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“Immer mehr Fakten allein wirken nicht” – Christopher Schrader über Kommunikation zum Klima.

29. November 2022

 
Den Job richtig machen: Kommunikation allein kann uns in der Klimakrise nicht retten, aber Hindernisse auf dem Weg beseitigen oder ihnen die Macht nehmen, ist Wissenschafts-Journalist Christopher Schrader überzeugt. Im Juli ist sein Buch Über Klima Sprechen erschienen, in dem er der Frage nachgeht, wie wirksame Klima-Kommunikation gelingt. Sie darf nicht einfach nur Fakten vermitteln, erklärt er im Interview mit turi2-Redakteurin Carolin Sprick, sondern muss auch Emotionen und Werte ansprechen und Handlungsoptionen aufzeigen. Einen Konflikt mit journalistischen Idealen sieht er darin nicht, im Gegenteil. Für ihn ist klar: Mit dem nötigen Engagement und Haltung auf die Klimakrise zu reagieren, ist “einfach professionelle Arbeit”.
 

 
Kann gute Kommunikation das Klima retten?

“Retten” müssen wir nicht das Klima, sondern uns Menschen und die Tiere und Pflanzen auf diesem Planeten. Das kann Kommunikation allein nicht. Sie kann aber scheinbare oder wirkliche Hindernisse auf dem Weg beleuchten, den wir gehen müssen. Sie kann sie beseitigen oder ihnen die Macht über uns nehmen. Sie kann uns vor allem zeigen, welche schöne Zukunft wir gestalten können, wenn wir uns von der Herrschaft der fossilen Energierohstoffe und dem Einfluss von deren Besitzern befreien. Nur das kann uns retten, und auch nur dann, wenn wir Klimakrise, Artenkrise und globale Ungleichheit gemeinsam angehen.

Wie können wir das erreichen? Welche Strategien sind dabei wirksam?

Na, dazu habe ich ja ein ganzes Buch geschrieben. Wenn ich das in einem Satz zusammenfassen soll, würde ich folgendes sagen: Betonen wir Handlungsansätze, die in eine bessere Zukunft mit einem stabilisierten Klima und vielen guten Nebeneffekten führen, und bei denen die Menschen sich als Gemeinschaft erleben und als Teil der Lösung empfinden. Dabei hilft es, Werte und Emotionen des Publikums anzusprechen, Geschichten und Bilder zu benutzen und Zuversicht und konkretes Handlungswissen zu verbreiten, wenn die Basis dafür gelegt ist.

Was sollten wir dabei vermeiden?
 
Immer mehr Fakten über die Ursachen und Folgen der Klimakrise wirken allein überhaupt nicht. Wir müssen für die Menschen ja erst einmal greifbar machen, warum ihr Leben und das ihrer Lieben davon abhängt, warum ihre Werte in Gefahr geraten und warum sie diese nur durch eigenes Handeln bewahren und stärken können. Angst zu machen wirkt ebensowenig, wenn man den Menschen nicht sofort erklären kann, wie sie mit eigenem Handeln die Ursachen der Angst verringern oder abstellen können. Menschen zu beschimpfen, beschämen oder beschuldigen verbietet sich von selbst. Die Katastrophe und die Vergeblichkeit allen Handelns zu beschwören, motiviert niemanden.

Die Organisation “Letzte Generation” warnt sehr eindringlich vor der drohenden Katastrophe und hat mit ihren Aktionen in letzter Zeit viel Aufsehen erregt. Was macht das mit der Stimmung in der Gesellschaft?

Zunächst einmal können wir Ältere am Engagement der Jungen – von Fridays For Future bis zur Letzten Generation – erkennen, dass es nicht schnell genug voran geht. Die Aktionen geben dem Thema mehr Aufmerksamkeit, das ist gut so. Wir dürfen jetzt aber nicht zulassen, dass die Herren Dobrindt etc und die Bild-Zeitung die Deutung solcher Aktionen vorgeben. Es gibt sicherlich eine schweigende Mehrheit in unserem Land, die sich mehr und ehrgeizigere Klimapolitik wünscht und Verständnis für die Proteste hat, aber von den Lautsprechern in die Defensive gedrängt wird. Dann ist es gut, wenn es entschlossene junge Leute gibt. Man muss sich übrigens einfach mal mit ihnen unterhalten und ihnen zuhören: Es ist erschütternd, wie deren Bild von der eigenen Zukunft in Scherben liegt.

Welche Verantwortung tragen dafür die Medien? Haben sie das Thema bisher angemessen abgebildet?

Ich staune über die Fortschritte in jüngster Zeit, aber das heißt ja im Umkehrschluss: Früher war es nicht so toll. Ich kann die Lernkurve auch am eigenen Beispiel erklären. Früher war ich bei der Süddeutschen Zeitung für die Klimaberichterstattung zuständig, und da ging es vor allem um die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse zu Treibhausgasen, Meereis und Meeresspiegel, Stürmen, Dürren und Extremwetter. Das machten damals in dieser Detailtiefe vielleicht ein Dutzend Redaktion im deutschsprachigen Raum. Und ich dachte: Irgendwann werden die Leser:innen doch verstehen, dass wir alle etwas grundlegend ändern müssen. Dann habe ich mich mit den Sozialwissenschaften und der Kommunikation beschäftigt und erkannt: So wie ich es bei der SZ gemacht habe, konnte es nicht funktionieren.

Diese Erkenntnis bereitet sich in den Medien nur sehr langsam aus, auch wenn das Volumen der Berichterstattung deutlich zugenommen hat und viel mehr Kolleginnen und Kollegen aus Ressorts jenseits von Wissenschaft und Umwelt dazu arbeiten. Die tragen dann auch neue Blickwinkel bei.

Was würden Sie sich für die Zukunft wünschen?

Dass Klima zum Querschnittsthema wird, zu dem alle Ressorts beitragen, wirklich alle. Und die jeweilige Leitung gehört zur Chefredaktion. Ein Vorbild könnte übrigens guter Lokaljournalismus sein, wo sich die Redaktion immer wieder fragt: Was bedeutet diese weltpolitische Entwicklung, diese Initiative aus Berlin für unsere Stadt? Und wo passiert bei uns etwas, das auf „höheren Ebenen“ bedeutsam werden könnte?

Sollten auch Journalistinnen sich Gedanken darüber machen, ob ihre Klima-Kommunikation wirksam ist? Oder widerspricht das einer unvoreingenommenen Berichterstattung?

Na klar. Wir Journalist:innen fragen uns doch am besten immer, ob und wie das ankommt, was wir berichten. Dass es da gerade bei der Klimakrise eine Gefahr für die Ideale unseres Berufstandes geben sollte, ist ein böswilliges Framing, also eine Einrahmung und gedankliche Verknüpfung von interessierter Seite. Sie versucht, ihre blödsinnigen Fake News oder Verzögerungs-Narrative weiterhin ungefiltert ins Programm zu drücken, und zetert dann, wenn wir uns dem verweigern.
 
Die Klimakrise ist eine existentielle Bedrohung für die Menschheit, für die Demokratie und damit für die freie Presse. Darauf müssen wir mit dem nötigen Engagement und Haltung reagieren. Es geht hier doch nicht um irgendein Detail in der Straßenverkehrsordnung, wo wir einfach das Meinungsspektrum abbilden und fertig.

Wie kann kritischer und unabhängiger Journalismus dann stattdessen aussehen?

Unseren Job richtig zu machen, heißt in der Klimadebatte auf jeden Fall, die jeweiligen Interessen hinter politischen oder gesellschaftlichen Strömungen zu analysieren und die Folgen zu beleuchten, wenn diese Seite sich durchsetzen sollte. Klarzustellen, wo jemand lügt oder mit falschen oder unvollständigen Fakten „argumentiert“. Zu erklären, wo Vorschläge gegen Gesetze, höchstrichterliche Urteile oder völkerrechtliche Verpflichtungen der Staaten Europas verstoßen und zum Überschreiten der 1,5-Grad-Grenze führen – das ist übrigens einfach professionelle Arbeit.

Was ist mit Werbungstreibenden und Unternehmens-Kommunikatorinnen? Welchen Beitrag können sie leisten?

Das ist schwierig, denn da gibt es ein grundlegendes Dilemma. Wir können die Klimakrise nicht bewältigen, wenn wir an dem Ideal des Wachstums und den Mustern unseres Konsums festhalten. Das aber ist es, was Werbung erreichen soll. Es ist darum vielleicht ein illusorischer Wunsch, was ich jetzt sage: Die Werbeindustrie und die Pressestellen der Unternehmen sollten zunächst nach innen in diese Firmen hineinwirken, damit sich Produktion und Produkte ändern. Noch illusorischer ist mein zweiter Wunsch an die Werbeindustrie: Hört damit auf, irgendwelche Produkte, die mit hohem Treibhausgasausstoß verbunden sind, als unverzichtbare Elemente eines guten Lebens darzustellen. Kreuzfahrten und tonnenschwere Autos mit einem Alibi-Elektromotor zerstören unsere Zukunftschancen.

Das wird häufig als Greenwashing kritisiert. Wie wirken Unternehmen diesem Vorwurf entgegen?

Indem sie ehrlich kommunizieren. Und indem sie sich nachvollziehbar auf den Weg zu wirklicher Nachhaltigkeit begeben. Für einen wirklichen Aufbruch spricht vor allem ein sogenanntes Science-based Target, also ein Unternehmens-Ziel und festgelegte Wegmarken, die Emissionen auf ein Niveau zu begrenzen, wie es von wissenschaftlichen Analysen zur Klimaneutralität vorgegeben wird.
Kein Unternehmen kann das von heute auf morgen erreichen, darum bleiben vermutlich bei allen, die sich verändern wollen, auf absehbare Zeit Kritikpunkte, die dann in unserer Empörungs-Demokratie als „Greenwashing“ gebrandmarkt werden. Aber der Verweis auf die erreichten, glaubhaften Veränderungen kann dann vielleicht den Shitstorm beruhigen.

Dieses Interview ist Teil der Agenda-Wochen von turi2: Bis zum 18.12. blicken wir jeden Tag auf die Themen, die die Kommunikationsbranche zum Jahreswechsel bewegen.

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