“Zeit”: Julian Reichelt will auch künftig “Journalismus für die Massen” machen.


Zeit für Widerspruch: Der geschasste "Bild-Chef Julian Reichelt bricht sein Schweigen und gibt im großen "Zeit"-Interview mit Cathrin Gilbert erstmals nach dem Rauswurf bei Springer einen Einblick in seine Zukunftspläne. "Ich werde auf jeden Fall weitermachen", sagt er. Sollte es keinen passenden Job für ihn geben, "hat man in einem freien Land ja die Möglichkeit, sich diesen Job selber zu schaffen". Nur PR wie sein journalistischer Ziehvater Kai Diekmann wolle er nicht machen, "sondern Journalismus für die Massen". Reichelt "liebe es, Millionen Menschen eine starke Stimme zu geben".

Von Springer-Chef Mathias Döpfner ist Reichelt "enttäuscht". Er habe Döpfner "nicht angelogen", seine Beziehung sei bekannt gewesen. "Deswegen hat es mich sehr überrascht, wie überrascht er gewesen sein will", sagt Reichelt. Sein Verhältnis zu Döpfner beschreibt Reichelt "wie eine Familie, die in guten und in schwierigen Zeiten zusammenhält". Dass beide sich "mit irgendwelchen Schmutzgeschichten" gegenseitig Schaden zufügen würden, sei eine "Sehnsuchtsgeschichte unserer politischen Gegner".

Reichelt öffne sich nun, weil er "nichts zu verbergen" habe. Schon das Wort "MeToo" sei im Zusammenhang mit ihm eine "Verleumdung". Im gesamten Compliance-Verfahren haben es keinen Menschen gegeben, "der sich selbst als "Opfer" bezeichnet hat, auch wenn das in den Medien so dargestellt wurde". Auch sei ihm nie eine Aussage präsentiert worden, "in der mir jemand 'Machtmissbrauch' vorwirft", sagt Reichelt. Insbesondere gegen den "Spiegel" teilt Reichelt aus und wirft dem Nachrichtenmagazin vor, "komplette Sachverhalte erfunden" zu haben.

Schon vergangene Woche hatte sich Reichelt nach langer Pause erstmals wieder bei Twitter zu Wort gemeldet und an der Legende gestrickt, er sei Opfer seiner politischen Linie.
zeit.de (Paid), horizont.net (Zusammenfassung), turi2.de (Background)