turi2 edition #22: Welche Skills am Screen brauchen Jugendliche, Elisabeth Möckel?
17. November 2023
Starthilfe: Jugendliche ignorieren die “Stolpersteine” von TikTok und Co oft bewusst, schreibt Kika-Moderatorin Elisabeth Möckel im Gastbeitrag in der turi2 edition #22. Ihr TikTok-Projekt f.im.chat greift Handy- und Internet-Struggles für 13- bis 15-Jährige auf. Teenager suchen nicht medienpädagogischen Inhalten, benötigen sie aber. Da hilft nur: Humor.
Von Elisabeth Möckel
Soziale Medien prägen das Leben von Kindern und Jugendlichen. Der Umgang erfordert jedoch Fähigkeiten und Wissen. Bei Kika führen wir regelmäßig Zielgruppen- und Pädagog*innengespräche und stellen immer wieder fest, dass Gutgläubigkeit im Umgang mit neuen Medien leider nicht nur Grundschulkindern vorbehalten ist. Auch Preteens und Jugendliche haben wenig Bewusstsein für Gefahren. Selbst wenn sie Stolpersteine von TikTok und Co kennen, ignorieren sie diese meist. Kompetente Ansprechpersonen bei medienbezogenen Problemen fehlen. So entstand das Anliegen, neben Team Timster für Grundschüler*innen ein Format für eine ältere Zielgruppe zu etablieren: f.im.chat, das TikTok-Angebot von Kika und Funk, die damit Kompetenzen und Ressourcen bündeln, um ihrem medienpädagogischen Auftrag gerecht zu werden.
Mit einem F im Chat kann man im Stream Respekt, Mitleid oder Schadenfreude über einen Fail ausdrücken. Unser TikTok-Format gibt mit Humor altersgerechte Tipps. Denn: Jugendliche suchen nicht nach medienpädagogischen Inhalten, empfinden kein Defizit – zumindest so lange nicht, bis Probleme auftauchen. Dann ist es wichtig, sie ernst zu nehmen und Lösungen zu finden. In diesen fünf Bereichen wollen wir die Kompetenz der jungen Nutzer*innen stärken.
1. Kritisches Hinterfragen: Preteens sollten lernen, Social-Media-Inhalte zu hinterfragen, beispielsweise vermeintlich seriöse Informationen oder eine scheinbar perfekte Influencer*innen-Welt. Wir müssen sie stärken gegen jede Form des Missbrauchs und Hate, müssen ihren Blick schärfen bei der Rezeption von Inhalten und der Auswahl von Quellen, sie müssen differenzieren lernen und Meinungsbildungsprozesse beherrschen.
2. Sensibilität für Datenschutz und Privatsphäre: Der Schutz persönlicher Daten ist entscheidend. Junge Nutzer*innen legen selbst ihre Datenspuren für immer an und müssen die Konsequenzen daraus verstehen.
3. Filter-Kompetenz: Kinder und Jugendliche verbringen täglich mehrere Stunden in sozialen Medien und werden mit einer Flut an Information, Benachrichtigungen und Meinungen konfrontiert. Eine zentrale Fähigkeit ist daher, relevante von irrelevanten Inhalten zu unterscheiden.
4. Bedeutung des Smartphones: Jugendliche müssen lernen, das eigene Leben nicht vom Smartphone bestimmen zu lassen, das Handy beiseite zu legen, nicht auf jede Nachricht zu antworten oder das nächste witzige Video anzuschauen. Sie müssen ihre individuellen Grenzen kennenlernen.
5. Empathie und Respekt: Täglich erfahren Jugendliche unterschiedlichste Meinungen. Sie sollten Meinungsvielfalt akzeptieren und respektvoll reagieren können. Und verstehen, wie Posts und Kommentare Menschen beeinflussen.
Foto: Kika / privat
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