He said, she said: Das französische Online-Magazin "Mediapart" wirft dem NDR Zensur vor. Hintergrund ist eine Recherche über die Finanzierung der US-Recherche-Organisation OCCRP, aus der sich der deutsche Sender kurz vor der Veröffentlichung zurückgezogen haben soll. Laut des Berichts von "Mediapart" hatte der NDR die Recherche initiiert und weitere internationale Medien mit ins Boot geholt. Der NDR habe u.a. den OCCRP-Leiter Drew Sullivan interviewt. Vor der Kamera habe er zugegeben, dass ein Großteil der Finanzierung des OCCRP von der US-Regierung komme. Zudem berichten die französischen Journalisten, dass die US-Behörden auf die Besetzung von Schlüsselpositionen der Recherche-Organisation Einfluss genommen hätten.
Der NDR widerspricht dem Zensur-Vorwurf. Er "entbehrt jeglicher Grundlage und entspricht in keiner Weise den Tatsachen", so der Sender. Demnach haben sich "mehrere Redaktionen des NDR (...) unabhängig und autonom gegen die Fortführung oder Veröffentlichung der Recherche entschieden".
Aufgrund der Erkenntnisse der NDR-Journalisten habe der Sender die Zusammenarbeit mit dem OCRP bereits im Oktober 2023 auf Eis gelegt, bestätigt eine Sprecherin turi2. Man habe "seit der kritischen Recherche von NDR-Autoren" "an keinen Rechercheprojekten des OCCRP mehr teilgenommen". Laut "Mediapart" sei ein Bericht, der für das Medienmagazin "Zapp" entstanden sei, nicht veröffentlicht worden. Hier widerspricht der NDR: "Die Redaktion 'Zapp' war an der Recherche zu OCCRP nicht beteiligt." Es gebe weder einen fertigen noch unfertigen Film. Darüber hinaus lagen laut NDR "zu keinem Zeitpunkt (...) abnahmefähige Texte oder Filme vor".
turi2 – eigene Infos, mediapart.fr (englisch, Vorwürfe gegen NDR), mediapart.fr (englisch, OCCRP-Recherche), dropsitenews.com
(Foto: NDR/Gita Mundry)
Den Spiegel vorgehalten: Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen arbeitet im "Spiegel" auf fünf Seiten die Klimaberichterstattung des "Spiegel" auf. Er sieht im Nachrichten-Magazin bis 2019 einen schlingernden Kurs zwischen Panikmache und Verniedlichung, etwa, wenn er auf eine Interview-Serie mit dem Wissenschaftler Hans von Storch verweist, der den Klimawandel herunterspielt. Ab 2019 habe sich das geändert, u.a. mit neuen Formaten wie Podcasts. Dennoch bleibe der "Spiegel" "unter seinen Möglichkeiten". Pörksen regt etwa ein eigenes Ressort "Klima & Zukunft" an und wünscht sich einen "planetarischen Journalismus", der Klimakriminalität "mit Wucht und Wums attackiert". Pörksen schreibt einmal pro Quartal eine öffentliche Blattkritik für den "Spiegel".
"Spiegel" 48/2024, S. 94-98 (€)
Mächtig viel Theater: Der Verleger der "Berliner Zeitung", Holger Friedrich, hat bei einem Bühnen-Gespräch am Donnerstagabend in einem Theater in Görlitz Kritik an der deutschen Medienlandschaft geübt. Beim Umgang der Medien mit dem Osten fehle ihm die "Ebenenkonformität". Seiner Meinung nach seien etwa die Journalisten der "Zeit im Osten" nicht frei in dem, was sie schreiben. Als Beispiel gilt ihm ein Interview, das schiefgegangen sei. Er nehme die "Zeit im Osten" als von einer Zentrale in Hamburg gesteuertes "kleines Kolonialwarengeschäft" wahr. In der Berichterstattung fehle zudem die "transformatorische Erfahrung", die Menschen im Osten durch die Wende gemacht hätten.
Kritik gibt es zudem am "Spiegel" und dessen Chefredakteur Dirk Kurbjuweit. Friedrich bedauert, dass der Journalist die Einladung zu dem Gespräch in Görlitz nicht angenommen hat. Im Streit mit dem Nachrichten-Magazin um den Text "Die Alternativmedienmacher" betone er, dass man dem "Spiegel" in einem Vergleich "mindestens einen Fehler" nachgewiesen habe. Dem Satiriker Jan Böhmermann wirft Friedrich vor, durch wirtschaftliche Verflechtungen mit dem ZDF "hochkorrumpiert" zu sein.
Gleichzeitig verteidigt Friedrich die Arbeit der "Berliner Zeitung", in der zuletzt immer wieder Historiker darüber diskutiert haben, ob man die DDR eine Diktatur nennen dürfe: "Wir sind die einzige Zeitung in Deutschland, die in der Hand von Ostdeutschen ist. Insofern dürfen wir bitte auch mal eine ostdeutsche Perspektive in einer deutschen Zeitung bringen." Zudem betont Friedrich die "Soft Power" westlicher Gesellschaften – die Presse-, Kunst- und Meinungsfreiheit – die es zu verteidigen gelte.
sueddeutsche.de (€), berliner-zeitung.de, youtu.be (ca. 2-Std-Video)
(Foto: IMAGO / pictureteam)
Video-Tipp: Wie kaum ein anderer Jurist trägt Strafverteidiger Alexander Stevens seine Fälle in die Öffentlichkeit. Er hat u.a. einen True Crime-Podcast beim BR und eine Bühnenshow zusammen mit "Tagesschau"-Sprecher Constantin Schreiber. "Zapp" hat Stevens über einige Monate begleitet und mit Kritikern gesprochen, die es bedenklich finden, über gezielte Medienarbeit Einfluss auf Verfahren zu nehmen. Stevens dagegen hält es für "rechtsstaatsfördernd", Gerichtsurteile auch öffentlich zu hinterfragen.
youtube.com (43-Min-Video), x.com/ZappMM (Auszüge)
(Foto: IMAGO/Stefan Schmidbauer)
Hör-Tipp: Im Podcast "Läuft" von EPD Medien reagiert "Correctiv"-Chefredakteur Justus von Daniels auf die Kritik an seiner "Geheimplan"-Recherche: "Wenn man einen Text veröffentlicht hat, fragt man sich immer, was man hätte besser machen können." Viele Vorschläge seien konstruktiv und legitim gewesen. Die Debatte mit "Übermedien" beurteilt er allerdings als "überzogen". Brigitte Baetz, Vorsitzende der Nominierungskommission des Grimme Online Awards, springt ihm zur Seite. Sie nennt die "Übermedien"-Kritik so kleinteilig, dass sie selbst für Medienschaffende nur schwer nachvollziehbar gewesen sei. In der Öffentlichkeit bleibe der Eindruck, "Correctiv" habe unsauber gearbeitet – was sie "verheerend" nennt.
laeuft-programmschau.podigee.io (27-Min-Podcast)
(Foto: IMAGO / Sven Simon)
Video-Tipp: "MDR exactly" berichtet über den Spagat zwischen Journalismus und Unterhaltung in True-Crime-Formaten. "Zeit Verbrechen"-Chefredakteur Daniel Müller erklärt, dass in der Redaktion viel über den Umgang mit Hinterbliebenen diskutiert werde. Dennoch ließe sich eine Retraumatisierung nicht immer vermeiden. Dem Podcast "Weird Crimes" wirft MDR-Reporter Daniel Tautz "Täterkult" vor, weil die Macherinnen bei einem Live-Event in Hamburg eine verurteilte Täterin unter Jubel-Rufen des Publikums auf die Bühne geholt haben.
ardmediathek.de (30-Min-Reportage), presseportal.de
(Foto: MDR/Christian Uhlisch)
Fortsetzung folgt: Moritz Tschermak will den "Bildblog" wiederbeleben. Das kündigt er am Ende eines aktuellen Eintrags über eine "Bild"-Überschrift, die gegen die Unschuldsvermutung verstößt, an. Im "Bildblog"" sei es – abgesehen von der werktäglichen Kolumne "6 vor 9" von Lorenz Meyer – "lange Zeit sehr ruhig" gewesen. Das solle sich nun ändern und wieder regelmäßig gebloggt werden. Tschermak hatte Ende 2021 in eigener Sache geschrieben, dass er aus "persönlichen, gesundheitlichen Gründen" kürzer treten müsse und nur noch sehr unregelmäßig Beiträge verfasst.
bildblog.de
Wer erzählt im Fernsehen vom Osten?
Blick nach drüben: 35 Jahre nach dem Fall der Mauer wird noch immer vom “Osten” und vom “Westen” gesprochen, über “ostdeutsche Identität” diskutiert und den “westlichen Blick”. Auch bei Fernsehproduktionen stellt sich die Frage: Wer erzählt über die Geschichte und Geschehnisse in der DDR? Tilmann Gangloff hat für epd Medien mit Produzentinnen, Autoren und Redakteurinnen gesprochen, wie sie heute mit solchen Stoffen umgehen. Die ARD-Serie “Weissensee” etwa, die unser Titelbild zeigt, spielt in der DDR der 80er Jahre. Das Buch schrieb die in Hannover geborene Autorin Annette Hess. turi2 veröffentlicht seinen Text in der Reihe Das Beste von epd Medien bei turi2.
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Der Geist des Marktes – Norbert Schneider über 40 Jahre Privatfunk.
Markt, Macht, Medien: Der private Rundfunk habe es bei seinem Start in Deutschland nicht leicht gehabt – neben ARD und ZDF sei wenig Platz gewesen, erinnert sich der Publizist Norbert Schneider bei epd Medien. Umso schriller waren am Anfang die Programme, mit denen die neuen Sender auf sich aufmerksam machten. Schneider erlebte den Start des Privatfernsehens 1984 als Direktor des Senders Freies Berlin. Später wurde er Chef der Landesanstalt für Rundfunk in Nordrhein-Westfalen. Bei der Regulierung des Privatfunks ist der Gesetzgeber den Vorgaben des Marktes gefolgt, kritisiert Schneider in seinem Rückblick. Die privaten Sender nimmt er 40 Jahre nach ihrer Gründung als “kraftlos und ohne publizistische Absichten” wahr. turi2 veröffentlicht seinen Text in der Reihe Das Beste von epd Medien bei turi2. turi2 veröffentlicht seinen Text in der Reihe Das Beste von epd Medien bei turi2.
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Biden-Berichterstattung: In den USA beginnt mit dem Rücktritt von Joe Biden von der Präsidentschaftskandidatur die Aufarbeitung der Berichterstattung über den US-Präsidenten, beobachtet Gabor Steingart. Für ihn sind alle Medien die Verlierer, die "Berichte über die mentale Schwäche von Biden als Verschwörungstheorie abtaten" und ihre Erkenntnisse verheimlichten oder verharmlosten. Neben US-Medien kritisiert Steingart vor allem die ARD und den "Spiegel".
thepoineer.com (€)
Kommunikatives Aufräumen: Die Kommunikation hat bei der Ahrtal-Flut 2021 versagt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Otto-Brenner-Stiftung, die die Rolle der Medien bei der Flutkatastrophe untersucht. Die Autorinnen der Studie empfehlen, Journalisten besser auf Kriseneinsätze vorzubereiten und in die behördliche Krisenkommunikation einzubinden. "Die Flut im Ahrtal 2021 erreichte auch deshalb so katastrophale Ausmaße, weil Medien unzureichend in die Krisenkommunikation eingebunden wurden", heißt es in der Kurzfassung der Studie von Marlis Prinzing von der Macromedia Hochschule Köln, Mira Keßler, Ruhr-Universität Bochum, und Melanie Radue von der Universität Passau. Für die Untersuchung wurden Tiefeninterviews mit jeweils zehn Betroffenen und Helfern sowie zehn Medienvertretern geführt, die über die Flut berichtet hatten.
Die zum Teil massive Kritik an der Berichterstattung zur Flutkatastrophe und dem Verhalten der Medienschaffenden sei dabei auch auf Missverständnisse zurückzuführen, die sich aus unterschiedlichen Ansprüchen der Journalisten und der Betroffenen vor Ort ergaben, heißt es. "Sie wurden nicht nur in ihrer Rolle als Berichterstatter gesehen, sondern von ihnen wurde aktives Eingreifen und konkrete Hilfe bei Aufräumarbeiten erwartet", schreiben die Autorinnen der Studie. Medien sollten daher stärker Grundwissen über ihre Arbeitsweisen und Arbeitsbedingungen vermitteln.
Die Kurzfassung des Arbeitspapiers "Berichten über Leid und Katastrophen. Die Ahrtalflut 2021 aus Betroffenen- und Mediensicht" ist auf der Homepage der Otto-Brenner-Stiftung verfügbar. Eine Langfassung soll im August erscheinen.
otto-brenner-stiftung.de, mediendienst.kna.de (€)
Dieser Text ist eine Übernahme aus dem KNA Mediendienst
Foto: picture alliance/dpa/Boris Roessler
"Die AfD bekam von den öffentlich-rechtlichen Programmen den Sonntagabend zur Selbstdarstellung geschenkt."
Gabor Steingart kritisiert, dass ARD und ZDF ihre Sommer-Interviews mit den Chefs der AfD am selben Wochenende veröffentlicht haben als "Fehlplanung".
thepioneer.de (€)
Sex sells: Der NDR sucht Personal für einen Sex-Podcast, berichtet "Bild" und wittert auf Grundlage der Stellenausschreibung die Verharmlosung von Prostitution. Indiz seien positive Formulierungen in der Ausschreibung. "Ein Skandal mit Ansage!" darf CSU-Politikerin Dorothee Bär kommentieren. SPD-Frauenpolitikerin Leni Breymaier fordert, der Sender müsse sich "mit der gleichen Inbrunst" "Gewalt, Abhängigkeit, Menschenhandel, Ausbeutung" widmen. Der NDR verspricht "ein differenziertes Bild".
bild.de
Nicht zum Lachen: Schauspieler und Regisseur Til Schweiger holt im Interview mit der "Zeit" zu seinem bisher ausführlichsten Rundumschlag gegen ihm gegenüber kritische Medien und andere Promis aus. Im Gespräch mit Cathrin Gilbert und Hanns-Bruno Kammertöns sagt er: "Ich habe schon lange meinen Frieden damit gemacht, dass ich von diesen Boulevardmedien als Clickbait genutzt werde." Konkret meint er "Bild", RTL und "besonders" "T-Online", die über Gerüchte berichtet hatten, dass Schweiger zum Alkohol-Entzug in einer Klinik sei. Dem "Spiegel" wirft er vor, mit seinem Artikel über Machtmissbrauch am Set seine Karriere zerstören zu wollen.
Auch an Kritik für Kulturstaatsministerin Claudia Roth spart Schweiger nicht: Die Politikerin habe bei Events immer seine Nähe gesucht. Als die Vorwürfe bekannt wurden, habe sie sich öffentlich darüber geäußert, ohne ihn vorher zu fragen, was an den Vorwürfen dran sei. Besonders harte Worte findet Schweiger für Jan Böhmermann und Oliver Pocher: "Die verachte ich, weil sie immer nur auf Kosten von anderen lachen." Schweiger hatte sich mal geschworen, Böhmermann "eine fette Schelle" zu verpassen, wenn er dem Satiriker mal begegnen würde. Er sei froh, bei einer Begegnung in einer Lufthansa-Lounge "nicht auf das Teufelchen in meinem Kopf" gehört zu haben.
Schweiger bescheinigt sich selbst "wirklich einen guten Humor", weil er über seine "eigene Blödheit" lachen könne.
"Zeit", 8/2024 S. 26, t-online.de, turi2.de (Background)
Foto: Picture alliance / dpa / Christian Charisius
Hör-Tipp: Der Vorstandsvorsitzender des Bündnis gegen Cybermobbing Uwe Leest kritisiert im Deutschlandfunk die Medien-Berichterstattung über den selbst ernannten "Anzeigenhauptmeister" und zieht Parallelen zum Fall Drachenlord. Die überspitzte Darstellung von Niclas M. bei Spiegel TV z.B. als "Meister Petze" habe einen Medienhype ausgelöst und ihn zum Hass-Objekt im Netz gemacht, der bereits physische Angriffe nach sich ziehe. Die Medien hätte daran eine Mitschuld weil sie z.B. den vollen Namen und Wohnort des Falschpark-Anschwärzers nennen. Leest fordert deshalb ein Ende der Berichterstattung über den "Anzeigenhauptmeister".
deutschlandfunk.de (5-min-Audio)
Zitat: Medienethiker Alexander Filipović ordnet den medialen Umgang mit Alexandra Föderl-Schmid ein.
"Eigentlich müssten wir uns alle schämen und die Klappe halten, weil wir natürlich Teil dieser fatalen Kommunikationsdynamik sind, die entsteht und die einen Menschen in die Verzweiflung drängen kann."
Medienethiker Alexander Filipović findet es im Interview mit der KNA "unwürdig", dass ausgerechnet "Nius" von Julian Reichelt die Plagiatsjagd auf "Süddeutsche"-Vize Alexandra Föderl-Schmid finanziert hat, weil es dem Portal "wohl nicht um wissenschaftliche Qualität gehen dürfte". Nach dem Bekanntwerden von journalistischen Fehlern Föderl-Schmids ihre Doktor-Arbeit zu prüfen, findet er "moralisch fragwürdig".
kress.de
Fehlsteuerung: Das Funk-Reportage-Format STRG_F hat "ein riesengroßes Glaubwürdigkeitsproblem", räumt Funk-Content-Leiter Stefan Spiegel bei Deutschlandfunk Kultur ein. "Eine sehr große Community auf YouTube vertraut dem Format nicht mehr", sagt er. Grund ist ein Video von YouTuber Rezo, der "STRG_F" wiederholt Framing und Falschbehauptungen vorwirft. Um das Vertrauen wiederherzustellen, müsse man "unbedingt was tun", kündigt Spiegel an. Es gehe um eine "sehr offene Fehlerkultur" und "so groß wie mögliche Transparenz".
deutschlandfunkkultur.de (12-Min-Audio, O-Ton-Spiegel ab 10:36), faz.net (€), youtube.com (67-Min-Video von Rezo)
Zum Raabport: Die CDU-Fraktion im Landtag von Rheinland-Pfalz fordert den Rücktritt von Medien-Staatssekretärin Heike Raab, die auch Koordinatorin der Rundfunkkommission der Länder ist. Die SPD-Politikerin hatte sich im Mai auf Briefpapier der Landesregierung über eine SWR-Sendung beschwert. Ein SWR-Journalist hatte in der Sendung den früheren Innenminister Roger Lewentz für die Toten der Ahrtal-Flutkatastrophe verantwortlich gemacht und moniert, dass er weiterhin SPD-Landeschef ist. Raab würde versuchen, eine "unliebsame Berichterstattung zu beeinflussen und Druck aus einer Machtposition heraus auszuüben". Die Landespressekonferenz Rheinland-Pfalz sieht in dem Schreiben einen "Einschüchterungsversuch". Der SWR dagegen findet "Programmkritik von außen" nicht ungewöhnlich. Raab selbst sagt, inhaltlich stehe sie weiterhin zu ihrer Kritik, die Unabhängigkeit der Medien sei jedoch "ein hohes Gut". Die CDU will den Fall am Donnerstag im Landtag thematisieren, auch der Landesrundfunkrat des SWR werde sich damit befassen.
dwdl.de, evangelische-zeitung.de, swr.de, merkur.de, faz.net (€)
Foto: Staatskanzlei RLP/ Unger
Tatenlos? Der Antiziganismus-Beauftragte der Bundesregierung, Mehmet Daimagüler, kritisiert in einem Brief an WDR-Intendant Tom Buhrow fehlenden Widerspruch gegen eine antiziganistische Äußerung im "Kölner Treff". Schauspieler Ben Becker hatte gesagt: "Was sagte man früher: Man muss, wie die Zigeuner, hinter die Büsche scheißen …". Moderator Micky Beisenherz und seine Kollegin Susan Link hätten bestätigt, dass man das früher so gesagt habe. Eine Missbilligung der "rassistischen Fremdbezeichnung für Sinti und Roma" sei jedoch ausgeblieben, beklagt Daimagüler. Der WDR sagt der "Mopo": In der Nachbetrachtung hätte der Widerspruch "noch deutlicher ausfallen sollen".
mopo.de, tagesspiegel.de
Jetzt ist auch mal gut! Die Sprecherin der Stadt Dresden, Barbara Knifka, reagiert mit einem patzigen Kommentar auf eine "Investigativoffensive" der "Morgenpost Sachsen" und des Sachsenfernsehens zur Vergabe einer Party für 18-Jährige im Dresdner Rathaus. Dabei würde "Altes nochmal aufgewärmt und klare Fakten einfach ignoriert". Von den mittlerweile 14 Medienanfragen und 21 Stadtratsanfragen zum Thema sei die Pressestelle "langsam tierisch" genervt. Flurfunk-Dresden-Herausgeber Peter Stawowy hält Knifkas Polemik für "völlig unangemessen".
flurfunk-dresden.de, sachsen-fernsehen.de (3-Min-Video), tag24.de (Background)
Relativierende Berichterstattung? Der "FAZ"-Autor Nikolai Klimeniouk wirft dem "Spiegel" vor, durch seine "israelkritische Berichterstattung" zur Ausbreitung von Antisemitismus in Deutschland beizutragen. Im Archiv des Blattes fänden sich zahlreiche Artikel, in denen Täter-Opfer-Umkehr stattfinde, so Klimeniouk, der selbst Jude ist.
Der aktuelle "Spiegel"-Titel "Judenhass in Deutschland" sei "Panikmache" und "heuchlerisch". Der "Spiegel" mache mit seinem Cover "die Angst Einzelner zu einem gesamtgesellschaftlichen Phänomen" und wälze die Angst der Nation vor Antisemitismus und Unruhen in Deutschland auf jüdische Menschen ab. Er ermutige die Täter und entmutige die Juden von jedem Zeitungskiosk in Deutschland aus. (Bild: Spiegel / Nikolai Klimeniouk / Fotomontage: turi2)
faz.net
Nuhr eine Meinung? Comedian Dieter Nuhr sorgt sich im "Zeit Magazin" um die Meinungsfreiheit in Deutschland. "Wer mal die vermeintlich Falschen kritisiert, muss mit Folgen rechnen, die eben nicht ohne Weiteres auszuhalten sind", sagt er. Es gebe Menschen, "die werden mundtot gemacht". Das reiche "bis zur Vernichtung von Existenzen". Dem Vorwurf, er mache rechte Comedy weist Nuhr von sich: "Dass jegliche Auseinandersetzung" mit der Klimapolitik der Regierung "schon als rechts diffamiert wird", zerstöre "die demokratische Gesellschaft in ihren Grundfesten".
t-online.de
"Bei Lindemann habe ich eine volle Kriegskasse, was bedeutet, dass wir uns vom 'Spiegel' nicht einschüchtern lassen müssen oder von den Medien nach dem Motto: bloss nicht zu viel Geld ausgeben."
Simon Bergmann, Anwalt von Rammstein-Sänger Till Lindemann, kritisiert m Interview mit der "NZZ" die #MeToo-Berichterstattung deutscher Medien. Als problematisch empfindet Bergmann u.a. die Praxis, Frauen, die anonym bleiben wollen, in verschiedenen Medien "Phantasienamen" zu geben: "Und dann stellen wir im Prozess fest, dass es sich bei 'Kaya R.' und 'Anna' um dieselbe Frau handelt. Die Leute aber denken: So viele Opfer? Was für ein Monster!"
nzz.ch
Keine Wagenknechte: Linken-Abgängerin Sahra Wagenknecht übt vor der Bundespressekonferenz im Rahmen der Ankündigung ihrer Parteigründung Medienkritik. Die Politikerin wirft den Hauptstadtmedien Kampagnen vor, u.a. indem sie in die Nähe des russischen Machthabers Putin gerückt werde. Dem widerspricht sie und fordert die Medien auf: "Gehen Sie nicht den billigen Weg, uns Dinge zu unterstellen, die wir gar nicht vertreten." DJV-Chef Frank Überall springt für die Medien in die Bresche: Sie würden seit Jahren " ausführlich und vielseitig" über Wagenknecht berichten. Er fordert die Politikerin auf, mit Fakten und Argumenten zu überzeugen, statt mit Vorwürfen. "Wir Journalisten lassen uns nicht als Steigbügelhalter bei einer möglichen Parteigründung von Sarah Wagenknecht benutzen."
n-tv.de (10-Min-Video), djv.de
Lese-Tipp: Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen träumt im "Tagesspiegel" von sozialen Medien ohne klassische Werbefinanzierung und strikter Machtbegrenzung Einzelner. Seiner Ansicht nach, wäre Europa ohne X besser dran. Er empfiehlt der EU im Machtkampf mit Elon Musk Ausdauer und Haltung. Es gehe schließlich um die Frage, "wem die Öffentlichkeit eigentlich gehört" und "wer das Kommunikationsklima bestimmt". Elon Musk agiere zunehmend als "missionarischer Kulturkämpfer", der eine "Öffentlichkeit der libertären Zügellosigkeit" schaffen wolle.
tagesspiegel.de
“Es muss immer krasser werden, damit die Menschen hinschauen” – Paul Ronzheimer über Krieg und Frieden.
Graustufen: “Bild”-Reporter Paul Ronzheimer bringt den Krieg auf unsere Smartphone-Screens und reist dafür um die Welt. Mit turi2-Chefredakteur Markus Trantow und für die turi2 edition #22 macht er Halt in Köln. Vor dem Dom sprechen sie über Frieden, Gott, Medien-Monster – und die Frage, ob man als Journalist eine Seite wählen muss. “Wir müssen aufpassen, dass wir nicht jede kritische Äußerung als Propaganda abstempeln,” sagt Ronzheimer mit Blick auf die mediale Repräsentation von Menschen, die Linke oder AfD wählen. Die sozialen Medien findet er so radikalisiert, “dass wir womöglich Gefahr laufen, diese Menschen komplett zu verlieren”.
weiterlesen >>>, turi2.de/edition22, issuu.com (Interview im kostenlosen E-Paper lesen)
Lese-Tipp: "Die wohl wichtigste journalistische Aufgabe ist es, die Folgen einer Normalisierung des Rechtsextremismus zu zeigen", schreibt Michael Kraske im "Journalist" über den Umgang von Redaktionen mit der AfD. Zu oft würden Medien "unbeirrt am Label 'Protestwähler'" festhalten, obwohl empirische Befunde dagegensprächen. Jan Hollitzer, Chefredakteur der "Thüringer Allgemeinen", möchte jeden Eindruck von Bevormundung vermeiden: Er beobachte, dass bei seiner Leserschaft "durch eine übermäßige Benennung der AfD als rechtsextreme Partei Jetzt-Erst-Recht-Reaktionen eintreten".
journalist.de
“Wie eimerweise Popcornfressen” – Oliver Kalkofe über TV-Liebe und TikTok-Hass.
Unter Medienjunkies: “Ich habe mich schon als Kind zu allem hingezogen gefühlt, was auf Bildschirmen geschieht – egal ob Fernseher oder Kinoleinwand”, sagt TV-Kritiker und Satiriker Oliver Kalkofe im turi2 Jobs-Podcast. Mit Chefredakteur Markus Trantow spricht Kalkofe über seine Karriere, die beim Radio begann und ihn inzwischen regelmäßig in politische Talkshows wie “Maischberger” führt. Er erklärt, dass er das Kultformat “Kalkofes Mattscheibe” durchaus wiederbeleben würde und dass er inzwischen von Netflix enttäuscht ist. Auch für die Influencer-Ökonomie hat der TV-Terminator wenig schmeichelhafte Kommentare übrig: Dass es gelinge, junge Menschen so zu täuschen, dass sie “Influencer, die ihnen nur Scheiße verkaufen”, mögen und ihnen folgen, findet Kalkofe “gruselig”. Er erinnert sich an die “Influencer” seiner Jugend – Werbefiguren wir “Herr Kaiser” von der Hamburg Mannheimer oder “Klementine” von Ariel. “Wir wären nie auf die Idee gekommen, denen eine Postkarte zu schicken: ‘Klementine, ich finde dich so süß. Deine Latzhose ist so geil.’” Dieser Podcast ist Teil der Screen-Wochen bei turi2. Bis 8. Oktober beschäftigen wir uns auf turi2.de mit Entwicklungen und Trends für Bildschirme – von der Smartwatch bis zum großen Werbescreen.
Weiterlesen >>>, turi2.tv (61-Min-Podcast auf YouTube), spotify.com, podcast.apple.com, deezer.com, plus.rtl.de
"Wenn eine Form dazu einlädt, Meinungen oder Aussagen zu verbreiten, die nicht notwendigerweise den tatsächlichen Überzeugungen der zitierten Person entsprechen, eine Form, in der die Begrenzung dazu führt, dass Inhalte ungenau oder verzerrt wiedergegeben werden, eine Form, die keinen Raum für Kontext geben kann, was zu Missverständnissen mit Ansage führt, dann scheint etwas mit der Form kaputt."
Autorin Samira El Ouassil kritisiert bei Übermedien, dass Zitatkacheln für Social Media Aussagen oft aus dem Kontext reißen und die Zitierten dafür angefeindet werden. Sie appelliert an Redaktionen, bei der Auswahl mehr Feingefühl zu beweisen oder das Kachel-Zitat abzustimmen.
uebermedien.de (€)
Glaubensbekenntnis: Welt-Chefredakteur Ulf Poschardt wirft den Medien im Interview mit dem christlichen Online-Magazin Corrigenda.online vor, bei Familie und Abtreibung falsche Werte zu vertreten. "Wir haben verlernt, was das für ein Glück ist, was uns Kinder bedeuten sollten", sagt Poschardt. In Berichten über Abtreibung lese er bisweilen einen "triumphalen Unterton". Poschardt spricht auch über seinen Glauben, der von seiner protestantischen Erziehung und seinem jesuitischen Studium geprägt sei.
corrigenda.online
Döpfners Depesche: Springer-Chef Mathias Döpfner fühlt sich berufen, bei "Bild" die Aiwanger-Affäre und die Berichterstattung darüber persönlich zu kommentieren. Er wirft "einigen sogenannten Leitmedien" – und meint damit wohl die "Süddeutsche Zeitung" – "politische Einseitigkeit, Vorverurteilung und moralische Doppelstandards" vor. Daher würden sich "noch mehr Menschen" von diesen abwenden. Die Freien Wähler gewinnen an Zuspruch, eine Koalition der CSU mit den Grünen sei "in weite Ferne gerückt". Döpfner sieht es zudem kritisch, dass "widerliche antisemitische Parolen" in Deutschland als "'Jugendsünde' verbucht" würden. Was auch immer "die Hintermänner und Hinterfrauen der Affäre Aiwanger genau erreichen wollten", sei "wahrscheinlich das Gegenteil des vorläufigen Ergebnisses". Für Döpfner ein "Totalschaden".
bild.de
Hör-Tipp: TV-Kritikerin Anja Rützel wünscht sich ein Reality-TV-Format mit Menschen aus dem bürgerlichen Milieu. Ihr "absoluter Traum" wäre eine Sendung wie "The Real Housewives of Prenzlauer Berg", sagt sie im Podcast "Läuft" von epd Medien. Rützel fände es spannend, Menschen zu beobachten, die auf Instagram eine "geschönte Bürgerlichkeitsfassade, dieses Neobiedermeier" zeigen und dann durch das TV-Format unter Druck gerieten.
laeuft-programmschau.podigee.io (26-Min-Audio)
Friedrich der Mahner: CDU-Chef Friedrich Merz nutzt seinen Bierzelt-Auftritt beim Gillamoss-Volksfest in Niederbayern für Medienschelte im Fall Aiwanger. "Überlegen Sie sich gut, welche Verantwortung Sie auch haben in Deutschland", appelliert er. Merz erwarte, dass Medien "ein Spiegelbild der Gesellschaft sind" und "ein breites Meinungsspektrum zum Ausdruck kommt", insbesondere bei "denjenigen, die aus Gebühren finanziert werden".
faz.net
Talky Luke: Comedian Luke Mockridge bezieht zwei Jahre nach den Missbrauchs-Vorwürfen seiner Ex-Freundin Ines Anioli ausführlich Position zu den Geschehnissen um seine Person. Im Podcast "Hätte ich das mal früher gewusst" von Joyce Ilg und Chris Halb 12 erzählt Mockridge, dass er "zwangseingewiesen" wurde, um in einer Klinik drei Monate in einem "geschützten Raum" zu sein, abgeschottet von Hassbotschaften im Netz. Angebote für Interviews oder Buchdeals habe er bisher alle abgelehnt, weil er Privates und Öffentliches voneinander trennen will. "Ich möchte nicht dafür bekannt sein, mit wem ich schlafe", sagt Mockridge und findet es schade, dass ihm dies fast wie ein Schuldeingeständnis ausgelegt worden sei. Sein großes Learning: "Das, was online passiert, ist nicht die Realität."
youtube.com (61-Min-Video), podigee.io (61-Min-Audio) via t-online.de, rtl.de, tag24.de
Kritikwürdig: Der Deutsche Presserat hat bis Dienstagmittag sechs Beschwerden über die Berichterstattung der "Süddeutschen Zeitung" im Fall Aiwanger erhalten, teilt das Kontrollgremium auf Anfrage von epd Medien mit. Die Beschwerdeführenden kritisierten demnach sehr allgemein ihr Missfallen an der Form der Verdachtsberichtserstattung. Einige bezweifelten auch, dass es überhaupt ein öffentliches Interesse an den Vorwürfen gebe.
sonntagsblatt.de
Déjà-vu: Das Aufmacher-Interview mit Ferdinand von Schirach im aktuellen "stern" kommt Stefan Niggemeier bekannt vor. Vor fast genau einem Jahr hat auch das "SZ-Magazin" ein großes Interview mit dem Schriftsteller geführt und ebenfalls mit Schwarz-Weiß-Foto auf den Titel gebracht. Bei Übermedien vergleicht Niggemeier Passagen, in denen von Schirach fast wortgleich antwortet. In anderen Fällen bauen die "stern"-Interviewer mit Bezug aufs "SZ-Magazin" eine Brücke zur gewünschten Antwort.
uebermedien.de, stern.de (€), sz-magazin.sueddeutsche.de (€) turi2.de (Background)
Nach dem Wind drehen: Die mediale Berichterstattung über Windkraft, Naturschutz und Energiepolitik ist oft "unterschwellig durchzogen" von "soziokulturellen Mentalitäten sowie tief verwurzelten Denkmustern und Moralvorstellungen", sagt die Studie Vom Winde verdreht? der Otto Brenner Stiftung. Faktentreue und die adäquate Wiedergabe des wissenschaftlichen Standes stünden hinter Emotionalisierungen zurück. Die Kulturwissenschaftlerin Georgiana Banita von der Uni Bamberg hat für die Studie ausgewählte skeptische und befürwortende Berichte aus "FAZ", "Welt", "Spiegel" und "Süddeutscher Zeitung" untersucht und dabei eine deutliche Lagerbildung festgestellt. "Was dabei auf der Strecke bleibt, ist die eigene Widerspruchs- und Debattenkultur", sagt Banita. Die untersuchten Artikel bemühten sich kaum, die Gegenseite zu Wort kommen zu lassen oder ihre Leserinnen vor eine Wahl zu stellen.
otto-brenner-stiftung.de (Zusammenfassung), otto-brenner-stiftung.de (Detail-Infos)
Könnte teuer werden: Jurist und Schriftsteller Ferdinand von Schirach regt im "stern"-Interview eine Strafzahlung für Medien an, sollte eine unzutreffende Berichterstattung dazu führen, dass das Ansehen eines Betroffenen erheblich geschädigt wird. Berichte über MeToo-Fälle entwickelten sich in sozialen Medien "zum Horror", komplexe Sachverhalte würden "auf einen einzigen Satz reduziert". Die Gefahr einer Strafzahlung würde Recherchen "ein ganz anderes Gewicht" verleihen, ist von Schirach überzeugt, weil das Publikum wüsste, was für Medien "auf dem Spiel steht".
stern.de (€), tagesspiegel.de (Zusammenfassung)
Video-Tipp: Das Funk-Format "offen un' ehrlich" wirft Influencer Finn Lorenzen, bekannt als Finnel, und seinem Geschäftspartner Andre Braun alias Mandre vor, Videos, in denen sie scheinbar zufälligen Passanten Geschenke machen, zu inszenieren. So sei etwa ein Empfänger eines Geschenks ein Mitarbeiter der gemeinsamen Firma Virral. Eine Influencerin berichtet, Finnel und Mandre hätten bei einem Dreh darauf bestanden, dass ihr Freund den zufällig Beschenkten spielt.
youtube.com (13-Min-Video), presse.funk.net
Muss gehen: RTL News trennt sich mit sofortiger Wirkung von dem freien Moderator und Reporter Maurice Gajda. Er hatte für einen Beitrag in "Explosiv Weekend" einen gelöschten Tweet von Ex-AfD-Chefin Frauke Petry nachgebaut, dessen Existenz Petry bestreitet. Weitreichende Prüfungen hätten bisher keinerlei Hinweis darauf gefunden, dass es den Tweet "so jemals gegeben hat", teilt RTL mit. Gajdas Handeln offenbare "zahlreiche eklatante Verstöße gegen die journalistische Sorgfaltspflicht".
dwdl.de, media.rtl.com, turi2.de (Background)
Korrekturhinweis: In einer vorigen Fassung der Meldung hatten wir den Beitrag von Maurice Gajda fälschlicherweise "Exclusiv Weekend" zugeschrieben. Richtig ist, dass er bei "Explosiv Weekend" lief. Wir haben die Meldung entsprechend angepasst.
Kaputter Kompass? Der "Spiegel" stellt wie erwartet die journalistische Unabhängigkeit des Medien-Startups The Pioneer von Gabor Steingart infrage. Pioneer diene sich "gegen Geld Unternehmen, Verbänden und Lobby-Gruppen an, ohne dies den Leserinnen und Lesern transparent zu machen". Das Magazin beruft sich auf interne Unterlagen zur Vermietung des Medienschiffs Pioneer One. Demnach habe jeder der 25 Kunden im Jahr 2021 im Schnitt rund 44.000 Euro in die Unternehmenskasse gebracht. 2022 lägen die Einnahmen laut einer Schätzung bei knapp 1,9 Mio Euro. Steingart bestreitet die Zahlen.
Dem "Spiegel" zufolge habe das Charter-Geschäft mitunter "auch Vorrang vor journalistischen Belangen". Demnach musste die Pioneer-Redaktion ab dem 25. April für sechs Wochen von Bord, weil die Pioneer One an die Commerzbank verchartert war. Am Ende "ist The Pioneer auch nur ein Startup, das Geld verbrennt und deshalb dringend Umsatz für eine Wachstumsgeschichte machen muss", bilanziert der "Spiegel".
Steingart hatte einen "Spiegel"-Fragenkatalog, inklusive der Antworten von Pioneer-CEO Ingo Rieper am Mittwoch vorab veröffentlicht. Das Magazin schreibt dazu, dass Steingart "auf journalistische Standesgepflogenheiten nicht mehr viel gibt" und ihn die "Recherchen offenbar härter getroffen" hätten, "als er wohl zugeben mag". (Foto: Jörg Carstensen / Picture Alliance)
spiegel.de (€), turi2.de (Background)
Im falschen Film: Der ORF hat in einen Nachrichtenbeitrag über Zwangsrekrutierung in der Ukraine Videos gezeigt, die aus einem anderen Zusammenhang stammen, deckt das Faktencheck-Portal Mimikama auf. Zu sehen seien die Verhaftung eines russischen Agenten sowie die Abführung eines Demonstranten. Der ORF bedauert den Fehler und will ihn zum Anlass nehmen, sich im Programm dem Thema "Fake-News im Informationskrieg" zu widmen.
derstandard.at, puls24.at
He said, she said: Der "Spiegel" wehrt sich auf Nachfrage von "Meedia" gegen Vorwürfe des Medien-Startups Media Pioneer von Gabor Steingart, wonach sich das Magazin von der Bill und Melinda Gates Stiftung aushalten und beeinflussen lasse. Für das von der Stiftung finanzierte Projekt "Globale Gesellschaft" gebe es klare Richtlinien, eine redaktionelle Einflussnahme der Geldgeber sei ausgeschlossen, Texte des Projekts würden gekennzeichnet. Steingart schreibt in seinem Newsletter "Spiegel"-Gründer Rudolf Augstein "würde sich im Grab umdrehen, angesichts dieses Verrats an der Unabhängigkeit".
Auch dem Vorwurf, in Podcasts würden "Spiegel"-Redakteurinnen Werbebotschaften Dritter vorlesen, widerspricht das Magazin. Das treffe lediglich auf Eigenwerbung zu. Der "Spiegel" hatte im Vorfeld der Vorwürfe zum Geschäftsmodell von Media Pioneer recherchiert und wirft dem Startup anscheinend eine Vermischung von wirtschaftlichen Interessen und redaktioneller Arbeit vor. Die Recherche ist bisher nicht veröffentlicht.
meedia.de (€), turi2.de (Background)
Angriff ist die beste Verteidigung: Pioneer-Boss Gabor Steingart geht gegen seinen Ex-Arbeitgeber "Spiegel" in die Offensive und veröffentlicht einen Katalog von 99 Fragen des Magazins an The Pioneer und den kommerziellen Arm Media Pioneer Publishing AG. Die Fragen drehen sich um das Geschäftsmodell Steingarts, die Vermietung des Medienschiffs an Firmenkunden und die Abbildung von Kunden-Events in den redaktionellen Pioneer-Newslettern und -Podcasts. CEO Ingo Rieper widerspricht den Vorwürfen der Vermischung von kommerziellen Interessen und redaktioneller Arbeit. Steingart wirft dem "Spiegel" in seinem Newsletter im Gegenzug vor, sich von der Bill & Melinda Gates Foundation mit 760.000 Euro pro Jahr "aushalten" zu lassen.
thepioneer.de
Friedriches Schweigen: Der Verleger der "Berliner Zeitung", Holger Friedrich, rät Führungskräften davon ab, mit Medien zu sprechen. Die "Financial Times" zitiert ihn in einem Artikel Anfang August mit den Worten: "Ich würde jeder Person, die Verantwortung trägt oder [in der Öffentlichkeit] exponiert ist, raten, den Kontakt mit den meisten Journalisten zu vermeiden." "Süddeutsche"-Medienredakteurin "Anna Ernst, die das pikante Zitat aufgreift, mutmaßt, Friedrich habe womöglich "nie verstanden", wie das Mediengeschäft funktioniert.
ft.com (€), sueddeutsche.de (€), kress.de
Rendezvous mit Hindernissen: Die Produktionsfirma Constantin reagiert auf die Kritik von Autorin Rita Falk bezüglich der Verfilmung ihres Buchs "Rehragout-Rendezvous". Man schätze Falk und ihre Arbeit sehr, sagt Chef Martin Moszkowicz der Nachrichtenagentur dpa. Die aktuelle Berichterstattung sei "bedauerlich", da man "seit über zehn Jahren respektvoll und vertrauensvoll" zusammenarbeite. Als Produktionsfirma müsse Constantin jedoch "die Interessen aller an einer Verfilmung beteiligten Künstler respektieren und koordinieren".
spiegel.de, turi2.de (Background)
Rehvanche: Die Autorin der Eberhofer-Krimis, Rita Falk, ist unglücklich mit der Verfilmung ihres Buchs "Rehragout-Rendezvous", die heute im Kino anläuft. "Als Autorin muss ich mich distanzieren von diesem Film", sagt sie dem "Spiegel". Es gehe auch darum, ihren Ruf zu schützen. Nach der "viele Jahre lang großartigen" Zusammenarbeit seien ihre "Einsprüche irgendwann nicht mehr zur Kenntnis genommen" worden, inbesondere beim neuen Film. Das Drehbuch sei "unglaublich platt, trashig, stellenweise sogar ordinär", ihr sei "vieles an dem Film völlig fremd". Constantin habe noch eine Option auf zwei ältere Bücher, weiteren Verfilmungen stehe sie nun "sehr skeptisch gegenüber".
spiegel.de (€), dwdl.de
Prechtsaußen? Journalist Andrej Reisin wirft Markus Lanz und Richard David Precht bei Übermedien vor, in ihrem ZDF-Podcast Lanz & Precht Narrative zu bedienen, "die die AfD so oder so ähnlich auch vertritt". Er fragt sich, warum unter dem Label der "heute"-Nachrichten, wo der Podcast bei YouTube läuft", "andauernd faktisch falscher Unsinn verbreitet werden darf". Lanz und Precht glänzten mit "gefährlichem Halbwissen" und "bräsiger Arroganz". Gerade der öffentlich-rechtliche Rundfunk hätte jedoch "jede Pflicht und Schuldigkeit und vor allem auch Möglichkeit, es besser zu machen".
uebermedien.de (€)
"Da wird suggeriert, dass das der Party-Schlager ist, der auf Mallorca läuft. Aber da wird ganz viel altes, weichgespültes Zeug wieder hochgeholt, alles, was keinem wehtut."
Schlager-Sänger Ikke Hüftgold wettert im Interview mit Ippen Medien gegen die Mallorca-Ausgabe des "ZDF-Fernsehgartens". Seinen Auftritt am 30. Juli sagt er ab und schlägt als neuen Namen "lustiger Nachmittag mit Musik, die keinem wehtut" vor.
merkur.de via wunschliste.de
Quatsch aus Hollywood: Moderator Günther Jauch wehrt sich gegen offenbar satirisch gemeinte Zitate von Tom und Bill Kaulitz, die in der Klatschpresse als Fakten kursieren. In ihrem Podcast Kaulitz Hills hatten die Musiker behauptet, sie seien mit Jauch eine Nacht lang durch die Club-Szene Berlins gezogen. Jauch widerspricht dieser Aussage im Podcast von Kurt Krömer: "Ich war noch nie in einem Technoclub." Die RTL-Zeitschrift "Gala" habe in der Sache bereits eine Gegendarstellung veröffentlicht, schreibt der "Spiegel". Gegen die Verlage Bauer und SCG laufen Verfahren, schreibt "Bild".
open.spotify.com (58-Min-Podcast), spiegel.de, bild.de (€)