“Mediapart” erhebt Zensur-Vorwürfe gegen den NDR – der Sender widerspricht.


He said, she said: Das französische Online-Magazin "Media­part" wirft dem NDR Zensur vor. Hinter­grund ist eine Recherche über die Finanzierung der US-Recherche-Organisation OCCRP, aus der sich der deutsche Sender kurz vor der Ver­öffent­lichung zurück­gezogen haben soll. Laut des Berichts von "Media­part" hatte der NDR die Recherche initiiert und weitere inter­nationale Medien mit ins Boot geholt. Der NDR habe u.a. den OCCRP-Leiter Drew Sullivan inter­viewt. Vor der Kamera habe er zu­ge­geben, dass ein Groß­teil der Finanzierung des OCCRP von der US-Regierung komme. Zudem berichten die französischen Journalisten, dass die US-Behörden auf die Besetzung von Schlüssel­positionen der Recherche-Organisation Ein­fluss genommen hätten.

Der NDR widerspricht dem Zensur-Vorwurf. Er "entbehrt jeglicher Grundlage und entspricht in keiner Weise den Tatsachen", so der Sender. Demnach haben sich "mehrere Redaktionen des NDR (...) unabhängig und autonom gegen die Fortführung oder Veröffentlichung der Recherche entschieden".

Auf­grund der Erkenntnisse der NDR-Journalisten habe der Sender die Zusammen­arbeit mit dem OCRP bereits im Oktober 2023 auf Eis gelegt, bestätigt eine Sprecherin turi2. Man habe "seit der kritischen Recherche von NDR-Autoren" "an keinen Rechercheprojekten des OCCRP mehr teilgenommen". Laut "Mediapart" sei ein Bericht, der für das Medien­magazin "Zapp" ent­standen sei, nicht ver­öffent­licht worden. Hier widerspricht der NDR: "Die Redaktion 'Zapp' war an der Recherche zu OCCRP nicht beteiligt." Es gebe weder einen fertigen noch unfertigen Film. Darüber hinaus lagen laut NDR "zu keinem Zeitpunkt (...) abnahmefähige Texte oder Filme vor".
turi2 – eigene Infos, mediapart.fr (englisch, Vorwürfe gegen NDR), mediapart.fr (englisch, OCCRP-Recherche), dropsitenews.com

(Foto: NDR/Gita Mundry)

Bernhard Pörksen hält dem “Spiegel” im “Spiegel” Fehler in der Klimaberichterstattung vor.


Den Spiegel vorgehalten: Medien­wissen­schaftler Bernhard Pörksen arbeitet im "Spiegel" auf fünf Seiten die Klima­bericht­erstattung des "Spiegel" auf. Er sieht im Nachrichten-Magazin bis 2019 einen schlingernden Kurs zwischen Pani­kmache und Ver­niedl­ichung, etwa, wenn er auf eine Interview-Serie mit dem Wissen­schaftler Hans von Storch ver­weist, der den Klima­wandel her­unter­spielt. Ab 2019 habe sich das geändert, u.a. mit neuen Formaten wie Podcasts. Dennoch bleibe der "Spiegel" "unter seinen Möglich­keiten". Pörksen regt etwa ein eigenes Ressort "Klima & Zukunft" an und wünscht sich einen "planeta­rischen Journalismus", der Klima­kriminalität "mit Wucht und Wums attackiert". Pörksen schreibt einmal pro Quartal eine öffent­liche Blatt­kritik für den "Spiegel".
"Spiegel" 48/2024, S. 94-98 (€)

Holger Friedrich übt Kritik an “Spiegel”, “Zeit” und Jan Böhmermann.


Mächtig viel Theater: Der Ver­leger der "Berliner Zeitung", Holger Friedrich, hat bei einem Bühnen-Gespräch am Donnerstag­abend in einem Theater in Görlitz Kritik an der deutschen Medien­land­schaft geübt. Beim Umgang der Medien mit dem Osten fehle ihm die "Ebenen­kon­formität". Seiner Meinung nach seien etwa die Journalisten der "Zeit im Osten" nicht frei in dem, was sie schreiben. Als Bei­spiel gilt ihm ein Inter­view, das schief­gegangen sei. Er nehme die "Zeit im Osten" als von einer Zentrale in Hamburg gesteuertes "kleines Kolonial­waren­geschäft" wahr. In der Bericht­erstattung fehle zudem die "trans­formatorische Erfahrung", die Menschen im Osten durch die Wende gemacht hätten.

Kritik gibt es zudem am "Spiegel" und dessen Chef­redakteur Dirk Kurbjuweit. Friedrich bedauert, dass der Journalist die Einladung zu dem Gespräch in Görlitz nicht ange­nommen hat. Im Streit mit dem Nachrichten-Magazin um den Text "Die Alternativ­medien­macher" betone er, dass man dem "Spiegel" in einem Ver­gleich "mindestens einen Fehler" nach­ge­wiesen habe. Dem Satiriker Jan Böhmermann wirft Friedrich vor, durch wirtschaft­liche Ver­flechtungen mit dem ZDF "hoch­korrumpiert" zu sein.

Gleich­zeitig ver­teidigt Friedrich die Arbeit der "Berliner Zeitung", in der zuletzt immer wieder Historiker darüber diskutiert haben, ob man die DDR eine Diktatur nennen dürfe: "Wir sind die einzige Zeitung in Deutsch­land, die in der Hand von Ost­deutschen ist. Insofern dürfen wir bitte auch mal eine ost­deutsche Perspektive in einer deutschen Zeitung bringen." Zudem betont Friedrich die "Soft Power" west­licher Gesell­schaften – die Presse-, Kunst- und Meinungs­frei­heit – die es zu ver­teidigen gelte.
sueddeutsche.de (€), berliner-zeitung.de, youtu.be (ca. 2-Std-Video)

(Foto: IMAGO / pictureteam)

Video-Tipp: “Zapp” über die mediale Präsenz von Straf­verteidiger Alexander Stevens .


Video-Tipp: Wie kaum ein anderer Jurist trägt Straf­verteidiger Alexander Stevens seine Fälle in die Öffentlichkeit. Er hat u.a. einen True Crime-Podcast beim BR und eine Bühnen­show zusammen mit "Tages­schau"-Sprecher Constantin Schreiber. "Zapp" hat Stevens über einige Monate begleitet und mit Kritikern gesprochen, die es bedenklich finden, über gezielte Medien­arbeit Einfluss auf Verfahren zu nehmen. Stevens dagegen hält es für "rechts­staats­fördernd", Gerichts­urteile auch öffentlich zu hinter­fragen.
youtube.com (43-Min-Video), x.com/ZappMM (Auszüge)

(Foto: IMAGO/Stefan Schmidbauer)

Hör-Tipp: Correctiv-Chefredakteur Justus von Daniels reagiert auf Kritik an “Geheimplan”-Recherche.


Hör-Tipp: Im Pod­cast "Läuft" von EPD Medien reagiert "Correctiv"-Chef­redakteur Justus von Daniels auf die Kritik an seiner "Geheimplan"-Recherche: "Wenn man einen Text ver­öffent­licht hat, fragt man sich immer, was man hätte besser machen können." Viele Vor­schläge seien konstruktiv und legitim gewesen. Die Debatte mit "Über­medien" beurteilt er aller­dings als "über­zogen". Brigitte Baetz, Vor­sitzende der Nominierungs­kommission des Grimme Online Awards, springt ihm zur Seite. Sie nennt die "Über­medien"-Kritik so klein­teilig, dass sie selbst für Medien­schaffende nur schwer nach­voll­zieh­bar gewesen sei. In der Öffent­lichkeit bleibe der Eindruck, "Correctiv" habe unsauber gearbeitet – was sie "ver­heerend" nennt.
laeuft-programmschau.podigee.io (27-Min-Podcast)



(Foto: IMAGO / Sven Simon)

Video-Tipp: “MDR exactly” nimmt sich True-Crime-Formate vor.


Video-Tipp: "MDR exactly" berichtet über den Spagat zwischen Journalismus und Unter­haltung in True-Crime-Formaten. "Zeit Ver­brechen"-Chef­redakteur Daniel Müller erklärt, dass in der Redaktion viel über den Umgang mit Hinter­bliebenen diskutiert werde. Dennoch ließe sich eine Retraumatisierung nicht immer ver­meiden. Dem Podcast "Weird Crimes" wirft MDR-Reporter Daniel Tautz "Täter­kult" vor, weil die Macherinnen bei einem Live-Event in Hamburg eine ver­urteilte Täterin unter Jubel-Rufen des Publikums auf die Bühne geholt haben.
ardmediathek.de (30-Min-Reportage), presseportal.de

(Foto: MDR/Christian Uhlisch)

Bildblogger Moritz Tschermak meldet sich zurück.

Fortsetzung folgt: Moritz Tschermak will den "Bildblog" wieder­beleben. Das kündigt er am Ende eines aktuellen Eintrags über eine "Bild"-Über­schrift, die gegen die Unschulds­vermutung ver­stößt, an. Im "Bildblog"" sei es – abge­sehen von der werk­täg­lichen Kolumne "6 vor 9" von Lorenz Meyer – "lange Zeit sehr ruhig" gewesen. Das solle sich nun ändern und wieder regel­mäßig gebloggt werden. Tschermak hatte Ende 2021 in eigener Sache geschrieben, dass er aus "persön­lichen, gesund­heit­lichen Gründen" kürzer treten müsse und nur noch sehr un­regel­mäßig Beiträge ver­fasst.
bildblog.de

Wer erzählt im Fernsehen vom Osten?


Blick nach drüben: 35 Jahre nach dem Fall der Mauer wird noch immer vom “Osten” und vom “Westen” gesprochen, über “ostdeutsche Identität” diskutiert und den “westlichen Blick”. Auch bei Fernseh­produktionen stellt sich die Frage: Wer erzählt über die Geschichte und Gescheh­nisse in der DDR? Tilmann Gangloff hat für epd Medien mit Produzentinnen, Autoren und Redakteurinnen gesprochen, wie sie heute mit solchen Stoffen umgehen. Die ARD-Serie “Weissensee” etwa, die unser Titel­bild zeigt, spielt in der DDR der 80er Jahre. Das Buch schrieb die in Hannover geborene Autorin Annette Hess. turi2 ver­öffentlicht seinen Text in der Reihe Das Beste von epd Medien bei turi2.
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Der Geist des Marktes – Norbert Schneider über 40 Jahre Privatfunk.


Markt, Macht, Medien: Der private Rund­funk habe es bei seinem Start in Deutschland nicht leicht gehabt – neben ARD und ZDF sei wenig Platz gewesen, erinnert sich der Publizist Norbert Schneider bei epd Medien. Umso schriller waren am Anfang die Programme, mit denen die neuen Sender auf sich aufmerksam machten. Schneider erlebte den Start des Privat­fernsehens 1984 als Direktor des Senders Freies Berlin. Später wurde er Chef der Landes­anstalt für Rundfunk in Nordrhein-Westfalen. Bei der Regulierung des Privat­funks ist der Gesetz­geber den Vorgaben des Marktes gefolgt, kritisiert Schneider in seinem Rückblick. Die privaten Sender nimmt er 40 Jahre nach ihrer Gründung als “kraftlos und ohne publizistische Absichten” wahr. turi2 veröffentlicht seinen Text in der Reihe Das Beste von epd Medien bei turi2. turi2 veröffentlicht seinen Text in der Reihe Das Beste von epd Medien bei turi2.
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Haben die Medien Bidens mentalen Zustand gezielt vertuscht?

Biden-Bericht­er­stattung: In den USA beginnt mit dem Rück­tritt von Joe Biden von der Präsident­schafts­kandidatur die Auf­arbeitung der Berichter­stattung über den US-Präsidenten, beobachtet Gabor Steingart. Für ihn sind alle Medien die Verlierer, die "Berichte über die mentale Schwäche von Biden als Ver­schwörungs­theorie abtaten" und ihre Erkennt­nisse ver­heimlichten oder ver­harmlosten. Neben US-Medien kritisiert Steingart vor allem die ARD und den "Spiegel".
thepoineer.com (€)

Ahrtal-Studie: Medienschaffende sollten besser auf Kriseneinsätze vorbereitet werden.


Kommunikatives Aufräumen: Die Kommunikation hat bei der Ahrtal-Flut 2021 versagt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Otto-Brenner-Stiftung, die die Rolle der Medien bei der Flut­katastrophe unter­sucht. Die Autorinnen der Studie empfehlen, Journalisten besser auf Krisen­einsätze vorzu­bereiten und in die behörd­liche Krisenkommunikation einzu­binden. "Die Flut im Ahrtal 2021 erreichte auch deshalb so katastrophale Aus­maße, weil Medien unzu­reichend in die Krisen­kommunikation einge­bunden wurden", heißt es in der Kurz­fassung der Studie von Marlis Prinzing von der Macromedia Hoch­schule Köln, Mira Keßler, Ruhr-Universität Bochum, und Melanie Radue von der Universität Passau. Für die Unter­suchung wurden Tiefen­interviews mit jeweils zehn Betroffenen und Helfern sowie zehn Medien­vertretern geführt, die über die Flut berichtet hatten.

Die zum Teil massive Kritik an der Bericht­erstattung zur Flut­katastrophe und dem Ver­halten der Medien­schaffenden sei dabei auch auf Miss­ver­ständnisse zurück­zu­führen, die sich aus unter­schiedlichen Ansprüchen der Journalisten und der Betroffenen vor Ort ergaben, heißt es. "Sie wurden nicht nur in ihrer Rolle als Bericht­erstatter gesehen, sondern von ihnen wurde aktives Eingreifen und konkrete Hilfe bei Auf­räum­arbeiten erwartet", schreiben die Autorinnen der Studie. Medien sollten daher stärker Grund­wissen über ihre Arbeits­weisen und Arbeits­bedingungen ver­mitteln.

Die Kurz­fassung des Arbeits­papiers "Berichten über Leid und Katastrophen. Die Ahrtal­flut 2021 aus Betroffenen- und Mediensicht" ist auf der Home­page der Otto-Brenner-Stiftung ver­fügbar. Eine Langfassung soll im August erscheinen.
otto-brenner-stiftung.de, mediendienst.kna.de (€)

Dieser Text ist eine Übernahme aus dem KNA Mediendienst
Foto: picture alliance/dpa/Boris Roessler

Zitat: Gabor Steingart kritisiert die AfD-Dominanz am Sonntagabend.

"Die AfD bekam von den öffent­lich-recht­lichen Programmen den Sonntag­abend zur Selbst­darstellung geschenkt."

Gabor Steingart kritisiert, dass ARD und ZDF ihre Sommer-Interviews mit den Chefs der AfD am selben Wochen­ende ve­röffent­licht haben als "Fehl­planung".
thepioneer.de (€)

NDR plant Sex-Podcast – “Bild” wittert Skandal.

Sex sells: Der NDR sucht Personal für einen Sex-Pod­cast, berichtet "Bild" und wittert auf Grund­lage der Stellen­aus­schreibung die Ver­harm­losung von Prostitution. Indiz seien positive Formulierungen in der Aus­schreibung. "Ein Skandal mit Ansage!" darf CSU-Politikerin Dorothee Bär kommentieren. SPD-Frauen­politikerin Leni Breymaier fordert, der Sender müsse sich "mit der gleichen Inbrunst" "Gewalt, Abhängig­keit, Menschen­handel, Aus­beutung" widmen. Der NDR ver­spricht "ein differenziertes Bild".
bild.de

Til Schweiger teilt gegen Medien, Oliver Pocher und Jan Böhmermann aus.


Nicht zum Lachen: Schauspieler und Regisseur Til Schweiger holt im Interview mit der "Zeit" zu seinem bisher ausführlichsten Rundumschlag gegen ihm gegenüber kritische Medien und andere Promis aus. Im Gespräch mit Cathrin Gilbert und Hanns-Bruno Kammertöns sagt er: "Ich habe schon lange meinen Frieden damit gemacht, dass ich von diesen Boulevardmedien als Clickbait genutzt werde." Konkret meint er "Bild", RTL und "besonders" "T-Online", die über Gerüchte berichtet hatten, dass Schweiger zum Alkohol-Entzug in einer Klinik sei. Dem "Spiegel" wirft er vor, mit seinem Artikel über Machtmissbrauch am Set seine Karriere zerstören zu wollen.

Auch an Kritik für Kulturstaatsministerin Claudia Roth spart Schweiger nicht: Die Politikerin habe bei Events immer seine Nähe gesucht. Als die Vorwürfe bekannt wurden, habe sie sich öffentlich darüber geäußert, ohne ihn vorher zu fragen, was an den Vorwürfen dran sei. Besonders harte Worte findet Schweiger für Jan Böhmermann und Oliver Pocher: "Die verachte ich, weil sie immer nur auf Kosten von anderen lachen." Schweiger hatte sich mal geschworen, Böhmermann "eine fette Schelle" zu verpassen, wenn er dem Satiriker mal begegnen würde. Er sei froh, bei einer Begegnung in einer Lufthansa-Lounge "nicht auf das Teufelchen in meinem Kopf" gehört zu haben.

Schweiger bescheinigt sich selbst "wirklich einen guten Humor", weil er über seine "eigene Blödheit" lachen könne.
"Zeit", 8/2024 S. 26, t-online.de, turi2.de (Background)

Foto: Picture alliance / dpa / Christian Charisius

Hör-Tipp: Uwe Leest vom Bündnis gegen Cybermobbing warnt, der “Anzeigenhauptmeister” könnte der nächste “Drachenlord” werden.

Hör-Tipp: Der Vorstandsvorsitzender des Bündnis gegen Cybermobbing Uwe Leest kritisiert im Deutschlandfunk die Medien-Berichterstattung über den selbst ernannten "Anzeigenhauptmeister" und zieht Parallelen zum Fall Drachenlord. Die überspitzte Darstellung von Niclas M. bei Spiegel TV z.B. als "Meister Petze" habe einen Medienhype ausgelöst und ihn zum Hass-Objekt im Netz gemacht, der bereits physische Angriffe nach sich ziehe. Die Medien hätte daran eine Mitschuld weil sie z.B. den vollen Namen und Wohnort des Falschpark-Anschwärzers nennen. Leest fordert deshalb ein Ende der Berichterstattung über den "Anzeigenhauptmeister".
deutschlandfunk.de (5-min-Audio)

Zitat: Medienethiker Alexander Filipović ordnet den medialen Umgang mit Alexandra Föderl-Schmid ein.

"Eigent­lich müssten wir uns alle schämen und die Klappe halten, weil wir natürlich Teil dieser fatalen Kommunikations­dynamik sind, die ent­steht und die einen Menschen in die Ver­zweiflung drängen kann."

Medien­ethiker Alexander Filipović findet es im Inter­view mit der KNA "un­würdig", dass ausge­rechnet "Nius" von Julian Reichelt die Plagiats­jagd auf "Süddeutsche"-Vize Alexandra Föderl-Schmid finanziert hat, weil es dem Portal "wohl nicht um wissen­schaft­liche Qualität gehen dürfte". Nach dem Bekannt­werden von journalistischen Fehlern Föderl-Schmids ihre Doktor-Arbeit zu prüfen, findet er "moralisch frag­würdig".
kress.de

Funk sieht nach Rezo-Kritik Glaubwürdig­keits­problem bei Reportage-Format “STRG_F”.

Fehlsteuerung: Das Funk-Reportage-Format STRG_F hat "ein riesen­großes Glaubwürdig­keits­problem", räumt Funk-Content-Leiter Stefan Spiegel bei Deutschland­funk Kultur ein. "Eine sehr große Community auf YouTube vertraut dem Format nicht mehr", sagt er. Grund ist ein Video von YouTuber Rezo, der "STRG_F" wiederholt Framing und Falsch­behauptungen vorwirft. Um das Vertrauen wieder­herzustellen, müsse man "unbedingt was tun", kündigt Spiegel an. Es gehe um eine "sehr offene Fehler­kultur" und "so groß wie mögliche Transparenz".
deutschlandfunkkultur.de (12-Min-Audio, O-Ton-Spiegel ab 10:36), faz.net (€), youtube.com (67-Min-Video von Rezo)

CDU in Rheinland-Pfalz fordert Rücktritt von SPD-Medienpolitikerin Heike Raab.


Zum Raabport: Die CDU-Fraktion im Landtag von Rheinland-Pfalz fordert den Rücktritt von Medien-Staats­sekretärin Heike Raab, die auch Koordinatorin der Rundfunk­kommission der Länder ist. Die SPD-Politikerin hatte sich im Mai auf Briefpapier der Landesregierung über eine SWR-Sendung beschwert. Ein SWR-Journalist hatte in der Sendung den früheren Innen­minister Roger Lewentz für die Toten der Ahrtal-Flut­katastrophe verantwortlich gemacht und moniert, dass er weiterhin SPD-Landes­chef ist. Raab würde versuchen, eine "unliebsame Bericht­erstattung zu beeinflussen und Druck aus einer Machtposition heraus auszuüben". Die Landes­presse­konferenz Rheinland-Pfalz sieht in dem Schreiben einen "Einschüchterungs­versuch". Der SWR dagegen findet "Programm­kritik von außen" nicht ungewöhnlich. Raab selbst sagt, inhaltlich stehe sie weiterhin zu ihrer Kritik, die Unabhängigkeit der Medien sei jedoch "ein hohes Gut". Die CDU will den Fall am Donnerstag im Landtag thematisieren, auch der Landesrundfunkrat des SWR werde sich damit befassen.
dwdl.de, evangelische-zeitung.de, swr.de, merkur.de, faz.net (€)

Foto: Staatskanzlei RLP/ Unger

Antiziganismus-Beauftragter vermisst in WDR-Sendung Widerspruch gegen anti­ziganistische Äußerung von Ben Becker.

Tatenlos? Der Antiziganismus-Beauftragte der Bundes­regierung, Mehmet Daimagüler, kritisiert in einem Brief an WDR-Intendant Tom Buhrow fehlenden Widerspruch gegen eine anti­ziganistische Äußerung im "Kölner Treff". Schauspieler Ben Becker hatte gesagt: "Was sagte man früher: Man muss, wie die Zigeuner, hinter die Büsche scheißen …". Moderator Micky Beisenherz und seine Kollegin Susan Link hätten bestätigt, dass man das früher so gesagt habe. Eine Miss­billigung der "rassistischen Fremd­bezeichnung für Sinti und Roma" sei jedoch ausgeblieben, beklagt Daimagüler. Der WDR sagt der "Mopo": In der Nach­betrachtung hätte der Widerspruch "noch deutlicher ausfallen sollen".
mopo.de, tagesspiegel.de

Dresdner Pressesprecherin reagiert mit Polemik auf Medienberichte.

Jetzt ist auch mal gut! Die Sprecherin der Stadt Dresden, Barbara Knifka, reagiert mit einem patzigen Kommentar auf eine "Investigativ­offensive" der "Morgenpost Sachsen" und des Sachsen­fernsehens zur Vergabe einer Party für 18-Jährige im Dresdner Rathaus. Dabei würde "Altes nochmal aufgewärmt und klare Fakten einfach ignoriert". Von den mittlerweile 14 Medien­anfragen und 21 Stadtrats­anfragen zum Thema sei die Presse­stelle "langsam tierisch" genervt. Flurfunk-Dresden-Heraus­geber Peter Stawowy hält Knifkas Polemik für "völlig unangemessen".
flurfunk-dresden.de, sachsen-fernsehen.de (3-Min-Video), tag24.de (Background)

“FAZ”-Autor Nikolai Klimeniouk wirft dem “Spiegel” vor, Antisemitismus zu schüren.


Relativierende Berichterstattung? Der "FAZ"-Autor Nikolai Klimeniouk wirft dem "Spiegel" vor, durch seine "israelkritische Berichterstattung" zur Ausbreitung von Antisemitismus in Deutschland beizutragen. Im Archiv des Blattes fänden sich zahlreiche Artikel, in denen Täter-Opfer-Umkehr stattfinde, so Klimeniouk, der selbst Jude ist.

Der aktuelle "Spiegel"-Titel "Judenhass in Deutschland" sei "Panikmache" und "heuchlerisch". Der "Spiegel" mache mit seinem Cover "die Angst Einzelner zu einem gesamtgesellschaftlichen Phänomen" und wälze die Angst der Nation vor Antisemitismus und Unruhen in Deutschland auf jüdische Menschen ab. Er ermutige die Täter und entmutige die Juden von jedem Zeitungskiosk in Deutschland aus. (Bild: Spiegel / Nikolai Klimeniouk / Fotomontage: turi2)
faz.net

Dieter Nuhr sieht Meinungsfreiheit in Gefahr.

Nuhr eine Meinung? Comedian Dieter Nuhr sorgt sich im "Zeit Magazin" um die Meinungs­freiheit in Deutsch­land. "Wer mal die vermeintlich Falschen kritisiert, muss mit Folgen rechnen, die eben nicht ohne Weiteres auszu­halten sind", sagt er. Es gebe Menschen, "die werden mundtot gemacht". Das reiche "bis zur Vernichtung von Existenzen". Dem Vorwurf, er mache rechte Comedy weist Nuhr von sich: "Dass jegliche Aus­einander­setzung" mit der Klima­politik der Regierung "schon als rechts diffamiert wird", zerstöre "die demokratische Gesellschaft in ihren Grundfesten".
t-online.de

Zitat: Lindemann-Anwalt Simon Bergmann kritisiert in der “NZZ” MeToo-Berichterstattung.

"Bei Lindemann habe ich eine volle Kriegskasse, was bedeutet, dass wir uns vom 'Spiegel' nicht einschüchtern lassen müssen oder von den Medien nach dem Motto: bloss nicht zu viel Geld ausgeben."

Simon Bergmann, Anwalt von Rammstein-Sänger Till Lindemann, kritisiert m Interview mit der "NZZ" die #MeToo-Berichterstattung deutscher Medien. Als problematisch empfindet Bergmann u.a. die Praxis, Frauen, die anonym bleiben wollen, in verschiedenen Medien "Phantasienamen" zu geben: "Und dann stellen wir im Prozess fest, dass es sich bei 'Kaya R.' und 'Anna' um dieselbe Frau handelt. Die Leute aber denken: So viele Opfer? Was für ein Monster!"
nzz.ch

Wagenknecht wirft Medien Kampagnen vor – DJV widerspricht.

Keine Wagen­knechte: Linken-Abgängerin Sahra Wagen­knecht übt vor der Bundes­presse­konferenz im Rahmen der Ankündigung ihrer Partei­gründung Medien­kritik. Die Politikerin wirft den Haupt­stadt­medien Kampagnen vor, u.a. indem sie in die Nähe des russischen Macht­habers Putin gerückt werde. Dem widerspricht sie und fordert die Medien auf: "Gehen Sie nicht den billigen Weg, uns Dinge zu unter­stellen, die wir gar nicht ver­treten." DJV-Chef Frank Überall springt für die Medien in die Bresche: Sie würden seit Jahren " aus­führlich und viel­seitig" über Wagen­knecht berichten. Er fordert die Politikerin auf, mit Fakten und Argumenten zu über­zeugen, statt mit Vor­würfen. "Wir Journalisten lassen uns nicht als Steig­bügel­halter bei einer möglichen Partei­gründung von Sarah Wagen­knecht benutzen."
n-tv.de (10-Min-Video), djv.de

Lese-Tipp: Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen träumt im “Tagesspiegel” von einer Welt ohne X.

Lese-Tipp: Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen träumt im "Tagesspiegel" von sozialen Medien ohne klassische Werbefinanzierung und strikter Machtbegrenzung Einzelner. Seiner Ansicht nach, wäre Europa ohne X besser dran. Er empfiehlt der EU im Machtkampf mit Elon Musk Ausdauer und Haltung. Es gehe schließlich um die Frage, "wem die Öffentlichkeit eigentlich gehört" und "wer das Kommunikationsklima bestimmt". Elon Musk agiere zunehmend als "missionarischer Kulturkämpfer", der eine "Öffentlichkeit der libertären Zügellosigkeit" schaffen wolle.
tagesspiegel.de

“Es muss immer krasser werden, damit die Menschen hinschauen” – Paul Ronzheimer über Krieg und Frieden.


Graustufen: “Bild”-Reporter Paul Ronzheimer bringt den Krieg auf unsere Smartphone-Screens und reist dafür um die Welt. Mit turi2-Chefredakteur Markus Trantow und für die turi2 edition #22 macht er Halt in Köln. Vor dem Dom sprechen sie über Frieden, Gott, Medien-Monster – und die Frage, ob man als Journalist eine Seite wählen muss. “Wir müssen aufpassen, dass wir nicht jede kritische Äußerung als Propaganda abstempeln,” sagt Ronzheimer mit Blick auf die mediale Repräsentation von Menschen, die Linke oder AfD wählen. Die sozialen Medien findet er so radikalisiert, “dass wir womöglich Gefahr laufen, diese Menschen komplett zu verlieren”.
weiterlesen >>>, turi2.de/edition22, issuu.com (Interview im kostenlosen E-Paper lesen)

Lese-Tipp: Michael Kraske über den schwierigen Umgang von Medien mit der AfD.

Lese-Tipp: "Die wohl wichtigste journalistische Aufgabe ist es, die Folgen einer Normalisierung des Rechts­extremismus zu zeigen", schreibt Michael Kraske im "Journalist" über den Umgang von Redaktionen mit der AfD. Zu oft würden Medien "unbeirrt am Label 'Protest­wähler'" festhalten, obwohl empirische Befunde dagegen­sprächen. Jan Hollitzer, Chef­redakteur der "Thüringer Allgemeinen", möchte jeden Eindruck von Bevormundung vermeiden: Er beobachte, dass bei seiner Leserschaft "durch eine übermäßige Benennung der AfD als rechtsextreme Partei Jetzt-Erst-Recht-Reaktionen eintreten".
journalist.de

“Wie eimerweise Popcornfressen” – Oliver Kalkofe über TV-Liebe und TikTok-Hass.


Unter Medienjunkies: “Ich habe mich schon als Kind zu allem hingezogen gefühlt, was auf Bildschirmen geschieht – egal ob Fernseher oder Kinoleinwand”, sagt TV-Kritiker und Satiriker Oliver Kalkofe im turi2 Jobs-Podcast. Mit Chefredakteur Markus Trantow spricht Kalkofe über seine Karriere, die beim Radio begann und ihn inzwischen regelmäßig in politische Talkshows wie “Maischberger” führt. Er erklärt, dass er das Kultformat “Kalkofes Mattscheibe” durchaus wiederbeleben würde und dass er inzwischen von Netflix enttäuscht ist. Auch für die Influencer-Ökonomie hat der TV-Terminator wenig schmeichelhafte Kommentare übrig: Dass es gelinge, junge Menschen so zu täuschen, dass sie “Influencer, die ihnen nur Scheiße verkaufen”, mögen und ihnen folgen, findet Kalkofe “gruselig”. Er erinnert sich an die “Influencer” seiner Jugend – Werbefiguren wir “Herr Kaiser” von der Hamburg Mannheimer oder “Klementine” von Ariel. “Wir wären nie auf die Idee gekommen, denen eine Postkarte zu schicken: ‘Klementine, ich finde dich so süß. Deine Latzhose ist so geil.’” Dieser Podcast ist Teil der Screen-Wochen bei turi2. Bis 8. Oktober beschäftigen wir uns auf turi2.de mit Entwicklungen und Trends für Bildschirme – von der Smartwatch bis zum großen Werbescreen.
Weiterlesen >>>, turi2.tv (61-Min-Podcast auf YouTube), spotify.com, podcast.apple.com, deezer.com, plus.rtl.de

Zitat: Samira El Ouassil kritisiert kontextlose Zitatkacheln.

"Wenn eine Form dazu einlädt, Meinungen oder Aussagen zu verbreiten, die nicht notwendiger­weise den tatsächlichen Überzeugungen der zitierten Person entsprechen, eine Form, in der die Begrenzung dazu führt, dass Inhalte ungenau oder verzerrt wiedergegeben werden, eine Form, die keinen Raum für Kontext geben kann, was zu Miss­verständnissen mit Ansage führt, dann scheint etwas mit der Form kaputt."

Autorin Samira El Ouassil kritisiert bei Übermedien, dass Zitat­kacheln für Social Media Aussagen oft aus dem Kontext reißen und die Zitierten dafür angefeindet werden. Sie appelliert an Redaktionen, bei der Auswahl mehr Feingefühl zu beweisen oder das Kachel-Zitat abzustimmen.
uebermedien.de (€)

Ulf Poschardt kritisiert Berichterstattung über Familie und Abtreibung.

Glaubens­be­kenntnis: Welt-Chef­redakteur Ulf Poschardt wirft den Medien im Interview mit dem christ­lichen Online-Magazin Corrigenda.online vor, bei Familie und Abtreibung falsche Werte zu ver­treten. "Wir haben ver­lernt, was das für ein Glück ist, was uns Kinder bedeuten sollten", sagt Poschardt. In Berichten über Abtreibung lese er bis­weilen einen "triumphalen Unter­ton". Poschardt spricht auch über seinen Glauben, der von seiner protestantischen Erziehung und seinem jesuitischen Studium geprägt sei.
corrigenda.online

Mathias Döpfner sieht Aiwanger-Affäre als “Totalschaden” für “sogenannte Leitmedien”.


Döpfners Depesche: Springer-Chef Mathias Döpfner fühlt sich berufen, bei "Bild" die Aiwanger-Affäre und die Berichterstattung darüber persönlich zu kommentieren. Er wirft "einigen sogenannten Leit­medien" – und meint damit wohl die "Süddeutsche Zeitung" – "politische Einseitig­keit, Vor­verurteilung und moralische Doppel­standards" vor. Daher würden sich "noch mehr Menschen" von diesen abwenden. Die Freien Wähler gewinnen an Zuspruch, eine Koalition der CSU mit den Grünen sei "in weite Ferne gerückt". Döpfner sieht es zudem kritisch, dass "widerliche antisemitische Parolen" in Deutschland als "'Jugendsünde' verbucht" würden. Was auch immer "die Hinter­männer und Hinter­frauen der Affäre Aiwanger genau erreichen wollten", sei "wahr­scheinlich das Gegen­teil des vorläufigen Ergebnisses". Für Döpfner ein "Totalschaden".
bild.de

Hör-Tipp: Anja Rützel würde gerne Reality-TV aus bürgerlichem Milieu sehen.

Hör-Tipp: TV-Kritikerin Anja Rützel wünscht sich ein Reality-TV-Format mit Menschen aus dem bürgerlichen Milieu. Ihr "absoluter Traum" wäre eine Sendung wie "The Real Housewives of Prenzlauer Berg", sagt sie im Podcast "Läuft" von epd Medien. Rützel fände es spannend, Menschen zu beobachten, die auf Instagram eine "geschönte Bürgerlichkeits­fassade, dieses Neo­biedermeier" zeigen und dann durch das TV-Format unter Druck gerieten.
laeuft-programmschau.podigee.io (26-Min-Audio)

Friedrich Merz erwartet von Medien breites Meinungsspektrum.

Friedrich der Mahner: CDU-Chef Friedrich Merz nutzt seinen Bierzelt-Auftritt beim Gillamoss-Volksfest in Niederbayern für Medienschelte im Fall Aiwanger. "Überlegen Sie sich gut, welche Verantwortung Sie auch haben in Deutschland", appelliert er. Merz erwarte, dass Medien "ein Spiege­lbild der Gesellschaft sind" und "ein breites Meinungs­spektrum zum Ausdruck kommt", insbesondere bei "denjenigen, die aus Gebühren finanziert werden".
faz.net

Luke Mockridge meldet sich in Podcast-Gespräch umfassend selbst zu Wort.


Talky Luke: Comedian Luke Mockridge bezieht zwei Jahre nach den Missbrauchs-Vorwürfen seiner Ex-Freundin Ines Anioli ausführlich Position zu den Geschehnissen um seine Person. Im Podcast "Hätte ich das mal früher gewusst" von Joyce Ilg und Chris Halb 12 erzählt Mockridge, dass er "zwangs­eingewiesen" wurde, um in einer Klinik drei Monate in einem "geschützten Raum" zu sein, abgeschottet von Hass­botschaften im Netz. Angebote für Interviews oder Buch­deals habe er bisher alle abgelehnt, weil er Privates und Öffentliches von­einander trennen will. "Ich möchte nicht dafür bekannt sein, mit wem ich schlafe", sagt Mockridge und findet es schade, dass ihm dies fast wie ein Schuld­eingeständnis aus­gelegt worden sei. Sein großes Learning: "Das, was online passiert, ist nicht die Realität."
youtube.com (61-Min-Video), podigee.io (61-Min-Audio) via t-online.de, rtl.de, tag24.de

Presserat erhält bisher sechs Beschwerden über “SZ”-Berichte zu Aiwanger.

Kritikwürdig: Der Deutsche Presserat hat bis Dienstag­mittag sechs Beschwerden über die Bericht­erstattung der "Süddeutschen Zeitung" im Fall Aiwanger erhalten, teilt das Kontroll­gremium auf Anfrage von epd Medien mit. Die Beschwerde­führenden kritisierten demnach sehr allgemein ihr Miss­fallen an der Form der Verdachts­berichts­erstattung. Einige bezweifelten auch, dass es über­haupt ein öffentliches Interesse an den Vorwürfen gebe.
sonntagsblatt.de

Stefan Niggemeier entdeckt Parallelen in Schirach-Interviews von “stern” und “SZ-Magazin”.

Déjà-vu: Das Aufmacher-Interview mit Ferdinand von Schirach im aktuellen "stern" kommt Stefan Niggemeier bekannt vor. Vor fast genau einem Jahr hat auch das "SZ-Magazin" ein großes Interview mit dem Schrift­steller geführt und ebenfalls mit Schwarz-Weiß-Foto auf den Titel gebracht. Bei Übermedien vergleicht Niggemeier Passagen, in denen von Schirach fast wortgleich antwortet. In anderen Fällen bauen die "stern"-Interviewer mit Bezug aufs "SZ-Magazin" eine Brücke zur gewünschten Antwort.
uebermedien.de, stern.de (€), sz-magazin.sueddeutsche.de (€) turi2.de (Background)

OBS-Studie sieht gegensätzliche Narrative bei Berichterstattung über Windkraft.


Nach dem Wind drehen: Die mediale Bericht­erstattung über Wind­kraft, Natur­schutz und Energie­politik ist oft "unter­schwellig durchzogen" von "sozio­kulturellen Mentalitäten sowie tief verwurzelten Denk­mustern und Moral­vorstellungen", sagt die Studie Vom Winde verdreht? der Otto Brenner Stiftung. Faktentreue und die adäquate Wiedergabe des wissen­schaftlichen Standes stünden hinter Emotionalisierungen zurück. Die Kultur­wissen­schaftlerin Georgiana Banita von der Uni Bamberg hat für die Studie ausgewählte skeptische und befürwortende Berichte aus "FAZ", "Welt", "Spiegel" und "Süddeutscher Zeitung" unter­sucht und dabei eine deutliche Lager­bildung fest­gestellt. "Was dabei auf der Strecke bleibt, ist die eigene Widerspruchs- und Debattenkultur", sagt Banita. Die untersuchten Artikel bemühten sich kaum, die Gegenseite zu Wort kommen zu lassen oder ihre Leserinnen vor eine Wahl zu stellen.
otto-brenner-stiftung.de (Zusammenfassung), otto-brenner-stiftung.de (Detail-Infos)

Ferdinand von Schirach will Medien für unzutreffende MeToo-Vorwürfe zur Kasse bitten.

Könnte teuer werden: Jurist und Schrift­steller Ferdinand von Schirach regt im "stern"-Interview eine Straf­zahlung für Medien an, sollte eine unzu­treffende Bericht­erstattung dazu führen, dass das Ansehen eines Betroffenen erheblich geschädigt wird. Berichte über MeToo-Fälle entwickelten sich in sozialen Medien "zum Horror", komplexe Sach­verhalte würden "auf einen einzigen Satz reduziert". Die Gefahr einer Straf­zahlung würde Recherchen "ein ganz anderes Gewicht" verleihen, ist von Schirach überzeugt, weil das Publikum wüsste, was für Medien "auf dem Spiel steht".
stern.de (€), tagesspiegel.de (Zusammenfassung)

Video-Tipp: Funk-Format hält zufällige Beschenkungen von Influencer Finnel für Inszenierung.

Video-Tipp: Das Funk-Format "offen un' ehrlich" wirft Influencer Finn Lorenzen, bekannt als Finnel, und seinem Geschäftspartner Andre Braun alias Mandre vor, Videos, in denen sie scheinbar zufälligen Passanten Geschenke machen, zu inszenieren. So sei etwa ein Empfänger eines Geschenks ein Mitarbeiter der gemeinsamen Firma Virral. Eine Influencerin berichtet, Finnel und Mandre hätten bei einem Dreh darauf bestanden, dass ihr Freund den zufällig Beschenkten spielt.
youtube.com (13-Min-Video), presse.funk.net

RTL News trennt sich wegen nachgebautem Petry-Tweet von Reporter Maurice Gajda.

Muss gehen: RTL News trennt sich mit sofortiger Wirkung von dem freien Moderator und Reporter Maurice Gajda. Er hatte für einen Beitrag in "Explosiv Weekend" einen gelöschten Tweet von Ex-AfD-Chefin Frauke Petry nachgebaut, dessen Existenz Petry bestreitet. Weit­reichende Prüfungen hätten bisher keinerlei Hinweis darauf gefunden, dass es den Tweet "so jemals gegeben hat", teilt RTL mit. Gajdas Handeln offenbare "zahlreiche eklatante Verstöße gegen die journalistische Sorg­falts­pflicht".
dwdl.de, media.rtl.com, turi2.de (Background)

Korrekturhinweis: In einer vorigen Fassung der Meldung hatten wir den Beitrag von Maurice Gajda fälschlicherweise "Exclusiv Weekend" zugeschrieben. Richtig ist, dass er bei "Explosiv Weekend" lief. Wir haben die Meldung entsprechend angepasst.

Der “Spiegel” wirft Pioneer “dubiose Charter-Deals” vor.


Kaputter Kompass? Der "Spiegel" stellt wie erwartet die journalistische Unabhängig­keit des Medien-Startups The Pioneer von Gabor Steingart infrage. Pioneer diene sich "gegen Geld Unternehmen, Verbänden und Lobby-Gruppen an, ohne dies den Leserinnen und Lesern transparent zu machen". Das Magazin beruft sich auf interne Unter­lagen zur Vermietung des Medien­schiffs Pioneer One. Demnach habe jeder der 25 Kunden im Jahr 2021 im Schnitt rund 44.000 Euro in die Unternehmens­kasse gebracht. 2022 lägen die Einnahmen laut einer Schätzung bei knapp 1,9 Mio Euro. Steingart bestreitet die Zahlen.

Dem "Spiegel" zufolge habe das Charter-Geschäft mitunter "auch Vorrang vor journalistischen Belangen". Demnach musste die Pioneer-Redaktion ab dem 25. April für sechs Wochen von Bord, weil die Pioneer One an die Commerzbank verchartert war. Am Ende "ist The Pioneer auch nur ein Startup, das Geld verbrennt und deshalb dringend Umsatz für eine Wachstums­geschichte machen muss", bilanziert der "Spiegel".

Steingart hatte einen "Spiegel"-Fragen­katalog, inklusive der Antworten von Pioneer-CEO Ingo Rieper am Mittwoch vorab veröffentlicht. Das Magazin schreibt dazu, dass Steingart "auf journalistische Standesgepflogenheiten nicht mehr viel gibt" und ihn die "Recherchen offenbar härter getroffen" hätten, "als er wohl zugeben mag". (Foto: Jörg Carstensen / Picture Alliance)
spiegel.de (€), turi2.de (Background)

ORF zeigt Ukraine-Videos im falschen Zusammenhang.

ORF 150Im falschen Film: Der ORF hat in einen Nachrichten­beitrag über Zwangs­rekrutierung in der Ukraine Videos gezeigt, die aus einem anderen Zusammen­hang stammen, deckt das Fakten­check-Portal Mimikama auf. Zu sehen seien die Verhaftung eines russischen Agenten sowie die Abführung eines Demonstranten. Der ORF bedauert den Fehler und will ihn zum Anlass nehmen, sich im Programm dem Thema "Fake-News im Informations­krieg" zu widmen.
derstandard.at, puls24.at

Gates-Finanzierung und Werbebotschaften: “Spiegel” widerspricht Vorwürfen von The Pioneer.


He said, she said: Der "Spiegel" wehrt sich auf Nach­frage von "Meedia" gegen Vor­würfe des Medien-Start­ups Media Pioneer von Gabor Steingart, wonach sich das Magazin von der Bill und Melinda Gates Stiftung aus­halten und be­ein­flussen lasse. Für das von der Stiftung finanzierte Projekt "Globale Gesell­schaft" gebe es klare Richt­linien, eine redaktionelle Einfluss­nahme der Geld­geber sei aus­ge­schlossen, Texte des Projekts würden gekenn­zeichnet. Steingart schreibt in seinem News­letter "Spiegel"-Gründer Rudolf Augstein "würde sich im Grab um­drehen, an­gesichts dieses Verrats an der Un­abhängigkeit".

Auch dem Vor­wurf, in Podcasts würden "Spiegel"-Redakteurinnen Werbe­botschaften Dritter vorlesen, wider­spricht das Magazin. Das treffe lediglich auf Eigen­werbung zu. Der "Spiegel" hatte im Vor­feld der Vor­würfe zum Geschäfts­modell von Media Pioneer recherchiert und wirft dem Startup anscheinend eine Ver­mischung von wirtschaft­lichen Interessen und redaktioneller Arbeit vor. Die Recherche ist bisher nicht ver­öffentlicht.
meedia.de (€), turi2.de (Background)

Gabor Steingart veröffentlicht “Spiegel”-Fragenkatalog zu Pioneer-Geschäftsmodell.

Angriff ist die beste Verteidigung: Pioneer-Boss Gabor Steingart geht gegen seinen Ex-Arbeit­geber "Spiegel" in die Offensive und veröffentlicht einen Katalog von 99 Fragen des Magazins an The Pioneer und den kommerziellen Arm Media Pioneer Publishing AG. Die Fragen drehen sich um das Geschäfts­modell Steingarts, die Vermietung des Medien­schiffs an Firmen­kunden und die Abbildung von Kunden-Events in den redaktionellen Pioneer-News­lettern und -Podcasts. CEO Ingo Rieper wider­spricht den Vorwürfen der Ver­mischung von kommerziellen Interessen und redaktioneller Arbeit. Steingart wirft dem "Spiegel" in seinem Newsletter im Gegenzug vor, sich von der Bill & Melinda Gates Foundation mit 760.000 Euro pro Jahr "aus­halten" zu lassen.
thepioneer.de

Holger Friedrich rät vom “Kontakt mit den meisten Journalisten” ab.

Friedriches Schweigen: Der Verleger der "Berliner Zeitung", Holger Friedrich, rät Führungs­kräften davon ab, mit Medien zu sprechen. Die "Financial Times" zitiert ihn in einem Artikel Anfang August mit den Worten: "Ich würde jeder Person, die Verantwortung trägt oder [in der Öffentlichkeit] exponiert ist, raten, den Kontakt mit den meisten Journalisten zu vermeiden." "Süddeutsche"-Medien­redakteurin "Anna Ernst, die das pikante Zitat aufgreift, mutmaßt, Friedrich habe womöglich "nie verstanden", wie das Medien­geschäft funktioniert.
ft.com (€), sueddeutsche.de (€), kress.de

Constantin äußert sich zu Kritik von Autorin Rita Falk an der Verfilmung “Reh­ragout-Rendez­vous”.

Rendez­vous mit Hindernissen: Die Produktions­firma Constantin reagiert auf die Kritik von Autorin Rita Falk bezüglich der Verfilmung ihres Buchs "Reh­ragout-Rendez­vous". Man schätze Falk und ihre Arbeit sehr, sagt Chef Martin Moszkowicz der Nachrichten­agentur dpa. Die aktuelle Bericht­erstattung sei "bedauerlich", da man "seit über zehn Jahren respektvoll und vertrauensvoll" zusammen­arbeite. Als Produktions­firma müsse Constantin jedoch "die Interessen aller an einer Verfilmung beteiligten Künstler respektieren und koordinieren".
spiegel.de, turi2.de (Background)

Autorin Rita Falk distanziert sich von “Rehragout-Rendezvous”-Verfilmung.


Rehvanche: Die Autorin der Eberhofer-Krimis, Rita Falk, ist unglücklich mit der Verfilmung ihres Buchs "Reh­ragout-Rendez­vous", die heute im Kino anläuft. "Als Autorin muss ich mich distanzieren von diesem Film", sagt sie dem "Spiegel". Es gehe auch darum, ihren Ruf zu schützen. Nach der "viele Jahre lang groß­artigen" Zusammen­arbeit seien ihre "Ein­sprüche irgendwann nicht mehr zur Kenntnis genommen" worden, inbesondere beim neuen Film. Das Drehbuch sei "unglaublich platt, trashig, stellen­weise sogar ordinär", ihr sei "vieles an dem Film völlig fremd". Constantin habe noch eine Option auf zwei ältere Bücher, weiteren Verfilmungen stehe sie nun "sehr skeptisch gegenüber".
spiegel.de (€), dwdl.de

Andrej Reisin sieht “AfD-Narrative” im Podcast von “Lanz & Precht”.

Prechtsaußen? Journalist Andrej Reisin wirft Markus Lanz und Richard David Precht bei Übermedien vor, in ihrem ZDF-Podcast Lanz & Precht Narrative zu bedienen, "die die AfD so oder so ähnlich auch vertritt". Er fragt sich, warum unter dem Label der "heute"-Nachrichten, wo der Podcast bei YouTube läuft", "andauernd faktisch falscher Unsinn verbreitet werden darf". Lanz und Precht glänzten mit "gefährlichem Halbwissen" und "bräsiger Arroganz". Gerade der öffentlich-rechtliche Rundfunk hätte jedoch "jede Pflicht und Schuldigkeit und vor allem auch Möglichkeit, es besser zu machen".
uebermedien.de (€)

Zitat: Ikke Hüftgold findet Partyschlager im “ZDF-Fernsehgarten” zu seicht.

"Da wird suggeriert, dass das der Party-Schlager ist, der auf Mallorca läuft. Aber da wird ganz viel altes, weichgespültes Zeug wieder hochgeholt, alles, was keinem wehtut."

Schlager-Sänger Ikke Hüftgold wettert im Interview mit Ippen Medien gegen die Mallorca-Ausgabe des "ZDF-Fernsehgartens". Seinen Auftritt am 30. Juli sagt er ab und schlägt als neuen Namen "lustiger Nachmittag mit Musik, die keinem wehtut" vor.
merkur.de via wunschliste.de

Günther Jauch geht gegen Kaulitz-Zitate in der Klatschpresse vor.

Quatsch aus Hollywood: Moderator Günther Jauch wehrt sich gegen offenbar satirisch gemeinte Zitate von Tom und Bill Kaulitz, die in der Klatsch­presse als Fakten kursieren. In ihrem Podcast Kaulitz Hills hatten die Musiker behauptet, sie seien mit Jauch eine Nacht lang durch die Club-Szene Berlins ge­zogen. Jauch wider­spricht dieser Aus­sage im Podcast von Kurt Krömer: "Ich war noch nie in einem Techno­club." Die RTL-Zeit­schrift "Gala" habe in der Sache bereits eine Gegen­dar­stellung ver­öffentlicht, schreibt der "Spiegel". Gegen die Verlage Bauer und SCG laufen Verfahren, schreibt "Bild".
open.spotify.com (58-Min-Podcast), spiegel.de, bild.de (€)