Zu viel Ich: OBS-Studie untersucht nächste Generation junger Presenter-Reportagen.


Eine Untersuchung der Otto-Brenner-Stiftung sieht eine Über­sättigung des Angebots junger, öffentlich-rechtlicher Reportage-Formate und kritisiert deren "Ich-Zentrierung". Studien­autor Janis Brinkmann und sein Team haben Vollbild vom SWR, exactly vom MDR, Ultraviolet Stories und Crisis - Hinter der Front von Funk sowie die Puls Reportage vom BR unter die Lupe genommen. 2022 hatte Brinkmann für eine OBS-Studie bereits Funk-Formate wie Y-Kollektiv und STRG_F untersucht. Die neuen Formate setzten "noch konsequenter als ihre Vorgänger auf die Ich-Perspektive der Reporter*innen", sagt Brinkmann. Nahezu jedes Thema werde über persönliche Erwartungen, Erfahrungen, Eindrücke oder Emotionen präsentiert. Investigative Recherchen und andere Quellen seien hingegen kaum erkennbar. "Was authentisch gedacht ist, kann auch ins Selbstreferenzielle kippen", kritisiert Brinkmann und beobachtet in manchen Fällen "wenig authentischen Selfie-Journalismus".

Positiv bewertet die Studie, dass die neuen Formate perspektivische und geografische Lücken schließen, die Brinkmann in seiner ersten Untersuchung identifiziert hatte. "exactly" gebe ost­deutschen Lebens­wirklich­keiten einen Raum, "Crisis - Hinter der Front" thematisiere internationale Konflikte. Mit Ausnahme der "Puls Reportage" komme jedoch keines der untersuchten Formate an die digitalen Reichweiten von "STRG_F" oder "Y-Kollektiv" heran. Die Studie deutet dies als Hinweis "auf eine gewisse Übersättigung der jungen Zielgruppe mit subjektiv präsentierten Inhalten".
presseportal.de (Pressemitteilung), otto-brenner-stiftung.de (Studie im Detail), turi2.de (erste Studie)

(Bild: OBS, Montage: turi2)

ARD-Gremienvorsitzende beschließen senderübrgreifende Governance-Standards.


Einerlei Maß: Die ARD-Intendanten und die Vorsitzenden der Aufsichtsgremien der Sender haben einen ARD-weiten Governance-Kodex beschlossen. Nun müssen noch die einzelnen Aufsichtsgremien der Sender zustimmen, damit die Richtlinie im Dezember mit dem neuen Rundfunkstaatsvertrag in Kraft treten kann. Der Kodex verankere Regeln zu guter Unternehmensführung und Aufsicht. Er gehe aber noch "einen Schritt weiter" und konkretisiere "was verantwortungsvolles, transparentes und zukunftsorientiertes Handeln bedeutet". In jährlichen "Entsprechenserklärungen" berichten die Sender künftig, wo sie sich an die Standards gehalten haben und wo sie begründet abgewichen sind. ARD-Chef Florian Hager sagt: "Wir gehen mit diesem Kodex einen wichtigen Schritt und können ihn jetzt dazu nutzen, Governance in der ARD kontinuierlich selbst zu hinterfragen, zu verbessern und weiterzuentwickeln."
presseportal.de

Langzeitstudie: Medienvertrauen bleibt im Jahresvergleich stabil.


Das Vertrauen der Deutschen in die Medien bleibt 2024 im Vergleich zum Vorjahr weitestgehend stabil, sagt eine Langzeitstudie zum Medienvertrauen von Forschenden der Unis Mainz und Düsseldorf, die das Fachjournal "Media Perspektiven" veröffentlicht. Demnach geben 47 % der über 1.200 Befragten an, den etablierten Medien "eher" oder "vollkommen" zu vertrauen, wenn es um wirklich wichtige Dinge gehe. Im Vorjahr waren es noch 44 %. Um fünf Prozentpunkte sinkt außerdem der Anteil derer, die angeben, den Medien kein Vertrauen zu schenken. Er liegt nun bei 20 %.

Grund zur Sorge sehen die Wissenschaftler trotzdem. Denn immer mehr Menschen stellen der Studie zufolge die Integrität und die Legitimität des Mediensystems an sich in Frage. Die Ergebnisse beim sogenannten "Medienzynismus" seien alarmierend, so die Experten. Denn auch wenn das allgemeine Medienvertrauen stabil bleibt, stimmen 20 % der Aussage zu, dass die Medien die Meinungsfreiheit in Deutschland untergraben – ein Plus von fünf Prozentpunkten. Ebenfalls jeder Fünfte ist der Ansicht, die Bevölkerung werde von den Medien systematisch belogen. Auch wenn die immer zynischere Einstellung sich in der aktuellen Erhebung nicht im allgemeinen Vertrauen in Medien niederschlage, fürchtet das Team, dass sie auf Dauer die Haltung generell beeinflussen könnte.

Mit Blick auf unterschiedliche Bevölkerungsgruppen nimmt das Team bei Frauen ein etwas höheres Vertrauen als bei Männern wahr. Nur geringe Unterschiede gibt es zwischen West- und Ostdeutschland und zwischen Stadt und Land. Am höchsten ist das Medienvertrauen in der Gruppe der unter 30-Jährigen und nimmt dann mit zunehmendem Alter beinahe stetig ab. Auch die Parteisympathie wirke sich deutlich auf das Medienvertrauen aus: Bei Anhängern der Linken und der Grünen ist es mit 71 % am höchsten, bei Anhängern der AfD mit 15 % am niedrigsten. Das BSW kommt auf 27 %, die FDP auf 42 %, die CDU/CSU auf 48 % und die SPD auf 60 % Vertrauen in die Medien. Die Werte beziehen sich jeweils auf die eigene Anhängerschaft.

Besonders viel Vertrauen genießt in Deutschland der öffentlich-rechtliche Rundfunk. 61 % der Befragten vertrauen seinen Berichten hier überwiegend oder vollkommen, das sind drei Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. Obwohl ARD, ZDF und Deutschlandradio damit den höchsten Wert unter den Medienhäusern erreichen, ist dies der niedrigste Wert seit Beginn der jährlichen Befragung 2015. Lokalzeitungen kommen auf 56 % Vertrauen, überregionale Tageszeitungen auf 55 %. Nur 3 % vertrauen der Berichterstattung von Boulevard-Zeitungen. Beim privaten Rundfunk sinkt das Vertrauen deutlich – von 22 auf 17 %.

Eine gekürzte Meldung des KNA-Mediendienstes

(Foto: Imago Steinach)

Lese-Tipp: Boris Rosenkranz kritisiert Medien-Jagd auf Harry Styles in Berlin.


Lese-Tipp: Seit Monaten machen Fans und Medien in Berlin Jagd auf Popstar Harry Styles, der immer wieder in der Stadt gesichtet wird. Nicht nur Boulevard-Medien und Klatschblätter spielen mit, sogar die "Zeit" beteiligt sich an der Suche. Boris Rosenkranz findet es bedenklich, dass die Privatsphäre Prominenter insbesondere für Boulevard­journalisten und Paparazzi "kein Sperrgebiet, sondern ein Vergnügungspark" sei und nicht wenige meinten, "das sei halt 'part of the job' bei Stars: immer und überall verfügbar zu sein".
uebermedien.de

(Symbolfoto: IMAGO / i Images)

Stefan Gelbhaar spricht erstmals über Vorwürfe und RBB-Skandal.


Seine Sicht der Dinge: Im NDR-Medienmagazin "Zapp" spricht Grünen-Politiker Stefan Gelbhaar erstmals öffentlich über die Vorwürfe sexueller Belästigung gegen sich und den Skandal um die falsche Berichterstattung des RBB in seinem Fall. "Es ist ein Break in meinem Leben erfolgt, und das ist auch nicht reversibel", sagt er über die Berichterstattung. Gleichzeitig widerspricht er dem Vorwurf, seine Macht missbraucht zu haben: "Die Unterstellung, dass jetzt quasi alle Menschen, nur weil sie jung sind, per se ganz schüchtern sind – die trifft bei den Grünen Gott sei Dank nicht zu." Im Rahmen der Doku, die am Abend bei YouTube erscheint, äußert sich auch RBB-Intendantin Ulrike Demmer: "Wir haben da einen gravierenden Fehler gemacht, der so nicht hätte passieren dürfen." Eine angebliche Hauptzeugin, auf deren Aussagen sich die RBB-Berichterstattung stützte, existierte offenbar gar nicht.
presseportal.de, youtube.com (Kanal von "Zapp")

(Foto: IMAGO / Bernd Elmenthaler)

WDR-Studie: Glaubwürdigkeit des ÖRR wächst wieder leicht.


Die Glaubwürdigkeit der Angebote des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks wächst nach einem Tief 2022 und 2023 wieder etwas, sagt eine Studie von Infratest Dimap im Auftrag des WDR. An die sehr hohen Vertrauenswerte vor und zu Beginn von Corona von um die 80 % reichen die Werte aber nicht wieder heran. Demnach halten 65 % der Befragten ÖRR-Fernsehen für glaubwürdig – genauso viele wie Ende 2023. Das Vertrauen ins Radio wächst leicht um 3 %-Punkte auf 69 %, genauso ÖRR-Online-Angebote, die 55 % erreichen. 67 % der Befragten halten den ÖRR für "nicht verzichtbar", 27 % nennen die Angebote "verzichtbar".

Besonders gering ist das Vertrauen in den ÖRR bei Anhängern der AfD. Entsprechend liegt der Zuspruch für die gebührenfinanzierten Sender im Westen höher als im Osten. WDR-Programmdirektor Jörg Schönenborn nennt die Zustimmungswerte zum ÖRR "ein großes gesellschaftliches Kapital, um das uns andere Länder beneiden. Wir müssen aber zugleich sehr ernst nehmen, dass Menschen, die radikale und extreme Parteien wählen, uns und unsere Arbeit seit einigen Jahren zunehmend kritisch sehen".

Der WDR fragt in seiner Studie auch das Vertrauen in Politik, gesellschaftliche Institutionen und private Medien ab. Die besten Werte erreicht demnach die Polizei (81 %), gefolgt von der Stiftung Warentest (78 %), und der Verbraucherzentrale (72 %). Der ÖRR belegt Platz 5.
presseportal.de (Zusammenfassung, Link zu ausführlichen Auswertung)

“Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat eine Bringschuld” – Zeitverlag-Chef Rainer Esser im großen Video-Interview.


Zeitverlag-Chef Rainer Esser formuliert im großen Video-Interview von turi2 deutliche Forderungen und Erwartungen an den durch Gebühren finanzierten ÖRR. "Der öffentlich-rechtliche Rundfunk, der durch Gebühren gut finanziert ist, hat eine Bringschuld denjenigen gegenüber, die auch in dem Boot der Qualitätsmedien sitzen", sagt er im Gespräch mit turi2-Chefredakteur Markus Trantow. Der ÖRR müsse dafür sorgen, dass das Medienumfeld stark ist. Esser erwartet von den Sendern mehr Initiativen in der Zusammenarbeit mit Verlagen. Gleichzeitig erkennt er, dass auch die Sender unter finanziellem Druck stehen, weil die Gebühren nicht im selben Maße wie die Kosten steigen. Die Sender müssten nun eine Transformation durchlaufen und ihre "Lehmschicht", die sie in den vergangenen Jahrzehnten aufgebaut hätten, abbauen. Klagen, um höhere Gebühren durchzusetzen, sieht Esser, der gewöhnlich eher die Gemeinsamkeiten zwischen Verlagen und ÖRR betont, als den falschen Weg.

Gleichzeitig kritisiert er Forderungen, den ÖRR in Deutschland weiter einzuschränken, und verweist etwa auf Österreich, wo für den ORF deutlich weniger strenge Regeln gelten. Das betreffe u. a. die Werbung und Veröffentlichungen im Internet. Weitere Themen des Gesprächs sind das wachsende Engagement der "Zeit" auf Social Media – die Plattformen wolle der Verlag nicht den Populisten von links und rechts überlassen. Außerdem geht es um die Bedeutung von Linked-in für Essers Kommunikation als CEO.
turi2.tv (44-Min-Interview auf YouTube)

Inhaltsverzeichnis des Video-Interviews:

00:00 Büro und Bürogestaltung
04:00 Weltlage und Umgang damit
06:00
Was der Journalismus der "Zeit" heute leisten muss
07:20
Stimmung bei Partnern und Kunden
08:11
Bilanz und Zahlen der "Zeit" 2024
09:10
Werbeumsätze der "Zeit" und Rolle des Vertriebs/von Abos, Rekord-Auflage der Kernmarke
12:05
Schwesterverlage "Tagesspiegel" und "Handelsblatt" im Vergleich zur "Zeit"
14:00
Die "Zeit" als Innovationsführer – das war nicht immer so
15:00
Podcast-Abo
16:10
Wie lange geht das Abo-Wachstum noch weiter?
18:00
Umgang mit Tech-Riesen und Konkurrenz um Werbegeld
21:15
Wie viel Verantwortung hat Werbegeld? Warum Esser "Zeit"-Werbekunden nicht ins Gewissen redet
24:00
Konflikt zwischen Verlagen und dem ÖRR
31:25 Warum Rainer Esser selten selbst in der "Zeit" schreibt + Rolle von Linked-in
33:30
Die "Zeit" bei TikTok
36:11
Ist die Zeit für neue Submarken erstmal vorbei? Rolle von Events und Digitalem
41:04
Zukunft Essers als "Zeit"-Geschäftsführer: Rente mit 70?

Kurz und KNAckig: Warum der “televisionäre Konservatismus” noch üben muss.


Das neue ARD-Reportage­magazin “Klar” muss beim “televisionären Konservatismus” “‘klar’ noch üben”, schreibt Steffen Grimberg, Leitender Redakteur des KNA Mediendienstes, in unserer Kolumne Kurz und KNAckig. Beim Versuch, “eine nicht nur gefühlte Lücke im öffentlich-rechtlichen TV-Meinungs­spektrum” zu schließen, bediene das Format “vielleicht unbeabsichtigt, aber ziemlich eindeutig” Narrative von “Grenzen dicht machen” bis “Asylrecht abschaffen”. Die Redaktion schmeiße “öffentlich-rechtliche Grundsätze in einer Art und Weise über den Haufen”, dass sich die Sendung ihre “hämische Resonanz” selbst zuzuschreiben habe. weiterlesen >>>

Initiative Nachrichtenaufklärung veröffentlicht Ranking der “Vergessenen Nachrichten” – erstmals gemeinsam mit Deutschlandradio.


Unbeachtet: Die Initiative Nachrichten­aufklärung legt ihr Ranking der "vergessenen Nachrichten" in diesem Jahr erstmals gemeinsam mit Deutschland­radio vor. Demnach sieht die Jury aus Wissen­schaftlern und Journalisten deutsche Rüstungs­exporte für Kinder­soldaten auf dem ersten Platz der zu wenig beachteten Nachrichten. Es folgen die Zustände im Flüchtlingslager auf der griechischen Insel Samos und das Verbot von Menschen­rechts­organisationen in Äthiopien. "Wir sehen aktuell eine echte Nachrichten­schwemme in den Sozialen Medien und gleich­zeitig eine starke Themen­verengung", kritisiert Hektor Haarkötter, INA-Vorsitzender und Professor für politische Kommunikation an der Hoch­schule Bonn-Rhein-Sieg. Als Beispiel dient ihm der vergangene Wahlkampf. Getrieben von Social Media sei es fast ausschließlich um Migration, Inflation und Verteidigung gegangen. Der "über­wiegende Teil der Medien" sei auf "diesen Zug auf­gesprungen".
deutschlandfunk.de via mediendienst.kna.de (€)

(Foto: IMAGO / mhphoto)

Presserat rügt “Bild” für Berichterstattung im Fall Judy S.


Rügen-Gebirge: Der Presserat spricht in seiner März-Sitzung 24 Rügen aus – ein Drittel davon gehen an Springers "Bild". Das Boulevard­blatt und seine Schwester "BZ" werden u.a. für die Bericht­erstattung über die Berliner Polizistin Judy S. gerügt. Das Blatt hatte behauptet, dass es sich bei der Frau um eine trans Frau handele, die zwei Kollegen sexuell miss­braucht habe. Die Meldungen stellten sich als falsch heraus. Der Presserat sieht in der Enthüllung von S. Identität einen Verstoß gegen das Persönlichkeits­recht. Außerdem habe die Bericht­erstattung die Unschulds­vermutung verletzt.

Zwei weitere Rügen erhielt Bild.de wegen der Berichterstattung über den Anschlag auf den Magdeburger Weihnachts­markt. Der Presserat kritisiert hier u.a. "Sensations­bericht­erstattung". Eine weitere Rüge gab es für "Bild" wegen einer falschen Bild­unterschrift zu Fußball-Ausschreitungen in Amsterdam. Ein Foto, das zeigen sollte, wie israelische Fans angegriffen wurden, zeigte tatsächlich den Angriff dreier israelischer Fans auf einen Niederländer. "Bild" hat dem Presserat gegenüber eine Korrektur des Fehlers abgelehnt, so das Gremium. Zusätzlich rügt der Presserat das Blatt für irreführende Berichterstattung über Bürgergeld-Bezieher, wegen der Offenbarung der Identität der Kinder eines Vergewaltigungsopfers, des Vaters eines Tatverdächtigen, eines Verdächtigen in einem Mordfall und eines verunglückten Ehepaares.

Zahlreiche andere Medien erhielten darüber hinaus Rügen, weil sie geschäftliche Eigeninteressen nicht deutlich gemacht haben, Schleichwerbung veröffentlichten oder für eigene Produkte geworben haben. Der Online-Auftritt der "Berliner Zeitung" wurde für einen spekulativen Gastbeitrag zu Corona-Impfungen gerügt, der "Nordkurier", weil er einer Agenturjournalistin eine politische Aussage in einen Text herein redigiert hat, die diese nie getätigt hatte.

Die "taz" erhielt eine Rüge für die Aussage, Polizisten seien "von der Gesellschaft beauftragte Mörder in Uniform". Der "Hamburger Morgenpost" wirft der Presserat eine Falschdarstellung über eine entlassene Staatssekretärin vor.

Insgesamt sprachen die Mitglieder 24 Rügen, 29 Missbilligungen und 32 Hinweise aus. 49 Beschwerden waren als unbegründet zurückgewiesen worden.
mediendienst.kna.de (€), kress.de

Eine Meldung des KNA-Mediendienstes

“Spiegel”: Auch “Nius” hat im Fall Judy S. eine Unterlassungserklärung abgegeben.


Fake Nius: Auch die rechts­populistische Website "Nius" von Julian Reichelt hat im Fall Judy S. eine Unter­lassungs­erklärung abgegeben, berichtet der "Spiegel". Die Website hatte – ähnlich wie "Bild" – einer jungen Polizistin ange­dichtet, dass sie eine trans Frau sei und zwei Männer sexuell missbraucht habe. Zusätzlich veröffent­lichte die Website einen trans­feindlichen Kommentar. Die Texte sind nicht mehr abrufbar. Eine Entschuldigung oder Korrektur habe "Nius" – anders als "Bild" – nicht veröffentlicht.
spiegel.de, turi2.de (Background)

Kurz und KNAckig: Der lange Schatten der Pandemie.


Die Corona-Pandemie und der Beginn der Maßnahmen dagegen jähren sich dieser Tage zum fünften Mal. In den Medien wird jetzt viel aufgearbeitet und es werden auch unbequeme Fragen gestellt, beobachtet Steffen Grimberg. Der Leiter des KNA-Mediendienstes beschreibt in unserer Kolumne “Kurz und KNAckig”, wie Missverständnisse zwischen Journalismus und Wissenschaft die Gesellschaft verunsicherten. Ein Vertrauensverlust, der teilweise bis heute anhält.
weiterlesen >>>

Lese-Tipp: Wie “Bild” einer jungen Polizistin einen Penis andichtete.


Lese-Tipp: Der "Tages­spiegel" rekonstruiert den Fall Judy S., in dem Springers "Bild" eine junge Berliner Bundes­polizistin zur trans Frau erklärte, ihr sexuelle Über­griffe und einen Penis andichtete. Für Medien­anwalt Christian Schertz, der S. vertritt, ist es "die Geschichte eines unfass­baren Ruf­mordes". Erst als er klagte, nahm "Bild" die Vorwürfe zurück. Die Zeitung und Chef­redakteurin Marion Horn entschuldigten sich – und zahlten 30.000 Euro. Ob S. je wieder in ihrem Beruf arbeiten könne, sei unklar. Ihr Ruf sei zerstört.
"Tagesspiegel", 20.3.25, S. B10-B12 (€)

“Übermedien” wirft Rechtsaußen-Portal “Nius” Verbreitung gefälschter Zitate vor.


Es gilt das ausgedachte Wort? Medienkritik-Portal "Übermedien" wirft der rechts­populistischen Website "Nius" von Julian Reichelt vor, es bei der Verbreitung von wörtlichen Zitaten mit der Wahrheit nicht so genau zu nehmen. Autorin Johanna Bernklau nennt konkret ein Zitat von Wolodymyr Selenskyj, das "Nius" wohl erfunden und später korrigiert hat. "Übermedien" legt nahe, dass die "Nius"-Redaktion mit KI arbeite, die den Wortlaut von Zitaten ändere. In einem anderen Fall habe das Reichelt-Portal schon 2024 gefälschte Zitate von Wirtschaftswissenschaftler Lars Feld verbreitet. Daraufhin hatte dieser bei X eine Fake-News-Warnung geschrieben. Die gefälschten Zitate stehen anscheinend bis heute unverändert online.
uebermedien.de (€)

Medienmagazin “DWDL” übernimmt 50 % von “Übermedien” – Stefan Niggemeier scheidet als Gesellschafter aus.


@niggi out: Das TV-Branchen-Magazin "DWDL" von Thomas Lückerath (rechts) übernimmt 50 % des Medienkritik-Portals "Übermedien". Mitgründer Stefan Niggemeier (links) verkauft seine Anteile und scheidet als Gesellschafter aus. Künftig gehört "Übermedien" je zur Hälfte "DWDL" und Mitgründer Boris Rosenkranz. Niggemeier begründet sein Ausscheiden mit dem Wunsch, "Dinge jenseits von 'Übermedien' und jenseits von Medienkritik auszuprobieren". Er bleibe dem Online-Magazin aber als Autor verbunden. Beide Redaktionen sollen laut Pressemitteilung weiterhin eigenständig arbeiten, auch an der Finanzierung soll sich nichts ändern. "Übermedien" ist durch Mitgliedsbeiträge finanziert, "DWDL" ist werbefinanziert. Auch Chefredakteur und Geschäftsführer Alexander Graf bleibt an Bord. Er betont, dass die redaktionelle und wirtschaftliche Unabhängigkeit von 'Übermedien' gewahrt bleibe.
uebermedien.de

(Foto: IMAGO / Chris Emil Janßen, IMAGO / Horst Galuschka, Montage: turi2)

Urknall des Reality-TV: 25 Jahre “Big Brother” in Deutschland.


Als “Big Brother” in Deutschland im März 2000 erstmals auf Sendung ging, forderte Kurt Beck, damals Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, ein Verbot. Die Medienbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland sprach von einem “Menschenzoo”. Das Reality-Format hat Geschichte geschrieben, die Macher bezeichnen es heute als “Eliteformat” unter den inzwischen zahlreichen Reality-Sendungen. Heike Hupertz vergleicht in ihrem Text für epd Medien die erste Staffel von vor 25 Jahren mit der aktuell laufenden 15. – mit erstaunlichen Erkenntnissen. Ihr Text erscheint in der Reihe Das Beste aus epd Medien bei turi2.
weiterlesen >>>, medien.epd.de (Text bei epd Medien lesen)

“taz” und “FAZ” kritisieren fehlende Transparenz in “Spiegel”-Beitrag über Immobilienunternehmer.


Zimmervermittler-Vermittlerin: "taz" und "FAZ" werfen "Spiegel"-Vize Melanie Amann einen Interessen­konflikt und fehlende Transparenz bei einem Artikel über einen Berliner Immobilien­unter­nehmer vor. Dieser vermietet auch eine Berliner Wohnung, die Amann und ihrer Mutter gehört. Dort wohnt ein Freund des "taz"-Autors, dem wohl gekündigt werden soll, weshalb die Geschichte jetzt anscheinend an die Öffentlichkeit kommt. Es geht um einen Beitrag von 2022 über Unter­künfte für ukrainische Geflüchtete, in dem der Immobilien­unternehmer als Protagonist erscheint. Amann habe den Beitrag "weder initiiert noch in irgend­einer Weise inhaltlich beeinflusst", teilt der Verlag mit. Sie habe den Mann bei der Recherche nur als "möglicher­weise geeigneten Ansprech­partner" genannt und "unter Offen­legung ihrer persönlichen Verbindung zu ihm" den Kontakt vermittelt. "taz" und "FAZ" fehlt dieser Transparenz­hinweis unter dem Beitrag. Einen "hand­festen Medien­skandal" kann "Welt"-Medien­redakteur Christian Meier darin nicht erkennen, "auch wenn sich die 'taz' das zu wünschen scheint". Meier meint: "Dass Journalisten die besseren Vermieter sind, ist vermutlich nur ein frommer Wunsch."
taz.de, faz.net (€), welt.de (Meier)

(Foto: IMAGO / teutopress)

Lese-Tipp: Warum Hörer von Schlagerradio beim “Superquiz” nicht auf die Lösung kommen.


Lese-Tipp: Stefan Niggemeier wirft Schlager­radio vor, sein Super­quiz unnötig in die Länge zu ziehen. Das Format sei "ähnlich nervig" und "ähnlich zweifel­haft" wie einst 9Live. Über 20 Minuten erweckten die Moderatoren den Eindruck, es komme niemand auf die richtige Lösung, nennen immer wieder die kosten­pflichtige Telefon­nummer für 50 Cent pro Anruf und erhöhen aus "Verzweiflung" Gewinn­summe und "Gewinn­leitungen". Produziert wird das Quiz von einer externen Firma, die Sendern durch die Anruf­einnahmen "ohne Investitions­risiko attraktive Zusatz­erlöse" verspricht.
uebermedien.de (€)

(Bild: Schlagerradio)

Übermedien: “Nius” und “JF” haben gefälschte dpa-Meldung verbreitet.


Jung und naiv? Das rechts­populistische Portal "Nius" von Julian Reichelt und die rechte Zeitung "Junge Freiheit" haben eine gefälschte dpa-Meldung ver­breitet, berichtet Stefan Niggemeier bei "Übermedien". In der vermeint­lichen dpa-Nachricht hatte es geheißen, dass Friedrich Merz sich bereits darauf fest­gelegt habe, dass bei einer Koalition mit der SPD das Innen­ministerium an die Sozial­demokraten fallen würde. Merz selbst hatte die Meldung zurück­gewiesen, Froben Homburger, Nachrichten­chef der dpa, hatte erklärt, dass die Agentur keine solche Meldung veröffent­licht habe. Dennoch hätten "Nius" und "JF" die Meldung auf­gegriffen und ver­breitet, so "Übermedien". Die Falschmeldung auf der "Nius"-Seite wurde anscheinend inzwischen entfernt, ein Facebook-Post, den viele Nutzende wütend kommentieren, ist am Abend allerdings weiter abrufbar. Auch die "JF" hat die Meldung anscheinend offline genommen und einen Kommentar angepasst.
uebermedien.de, facebook.com ("Nius"-Post), jungefreiheit.de (angepasster Kommentar)

Hör-Tipp: Warum Oliver Kalkofe Retro-TV kritisch sieht.


Hör-Tipp: Komiker und TV-Kritiker Oliver Kalkofe ist zu Gast im "Läuft"-Podcast von epd Medien. Im Gespräch mit Alexander Matzkeit erklärt er, dass Nostalgie nicht unbedingt ein Geschäfts­modell fürs TV sein muss: "Vieles war früher ganz toll, weil uns viel­leicht auch die besseren Ver­gleiche fehlten." Zudem plädiert er für Medien­bildung als Pflicht­fach in der Schule. Wer nicht früh lerne, richtig mit Medien umzu­gehen, laufe Gefahr, Opfer von Fake News und Populis­mus zu werden.
open.spotify.com (27-Min-Podcast) via medien.epd.de (€)

Trump und Paramount suchen im Streit im “60 Minutes”-Interview Mediator.


60 Minuten mit Folgen: Im 20 Mrd Dollar schweren Rechts­streit zwischen CBS News und Donald Trump suchen die Parteien einen Mediator, meldet die "NYT". Trump wirft CBS und Mutter-Konzern Paramount unerlaubte Wahl­beein­flussung in einem Interview mit Kamala Harris vor. Der Sender hatte bei CBS News auf eine Reporter-Frage einen anderen Antwort-Teil gesendet als im ausführlichen Inter­view bei "60 Minutes".
nytimes.com (€), yahoo.com

“Spiegel”-Ombudsstelle sieht keine Verstöße bei Bericht über “Katapult”.


Entspiegelt: Die Ombuds­stelle des "Spiegel" findet "keine schwer­wiegenden Verstöße" gegen die Redaktions­standards bei einem Bericht zum "Katapult"-Buchladen in Chemnitz, der vor Weihnachten erschienen war, teilt der Verlag auf turi2-Anfrage mit. An zwei Stellen habe das Gremium "Ungenau­igkeiten" ausgemacht, die der "Spiegel" inzwischen korrigiert und unter dem Text transparent gemacht habe. Mehrere "Katapult"-Beschäftigte hatten sich vom "Spiegel" falsch wieder­gegeben gefühlt. Verleger Benjamin Fredrich warf dem Magazin u.a. vor, Mitarbeitende herabgewürdigt und manipuliert sowie "verzerrte und falsche Zitate" veröffentlicht zu haben.
turi2 – eigene Infos, turi2.de (Background), katapult-magazin.de (Statements), katapult-magazin.de ("Berichtigungen"), spiegel.de (€, korrigierter Artikel)

(Foto: IMAGO / imagebroker / Thomas Lammeyer)

Gegen Forsa und das ZDF: Sahra Wagenknecht macht Medien für ihr Scheitern mitverantwortlich.


Die Schuld der Medien? BSW-Chefin Sahra Wagen­knecht macht Medien und Umfrage­institute für das Scheitern ihrer Partei an der Fünf-Prozent-Hürde bei der Bundes­tagswahl mitverant­wortlich. Konkret erhebt sie im Rahmen eines Statements bei der Bundes­presse­konferenz Vor­würfe gegen das ZDF und Forsa. Während die Bericht­erstattung über die neue Partei anfangs noch fair gewesen sei, sei der Umgang der Medien mit Wagenknecht und ihren Anhängern im Sommer gekippt. Die Erfolgs­aus­sichten der Partei seien "systematisch nieder­geschrieben" worden.

Besonders das Umfrage­institut Forsa nimmt Wagenknecht ins Visier. Obwohl alle Umfragen im Herbst bei 7 % gestanden hätten, habe Forsa die Partei mit nur noch 4 % bewertet – begleitet durch intensive Medien­bericht­erstattung. Im Januar hätten, laut Wagenknecht, Forsa und das ZDF die Partei nur noch bei 3 % gesehen, obwohl andere Umfragen bei 6 % lagen. 48 Stunden vor der Wahl habe Forsa erneut von einem niedrigen Ergebnis für das BSW berichtet und das Wahl­ergebnis damit um 66 % unter­schätzt. Für Wagen­knecht eine "gezielte Aktion zur Manipulation von Wahl­ver­halten". Der Partei fehlen nur knapp 13.500 Stimmen zum Einzug in den Bundestag.

Der DJV weist die Vorwürfe als "absurd" zurück: "Auch kleine Parteien haben durch neue Formate einen größeren Raum bekommen", sagt der Vorsitzende Mika Beuster. BSW-Chefin Wagenknecht könne sich nicht über fehlende Medien­präsenz beschweren.
turi2 – eigene Beobachtung, welt.de, djv.de

(Foto: IMAGO / Andreas Gora)

Stella Venohr wird neue Medienkorrespondentin der dpa.


Was mit Medien: Journalistin Stella Venohr verant­wortet künftig die Medien­bericht­erstattung der dpa. Sie folgt auf Anna Ringle, die die Leitung des Regional­büros Nord­amerika übernimmt. Seit Anfang 2024 ist Venohr als EU-Korrespondentin im Brüsseler dpa-Büro tätig. Zuvor war sie für die Nachrichten­agentur als Politik­redak­teurin und Bundes­korrespondentin tätig.
presseportal.de, turi2.de (Ringle)

(Foto: Daniela Arndt / dpa)

Programm-Ausschuss des RBB-Rundfunkrats diskutiert am 17. Februar in Sondersitzung die Causa Gelbhaar.


Nachspiel: Der Programm-Ausschuss des RBB-Rund­funk­rats trifft sich am 17. Februar zu einer Sonder­sitzung in der Causa Gelb­haar. Man unter­stütze "Intendantin Ulrike Demmer aktiv bei der Auf­klärung der aktuellen Vor­gänge" und begrüße, dass die "Fehler voll­ständig und ohne Rück­sicht auf Personen aufge­klärt" würden, heißt es in der Ankündigung. Die Sitzung wird in Berlin statt­finden und nicht öffent­lich sein. Die Sonder­sitzung war ursprüng­lich bereits für den 30. Januar angedacht gewesen.
presseportal.de, turi2.de (erste Ankündigung)

CDU wirft ZDF-Nachrichten “bewusste Falschdarstellung” vor.


Schlecht geschnitten? Die CDU ist nicht amüsiert über den Bericht der "heute"-Nach­richten vom CDU-Partei­tag. Die Partei stört sich an einem Schnitt­bild, das Delegierte mit ver­schränkten Armen zeigt, und der Formulierung "trotzige Zustimmung" zu Kanzler­kandidat Friedrich Merz. Für NRW-Medien­minister Nathanael Liminski "eine bewusste Falsch­dar­stellung" und ein Fall für "Konsequenzen". Das ZDF weist den Vor­wurf scharf zurück und betont, dass im Beitrag auch die Rede von "stehenden Ovationen" und "demonstrativer Unter­stützung" für den Partei­chef ist.
faz.net (€), focus.de, zdf.de (2-Min-Video)

“Business Insider” zitiert aus Anwalts-Schreiben an den RBB im Fall Gelbhaar.


RBBusiness Insider: Springers "Business Insider" legt in der Bericht­erstattung im Fall Gelbhaar nach und zitiert aus einem Anwalts-Schreiben, das vor der Veröffent­lichung der Vorwürfe gegen den Grünen-Politiker im RBB einge­gangen sei. Darin soll Gelbhaars Anwalt den Vorwürfen gegen seinen Mandanten unge­wöhnlich deutlich wider­sprochen, Belege genannt und seine Zusammen­arbeit bei der Auf­klärung ange­boten haben. Wenigstens das Justiziariat des Senders müsse von dem Schreiben gewusst haben, so "BI". Auf die Frage, warum der Sender die Vor­würfe, dennoch veröffent­lichte, verweise der RBB auf die gerade einge­leitete externe Unter­suchung. Nach der Sendung hatte sich die eides­stattliche Ver­sicherung einer ver­meint­lichen Hinweis­geberin der RBB-Redaktion als falsch erwiesen. "BI"-Investigativ-Chef Lars Petersen sieht nun nicht nur die Redaktion, sondern auch die Sender­führung in "Erklärungs­not".
businessinsider.de (€)

Causa Gelbhaar: RBB-Chefredakteur spricht intern von personellen Konsequenzen, berichtet “Business Insider”.


Hört mit: Springers "Business Insider" berichtet detailliert aus einer internen Schalt­konferenz zwischen RBB-Chef­redakteur David Biesinger und seinen ARD-Kollegen von Dienstag. Thema war der Fall Gelb­haar. Biesinger soll laut "BI" erst­mals von personellen Konse­quenzen gesprochen haben. Demnach soll eine Reporterin, die sich der­zeit im Mutter­schutz befinde, die vermeint­liche Quelle betreut haben, die sich später als falsch heraus­stellte. "Ich gehe von personellen Konsequenzen natür­lich aus", zitiert das Magazin Biesinger. Vorher müsse man die laufende Unter­suchung abwarten.

Offenbar hatte sich die Journalistin mit der Quelle nicht nur nicht per­sönlich getroffen, sondern auch eine Szene, die ein vermeint­liches Treffen zeigt, für die Bericht­erstattung nach­ge­stellt. Dies sei im Abnahme-Prozess nicht transparent gemacht worden.

Ein RBB-Sprecher lehnt gegen­über "BI" einen Kommentar des Schalt­gesprächs ab: "Die Chefredaktions­konferenz tagt ver­trau­lich, wir kommentieren daher keine kolportierten Aus­sagen aus diesem Kreis."
businessinsider.de (€)

(Fotos: IMAGO / Future Image; rbb/Gundula Krause)

Bernhard Pörksen warnt vor einer Rückkehr des Gesinnungs-Journalismus.


Fähnchen im Wind? Medien­wissen­schaftler Bernhard Pörksen fürchtet eine Rück­kehr des Gesinnungs­journalismus. Abos würden immer mehr zur Haupt­einnahme­quelle für Medien, dadurch bestehe die Gefahr, dem Publikum nach dem Munde zu schreiben, statt publizistisch Distanz zu wahren, sagt er dem epd. Er fordert eine stärkere Dialog­orientierung zwischen traditionellem Journalismus und den ver­netzten Nutzern. Zudem sollten Medien ihre Arbeits­weisen über­denken, um nicht zum Ver­stärker von Empörung zu werden.
medien.epd.de (€)

(Foto: IMAGO / epd)

Olaf Scholz nennt Springers “Bild” die “Presseabteilung der CDU”.


Wumms gegen Springer: Olaf Scholz schießt im Inter­view mit dem "Hamburger Abend­blatt" gegen seinen Kontra­henten Friedrich Merz und die "Bild"-Zeitung. In dem Gespräch mit Chef­redakteur Lars Haider nennt der Kanzler Springers Boulevard-Blatt "die Presse­abteilung der CDU". Als Beleg dient ihm die Beobachtung, dass Verhandlungs-Positionen von Merz bereits im Vor­feld von politischen Gesprächen öffentlich in Zeitungen als un­ver­handelbar nach­zu­lesen gewesen seien, mit denen Merz "eng kooperiert": "Da gibt’s ja eine mit vier Buch­staben – Presseabteilung der CDU." Dabei sei es um Ver­hand­lungen zwischen der Regierung und der Union in Fragen der Migrations­politik gegangen.

Im weiteren Gespräch zwischen Haider und Scholz geht es stellen­weise um politische Kommunikation. So erklärt der Kanzler, dass er bei der öffent­lichkeits­wirk­samen Ent­lassung von FDP-Chef Christian Lindner als Finanz­minister keines­wegs "beleidigt" oder "hysterisch" gewesen sei: "Ich war zornig." Auf Nach­frage erklärt Scholz, dass er durch­aus öfter als alle vier Jahre einmal zornig werde – "aber Sie bekommen das nicht immer mit".

Im Zusammen­hang mit der Frage nach einer Absenkung des Wahl-Alters für die Bundes­tags­wahl auf 16 Jahre, die der Kanzler befür­wortet, spricht er auch über die heute fragmentiertere Medien­land­schaft. Es würden nicht mehr alle Menschen Zeitungen lesen und Radio hören, zudem gebe es "unglaub­lich viele soziale Medien". "Es ist schwer hinzu­kriegen, dass man mit allen im Gespräch ist. Das war schon mal ein­facher. Aber das ist etwas, da müssen wir einen Weg finden, wie das gelingt. Ohne, dass wir Kultur­pessimisten werden."
abendblatt.de (mit 83-Min-Video)

(Foto: Video-Screenshot, Abendblatt.de, Ausschnitt)

Kinder als Zielgruppe: Über die Suchtgefahr von Kinderserien.


In Kinder­serien geht es häufig rasant zu: Schnelle Schnitte und Szenen­wechsel, schrille Farben und laute Geräusche können im schlimmsten Fall süchtig machen. Viele sehr junge Zuschauer bingen inzwischen wie die Älteren. In unserer Reihe NewsKNAcker, die wir in Kooperation mit dem “KNA-Medien­­dienst” veröffent­­lichen, fragt Kristina Staab, wie Eltern erkennen, welche Angebote problematisch sein können. Experten raten zu konkreten Absprachen mit dem Nach­wuchs, wie viel und was geguckt werden darf.
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Schweizer Boulevardblatt “Blick” muss mehr als 326.000 Euro an Jolanda Spiess-Hegglin zahlen.


Gewinn-Aus­schüttung: Ein Schweizer Gericht verur­teilt den Ringier-Verlag zu einer Zahlung von mehr als 326.000 Euro an die Ex-Grünen-Politikerin Jolanda Spiess-Hegglin. Die Summe, zuzüg­lich Zinsen und Verfahrens­kosten, sieht das Gericht als den Gewinn an, den "Blick"-Verlag Ringier mit persönlich­keits­rechts­ver­letzender Bericht­erstattung über Spiess-Hegglin ab 2014 erzielt hat.

Der Ver­lag wider­spricht der Summe und kündigt gegenüber dem "Standard" an, die Ent­scheidung anzu­fechten. Für Ladina Heim­gartner, CEO von Ringier Schweiz, ist die Ent­scheidung ein "fataler Schlag gegen den freien Journalismus". Sie gibt zu, dass die "Blick"-Bericht­erstattung "nicht zu den publizistischen Stern­stunden" des Boulevard-Blatts gezählt habe. Der tat­sächliche, mit den Meldungen erzielte Gewinn liege aber deutlich unter der geforderten Summe.

"Blick" hatte damals über eine mögliche Ver­gewaltigung Spiess-Hegglins durch einen anderen Politiker berichtet, was Spiess-Hegglin als Auf­takt zu einer "medialen Hetzjagd" beschreibt. Ringier soll rund 200 Artikel zu dem Fall veröffent­licht haben, gegen vier besonders reißerische Texte klagte sie auf Schaden­ersatz.
derstandard.den, faz.net, blick.ch (Kommentar Heimgartner)

(Foto: TIL BUERGY / Keystone / picturedesk.com)

Edelman Trust Barometer sieht Vertrauensverlust in Medien, Wirtschaft und Politik.


Dunkle Wolken: Das Edelman Trust Barometer 2025 sieht das Vertrauen in Wirtschaft, Regierung, Medien und NGOs erschüttert. 69 % der Deutschen fühlen sich demnach benachteiligt und nehmen reiche und privilegierte Gruppen als Haupt­profiteure wahr. Besonders junge Menschen würden zunehmend "feind­seligen Aktivismus", ein­schließlich Gewalt akzeptieren, um Ver­änderungen zu erzwingen. Unter­nehmen allein würden den wachsenden Groll nicht bewältigen können, sagt Edelman-CEO Christiane Schulz: "In Deutschland, wo Themen wie soziale Ungleich­heit, steigende Lebens­haltungs­kosten und Desinformation all­gegen­wärtig sind, braucht es eine konzertierte Zusammen­arbeit aller Institutionen." Das Edelman Trust Institute hat für die Studie 33.000 Menschen in 28 Ländern befragt.
edelman.com (Zusammenfassung und Download)

Prinz Harry einigt sich im Abhör-Prozess mit “Sun”.


Royale Einigung: Prinz Harry und die britische "Sun" schließen noch vor dem zweiten Prozess­tag einen Ver­gleich im Streit um illegale Recherche­methoden. Der Verlag ent­schuldigte sich öffent­lich und zahlt Harry eine "substanzielle Ent­schädigung". Der Prozess sollte ursprüng­lich zehn Wochen dauern und auch Harry als Zeugen hören. Der Abhör­skandal kostete den Murdoch-Konzern bisher über 1 Mrd Euro, berichtet die BBC. Ein weiteres Ver­fahren gegen die "Daily Mail" ist anhängig.
sueddeutsche.de, dwdl.de

(Foto: IMAGO / ZUMA Press)

NDR prüft Abrechnungsbuch von Ex-“Tagesschau”-Mitarbeiter.


Abrechnung und Widerspruch: Der NDR wehrt sich gegen das Buch "Inside Tagesschau" des früheren ARD-Aktuell-Mit­arbeiters Alexander Teske. Das Buch werde "derzeit auf mögliche Rechts­verletzungen geprüft", teilt eine NDR-Sprecherin auf Anfrage von "Focus Online" mit. Teskes Schilderungen seien "ein­seitig" und beruhten "auf den subjektiven Erinnerungen eines einzelnen, ehemaligen Mit­arbeiters". Teske habe sich 2022 erfolg­los auf eine unbefristete Stelle beworben, seine Klage dagegen wurde vom Arbeits­gericht Hamburg "voll­umfänglich abgewiesen", so der NDR. Eine Einladung der Chef­redaktion zur internen Diskussion seines Buchs habe Teske unbe­antwortet gelassen. In seinem Buch wirft er der ARD-Nachrichten­redaktion u.a. tendenziöse Bericht­erstattung und fehlendes Gespür "für die Nöte der breiten Bevölkerung" vor. Besonders in rechts­populistischen Medien stößt er damit offene Ohren.
focus.de

Debatte: “NZZ”-Deutschland-Vize Morten Freidel findet, dass Faktenchecks die öffentliche Diskussion gefährden.


Debatte: "NZZ Deutsch­land"-Vize Morten Freidel arbeitet sich an Fakten­checks und Fakten­checkern ab. Letztere würden häufig "keine Tat­sachen prüfen, sondern Meinungen bewerten". Als Beispiel zieht er jeweils Faktenchecks von "Correctiv" und der dpa heran, die Texte des Blogs "Achse des Guten" kritisierten und im Nach­hinein gericht­lich unter­sagt wurden. Als Kron­zeuge kommt u.a. Anwalt Joachim Stein­höfel zu Wort, der erfolg­reich gegen die Fackten­checks vor­ge­gangen war. Er "möchte nicht", dass "staat­lich unter­stützte ideo­logisch konta­minierte Wahrheits­finder darüber befinden, was richtig oder falsch ist".
nzz.ch (€), newsroom.de (Zusammenfassung)

Jusos-Chef Philipp Türmer greift in der “Zeit” “Nius”-Finanzier Frank Gotthardt an.


Milliarden-Zoff: Die "Zeit" lässt Jusos-Chef Philipp Türmer und Unter­nehmer Raoul Roßmann im "Streit"-Gespräch gegen­einander antreten. Dabei übt Türmer harte Kritik an "Nius"-Finanzier Frank Gotthardt. An seinem Beispiel "sehen wir doch, wie sehr es den Diskurs zersetzt, wenn Menschen mit viel Geld sich politische Macht erkaufen und beispiels­weise Medien­unter­nehmen auf­bauen, die eigent­lich rechten Aktivismus betreiben". Türmer und Roßmann diskutieren die Frage: "Soll man Milliardäre abschaffen?"
zeit.de (€)

(Foto: IMAGO / dts Nachrichtenagentur)

MDR reagiert auf Kritik an Live-Schalte nach Anschlag in Magdeburg.


Schalt-Kritik: Der MDR wehrt sich gegen Kritik an einem Schalt­gespräch zu Sachsen-Anhalts Minister­präsident Reiner Haseloff kurz nach dem Anschlag auf den Magde­burger Weih­nachts­markt. Ein Sender­sprecher sagt, "dass es sich um eine zwischen den 'Tages­themen' und der Staats­kanzlei fest vereinbarte Schalte in die Live-Sendung gehandelt hat und nicht, wie fälsch­liche­rweise dar­ge­stellt, um einen 'dreisten Vorgang'. Ein MDR-Reporter hatte ein Statement Haseloffs unter­brochen, indem er ihm ein Handy mit Ingo Zamperoni am anderen Ende in die Hand gedrückt hat. Laut MDR "haben die Kollegen der anderen Medien vor Ort von der verein­barten Schalte profitiert".
turi2 – eigene Infos, turi2.de (Kritik)

(Foto: Screenshot ARD)

Video-Tipp: Warum Christian Schertz kein Journalist geworden ist.


Video-Tipp: Medien­anwalt Christian Schertz wollte selbst mal Journalist werden, sagt er im Inter­view mit Gregor Gysi bei "Miss­ver­stehen Sie mich richtig". Sein Vater habe ihn irgend­wann gefragt, ob er lieber über das Tun und Schaffen anderer berichten oder selbst tun und schaffen wolle. Beim Rias habe er journalistische Arbeit erlebt und die anwalt­liche Tätigkeit als sinn­stiftender empfunden. Im Vorgespräch sagt Schertz, dass er auch heute noch die meisten Prozesse gegen "Bild" führt – danach komme gleich der "Spiegel". Das Nachrichten-Magazin finde er "fast schlimmer" als Springers Boulevard-Blatt.
youtube.com (2-Std-Video)



(Foto: Schertz-Bergmann)

“Mediapart” erhebt Zensur-Vorwürfe gegen den NDR – der Sender widerspricht.


He said, she said: Das französische Online-Magazin "Media­part" wirft dem NDR Zensur vor. Hinter­grund ist eine Recherche über die Finanzierung der US-Recherche-Organisation OCCRP, aus der sich der deutsche Sender kurz vor der Ver­öffent­lichung zurück­gezogen haben soll. Laut des Berichts von "Media­part" hatte der NDR die Recherche initiiert und weitere inter­nationale Medien mit ins Boot geholt. Der NDR habe u.a. den OCCRP-Leiter Drew Sullivan inter­viewt. Vor der Kamera habe er zu­ge­geben, dass ein Groß­teil der Finanzierung des OCCRP von der US-Regierung komme. Zudem berichten die französischen Journalisten, dass die US-Behörden auf die Besetzung von Schlüssel­positionen der Recherche-Organisation Ein­fluss genommen hätten.

Der NDR widerspricht dem Zensur-Vorwurf. Er "entbehrt jeglicher Grundlage und entspricht in keiner Weise den Tatsachen", so der Sender. Demnach haben sich "mehrere Redaktionen des NDR (...) unabhängig und autonom gegen die Fortführung oder Veröffentlichung der Recherche entschieden".

Auf­grund der Erkenntnisse der NDR-Journalisten habe der Sender die Zusammen­arbeit mit dem OCRP bereits im Oktober 2023 auf Eis gelegt, bestätigt eine Sprecherin turi2. Man habe "seit der kritischen Recherche von NDR-Autoren" "an keinen Rechercheprojekten des OCCRP mehr teilgenommen". Laut "Mediapart" sei ein Bericht, der für das Medien­magazin "Zapp" ent­standen sei, nicht ver­öffent­licht worden. Hier widerspricht der NDR: "Die Redaktion 'Zapp' war an der Recherche zu OCCRP nicht beteiligt." Es gebe weder einen fertigen noch unfertigen Film. Darüber hinaus lagen laut NDR "zu keinem Zeitpunkt (...) abnahmefähige Texte oder Filme vor".
turi2 – eigene Infos, mediapart.fr (englisch, Vorwürfe gegen NDR), mediapart.fr (englisch, OCCRP-Recherche), dropsitenews.com

(Foto: NDR/Gita Mundry)

Bernhard Pörksen hält dem “Spiegel” im “Spiegel” Fehler in der Klimaberichterstattung vor.


Den Spiegel vorgehalten: Medien­wissen­schaftler Bernhard Pörksen arbeitet im "Spiegel" auf fünf Seiten die Klima­bericht­erstattung des "Spiegel" auf. Er sieht im Nachrichten-Magazin bis 2019 einen schlingernden Kurs zwischen Pani­kmache und Ver­niedl­ichung, etwa, wenn er auf eine Interview-Serie mit dem Wissen­schaftler Hans von Storch ver­weist, der den Klima­wandel her­unter­spielt. Ab 2019 habe sich das geändert, u.a. mit neuen Formaten wie Podcasts. Dennoch bleibe der "Spiegel" "unter seinen Möglich­keiten". Pörksen regt etwa ein eigenes Ressort "Klima & Zukunft" an und wünscht sich einen "planeta­rischen Journalismus", der Klima­kriminalität "mit Wucht und Wums attackiert". Pörksen schreibt einmal pro Quartal eine öffent­liche Blatt­kritik für den "Spiegel".
"Spiegel" 48/2024, S. 94-98 (€)

Holger Friedrich übt Kritik an “Spiegel”, “Zeit” und Jan Böhmermann.


Mächtig viel Theater: Der Ver­leger der "Berliner Zeitung", Holger Friedrich, hat bei einem Bühnen-Gespräch am Donnerstag­abend in einem Theater in Görlitz Kritik an der deutschen Medien­land­schaft geübt. Beim Umgang der Medien mit dem Osten fehle ihm die "Ebenen­kon­formität". Seiner Meinung nach seien etwa die Journalisten der "Zeit im Osten" nicht frei in dem, was sie schreiben. Als Bei­spiel gilt ihm ein Inter­view, das schief­gegangen sei. Er nehme die "Zeit im Osten" als von einer Zentrale in Hamburg gesteuertes "kleines Kolonial­waren­geschäft" wahr. In der Bericht­erstattung fehle zudem die "trans­formatorische Erfahrung", die Menschen im Osten durch die Wende gemacht hätten.

Kritik gibt es zudem am "Spiegel" und dessen Chef­redakteur Dirk Kurbjuweit. Friedrich bedauert, dass der Journalist die Einladung zu dem Gespräch in Görlitz nicht ange­nommen hat. Im Streit mit dem Nachrichten-Magazin um den Text "Die Alternativ­medien­macher" betone er, dass man dem "Spiegel" in einem Ver­gleich "mindestens einen Fehler" nach­ge­wiesen habe. Dem Satiriker Jan Böhmermann wirft Friedrich vor, durch wirtschaft­liche Ver­flechtungen mit dem ZDF "hoch­korrumpiert" zu sein.

Gleich­zeitig ver­teidigt Friedrich die Arbeit der "Berliner Zeitung", in der zuletzt immer wieder Historiker darüber diskutiert haben, ob man die DDR eine Diktatur nennen dürfe: "Wir sind die einzige Zeitung in Deutsch­land, die in der Hand von Ost­deutschen ist. Insofern dürfen wir bitte auch mal eine ost­deutsche Perspektive in einer deutschen Zeitung bringen." Zudem betont Friedrich die "Soft Power" west­licher Gesell­schaften – die Presse-, Kunst- und Meinungs­frei­heit – die es zu ver­teidigen gelte.
sueddeutsche.de (€), berliner-zeitung.de, youtu.be (ca. 2-Std-Video)

(Foto: IMAGO / pictureteam)

Video-Tipp: “Zapp” über die mediale Präsenz von Straf­verteidiger Alexander Stevens .


Video-Tipp: Wie kaum ein anderer Jurist trägt Straf­verteidiger Alexander Stevens seine Fälle in die Öffentlichkeit. Er hat u.a. einen True Crime-Podcast beim BR und eine Bühnen­show zusammen mit "Tages­schau"-Sprecher Constantin Schreiber. "Zapp" hat Stevens über einige Monate begleitet und mit Kritikern gesprochen, die es bedenklich finden, über gezielte Medien­arbeit Einfluss auf Verfahren zu nehmen. Stevens dagegen hält es für "rechts­staats­fördernd", Gerichts­urteile auch öffentlich zu hinter­fragen.
youtube.com (43-Min-Video), x.com/ZappMM (Auszüge)

(Foto: IMAGO/Stefan Schmidbauer)

Hör-Tipp: Correctiv-Chefredakteur Justus von Daniels reagiert auf Kritik an “Geheimplan”-Recherche.


Hör-Tipp: Im Pod­cast "Läuft" von EPD Medien reagiert "Correctiv"-Chef­redakteur Justus von Daniels auf die Kritik an seiner "Geheimplan"-Recherche: "Wenn man einen Text ver­öffent­licht hat, fragt man sich immer, was man hätte besser machen können." Viele Vor­schläge seien konstruktiv und legitim gewesen. Die Debatte mit "Über­medien" beurteilt er aller­dings als "über­zogen". Brigitte Baetz, Vor­sitzende der Nominierungs­kommission des Grimme Online Awards, springt ihm zur Seite. Sie nennt die "Über­medien"-Kritik so klein­teilig, dass sie selbst für Medien­schaffende nur schwer nach­voll­zieh­bar gewesen sei. In der Öffent­lichkeit bleibe der Eindruck, "Correctiv" habe unsauber gearbeitet – was sie "ver­heerend" nennt.
laeuft-programmschau.podigee.io (27-Min-Podcast)



(Foto: IMAGO / Sven Simon)

Video-Tipp: “MDR exactly” nimmt sich True-Crime-Formate vor.


Video-Tipp: "MDR exactly" berichtet über den Spagat zwischen Journalismus und Unter­haltung in True-Crime-Formaten. "Zeit Ver­brechen"-Chef­redakteur Daniel Müller erklärt, dass in der Redaktion viel über den Umgang mit Hinter­bliebenen diskutiert werde. Dennoch ließe sich eine Retraumatisierung nicht immer ver­meiden. Dem Podcast "Weird Crimes" wirft MDR-Reporter Daniel Tautz "Täter­kult" vor, weil die Macherinnen bei einem Live-Event in Hamburg eine ver­urteilte Täterin unter Jubel-Rufen des Publikums auf die Bühne geholt haben.
ardmediathek.de (30-Min-Reportage), presseportal.de

(Foto: MDR/Christian Uhlisch)

Bildblogger Moritz Tschermak meldet sich zurück.

Fortsetzung folgt: Moritz Tschermak will den "Bildblog" wieder­beleben. Das kündigt er am Ende eines aktuellen Eintrags über eine "Bild"-Über­schrift, die gegen die Unschulds­vermutung ver­stößt, an. Im "Bildblog"" sei es – abge­sehen von der werk­täg­lichen Kolumne "6 vor 9" von Lorenz Meyer – "lange Zeit sehr ruhig" gewesen. Das solle sich nun ändern und wieder regel­mäßig gebloggt werden. Tschermak hatte Ende 2021 in eigener Sache geschrieben, dass er aus "persön­lichen, gesund­heit­lichen Gründen" kürzer treten müsse und nur noch sehr un­regel­mäßig Beiträge ver­fasst.
bildblog.de

Wer erzählt im Fernsehen vom Osten?


Blick nach drüben: 35 Jahre nach dem Fall der Mauer wird noch immer vom “Osten” und vom “Westen” gesprochen, über “ostdeutsche Identität” diskutiert und den “westlichen Blick”. Auch bei Fernseh­produktionen stellt sich die Frage: Wer erzählt über die Geschichte und Gescheh­nisse in der DDR? Tilmann Gangloff hat für epd Medien mit Produzentinnen, Autoren und Redakteurinnen gesprochen, wie sie heute mit solchen Stoffen umgehen. Die ARD-Serie “Weissensee” etwa, die unser Titel­bild zeigt, spielt in der DDR der 80er Jahre. Das Buch schrieb die in Hannover geborene Autorin Annette Hess. turi2 ver­öffentlicht seinen Text in der Reihe Das Beste von epd Medien bei turi2.
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Der Geist des Marktes – Norbert Schneider über 40 Jahre Privatfunk.


Markt, Macht, Medien: Der private Rund­funk habe es bei seinem Start in Deutschland nicht leicht gehabt – neben ARD und ZDF sei wenig Platz gewesen, erinnert sich der Publizist Norbert Schneider bei epd Medien. Umso schriller waren am Anfang die Programme, mit denen die neuen Sender auf sich aufmerksam machten. Schneider erlebte den Start des Privat­fernsehens 1984 als Direktor des Senders Freies Berlin. Später wurde er Chef der Landes­anstalt für Rundfunk in Nordrhein-Westfalen. Bei der Regulierung des Privat­funks ist der Gesetz­geber den Vorgaben des Marktes gefolgt, kritisiert Schneider in seinem Rückblick. Die privaten Sender nimmt er 40 Jahre nach ihrer Gründung als “kraftlos und ohne publizistische Absichten” wahr. turi2 veröffentlicht seinen Text in der Reihe Das Beste von epd Medien bei turi2. turi2 veröffentlicht seinen Text in der Reihe Das Beste von epd Medien bei turi2.
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Haben die Medien Bidens mentalen Zustand gezielt vertuscht?

Biden-Bericht­er­stattung: In den USA beginnt mit dem Rück­tritt von Joe Biden von der Präsident­schafts­kandidatur die Auf­arbeitung der Berichter­stattung über den US-Präsidenten, beobachtet Gabor Steingart. Für ihn sind alle Medien die Verlierer, die "Berichte über die mentale Schwäche von Biden als Ver­schwörungs­theorie abtaten" und ihre Erkennt­nisse ver­heimlichten oder ver­harmlosten. Neben US-Medien kritisiert Steingart vor allem die ARD und den "Spiegel".
thepoineer.com (€)

Ahrtal-Studie: Medienschaffende sollten besser auf Kriseneinsätze vorbereitet werden.


Kommunikatives Aufräumen: Die Kommunikation hat bei der Ahrtal-Flut 2021 versagt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Otto-Brenner-Stiftung, die die Rolle der Medien bei der Flut­katastrophe unter­sucht. Die Autorinnen der Studie empfehlen, Journalisten besser auf Krisen­einsätze vorzu­bereiten und in die behörd­liche Krisenkommunikation einzu­binden. "Die Flut im Ahrtal 2021 erreichte auch deshalb so katastrophale Aus­maße, weil Medien unzu­reichend in die Krisen­kommunikation einge­bunden wurden", heißt es in der Kurz­fassung der Studie von Marlis Prinzing von der Macromedia Hoch­schule Köln, Mira Keßler, Ruhr-Universität Bochum, und Melanie Radue von der Universität Passau. Für die Unter­suchung wurden Tiefen­interviews mit jeweils zehn Betroffenen und Helfern sowie zehn Medien­vertretern geführt, die über die Flut berichtet hatten.

Die zum Teil massive Kritik an der Bericht­erstattung zur Flut­katastrophe und dem Ver­halten der Medien­schaffenden sei dabei auch auf Miss­ver­ständnisse zurück­zu­führen, die sich aus unter­schiedlichen Ansprüchen der Journalisten und der Betroffenen vor Ort ergaben, heißt es. "Sie wurden nicht nur in ihrer Rolle als Bericht­erstatter gesehen, sondern von ihnen wurde aktives Eingreifen und konkrete Hilfe bei Auf­räum­arbeiten erwartet", schreiben die Autorinnen der Studie. Medien sollten daher stärker Grund­wissen über ihre Arbeits­weisen und Arbeits­bedingungen ver­mitteln.

Die Kurz­fassung des Arbeits­papiers "Berichten über Leid und Katastrophen. Die Ahrtal­flut 2021 aus Betroffenen- und Mediensicht" ist auf der Home­page der Otto-Brenner-Stiftung ver­fügbar. Eine Langfassung soll im August erscheinen.
otto-brenner-stiftung.de, mediendienst.kna.de (€)

Dieser Text ist eine Übernahme aus dem KNA Mediendienst
Foto: picture alliance/dpa/Boris Roessler