Philipp Westermeyer erzählt die “Jung von Matt Story”.


Klappe, die zweite: Philipp Westermeyer und seine OMR legen in Sachen Bewegtbild nach. Genau 14 Monate nach "Middelhoff – der krasse Fall eines Managers" veröffentlicht das Marketing- und Medienhaus heute Abend um 20.15 Uhr die zweite große Dokumentation – über die Geschichte der Werbeagentur Jung von Matt. Mit deren legendären Gründern Holger Jung und Jean-Remy von Matt beginnt der Film. Sie treffen sich auf dem Schiff "Elizabeth", das nach der gemeinsamen Ex-Frau der beiden Werber benannt ist. Die Doku feiert ikonische Kampagnen der Agentur – von Sixt über die BVG bis zu "Geiz ist geil" – und sie lässt prominente Werbe-Gesichter und -kunden zu Wort kommen, darunter Tina Müller, Erich Sixt und Wladimir Klitschko. Der Film lässt aber auch Kritik, Tiefpunkte und den andauernden Umbruch der Werbeagentur nicht aus und versucht eine Annäherung an den neuen Kurs und CEO Peter Figge.

So muss der Agenturchef die Kritik einer oder eines verärgerten Ex-Beschäftigen vorlesen, mit Vorwürfen wie Überarbeitung, schlechte Bezahlung und schlechtes Betriebsklima. "Wenn wir immer so wären, dann würde es uns nicht mehr geben", sagt Figge, entschuldigt sich und ergänzt: "Wir leben von nichts anderem als von ganz besonderen Menschen, die in einem guten Klima zusammenarbeiten müssen". Figge leitet die Agentur seit 2010 – unter seiner Führung macht die Firma so viel Umsatz wie nie, durchlebt aber auch ihre größte Krise durch den Abgang des Kunden Mercedes. Von Matt beschreibt die Situation 2014/15 als "Blick in den Abgrund", Holger Jung sagt, er habe bestimmt eine Woche lang nicht geschlafen. Auch Figge nimmt die Situation als "existenzgefährdend" wahr. Hinterher habe die Mannschaft aber gewusst, "dass man mit mir durch schwere See segeln kann".

OMR zeigt auch, wie sich die Arbeit der Agentur durch die Digitalisierung und durch Corona verändert: Wir sehen Peter Figge im Ugly-Christmas-Sweater, wie er vor Weihnachten digital Bilanz zieht, die Geschäftszahlen lobt, aber die Kreation kritisiert. Die Beschäftigen schauen vom Home Office aus zu. Der Film zeigt auch das deutsche Durchschnitts-Wohzimmer, das viele Jahre Dreh- und Angelpunkt der Agentur-Arbeit war, und führt das Bubble-Versum vor, das das Wohnzimmer inzwischen ersetzt hat. In dem futuristischen Medienraum können die Kreativen in einer überlebensgroßen Blase die Medien-Filterblasen unterschiedlicher Zielgruppen aufrufen.

"Wir haben definitiv noch nicht genug Frauen in Führungspositionen", sagt Figge und gibt zu: "Das liegt durchaus auch an uns" – und wirbt um Bewerberinnen. Am Ende des Films und mit Blick in die Zukunft sagt Douglas-Chefin Tina Müller: "Jung von Matt steht für diese traditionelle Art Werbung zu konzipieren und zu kreieren und ich hoffe, dass das nicht ausstirbt." Der Abspann zeigt Outtakes vom Dreh, untermalt von Jean-Remy von Matt, der auf der Flöte "Vom Himmel hoch, da komm ich her" intoniert. Das ausführliche Gespräch mit der Werbe-Ikone koppelt OMR vorab auch als Podcast aus. (Foto: OMR)
ac-page.com (83-Min-Doku ab 20.15 Uhr), podigee.io (68-Min-Podcast)