turi2 edition #13: Andrea Becher über Lobbying für Lokalzeitungen.
15. Dezember 2020
Sorgenkind Lokaljournalismus:Andrea Becher von der Score Media Group vermarktet regionale Zeitungen. Sie sorgt sich in ihrem Gastbeitrag für die turi2 edition #13 um die Zukunft regionaler Berichterstattung. Sie können das Buch hier als kostenloses E-Paper lesen oder gedruckt bestellen.
Wir verstehen es als unseren Auftrag, Werbetreibende immer wieder neu für die regionale Tageszeitung zu begeistern und aus ihnen Stammkunden zu machen. Ich bin davon überzeugt, dass die regionale Tageszeitung in so ziemlich jedem Mediaplan mehr Wert schaffen kann. Diese Mehrwerte müssen wir noch stärker durch kreative Inspiration vermitteln. Wir entwickeln dazu Produkte, die in all unseren Verlagen umsetzbar sind und zeigen, was unser Medium leisten kann. Allein mit den neuen Möglichkeiten der E-Paper-only-Belegung konnten wir 2020 frische Umsätze im siebenstelligen Bereich generieren.
Unser Anteil an den gesamten Vermarktungsumsätzen unserer Verlage liegt im Schnitt bei rund 20 Prozent, Tendenz steigend. Hier von “Priorität“ zu träumen, ist erlaubt. Konkret geht es in unseren Tagträumen um eine vermarktbare, digitale Plattform, um den Paid-Content aller Score-Media-Titel zu monetarisieren. Grenzen setzt uns leider manchmal noch die Technologie.
Bei allen Wachstumsfantasien bleibt meine Sorge, dass die Verlage nach dem für sie herausfordernden Jahr 2020 den Rotstift am lokalen Journalismus ansetzen. Das gestiegene Interesse an Informationen aus der Umgebung kann selbst mit steigenden Klick- und Abo-Zahlen nicht den Einbruch der lokalen Werbeumsätze kompensieren. Dabei ist der lokale Journalismus das Herzstück unserer Medien. Die Relevanz für die Leser vor Ort ist die Relevanz für Werbetreibende, auch national. Wenn die journalistische Vielfalt in Deutschland wegbricht, bricht auch ein Teil der Stärke unserer Demokratie weg.
Im Hinblick auf Fehler, die ich in meinem Berufsleben gemacht habe, steht einer ganz vorn: Ich habe lange fest daran geglaubt, dass wir gesellschaftlich auch in den Führungsebenen der Unternehmen weiter wären und auch Quotenregelungen für überflüssig erachtet. Aber Gleichstellung und Equal Pay stehen noch viel zu oft nur auf dem Papier. Weniger Appeasement und mehr Stringenz in der Herangehensweise an potenzielle Konflikte hätten mir sicher gut zu Gesicht gestanden.