turi2 edition #22: Was berührt uns am Touchscreen, Christoph Schnabel?
7. November 2023
Künstliche Gefühle: Handys und soziale Netzwerke sind “per se unemotional”, erst die Menschen, die sie mit Inhalten füllen, geben ihnen “Bedeutung und Wirkmacht”, schreibt Christoph Schnabel im Gastbeitrag in der turi2 edition #22. Der Associate Director Digital bei MSL muss an seinen Vater denken, der noch heute sagt: “Die im Fernsehen haben gesagt, …”. Für Schnabel haben Content Creator diese Grenze eingerissen.
Von Christoph Schnabel
Touchscreens sind nicht nur eine technische Komponente, sie sind auch ein Symbol: für Interaktion, Austausch, Berührung. Zu den goldenen Zeiten des linearen TV haben Röhrenbildschirme die Produzent:innen von Inhalten und die Konsument:innen hart getrennt. Mein Vater erklärt noch heute: „Die im Fernsehen haben gesagt, …“. Content Creator haben diese Grenze mit ihren Communities eingerissen.
Im Zeitalter des Touchscreens sind Bildschirme nicht nur ein technisches Hilfsmittel, sondern verbinden Menschen emotional: Konsument:innen und Produzent:innen von Content sind im Austausch – und nehmen sich gegenseitig in die Verantwortung. Diese neue Art von Beziehung hat sogar einen Spill-Over-Effekt in klassische Medien. Auch hier erwarten Konsument:innen heute Dialog und Rechenschaft von „denen im Fernsehen“.
Ein Beispiel ist das mittlerweile weit verbreitete Format „Was sagen die Social-Media-User dazu?“ in Talkshows. Genau hier zeigen sich Macht und Potential von Content Creators: Ihre Reichweiten, Content-Mengen und Interaktionsdichten sind nicht nur das Ergebnis eines veränderten gesamtgesellschaftlichen Mediennutzungsverhaltens, sondern befeuern es weiter.
Der ikonische Moment, als Steve Jobs 2007 den Touchscreen des iPhones vorstellt, hat sich als Gänsehautmoment ins kollektive Gedächtnis aller Digitalenthusiasten eingebrannt. Allerdings sind mobile Endgeräte und soziale Netzwerke per se unemotional. Menschen, die Inhalte produzieren, geben ihnen erst Bedeutung und Wirkmacht: Sie suchen immer neue Wege Technik zu nutzen, um sich auszudrücken und ihre Communities zu berühren.
Foto: MSL
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