight gewesen, die Zeitung zu erstellen. Sie habe wohl ihre "wahre Berufung verfehlt", denn es mache ihr so viel Spaß, "absoluten Unsinn zu schreiben".
instagram.com via n-tv.de
Video-Tipp: Die "Extra3"-Autoren Freddy Radeke und Jakob Leube bekommen mit "Gags - Comedy Deluxe" eine eigene Sketch-Comedy-Serie. In zunächst sechs Folgen präsentieren sie skurrile Szenarien, etwa einen Tatort, an dem plötzlich verschiedenste TV-Ermittler-Teams aufeinandertreffen. Gastauftritte gibt es u.a. von Micky Beisenherz, Oliver Kalkofe und Linda Zervakis.
ardmediathek.de (3 Videos à 20 Minuten), presseportal.de
Labor-Humor: Die beiden "Frontal"-Satiriker Andreas Wiemers (links) und Werner Doyé eröffnen erneut ihr Satire-Labor. In vier rund 15-minütigen Folgen werden sie gesellschaftliche und politische Themen "mit wissenschaftlicher Gründlichkeit sezieren", dabei geht es u.a. um den Klimawandel und soziale Gerechtigkeit. Die erste Folge erscheint am 22. Juli in der ZDF Mediathek, weitere im Wochentakt montags.
presseportal.de, zdf.de (vier Folgen von 2023)
Honig-Streit zwischen Jan Böhmermann und dem sächsischen Imker Rico Heinzig geht heute in die zweite Instanz. Vor dem OLG Dresden will der Bienenzüchter sein Recht auf "mediale Selbstverteidigung" gegen eine Kritik im "ZDF Magazin Royale" verteidigen. Böhmermann wehrt sich gegen die Verwendung seines Fotos im Marketing des Imkers.
digitalfernsehen.de
Video-Tipp: Eine Mockumentary vom "ZDF Magazin Royale" gewährt scheinbar einen Blick hinter die Kulissen der Show um Jan Böhmermann. Der Satire-Film erweckt den Eindruck, es könnte eine unabhängige ARD-Doku sein, inklusive umgedrehter "1" im Sendungslogo. Zu sehen ist, wie sich Böhmermann, der aus Sicht seines Teams ein "Diktator" ist, in alles einmischt, dem vieles letztlich aber auch egal und gleichgültig ist.
zdf.de (31-Min-Video)
Kühler Ersatz: Kabarettistin Maike Kühl verstärkt das Stamm-Team der ZDF-Satiresendung "Die Anstalt". Sie tritt erstmals am 11. Juni zusammen mit Max Uthoff auf. Claus von Wagner, der seit 2014 mit Uthoff durch die Show führt, legt bis zum Winter eine "Kreativpause" ein, um für sein eigenes Bühnenprogramm zu schreiben. Kühl ist Ensemble-Mitglied des Düsseldorfer Kom(m)ödchens, ist regelmäßig in "Extra3" zu sehen und war auch in der "Anstalt" schon oft zu Gast.
presseportal.zdf.de
TV-Tipp: Der Nischensender Comedy Central zeigt ab heute die Neuauflage der Daily Show in Deutschland. Die US-Sendung diente als Vorlage für die "heute show". Jeweils am Montag kommentiert Jon Stewart bissig das Tagesgeschehen, der die Show von 1999 bis 2015 präsentierte. Hierzulande läuft die "Daily Show" mit deutschen Untertiteln einen Tag nach der US-Premiere, von Dienstag bis Freitag um 23.30 Uhr. Im Anschluss stehen die Shows auch bei YouTube zum Abruf.
digitalfernsehen.de
Lese-Tipp: Nach wiederholten Gedächtnisaussetzern von US-Präsident Joe Biden übt sich "Spiegel"-Autor Stefan Kuzmany als Ghostwriter für Pressemitteilungen des Weißen Hauses, das klarstellen könnte: Der deutsche Regierungschef heißt Scholz, nicht Schulz, und ist nicht Präsident, sondern Bundeskanzler. Bezahlt werde in Deutschland mit dem Euro, nicht mit der "Deutschen Merkel". Außerdem wisse Biden natürlich, dass die Europäische Union keine Gewerkschaft ist.
spiegel.de, turi2.de (Background)
"Es ist alles sehr ernst geworden."
Entertainer Olli Schulz stellt im "taz"-Interview fest, dass die Leute sich "mittlerweile sehr schnell angegriffen fühlen von Humor". Er finde "Mario Barth jetzt auch nicht geil", sehe ihn aber nicht als Gefahr für die Gesellschaft.
taz.de
Auf Anfang: US-Comedian Jon Stewart kehrt als Moderator der "Daily Show" zurück. Er hatte die Sendung bei Comedy Central ab 1999 erfolgreich gemacht. Nach dem Abgang von Nachfolger Trevor Noah moderieren unterschiedliche Hosts, Stewart kehrt als Moderator am Montag zurück. Das US-Format ist Vorbild für die "heute-show" im ZDF.
spiegel.de
KI-Kanzler: Der Satire-Kanal "Snickers für Linkshänder" veröffentlicht eine mutmaßlich KI-generierte Neujahrsansprache von Bundeskanzler Olaf Scholz. In dem Video sagt der gefälschte Kanzler, dass alle Redenschreiber krank seien, weshalb er zu "100 % authentisch und von Herzen" spreche. Eine schlecht gelaunte, Pumuckl-ähnliche Figur kommentiert die Rede. Unabhängig davon verbreitet auch eine "Spiegel"-Glosse die Geschichte, dass Scholz seine Ansprache selbst schreiben müsse, da alle Reden-Profis sich krank gemeldet hätten.
focus.de, youtube.com (2-Min-Video), spiegel.de (Glosse), bild.de, tagesschau.de (echte Neujahransprache von Scholz)
"Das Wort Shitstorm ist gerade bei einem weißen Mann wie mir zu groß."
Satiriker Sebastian Hotz alias El Hotzo sagt im Interview mit der "Rheinischen Post" negative Kommentare seien für ihn keine "unvorhergesehene Belastung", mittlerweile mache er sich aber aufgrund seiner großen Reichweite schon Gedanken, bevor er etwas in die Welt setze.
rp-online.de
Nuhr eine Meinung? Comedian Dieter Nuhr sorgt sich im "Zeit Magazin" um die Meinungsfreiheit in Deutschland. "Wer mal die vermeintlich Falschen kritisiert, muss mit Folgen rechnen, die eben nicht ohne Weiteres auszuhalten sind", sagt er. Es gebe Menschen, "die werden mundtot gemacht". Das reiche "bis zur Vernichtung von Existenzen". Dem Vorwurf, er mache rechte Comedy weist Nuhr von sich: "Dass jegliche Auseinandersetzung" mit der Klimapolitik der Regierung "schon als rechts diffamiert wird", zerstöre "die demokratische Gesellschaft in ihren Grundfesten".
t-online.de
"Am Ende gilt immer der alte Leitsatz von Tocotronic: 'Pure Vernunft darf niemals siegen.' Aus meiner Sicht reicht das journalistische Handwerk nicht, um die Vielgestaltigkeit der Welt voll zu erfassen."
Jan Böhmermann beschreibt im "Journalist"-Interview wie die journalistische und die humoristische Redaktion des "ZDF Magazin Royale" jede Woche "auf Augenhöhe verhandeln, wie man Fernsehen relevant, zeitgemäß und unterhaltsam macht". Er selbst sehe sich als "Unterhaltungskünstler", der die Welt "ganzheitlich" betrachtet.
journalist.de (Interview), presseportal.de (Zusammenfassung)
“Wie eimerweise Popcornfressen” – Oliver Kalkofe über TV-Liebe und TikTok-Hass.
Unter Medienjunkies: “Ich habe mich schon als Kind zu allem hingezogen gefühlt, was auf Bildschirmen geschieht – egal ob Fernseher oder Kinoleinwand”, sagt TV-Kritiker und Satiriker Oliver Kalkofe im turi2 Jobs-Podcast. Mit Chefredakteur Markus Trantow spricht Kalkofe über seine Karriere, die beim Radio begann und ihn inzwischen regelmäßig in politische Talkshows wie “Maischberger” führt. Er erklärt, dass er das Kultformat “Kalkofes Mattscheibe” durchaus wiederbeleben würde und dass er inzwischen von Netflix enttäuscht ist. Auch für die Influencer-Ökonomie hat der TV-Terminator wenig schmeichelhafte Kommentare übrig: Dass es gelinge, junge Menschen so zu täuschen, dass sie “Influencer, die ihnen nur Scheiße verkaufen”, mögen und ihnen folgen, findet Kalkofe “gruselig”. Er erinnert sich an die “Influencer” seiner Jugend – Werbefiguren wir “Herr Kaiser” von der Hamburg Mannheimer oder “Klementine” von Ariel. “Wir wären nie auf die Idee gekommen, denen eine Postkarte zu schicken: ‘Klementine, ich finde dich so süß. Deine Latzhose ist so geil.’” Dieser Podcast ist Teil der Screen-Wochen bei turi2. Bis 8. Oktober beschäftigen wir uns auf turi2.de mit Entwicklungen und Trends für Bildschirme – von der Smartwatch bis zum großen Werbescreen.
Weiterlesen >>>, turi2.tv (61-Min-Podcast auf YouTube), spotify.com, podcast.apple.com, deezer.com, plus.rtl.de
Am Eisberg vorbei: Die Rettungsaktion für das von der Insolvenz bedrohte Satire-Magazin "Titanic" ist erfolgreicher als erwartet. "Wir haben unser Ziel erreicht", sagt Chefredakteurin Julia Mateus dem "Spiegel" und spricht gar von einer "Übererfüllung des Plans". Innerhalb von zwei Wochen konnten 6.000 neue Abos abgeschlossen und 500 Retter-Shirts verkauft werden. Zudem seien 34.000 Euro auf dem Spendenkonto eingegangen. Damit sei die Finanzierung "erst mal für mindestens ein Jahr safe".
spiegel.de, turi2.de (Background)
3sat gibt Satirikerin Sarah Bosetti eine monatliche Late-Night-Show. Ab 23. Oktober will sie in "Bosetti Late Night" die "aktuelle gesellschaftliche Debatte auseinandernehmen", um sie "zu entstauben, polieren und schließlich wieder neu zusammenzusetzen". Das Publikum soll über Social Media mitreden, fürs Studiopublikum gibt es einen "Bullshit-Button".
dwdl.de, spiegel.de
Video-Tipp: Die Marketinggemeinschaft Mein EinkaufsBahnhof sucht mit einer vierteiligen Mockumentary Personal für Geschäfte und Gastronomie in rund 80 Bahnhöfen. In der Mini-Serie "Jobs" testet Protagonist T.J., gespielt von Merlin Sandmeyer, verschiedene Berufe im Bahnhofshandel und stellt unter Beweis, was er alles nicht kann.
youtube.com (4-Min-Video), einkaufsbahnhof.de (Infos zur Kampagne)
Alle bisher erschienenen Karikaturis gibt es hier.
Keine Hypothesen: Comedienne Parshad Esmaeili will sich auf keinen Fall am Ende ihres Lebens fragen: "Was wäre wenn?" Schon in jungen Jahren träumt sie von Öffentlichkeit, allerdings geht es damals noch um Politik. Privat orientiert sie sich an ihrer Mutter, beruflich ist ihr Vorbild Enissa Amani, bei der sie heute auch unter Vertrag steht. Im großen Interview in der turi2 edition #20 erzählt Esmaeili von ihrer "Frühlife-Crisis" und den Bedürfnissen der Generation Z.
youtube.com (2-Min-Video), issuu.com (im kostenlosen E-Paper lesen), turi2.de/bestellen (E-Paper abonnieren)
Alle Geschichten der turi2 edition #20 – direkt hier im Browser als E-Paper:
Alle bisher erschienenen Karikaturis gibt es hier.
Läuft... irgendwann: Extra3 bekommt extra Sendezeit im Ersten. Zusätzlich zu den 45-minütigen Ausgaben am Donnerstag nach den "Tagesthemen" – im Wechsel mit Dieter Nuhr und Carolin Kebekus – gibt es ab 23. März fünf 30-Minuten-Shows nach "Nuhr im Ersten" um 23.35 Uhr. In den Wochen, in denen das Satire-Magazin nicht im Ersten zu sehen ist, laufen neue 30-minütige Sendungen am Mittwochabend im NDR. Mit dieser leicht verständlichen Programmplanung bewirbt sich Programmdirektorin Christine Strobl offenbar für die "Extra3"-Rubrik Der reale Irrsinn.
dwdl.de
Heikle Witze: Der WDR entfernt nach Kritik im Netz eine Passage über Pädophile aus dem Comedy-Bühnenprogramm von Moritz Neumeier, berichtet Sophie Herrmann für die Funke-Mediengruppe. Die Reaktionen der Zuschauer hätten gezeigt, dass dessen Herangehensweise "als verletzend und verharmlosend" wahrgenommen werde. Der Sender hat die herausgeschnittene Szene in der Mediathek transparent gemacht. Neumeier sagt, es tue ihm "unendlich leid", dass er mit seinen Äußerungen zu dem Thema Betroffene verletzt und getriggert hat.
abendblatt.de, wdr.de (bearbeitetes 80-Min-Video), twitter.com (25-Sek-Ausschnitt)
(Foto: WDR/Claus Langer)
Im WDR werden abfällige Witze über Eltern gerissen, die keine Pädophilen zu sich einladen wollen. Keine Pointe. pic.twitter.com/cBDU9mCV1K
— Violet (@moi_violet) January 10, 2023
Hör-Tipp: In der Silvester-Ausgabe der WDR5-Sendung "Satire Deluxe" rekapituliert Jan Böhmermann mit den Moderatoren Henning Bornemann und Axel Naumer mithilfe von kunstvoll kuratierten "2022er-Geräusche" die Themen des Jahres. Außerdem erzählt Böhmermann, dass er Pointen über Menschen, die er mag, fast lieber macht als naheliegende Pointen über unsympathische Personen. Im Team von "ZDF Magazin Royale" kommen die Themenvorschläge von Beschäftigte aus allen Gewerken, dafür müssen die Investigativ-Journalistinnen aber auch mal in lustigen Kostümen auf der Bühne stehen.
ardaudiothek.de (75-Min-Audio)
Selbstgespräche: Ein Video-Zusammenschnitt macht derzeit die Runde, in der sich Bundesfinanzminister Christian Lindner bei seinem Podcast "CL+" vermeintlich selbst zu Gast hat. Er finde es paradox, dass man sich über viele Dinge Gedanken mache, aber nicht über ihn, gibt der doppelte Lindner darin von sich. Solche knallharten Interviews wünscht sich der "FDP-Posterboy" bestimmt auch bei seinen heiß geliebten Öffentlich-Rechtlichen.
twitter.com via morgenpost.de
Es war uns eine Freude. 😉 CL & CL https://t.co/ct5DKxmMGW
— Christian Lindner (@c_lindner) December 12, 2022
Kann nicht verlieren: Ex-Tennis-Star Boris Becker hat Berufung gegen das Urteil im Rechtsstreit mit dem Comedian Oliver Pocher eingelegt. Schon vergangenen Mittwoch seien die Unterlagen von Beckers Rechtsbeistand beim Oberlandesgericht Karlsruhe eingetrudelt. Das Landgericht Offenburg hatte Mitte November geurteilt, dass der vor zwei Jahren bei RTL ausgestrahlte Satire-Beitrag "Make Boris rich again" den früheren Tennisprofi nicht in seiner Ehre und seinen Persönlichkeitsrechten verletzt.
sueddeutsche.de, turi2.de (Background)
Meistgeklickter Kopf gestern aus der Wirtschaft war Mathias Döpfner. Im Firmen-Podcast hat sich der Springer-Chef Mitte der Woche bei seinen Beschäftigten für seinen Umgang mit der Causa Reichelt entschuldigt. Im Ranking folgen Flyeralarm-Chef Thorsten Fischer, der gestern Geburtstag hatte, und Meta-Lobbyistin Julia Reuss.
turi2.de/koepfe (meistgeklickte Wirtschafts-Köpfe am 26.11.2022)
Rückschlag: Komiker Oliver Pocher darf seine satirische Spendenkampagne für Ex-Tennisstar Boris Becker weiter ausstrahlen. Das Landgericht Offenburg entschied, dass ein Fernsehbeitrag der RTL-Sendung "Pocher - gefährlich ehrlich" mit dem Spendenaufruf "Make Boris rich again" den früheren Tennisprofi nicht in seiner Ehre und seinen Persönlichkeitsrechten verletzt und Beckers Klage damit zurückgewiesen wird.
bild.de
Video-Tipp: In seinem 13. "TV-Zyklus" probiert sich Olli Dittrich an einer Persiflage des True-Crime-Genres. Bei Infantinos Friseur – Leo Marchetti und die Fifa-Milliarden spielt Dittrich den schmierigen Friseur und Geldboten des Fifa-Präsidenten Gianni Infantino. Ein Investigativ-Team geht der Frage nach, wie das "geheime Milliardengeschäft Fußball" funktioniert.
daserste.de (45-Min-Video)
Radio FFN startet am 6. November ein Webradio, das rund um die Uhr Comedy aus dem Frühstyxradio sendet, dem nach eigenen Angaben "größten Kulturmagazin der Welt". Sonntags um 9 Uhr läuft die einstündige Wortsendung "Frühstyxradio-Kompakt", die gebündelt Perlen aus dem Archiv präsentiert. Die einst wöchentliche Comedy-Show war in den 1990ern die Brutstätte von Satirikern wie Oliver Kalkofe, Oliver Welke und Dietmar Wischmeyer.
ffn.de
Video-Tipp: Philipp Walulis fragt sich, wie schwer es schon sein kann, den "irren Lifestyle" von Gesundheitsminister Karl Lauterbach zu übernehmen. Eine Woche lang wagt Walulis daher ein waghalsiges Selbstexperiment, das Spuren von Satire enthalten kann: Kein Salz, wenig Schlaf, viel Rotwein und unverbissenes Tischtennis-Spielen. Das bahnbrechende Fazit: "Mit wenig Salz zu leben, ist gar nicht so schlecht, die Sachen schmecken tatsächlich irgendwie besser oder intensiver."
youtube.com (16-Min-Video)
Lese-Tipp: Comedian Aurel Mertz wundert sich, dass er auf Partys oft den Satz hört: "Ich gucke gar kein Fernsehen, sondern nur Netflix oder die Mediathek." Das ist doch "basically auch Fernsehen", sagt er im Interview mit DWDL.de. Dass seine Show bei ZDFneo erst spät abends läuft, stört ihn daher nicht – sie sei ohnehin "Mediathek first". Es müsse heutzutage auch nicht mehr "die eine große Show" sein, er mache eher ein "Streufeuer an Projekten" – neben der Show zum Beispiel Podcast und Live-Auftritte.
dwdl.de
Frau am Steuer: Das Satiremagazin "Titanic" macht Julia Mateus zur Chefredakteurin. Sie ist die erste Frau an der Redaktionsspitze und folgt auf Moritz Hürtgen, der das Blatt laut eigenem Tweet aufgrund von "Ermittlungen wg. Veruntreuung v. Verlagsgeldern" verlässt. Er freue sich, "wieder Leser, Fan und gewiss weiterhin Autor" des Magazins zu sein, schreibt er. Bei der "Titanic" wechselt die Chefredaktion turnusmäßig, in der Regel alle fünf Jahre. Hürtgen hatte den Posten 2018 übernommen.
Mateus erzählt im "Spiegel"-Interview von ihren Plänen für das Magazin. Sie sei pragmatischer als ihre männlichen Vorgänger: "Ich will für mich das Beste rausholen, zum Beispiel einen Massagesessel fürs Büro." Bei männlichen Autoren werde sie "jede Pointe rausredigieren und sie bei mir einfügen", um sich damit zu schmücken. "Dieser Redaktion fehlt ein Klima der Angst", sagt sie. (Foto: Frederike Wetzels)
spiegel.de (€)
Ein Grund zu feiern: In wenigen Wochen übernimmt meine Kollegin @Juliamat11 die TITANIC-Chefredaktion & entlässt mich in die Freiheit (Ermittlungen wg. Veruntreuung v. Verlagsgeldern). Ich freue mich, wieder Leser, Fan und gewiss weiterhin Autor dieses weltbesten Magazins zu sein https://t.co/agI9C41pmM
— Moritz Hürtgen (@hrtgn) October 8, 2022
Puppenkabinett: Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel gewinnt im Lotto und beruft eine Geheimrunde mit Markus Söder, Annalena Baerbock und Karl Lauterbach ein, um das Geld zu verteilen, während Helmut Schmidt und Helmut Kohl als Engel das Ganze kommentieren. Das ist die Handlung des Bundes Puppen Kabarett, einer satirischen Live-Show mit eigens angefertigten Handpuppen. Ein besonderer Spaß für alle, denen die Bundespolitik tatsächlich oft wie ein Puppentheater vorkommt.
presseportal.de
Ostfriesen-Märchen: RTL produziert mit Komiker Otto Waalkes eine einmalige Märchen-Show. Die Aufzeichnung findet Ende Oktober statt, zu sehen ist die Sendung "im Laufe des Winters". Zusammen mit Schauspielerinnen und Comedians will Waalkes "den großen Fragen und Irrtümern der sagenumwobenen Welten" nachgehen.
dwdl.de
Lese-Tipp: "Mir ist natürlich klar, dass es ungefähr so aufregend ist, wie wenn wir uns in unserem Alter zum ersten Mal bei Facebook anmelden würden", sagt Oliver Welke über seinen neuen Podcast Kalk & Welk, den er zusammen mit Oliver Kalkofe macht. Im Interview mit DWDL erzählen die beiden, dass sie den Podcast vor allem aus "egoistischen Gründen" machen, "geistig miteinander im Bett liegen" werden und als Reaktionen auf "originelle Beleidigungen" hoffen.
dwdl.de, turi2.de (Background)
"Warum Anne Will nicht direkt vom Traumschiff senden soll, das kann mir auch keiner erklären. So käme Karl Lauterbach auch mal an die Sonne."
Micky Beisenherz witzelt in der "Zeit" über die Forderung, der ÖRR solle sich "auf den nackten Informationsauftrag" rückbesinnen – und sieht die Lösung in "hybriden Formaten", weil ARD und ZDF sich nicht von ihren "Unterhaltungsfiletstücken" trennen wollen.
zeit.de (€)
Video-Tipp: Klaas Heufer-Umlauf präsentiert mal wieder, was er während der Sommerpause von Late Night Berlin getrieben hat – u.a. als Raumausstatter beim RBB. "Nur weil man Journalist ist, muss man ja nicht schlecht leben", rät Klaas der Ex-Intendantin Patricia Schlesinger zu Luxus-Parkett und Co. Und hinter dem unfreiwillig komischen Tanz von Friedrich Merz steckt Klaas: "Du musst ein bisschen menschlicher wirken. Ganz Deutschland denkt, du bist ein unsympathisches Arschloch."
youtube.com (7-Min-Video)
Hör-Tipp: Beim "Typen, der am Schreibtisch sitzt und nörgelt", ist ein Peak erreicht, sagt Philipp Walulis im ersten von zwei Teilen des "HSS-Podcasts" Christian Jakubetz. Mit Blick auf humorige Formate konstatiert Walulis: "Egal, wo man hinschaut: Irgendwo sitzt jemand am Schreibtisch, regt sich auf und hat ein lustiges Bild neben sich." Weil das gut funktioniere, werde das von den deutschen Sendern "bis zum bitteren Ende" nachgemacht, statt was Neues zu probieren. Sein neues Format Wie schwer kann’s schon sein? gehe daher in eine andere Richtung. Walulis erklärt zudem, warum er konstruktive Kritik lieber hört, als Lobhudelei. Manchmal stolpere er über Dinge, die falsch beim Publikum angekommen sind.
open.spotify.com (17-Min-Audio)
Video-Tipp: Der Fall Patricia Schlesinger ist "der beste 'Tatort', den der RBB jemals produziert hat", witzelt Christian Ehring bei "Extra3". Wer als ARD-Vorsitzende sogar Sendungen wie "Sturm der Liebe" oder "In aller Freundschaft" anschauen müsse, brauche danach locker zwei Stunden die Massage-Sitze im Dienstwagen – "allein damit sich die Nackenhaare wieder legen". Immerhin sichere Schlesinger Arbeitsplätze: "Durch ihre Amtsführung haben zur Zeit viele Investigativ-Journalisten eine Menge zu tun."
youtube.com (7-Min-Ausschnitt in 45-Min-Video)
Witz hat einen Bart: Nationalelf-Kapitänin Alexandra Popp erscheint mit einem angeklebten Schnäuzer zur Pressekonferenz und spielt damit auf einen Beitrag der Satire-Seite "Postillon" an, die zuvor getitelt hatte: "Flick nominiert Newcomer Alexander Papp für Nationalmannschaft." Bleibt zu hoffen, dass sich Popps maskulines Auftreten nicht aufs Finalspiel auswirkt – die Fußball-Männer hatten bei internationalen Turnieren ja zuletzt kein glückliches Händchen bewiesen.
welt.de, sportschau.de (2-Min-Clip), twitter.com
Hoffnung für den deutschen Angriff? Flick nominiert Newcomer Alexander Papp für Nationalmannschaft #GERFRA #Popp https://t.co/CFsQCAWfmj
— Der Postillon (@Der_Postillon) July 28, 2022
Video-Tipp: In der neuen Parodie-Show "Schloss Goldbach – Promis viel zu nah" von Sat.1 begeben sich u.a. Dieter Bohlen (Foto), Markus Lanz, Karl Lauterbach und Verona Pooth in ein "Selbstoptiminierungsinstitut", um dort ihre Mitte zu finden. DWDL-Redakteur Alexander Krei beschreibt die Sketch-Comedy als eine Mischung aus Brisant und Switch reloaded.
sat1.de (frei nach Anmeldung, 42-Min-Video), dwdl.de (TV-Kritik)
Satire darf alles? Die Staatsanwaltschaft Wiesbaden hat im Juni 2022 ihr Ermittlungsverfahren gegen ein satirisches Plakat mit Horst Seehofer eingestellt, meldet Netzpolitik.org. Seehofer war darauf mit einer Augenklappe auf dem rechten Auge abgebildet. Es habe nicht genügend Anlass zur Erhebung einer Klage wegen u.a. "verfassungsfeindlicher Verunglimpfung" gegeben. Die Wiesbadener Polizei hatte zwischenzeitlich sogar nach DNA und Fingerabdrücken gesucht.
netzpolitik.org, turi2.de (Background)
"Ich verstehe mich als Service-Dienstleister, weil ich Lachen ermögliche. Das ist in Zeiten der Klimakrise und des Ukraine-Kriegs wichtiger denn je."
Entertainer Wigald Boning sagt im "Zeit"-Interview, dass Eskapismus heute eine "wichtige Funktion" habe: Weil die Zeiten ernster geworden sind, sei "die psychohygienische Notwendigkeit von Humor viel größer als noch in den Neunzigern".
zeit.de (Paid)
Witz lass nach: "Der Lacheskapismus von früher ist passé", schreibt DWDL-Kolumnist Peer Schader und beobachtet einen "Wandel der deutschsprachigen TV-Comedy zum gesellschaftlichen Impulsgeber". Die Sendungen von Carolin Kebekus und Jan Böhmermann seien dafür positive Paradebeispiele. Ein Nachteil aber sei es, "Woche für Woche einen mühevoll dokumentierten Missstand kathartisch weglachen zu sollen – anstatt einfach ein halbes Stündchen sehr gut unterhalten zu werden".
dwdl.de
"In den Katakomben hinten herrschte so ein bisschen die Neonlicht-Atmosphäre eines offenen Vollzugs."
Klaas Heufer-Umlauf beschreibt in der Wochenendbeilage von "Apokalypse & Filterkaffee" augenzwinkernd den Backstage-Bereich der legendären Harald Schmidt Show. Das "in schöner Regelmäßigkeit ausgestellte Desinteresse" an Jan Böhmermann sei "nicht der souveränste Akt", kommentiert indes Micky Beisenherz Interview-Aussagen von Schmidt.
open.spotify.com (60-Min-Podcast)
"Überspitzt gesagt, weiß man von Politikern oft schon bei der Frage, was und wie sie darauf antworten. Um das aufzubrechen, nutzen wir das Stilmittel der Unterhaltsamkeit."
"Heute-Show"-Außenreporter Fabian Köster sagt im DWDL.de-Interview, wie Humor zur politischen Aufklärung beitragen kann. Er sei aber froh, dass es "im Gegensatz zu uns auch noch seriöse Journalisten gibt, die seriös informieren".
dwdl.de
Hör-Tipp: Die beiden Moderatorinnen und Podcasterinnen Katrin Bauerfeind (Foto) und Sarah Kuttner beschäftigen sich bei "Hotel Matze" u.a. mit der Frage, wie es um den Humor in diesen Zeiten bestellt ist. Bauerfeind sagt, sie habe das Gefühl, Witze im Internet heutzutage häufiger erklären zu müssen. Kuttner findet, dass man "jedes Wort auf der Welt sagen sollen dürfte", allerdings "nicht um aktiv Leute zu verletzen". Es sei immer die Frage, in welchem Zusammenhang man die Wörter benutzen würde. Es werde allerdings zunehmend schwieriger, humoristisch "unbequeme Sachen" zu thematisieren.
open.spotify.com (176-Min-Audio)
Lese-Tipp: Zum 11. Geburtstag der Stuttgarter Wochenzeitung "Kontext" singt Satiriker Cornelius W. M. Oettle kein Loblied, sondern beschimpft das Blatt. "Solange ein solch stümperhaftes Blatt als ernsthafte journalistische Arbeit angesehen wird", müsse es um die restliche deutsche Presselandschaft "äußerst schlecht bestellt sein". Die regelmäßige Lektüre nehmen einem "garantiert die Angst vor dem Zeitungssterben".
kontextwochenzeitung.de