“Die Herrschaft über den Kühlschrank nicht verlieren” – Mike Henkelmann über Second Screen und Smart Home.
23. Oktober 2023
Im Netz der Technik: Als Marketing Director bei Samsung verkauft Mike Henkelmann smarte Fernseher und Backöfen. Im Showroom in Schwalbach bei Frankfurt spricht er mit Tim Gieselmann für die turi2 edition #22 darüber, wo die Technologie noch an ihre Grenzen stößt – und ob ein komplett vernetztes Zuhause nur eine Utopie für Reiche ist.
Mike Henkelmann, bestellt dein Kühlschrank selbstständig Milch, bevor sie alle ist?
Die Vision, dass der Kühlschrank irgendwann einmal selbst Lebensmittel bestellt, damit der Lieferservice sie bringt, ist bis dato noch keine Realität. Aber theoretisch wären die Geräte bereits in der Lage, einen Bestellprozess auszulösen. Ein Szenario, das aktuell schon genutzt wird ist, dass wir mit dem Smartphone während des Einkaufens in den vernetzten und mit Kameras ausgestatteten Kühlschrank schauen können, um beispielsweise festzustellen, ob noch Milch da ist. Darin sehe ich für mich einen großen Mehrwert.
Aber glaubst du, Menschen lassen sich darauf ein, dass Kühlschränke Bestellungen aufgeben?
Würdest du dich darauf einlassen?
Auf gar keinen Fall.
Da sind wir ja schon zwei. Ich persönlich möchte die Herrschaft über meinen Kühlschrank nicht verlieren, insbesondere nicht über das Budget. Nicht, dass eines Tages plötzlich 30 Liter Milch vor der Tür stehen.
Ist noch Milch da? Mike Henkelmann checkt den Inhalt eines Kühlschranks im Schwalbacher Showroom. Selber kochen kann das Gerät die Gnocchi-Lachs-Pfanne leider noch nicht
Samsung stellt Handys, Tablets, Smartwatches und TV-Geräte her, aber eben auch Kühlschränke, Waschmaschinen und Küchenherde. Was für ein Mehrwert entsteht aus diesem Produktmix?
Große Hausgerätemarken haben keine Smartphones und TVs, andere TV-Hersteller umgekehrt keine Küchengeräte. Wir dagegen haben das Potenzial, das gesamte Portfolio an Geräten miteinander sprechen zu lassen und zu vernetzen. Wir haben zum Beispiel zur Fußball-WM 2022 über das Smartphone mit unseren TVs zusammen Multi-View angeboten. Kundinnen und Kunden konnten die Spiele am Fernseher über Magenta TV anschauen und sich über das Smartphone in der Sportworld-App weitere Kameraperspektiven anzeigen lassen sowie Statistiken und Analysen erhalten. Bei Fußballspielen der deutschen Mannschaft ist die Nutzungsrate wenig überraschend extrem angestiegen. Und auch die Verweildauer in der App war hoch. Wir möchten, dass Kundinnen und Kunden einen Mehrwert haben und in den Genuss von Unterhaltung kommen, den sie vielleicht bei anderen nicht haben.
Beim Second Screen leuchtet mir das ein. Aber warum soll ich jetzt noch meine Waschmaschine verbinden? Händisch befüllen muss ich die doch eh.
Energiesparen ist für mich das überzeugendste Argument. Wenn der Strom aus der Photovoltaikanlage kommt, sollte man eigentlich waschen, wenn die Sonne scheint. Ein PV-Balkonkraftwerk kann in Zukunft bis zu 800 Watt erzeugen. Davon kann ich die Waschmaschine betreiben, aber ich muss sie zum richtigen Zeitpunkt einschalten können. Das funktioniert per App, auch wenn ich nicht zu Hause bin.
Mike Henkelmann im turi2 Videofragebogen.
Mike Henkelmann
studiert Elektro- und Nachrichtentechnik an der TU Darmstadt. Er arbeitet als Entwicklungsingenieur für den US-Hörschutz-Hersteller Howard Leight, zur Jahrtausendwende heuert er beim japanischen Unterhaltungselektroniker Kenwood an. Dort managt Henkelmann Home-Entertainment-Produkte, bis er 2003 zu Samsung wechselt. Heute ist er bei Samsung Director Marketing Consumer Electronics und verantwortet die Bereiche TV & Audio, Hausgeräte und Display
Welche Smart-Home-Geräte hast du zu Hause vernetzt?
Über die Samsung Smart-Things-App sind der Fernseher, die Soundbar, der Kühlschrank, die Rollläden und die Photovoltaikanlage vernetzt. Mein 19-jähriger Sohn ist sehr technikaffin und hat ebenfalls sehr viele Dinge in Betrieb, darunter natürlich auch einen eigenen Router. Über SmartThings Energy kann ich den Energieverbrauch im Haus einsehen und aktiv managen. Das ist grundsätzlich der erste Schritt. Auch den Verbrauchern und Verbraucherinnen ist es derzeit besonders wichtig, einsehen zu können, welchen Energiebedarf sie haben. Mit SmartThings Energy bieten wir diesen Überblick an, was wiederum den Nutzerinnen und Nutzern clevere Entscheidungen ermöglicht: Ich stelle fest, dass ich auf den Eisschrank verzichten kann oder kaufe ein energieeffizienteres Gerät. Wir haben zum Beispiel zu Hause kein Eisfach und keinen Eisschrank mehr, weil wir ihn schlicht nicht brauchen. Ich habe meine Photovoltaikanlage mit den Geräten verbunden und versuche, dass unser CO2-Fußabdruck gering ist. Das ist meine Motivation, Investitionen zu tätigen und ich glaube, das muss für die Zukunft unser aller Motivation sein.
Das heißt, du regelst sehr viel über den Bildschirm. In welchem Lebensbereich verzichtest du gerne auch mal auf Screens?
Da gibt es einige. Wenn mein Sohn sonntags Fußball spielt, dann schaue ich live zu, da brauche ich keinen Screen. Beim Joggen logischerweise auch nicht. Ich genieße es, auch mal in Ruhe etwas zu tun, ein Buch zu lesen zum Beispiel. Aber am Ende sind wir zu Hause schon sehr technikbegeistert, das muss ich zugeben.
Gibt es wirklich Menschen, die alles zu Hause vernetzt haben? Oder ist das eine Utopie für Reiche?
Ich denke, dass die Vernetzung den Status der Early Adopter überschritten hat. Das vernetzte Zuhause setzt sich dann durch, wenn Menschen einen echten Mehrwert davon haben. Meinem Eindruck nach wird es in der Tat bestimmten Leuten vorbehalten sein, einen rundum smarten Neubau zu realisieren. Wir haben aber viele Bestandsbauten in Deutschland, bei denen die Frage ist: Wie kann ich diese modernisieren? Da liegt aus meiner Sicht die Gelegenheit, Lösungen anzubieten. Davon kann auch die breite Masse profitieren. Eine WLAN-fähige Waschmaschine kostet nicht viel mehr Geld als eine herkömmliche – und das ist gut investiert. Die SmartThings-App ist kostenlos und technologieoffen, also kann man auch Geräte steuern, die nicht von Samsung sind. Uns ist es sehr wichtig, Schnittstellen zu anderen Herstellern zu finden.
Ich würde einfach mal vermuten, dass die Deutschen bei der Adaption solcher Technologien etwas skeptischer sind?
Deutsche Konsumentinnen und Konsumenten müssen einen klaren Nutzen sehen. Wir haben vor 15 Jahren einmal eine kleine Kamera, so groß wie eine Hand, mit ausbaufähiger Videoqualität eingeführt. In Deutschland hat sich das Produkt nie durchgesetzt, wohingegen es in Italien sehr gut lief, da der Markt offener für Lifestyle-Gadgets zu sein scheint. Deutsche Kundinnen und Kunden sind kritischer, haben aber eine sehr hohe Bereitschaft, Geld für Unterhaltungselektronik auszugeben. Wenn man ihnen eine Lösung anbietet, sind sie bereit zu investieren, weil sie grundsätzlich technologiebegeistert sind.
Du bist seit 2003 bei Samsung. Wann fing das überhaupt an, dass alles miteinander vernetzt werden sollte?
Schon vor meiner Zeit bei Samsung waren in der Automatisierung oder im Maschinenbau solche Prozesse gang und gäbe. Dann stellte sich die Frage: Wie zieht das in den Haushalt ein? In der Unterhaltungselektronik haben wir den Anspruch, Produkte unterhaltsam zu gestalten und das Leben zu vereinfachen. Deswegen wurde das Thema Vernetzung schon sehr früh gedacht. Konsequent umgesetzt wurde es mit der Übernahme von SmartThings 2014. Und die Entwicklung ist gewaltig. Früher hat zum Beispiel die Installation einer Videokamera zu Hause einen riesigen Stress bedeutet: Netzwerkkabel, Stromversorgung, Videobänder anstatt Cloud-Systeme. Ein durchschnittlicher Haushalt nutzt hierfür erst seit fünf bis acht Jahren neue Produkte und Lösungen. Wir gestalten die Zukunft. Es ist wichtig, dass sich Deutschland weiter digitalisiert, um die Bandbreite vorhandener Produkte nutzen zu können.
Apropos Sicherheit: Wenn ich jetzt mein Türschloss nur noch per App öffne, was mache ich dann bei Stromausfall? Oder wenn ich mein Handy verliere? Da ist doch eine große Abhängigkeit.
Ich bin kein Fachmann für Türsysteme. Aber schauen wir einmal aufs Auto, das ist ja auch mittlerweile ein rollender Computer. Da sollte ich, wenn die Elektrik versagt, notfalls das Cabriodach auch manuell bedienen können. Genauso würde ich nicht alle meiner Hausschlösser elektronisch sichern. Man benötigt Notfallszenarien und die Möglichkeiten dafür gibt es. Am Ende ist es eine Ermessensfrage, wie sehr ich mich vernetze.
Wie sicher bin ich vor Hackern?
Wir haben mit Samsung Knox eine Technologie, mit der wir unsere gesamten Produkte sichern – auch wir selbst im Konzern. Hacker-Angriffe wird es weiterhin geben. Bis jetzt haben unsere Systeme standgehalten, und das soll auch so bleiben. Für uns hat es höchste Priorität, dass wir Kundinnen und Kunden best-
möglich schützen.
Hand aufs Herz: Findest du Kameras im Kühlschrank nicht auch etwas bizarr, wenn nicht sogar gruselig?
Bizarr ist es nicht, es ist bequem. Jeder muss für sich selbst definieren, was er gerne möchte. Es ist lediglich ein Angebot für unsere Kundinnen und Kunden. Wenn jemand sagt, „In meinen Kühlschrank schaue ich nur analog rein“, ist das auch okay.
Samsung Electronics
1969 in Südkorea gegründet, produziert zunächst u.a. Schwarz-Weiß-Fernseher und Mikrowellen. Heute zählt der Konzern mit seinen rund 270.000 Angestellten zu den größten der Welt, stellt Smartphones und Röntgengeräte, Waschmaschinen und Halbleiter her. Der Name Samsung bedeutet übersetzt „Drei Sterne“. Die verschwinden aber schon 1993 aus dem Firmenlogo
Wird man nicht zu bequem durch die Möglichkeiten, per Bildschirm Dinge erledigen zu lassen?
In stressigen Zeiten ist Bequemlichkeit hilfreich. Vor Familienurlauben wurden früher Benzin-Gutscheine vom Automobilclub bestellt, die Reiseroute ausgedruckt und wenn man in einen Stau geraten ist, musste man eben warten. Heute springst du ins Auto und sagst: „Ich habe mein Smartphone, mir kann nichts mehr passieren.“ Du könntest damit sogar noch das Licht zu Hause ausschalten, wenn es noch brennt. Ja, man wird bequemer, aber gewinnt auch Zeit und damit das wichtigste Gut, was wir heutzutage haben.
Per SmartThings-App kann ich dann sogar meine Miele-Waschmaschine oder meinen Bosch-Kühlschrank ausstellen. Ist das Ziel der Vernetzung nicht, Menschen komplett an eure Marke zu binden?
Natürlich gehört Kundenbindung zu unseren Unternehmenszielen. Aber wichtiger ist es für Samsung, das alltägliche Leben unserer Kundinnen und Kunden durch die Vernetzung der Geräte im Haushalt zu vereinfachen. Als Hersteller mit einem sehr breiten Portfolio profitieren wir davon, dass Konsumentinnen und Konsumenten früh mehrere Berührungspunkte mit unseren Produkten haben. Deutsche Konsumentinnen und Konsumenten haben im Schnitt ohnehin zwei bis drei Samsung-Produkte zu Hause. Der erste Kontakt ist oft ein Smartphone. Wenn ein junger Mensch zufrieden mit seinem Samsung-Smartphone ist, dann kauft er sich hoffentlich auch die Samsung-Waschmaschine, auch weil man sie über das Smartphone bedienen kann. So kumuliert sich das. Bei meiner Mutter musste es immer eine Waschmaschine einer deutschen Traditionsmarke sein und das ist auch okay. Wir wollen alle Kunden mit unseren Produkten ansprechen und freuen uns besonders in den letzten Jahren über den Zuspruch der sogenannten Gen Z.
Stichwort Smartphone: Deutlich stärker als seine Smart-Home-Lösungen bewirbt Samsung gerade sein Flip Phone mit klappbarem Display. Muss man jungen Leuten immer noch krassere Smartphone-Neuerungen anbieten, damit sie bei einer Marke bleiben? Oder ist das Smartphone als Innovationsfeld irgendwann sowieso auserzählt?
Das glaube ich nicht, Smartphones gehören mit zu den innovativsten Produkten auf dem Markt. Man muss sich nur vor Augen führen, was sich allein bei unseren Produkten in den letzten 14 Jahren, seit unserem ersten Smartphone, dem Samsung Galaxy GT-i7500, getan hat. Seit ziemlich genau vier Jahren gibt es zudem die neue Kategorie Foldables. Diese haben wir als logische Konsequenz der Wünsche unserer Kundinnen und Kunden entwickelt. Gefragt sind große Displays, allerdings gerne in einem kompakten Format. Oder starke Kameras, mit denen Selfies ganz einfach von der Hand gehen – wie mit der FlexCam. Wie erfolgreich das neue Konzept ist, zeigt sich in der steigenden Beliebtheit. 2019 wurden global 600.000 Foldables umgesetzt, 2022 waren es bereits 13 Millionen – mit fast zehn Millionen Foldables von Samsung werden wir als Innovationstreiber in dieser Kategorie gesehen. Aber das Zusammenspiel unserer Produkte, sei es mit SmartThings oder im Galaxy-Ecosystem, ist ein entscheidendes Kriterium. Die Menschen wollen Technik, die funktioniert und das am liebsten mit einem Klick. Das zählt auch für Smartphones.
Welche neuen Screen-Technologien werden erst noch kommen? Was haben wir heute vielleicht noch gar nicht auf dem Schirm?
Samsung gibt jährlich acht Prozent des Umsatzes für Forschung und Entwicklung aus. Das ist schon immens. Wir sind sehr zahlen- und datengetrieben und können schnell auf die Bedürfnisse der Konsumentinnen und Konsumenten reagieren. Wir sehen im TV-Bereich schon in naher Zukunft andere Bildschirmtechnologien mit Micro-LED. Da gibt es Möglichkeiten, mit viel mehr Leuchtkraft zu agieren, und das Bild wird sich noch weiter verfeinern. Klar ist auch, das Auge hat natürliche Grenzen. Das sollte man nicht überfrachten. Die Herausforderung ist, das Erlebbare energieeffizient darzustellen.
Gilt beim Fernsehbildschirm wirklich: Je größer, desto besser?
Ja, natürlich. Der Irrglaube war ja früher, dass man das Fünffache der Bildschirmdiagonale an Abstand zum Gerät einhalten sollte. Das stimmt nicht. Man sitzt heute auch am Computermonitor viel näher. Und eine Person, die einmal einen großen Bildschirm hatte, möchte diesen ungern wieder missen. Die Entwicklung zu immer größeren Screens ist deutlich. Der Durchschnitt verkaufter TV-Geräte liegt etwa bei 55 Zoll. Vor zehn Jahren waren es noch 48 Zoll. Aber hier gilt wie bei der Fotografie: Je größer das Bild, desto besser muss die Auflösung sein. Deswegen haben wir die 8K-Technologie eingeführt.
Wie viel Vernetzung bleibt Symbolbild, wie viel wird Realität? Tim Gieselmann im Gespräch mit Mike Henkelmann
Experten sagen, dass mit 4K das erreicht ist, was das menschliche Auge wahrnehmen kann. Verliert man sich nicht irgendwann in Details, die wir Menschen überhaupt nicht verarbeiten können?
Das ist meine Lieblingsfrage. Du hast an sich recht: Aufgrund des vorliegenden Materials, also Filmen zum Beispiel, ist 4K das, was man heute gut übertragen kann. Bei einem 8K-Bildschirm ist aber jeder Bildpunkt ein Kreis. Da ist der Buchstabe O wirklich kreisrund und kein Zackenwerk wie bei der 4K-Technik. Wenn du heute eine 8K-Fotografie siehst, hast du eine andere Tiefenstaffelung. Man sieht den Hintergrund deutlich schärfer und hat ein natürliches und plastischeres Seherlebnis. Man sieht das im Vergleich zweier Bildschirme. Wir haben mit Sky eine Staffel von „Das Boot“ in 8K co-produziert, die nur auf Samsung TVs angesehen werden konnte. Das war das erste Mal, dass wir den Content mitinitiiert haben. Der Unterschied zwischen HD und 8K war riesig.
Wird Samsung wieder unter die Produktionsfirmen gehen?
Das Gerät liefert auch bei einem 4K-Inhalt einen deutlichen Unterschied, aber wir wollten unseren Kundinnen und Kunden zeigen, was mit einem 8K-Fernseher möglich ist. Mit Sky haben wir einen erfahrenen Kooperationspartner gefunden. Das Filmen mit 8K-Kameras war ein großer Produktionsaufwand, gerade in Hinblick auf Beleuchtung und Make-up. Aber das Ergebnis ist sehr stark. Wir sind nicht in die fünfte Staffel eingestiegen, aber immer dafür offen, auch mal Projekte generisch mit anzuschieben.
Geht diese Fokussierung auf den immer größeren Fernsehbildschirm nicht völlig an der Realität vorbei, in der zwar alle ein Smartphone, aber viele in meinem Alter oder jünger gar keinen TV mehr zu Hause haben?
Man hat vor zehn Jahren geglaubt, dass der Fernseher in deutschen Haushalten ein Auslaufmodell ist. Das Gegenteil ist der Fall. Es geht eher um die Second-Screen-Nutzung mit Tablet oder Smartphone. Aber ein Fußballspiel oder einen Film auf dem großen Screen zu sehen, wird immer ein größeres Erlebnis sein als im mobilen Bereich. Zudem kann der TV die Schaltzentrale im Smart Home sein, um Dinge mit der Fernbedienung zu steuern. Diese Szenarien gibt es, und deswegen wird der TV aus den Wohnzimmern nicht verschwinden. Siehst du das anders?
In meiner Wohnung gibt es einen Beamer im Wohnzimmer und immerhin noch einen alten TV im Schlafzimmer, aber in meinem Freundeskreis sind einige Leute komplett ohne Fernseher.
Stabile Absatzzahlen mit sieben Millionen Fernsehern jährlich in Deutschland sind schon ein Wort. Die Zahlen zeigen auch, dass es keine Kannibalisierungseffekte zwischen Smartphone und TV gibt. Klar, Ausnahmen bestätigen die Regel. Aber ein Fernseher ist heute mehr, als wir vor zehn oder 15 Jahren geglaubt haben. Mit The Frame TVs haben unsere Kundinnen und Kunden die Möglichkeit, sich mit einer matten Oberfläche ein Gemälde anzeigen zu lassen. Viele Betrachter glauben nicht, dass das ein TV-Gerät ist. So ein Fernseher kann dann einfach als Bilderrahmen existieren. Daher schaue ich positiv in die Zukunft.
Was sagt deine Erfahrung, in welchen Bereichen, wo auf dem Bildschirm werden wir in Zukunft die größten Veränderungen erleben?
Ich glaube, wir werden im Metaverse einiges erleben – virtuelle Welten, die wir uns heute noch nicht vorstellen. Oliver Kahn war lange unser Testimonial. Als er noch CEO des FC Bayern war, hat er erzählt, dass ein virtuelles Stadionerlebnis für ihn der nächste Schritt ist. Das Stadion ist auf 75.000 Leute limitiert, aber bei einem Champions-League-Spiel könnten sie das Sechs- oder Siebenfache an Karten verkaufen. Tickets für VR-Nutzung, mit denen der Sportfan mit Brille von zu Hause das Spiel erlebt, sind schon gar nicht mehr so weit weg. Das zeigt: Man hofft auch außerhalb der produzierenden Unternehmen auf neue Technologien, um neue Geschäftsmodelle zu erschließen.
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